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Bettina Gärtner: Unter Schafen. Roman


Leseprobe:

"Nicht alles, was du nicht verstehst, ist ein Zeichen, Kleines."

Vorhersehbare Villen- bis Einfamilienhausgegend in waldnaher Randlage einer nicht übertrieben großen Großstadt dort im Westen, wo er auf den Osten trifft. Daran anschließend und die Stadtgrenze schrammend, ein zu einer Tiefebene hin abschüssiges Fabrikgelände mit altehrwürdigen Ziegelbauten. Entlang der nördlichen Außenmauer die Wohnbauten. Das schöne Haus, so wie die anderen alten Wohnhäuser der Straße, seinerseits Backstein. Vom Flur im Erdgeschoss Zugang zu einem weiteren, sehr kleinen Vorraum, von dem aus wieder zwei Türen abgehen.

 I. Kapitel

In meinem Wohnzimmer umstehen sieben Frauen den Auflauf, den ich in der Küche vorportioniert und zu den mit Schafskäse gefüllten Brottaschen auf die Anrichte gestellt habe.

Wir essen nie viel, obwohl wir viel übers Essen reden. Beim Essen reden wir auch über Männer, vor allem über unsere, die geschäftlich miteinander zu tun haben und ebenfalls befreundet sind.

Seit ich hier lebe, gebe ich jeden ersten Mittwoch einen Damennachmittag, so wie alle Frauen, die ich einlade, einmal im Monat einen Damennachmittag ausrichten, zu dem sie mich einladen. Einige haben Haushälterinnen, Norma hat auch noch eine Kinderfrau. Ich dagegen habe schon Mühe, meinem Mann einen Servierwagen schmackhaft zu machen.

Norma beteiligt sich heute kaum an der Unterhaltung. Sie hat nur Pilze auf dem Teller und will mir etwas sagen, während ich immer wieder in die Küche pendle, diesmal, um Tee, Sekt und den Kuchen anzurichten. Von Wohnzimmertür bis Küchentür misst der zweite Vorraum gute zwei Schritte, zur Flurtür hin schwache drei. Ich habe Schwingtüren aus Milchglas einbauen lassen, durch die jedoch weniger Licht fällt, als ich mir erhofft habe.

Unser Telefon beginnt zu schnarren, und ich fange die Küchentür ohne Eile ab. Als ich in den Flur komme, hat unsere Tochter Mea die Hand schon am Hörer. Sie kann es nicht erwarten, vierzehn zu werden. Zu Mittag hat sie noch behauptet, das Haus erst wieder betreten zu wollen, wenn die letzte Kapitalistin gegangen ist.

„Das muss die Dings sein, oder der …“ Ich übertöne das nächste Läuten, sage „Pflegerin“ oder „Nachbarin“, nenne vielleicht auch den Sekretär oder den Ladenbesitzer und dränge Mea ab: „Ja, bitte?“ Als ich gefragt werde, ob ich reden kann, drehe ich ihr den Rücken zu und frage: „Darf ich Sie zurückrufen?“
Ich werde gefragt, ob ich spinne, und frage: „Sie sind bis wann erreichbar?“
„Hört sie mit?“
„Wunderbar. Ich darf mich also später melden.“

Normas Mann heißt nicht Alfred, wie alle vermuten, denen er sich als Fredd vorstellt. Sein richtiger Name ist Fridolin. Er melde sich später, sagt er jetzt.


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© 2015 Müry Salzmann, Salzburg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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