• Kuhfladentauchen

    Nachts, wenn ich nicht schlafen kann, mache ich mich auf zu gefaehrlichen Missionen. Ganz ohne Sturzhelm, aber mit Frotteepyjama und Thermoskanne, stuerze ich mich in die Untiefen des Interwebs. Ich stromere unter falschem Namen durchs StudiVZ und belaestige ein paar Nachtschwaermer. Oder ich berichte auf einem meiner vielen Blogs ueber die schmutzigen Geheimnisse einer Bibliothekarin. weiterlesen »

  • Musik ist weder Zeit noch Geld

    Ich habe mich eigentlich nie mit Zeit beschaeftigt, bis ich mit 18 Jahren als untauglich fuer den Wehrdienst befunden wurde und meine Mutter mir erzaehlte, dass ich ja jetzt zwei Jahre gewonnen haette, die ich unbedingt fuer eine schnelle Beendigung einer Ausbildung oder eines Studiums nutzen solle. Diese Art von Logik konnte ich nicht wirklich nachvollziehen und brach die Schule ab, um forthin rumzugammeln und Musik zu machen. Da meine Eltern davon nicht so begeistert waren wie ich, stellten sie abrupt jegliche finanzielle und moralische Unterstuetzung ein, woraufhin ich angefangen habe, mich mit Jobs als Lkw-Fahrer, Schraubenlegierer, Marktforscher, Buecherkommissionierer etc. ueber Wasser zu halten. Das allerdings stahl mir sehr viel Zeit zum rumgammeln und Musik machen und ich beschloss, fortan nur noch Musik zu machen, aber auch etwas weniger rumzugammeln, damit ich vor mir selbst ethisch vertreten konnte, in Zukunft fuer Musik bezahlt zu werden. Zeit und Geld schienen auf einmal zusamenzuhaengen. Jetzt interessiere ich mich eher fuer die Brueche in diesem Zusammenhang. weiterlesen »

  • Die Rechnung des Sinnsystems

    It’s all about the moneeey., kreischte Busta Rhymes in den Neunzigern. Es ging ihm vermutlich um den Ausverkauf der Kulturen im Kapitalismus. Aber man hatte damals auch noch Geld-Kranke aus der vorangegangenen Dekade vor Augen. Leute, die ertranken in ihrem immer fluessiger werdenden Geld, vergeblich nach Luft schnappten, wie nach dem Lebenssinn, nach so etwas wie einem Lebensinhalt, der nicht Geld war. Geld allein macht nicht gluecklich. Dort, wo Geld im Ueberfluss vorhanden war, leitete sich diese Einsicht ab. Heute teilen sie auch andere Bevoelkerungsschichten. Doch: Haben oder nicht haben, das ist hier nicht die primaere Frage. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #9

    Es gibt eine Menge von Themen, die in naechster Zukunft wichtig sein werden. Zunaechst ist da die Energiefrage, die auch damit verbunden ist, inwieweit es den unterentwickelten Laendern gestattet sein wird, sich bei der Diskussion globaler Angelegenheiten zu beteiligen. Dazu kommen dann noch ihre billigen Arbeitskraefte und vielleicht der exotisch guenstige Tourismus. Vor allem die Energiefrage wird von Tag zu Tag wichtiger, da der Vorrat an erschoepflichen Energietraegern bald verbraucht sein wird. Ich frage mich, wie sich bis dahin die Beteiligung dieser Laender veraendern wird. weiterlesen »

  • Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen!

    Sehr geehrte Damen und Herren, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die o.g. Ausschreibung meinen Anspruechen nicht ge- recht wird. Ich versichere Ihnen, dass meine Entscheidung keine Abwertung Ihrer Firma bedeutet, sondern ausschliesslich auf meine Auswahlkriterien zurueckzufuehren ist. Der studierte Philosoph Thomas Klauck hatte irgendwann genug vom Anforderungswahnsinn der Stellenausschreibungen, von Forderungen nach team-orientierter Motivation, interdisziplinaerer Fuehrungserfahrung oder konzeptioneller und kommunikativer Kompetenz, wenn man sich etwa anschickt, Kanzler einer Fachhochschule zu werden oder bis zum 01.03.08 eine Waldbau-Professur in Rottenburg zu besetzen. weiterlesen »

