Ein einsamer dunkelgrauer Baum ragt vor einer hellgrauen Wand empor. Zitternd recken sich seine grauen Aeste und Zweige in den weissblassen Himmel. Weiter hinten sind ein paar hellgraue Backsteinhaeuser zu sehen. Vor den schmalen Fenstern sind entweder Klimaanlagen oder Gitter angebracht. Eine schwarze Feuerleiter schlaengelt sich an einem der Haeu- ser hoch. Klimaanlage. Feuerleiter. Das erinnert an die USA. Um genauer zu sein an New York. Dieser trostlose Ort, mit dem knoechrigen Baum und der kahlen Wand, ist das Zuhause von Dr. Barnes in der 120 West 85th Street, oder doch nicht? weiterlesen »
Lesen, was andere geschrieben haben und dann darüber schreiben. Worin besteht in so einem Fall die Eigenleistung? Susanne Lederle hat sich für die Berliner Gazette die Arbeit des Perlentauchers angesehen. Anlass ist eine Klage. weiterlesen »
“Nun lauf doch nicht schon wieder so schnell. Du immer mit Deinem Berliner Schritt.” Unzaehlige Male hat Sebastian Sooth diesen Satz in Leipzig schon gehoert. Sein Alltag in der Projektberatung und -umsetzung besteht darin, viele Dinge gleichzeitig zu machen. Als selbststaendig taetiger Mensch schafft er sich seine Beschleunigungszwaenge leider selbst. Zehn Minuten auf etwas zu warten, dauert natuerlich laenger, als nur noch zehn Minuten zu haben, bis ein Projekt erledigt sein muss. Und so bewegt sich sein Leben zwischen den beiden Polen “Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich” und “Koennt ich doch die Zeit vordrehen!”. weiterlesen »
Eigentlich zaehlen wir ja mehr auf das Glueck in der Liebe als auf das Glueck im Spiel. Aber hin und wieder kann man ja eine Ausnahme machen und dem Lockruf des Goldes folgen. Zumal, wenn der weder nach Klondike (wo es im Prinzip ja eh mehr ums Schuerfen als ums Zocken ging) noch nach Las Vegas verfuehren will. Sondern eben – feiner Unterschied – nach Lost Vegas. Klingt zwar ein bisschen nach: Schon verloren. Doch so schnell lassen sich selbst GelegenheitsglueckspielerInnen nicht ins Bockshorn jagen, oder? Wer also testen will, was geht: Sollte sich unbedingt diese Woche ins Dock18 begeben. Dort hat naemlich tatsaechlich eine temporaere Spielhoelle bzw. -halle aufgemacht. weiterlesen »
Sie haben es sicherlich schon gewusst. Das populaerste deutschsprachige Blog widmet sich ausschliesslich der Bild-Zeitung: ihren taeglichen Luegen, ihrer unertraeglichen journalistischen Selbstgefaelligkeit, ihrem Einfluss und ihrer meinungsbildenden Macht. weiterlesen »
Einst kamt Ihr alle an einem Ort zusammen und ersannt dank Eurer gemeinsamen Sprache ein grenzdebiles Grossprojekt – einen Turm, statt meiner Weisung “Seid fruchtbar und mehret Euch und fuellet die Erde” nachzukommen. Ich hatte keine andere Wahl als Euch die Sprache zu verwirren, auf dass Ihr einander nicht mehr verstuendet. weiterlesen »
Meist fallen sie nicht direkt ins Auge, zu ueberladen ist die uebrige Inneneinrichtung. Erst nach dem vielleicht vierten Blick werden sie wahrgenommen, von immer aufs Neue staunenden Gaesten internationaler Restaurants: Grossformatige Bilder, oft beleuchtet, von romantischen Landschaften einer mutmass- lichen Heimat. Sie zeigen Berge, Seen, Fluesse, Wasserfaelle; das Glitzern des Wassers wird durch viele Leuchtpunkte effektvoll ueberzeichnet. Klar: Diese Landschaften gibt es gar nicht, bestimmt nicht in dieser reinen Schoenheit. Es sind idealisierte Orte. Mehr Wunschvorstellung als abgebildeter Raum. weiterlesen »
Was macht man auf einer Reise nach Salzburg, wenn man nicht gerade Sightseeing im Gepaeck hat? Man ist eventuell im Hotel. Dieses sah von aussen aus, wie etwas alt, war aber innerlich recht neu. Und vor allem karg. Viel Ablenkung gab es also nicht, so dass man sich auf die Arbeit konzentrieren konnte. Einen Fernseher vermisste man eigentlich nicht, man sah ihn sowieso erst auf den zweiten Blick. Flach hing das Teil an der Wand. Der Boden knarzte unter den Schritten. Netzzugang war inklusive. Um die Ecke hing ein Trakl-Gedicht neben einer Apotheke. Unten floss die Salzach geraeuschlos. Das Fenster depperte etwas. weiterlesen »
Die Luft flirrt an diesem Abend in Berlin. Es ist das erste richtig heisse Wochenende dieses Sommers. Die Eberswalder Strasse ist endlich mal nicht hoffnungslos mit Autos verstopft. Vor’m Dr. Pong haben sich ein paar Leute versammelt, Club Mate trinkend, ueber nichts Wichtiges fachsimpelnd. Einer von ihnen sitzt auf einem Stuhl und kritzelt eifrig etwas auf einen Bierdeckel. Ein junger Poet mit struppeligen Haaren, sonnengegerbter Haut und selbst gestaltetem T-Shirt: Jonny Kornhauser aus Virginia, USA. Gleich wird er als Musiker unter dem Namen The Corndawg auftreten und Country spielen. Jetzt wartet er bloss noch auf seine Gitarre. weiterlesen »
Fans, nicht nur aus ganz Spanien, sondern aus der ganzen Welt. Einfache Leute, Ex-Profis, Hollywood-Stars. Alle wollten es sehen: Real Madrid, der reichste und populaerste Fussballklub dieses Planeten, wuerde die spanische Meisterschaft gewinnen; die Ikonen Carlos und Beckham Abschied nehmen. weiterlesen »
Was ist das Eigene und was das Andere? Die Grenzen zwischen beiden sind immer fliessend, so dass man sagen koennte, eine Beschaeftigung mit dem Anderen bedeutet auch eine Beschaeftigung mit dem Eigenen. Hier geht es um eine Horizontenverschmelzung und eine Horizontenueberlappung. Das wurde mir bewusst, als ich begann, Biographien zu schreiben. weiterlesen »
Der alte Lustmolch Goethe duerfte in Wirklichkeit Pornos im Sinn gehabt haben, als er 1827 festlegte, dass es in einer Novelle immer eine “unerhoerte Begebenheit” geben muesse. Was sonst ist die Darstellung von Unzucht fuer eine Begebenheit, wenn nicht eine ganz schoen unerhoerte? Literatur-Expertin Susanne Lederle weiss mehr. weiterlesen »