Wenn die Direktoren die ersten Forschungsvorhaben umreißen, dann ahnt man, wie ein solches Institut einmal zur öffentlichen Debatte beitragen könnte: Der Informatiker und Marketingforscher Thomas Schildhauer von der UdK möchte untersuchen, wie eine Spaltung der Gesellschaft in digitale Insider und Ausgegrenzte vermieden werden kann.
Google-Chef Eric Schmidt pries Qualität und Sorgfalt deutscher Universitäten.
(Foto: Bloomberg)Jeanette Hofmann, Politologin am Wissenschaftszentrum, will zu informationeller Selbstbestimmung in Zeiten des Cloud Computing forschen. Wie in der Welt der Facebook-Freundschaften neue Zwischenstufen zwischen den überkommenen Rechtsbegriffen "privat" und "öffentlich" entstehen, möchte der Medienrechtler Wolfgang Schulz vom Hans-Bredow-Institut ergründen.
Und der HU-Verfassungsrechtler Ingolf Pernice will der Frage nachgehen, ob im Netz womöglich der "Schlüssel für eine Globalverfassung", für eine Demokratie auf Weltebene verborgen sei, die wir bis vor kurzem nur als Utopie hätten abtun können.
Das sind allesamt relevante Themen - so dass sich dann doch die Frage stellt, warum es in der deutschen Forschungslandschaft für eine derart konzertierte Auseinandersetzung mit dem Internet erst des Anstoßes von Google bedurfte. Natürlich liegt die Antwort im leidigen Geld, das schlicht keine der Unis und auch nicht das Wissenschaftszentrum hätte aufbringen können.
"Mit Neid", erzählt Jeanette Hofmann, habe sie stets auf das Berkman Center der Universität Harvard geblickt und gedacht, dass es so etwas im deutschsprachigen Raum auch geben müsse. Eine Einrichtung, die dem Berkman-Center oder dem britischen Oxford Internet Institute auf Augenhöhe begegnen könnte, wäre in der Tat ein Gewinn.
Der Datenkrake Datenschutz erklären
Wird Deutschland dem Finanzier Google vielleicht eines Tages so dankbar sein müssen wie den Unternehmern, die einst aus auch nicht ganz uneigennützigen Gründen die Grundlagenarbeit der Kaiser-Wilhelm-Institute finanziert haben? An Verständnis füreinander hat es zwischen dem hierzulande gerne "Datenkrake" genannten Suchmaschinen-Konzern Google und den Deutschen des öfteren gefehlt, wie nicht zuletzt das Geschrei um Street View gezeigt hat.
Wenn es den Forschern des neuen Instituts am Ende gelingt, den deutschen, den mitteleuropäischen Blick auf das Internet - mit all seinen Differenzen zur angelsächsischen Perspektive etwa bei Persönlichkeitsrechten und Datenschutz - besser zu erklären, dann kann das natürlich auch den Damen und Herren im kalifornischen Mountain View nur nützen.