  • Der vollkommene Idiot

    Geliebter Homer, schon lange wollte ich diese Zeilen an Dich richten. Bisher hat mich die raeumliche und kulturelle Entfernung zwischen uns davon abgehalten, Dir meine Liebe zu gestehen. Doch nun, da Du ein richtiger Filmstar bist, kann ich meine geheime Liebe genauso gut einem Massenmedium anvertrauen. Warum ich Dich liebe? weiterlesen »

  • Sie sind wirklich da draussen

    In einem durchschnittlichen Integrationskurs kann man sie finden. Jeden Morgen kommen sie durch die Tuer, leibhaftig und unzweifelbar real: Aliens. weiterlesen »

  • Der Killerknirps

    Wer redet denn heute noch vom Wetter in England? Ich! Denn Manchester ist dafuer ein selten gefundenes Fressen, auch wenn ich den Aussagen der Mancunians anfangs nicht ueber den Weg getraut habe: Hier regnet es immmmmer! Das sagen die in Bremen auch und alles, was dahinter steckt, ist als Beschwerde getarnter, fast platzender Lokalstolz, dass man eben nur als Einheimischer in dieser rauen Gegend ueberleben kann, die, wenn man dort wirklich wohnt, ueberhaupt nicht so rau ist. Immer! Pah! Das mag vielleicht den spanischen Erasmus-Studenten so vorkommen und natuerlich den Mancs, aber doch nicht mir. weiterlesen »

  • Offene Prozesse

    Ich komme aus Santiago de Chile, seit 2004 lebe ich in Berlin. Eigentlich wollte ich Schriftstellerin werden. Als 1989 die in Chile die Diktatur endete, wurde die Kulturpolitik neu strukturiert. Mit einem Mal flossen viele oeffentliche Gelder in den Kunstbetrieb. Das hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, dass Kunst etwas Visuelles ist. Das Schriftstellerische verschwand dahinter. Zahlreiche Institutionen, Kunstschulen wurden gegruendet, Ausstellungen, Kataloge produziert. weiterlesen »

  • Zu flach und zu hoch

    Es ist nicht kategorisierbar, floesst Angst ein, ruft Kopfschuetteln hervor, Ablehnung, wird verdraengt, vergessen, hinterlaesst insofern nur selten ohne Weiteres lesbare Spuren in der Geschichte: das Paradoxe. Zurecht werden Sie fragen: Aber ist Widerspruechlichkeit nicht das konstitutive Markenzeichen der Wirklichkeit? Doch geht es hier um etwas anderes. Oder doch zumindest um einen ganz besonderen Fall: Texte, die zugleich als zu flach und als zu hoch wahrgenommen werden. Texte, wie sie im Protokoll-Segment der Berliner Gazette erscheinen. weiterlesen »

  • Wer zuerst kommt, darf laenger warten

    Immer schoen hinten anstellen. Es geht hier der Reihe nach. Entlang der alltaeglichen Zivilisiertheit, weniger Ergebnis der Vernunft als Konsequenz schmaler Gaenge zwischen Warendisplays und Leitregalen: Die Schlange bezahlbereiter Konsumenten in deutschen Gross-Discountern. Jeden Tag ersteht man sich hier ein Stueck von der Welt – Einkaufswagenreisen mit dem immer gleichen Ziel: Beduerfnisbefriedigung. Und das ist gut so, und frisch und preiswert. Zumindest glauben wir das. Subtiler als die Praemiumkekse draengt sich in Augenhoehe der Eindruck auf, dass fuer viele Mitkunden der Marktbesuch die einzige oekonomische Partizipation des Tages ist. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #8

    Welche Fragen im Kontext der Globalisierungskritik kuenftig gestellt und diskutiert werden sollen? Wir wollen Eigentumsfragen und damit die Frage nach Moeglichkeiten fuer eine demokratische Kontrolle der Wirtschaft – auf allen ihren Ebenen – kuenftig staerker in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehoert eine demokratische Kontrolle der internationalen Finanzmaerkte ebenso wie das Verhindern bzw. Rueckgaengigmachen von Privatisierungen oeffentlicher Gueter und eine staerkere betriebliche Mitbestimmung. weiterlesen »