• Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #14

    Was nach Heiligendamm anders ist als vorher? Eigentlich nichts. Nunja, die Oppulenz des Gipfels hat ja eher an einen Louis XIV Event erinnert, in dem Sinne waere es eventuell an der Zeit, dass sich auch die Globalisierungskritiker draussen vor den Toren der Macht sich einen Prosecco genehmigen und ihre huebschen Klamotten anziehen und dann auch in schale ihre Pressekonferenzen machen – bekanntlich ist man ja serioeser, intelligenter und erfahrener, wenn man Anzug traegt.
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  • Pin-Dramularia

    Bei dem Online-Roester gab es bis heute Telefonkarten, die es ermoeglichen sollten, kostenlos von Roester-Fon zu Roester-Fon telefonieren zu koennen. Tolle Sache. Ich habe fuenf Leute im Verwandtenkreis, die auch roestend Telefonate empfangen koennen. Drum Roester-SIM besorgt nebst Telefon. Billigbillig. Mit PowerAkku natuerlich. Zwischendrin bezahlt mit EC-Carte und PIN. Zurueck, zuhause, sofort ausprobiert und damit man nicht alles neu eingeben muss, die SIM-Card aus dem anderen Roesterfon (ja, ich kann mich selbst fuer umsonst anrufen!) raus, ins neue rein. Zuvor, man weiss es nicht, und weil die PIN vergessen ward, eine neue erfunden. weiterlesen »

  • An einem Tisch

    Mitten durch mein Land, die USA, verlaeuft eine Grenze. Die Grenze ist nur in den Koepfen der Menschen, aber das reicht schon aus. Es gibt die religioese Rechte und die Liberalen. Sie hassen sich wie die Pest. Manchmal habe ich das Gefuehl, diese Grenze verlaeuft mitten durch mich, durch meinen Koerper. Ich bin eine American Indian und vor sieben Jahren zum Buddhismus konvertiert. Ich gebe es zu, die Sache mit dem Buddhismus hat mehr mit meinem Lifestyle zu tun, als mit Ueberzeugungen. Hier in Hollywood ist Buddhismus eben ziemlich chic. weiterlesen »

  • Mein Homie Picasso

    In der Glotze laeuft ein altes Grafittivideo aus Berlin. Es werden krasse Aktionen gezeigt, von einfachen Bombings und Throw-Ups bis hinzu Wholetrains ist alles dabei. Es faengt wieder an, dieses Kribbeln in den Fingern. Ich schnappe mir meinen Rucksack, knips den Fernseher aus und mach mich auf den Weg, um mich mit ein paar Dosen einzudecken. Wieder zu Hause schmeiss ich ein Oldschool-Tape rein und mach noch ein paar einfache Skizzen. Die Dosen werden abgewischt (wegen den Fingerprints) und zusammen mit Handschuhen, Tuch und Kamera verstaut. Jetzt heisst es: Warten bis es dunkel wird. weiterlesen »

  • Zarte Explosionen

    Leise rifft eine Elektrogitarre vor sich hin. 4/4-Takt mit nachgezogenem Bein. Drei Minuten und 46 Sekunden hat der Song noch. Ein unauffaelliges Schnarren gesellt sich dazu. Vielleicht ein offener Regler. Der Beat wird schneller, der Klang voller, das Schnarren lauter. Eine zweite Gitarre dringt in den Song ein und spielt eine einfache Melodie. Die beiden Instrumente belauern sich ein wenig, umschmeicheln sich, finden zusammen, springen voneinander weg wie zwei scheue Katzen. Schliesslich kuscheln sie sich ein in trauter Disharmonie. weiterlesen »

  • Die Adorno-Therapie

    Adorno ist einer der ganz schweren Faelle, vor allem die Suhrkamp Insel-Gesamtausgabe im Taschenbuch, da macht das Outfit, der ameisenhaufen-wimmelige Druck, die inneren Wirrnisse noch schwerer durchdringbar. Eigentlich ist sie schon vor langer Zeit als therapieresistent aus der Behandlung entlassen worden, aber ab und zu, wenn sie glaubt, eine Sitzung koenne ihr gut tun, kommt sie in mein Behandlungs- zimmer marschiert, nickt kurz zu Begruessung, laesst sich auf meine rote Couch plumpsen, streckt sich lang aus und raekelt sich ein bisschen. Dann faengt sie mit dem zufriedenen Habitus einer als voellig verrueckt Anerkannten an, ihr wirres Innenleben auszubreiten, als koenne man in diesem wirren Zeug lesen wie in einem Buch. weiterlesen »

  • Verflüssigungen

    In unseren Zeiten ist die Beschleunigung aufs Engste mit der zunehmenden Geschwindigkeit der Informationsuebermittlung verknuepft. Informationen, die uns erreichen, veraendern die Richtung, in die wir uns bewegen und dies verwandelt sich in Informationen, die wiederum die Richtung derer modifizieren, die uns umgeben. Es ist offensichtlich, dass die Beschleunigung, die durch die neuen Medien hervorgebracht wird und die eine zunehmend grosse Informationsmasse in Umlauf bringt, sich in jeder Kleinigkeit unseres Alltags bemerkbar macht. weiterlesen »

  • Daseinsgrundbedarf

    Gern behaupte ich von mir, einer Sache auf den Grund zu gehen. Doch wie viel Gruende kann eine Sache haben? Eine Definitionsfrage: Der Grund ist immer mehr als ein Boden. Er ist immer auch das, was die Vernunft in einer Sache als Sinn begruendet. Insofern ist der Grund immer mehr als einer. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #13

    Nach Heiligendamm sieht die Welt anders aus! Die Zeit der Gewaltfreiheit und des zivilen Ungehorsams ist – unwiderruflich – da. Die menschlichen Erfahrungen und Veraenderungen von zehntausend Blockierern um Heiligendamm, von zahlreichen AnwohnerInnen und auch von Medienleuten vor Ort werden eine Welle der Angstfreiheit nach sich ziehen. Immer wieder wird es die Runde machen: No fear! TeilnehmerInnen uebertreffen sich in ihren Berichten gegenseitig an Dankbarkeit gegenueber unzaehlig vielen Menschen, die um Heiligendamm die Wirklichkeit eines menschlichen Miteinanders als Alternative gelebt haben. weiterlesen »

  • National Hell Service

    Abgehetzt, schwankend, mit leerem Magen und entzuendeten Mandeln bin ich endlich im National Health Service Centre in der Naehe der Manchester University angelangt, genau eine Viertelstunde bevor die drop-in hour fuer heute ihre Toren schliesst. Die Wartehalle ist voll -fast jeder Kontinent ist vertreten, dazu Studenten und Drogenabhaengige in Trainingsanzuegen mit breiten Mancunian accents, schlechten Zaehnen, entfaerbter Gesichtshaut, der weibliche Teil von ihnen mit den gewohnten riesigen Goldohrringen, straff zurueckgebundenen Haaren, meist schwanger. weiterlesen »

  • Berlin vs. Dortmund

    Reisen war schon immer eine spannende Sache: Einblicke bekommen, Neues sehen, Erfahrungen machen. Die haeufigste Frage, die Zuhause penetrant gestellt werden wird: Was ist da – in Berlin – anders als bei uns in Dortmund? Dieses Mal will ich vorbereitet sein. Als integrierter Kenner der Dortmunder Vorstadtpresse bemerke ich: Es tauchen keine Kaninchen- zuechtervereine in den Zeitungen auf. Ziervogelvereinigungen, der katholische Arbeitnehmerverband, das zuenftige Jubilaeum des Kleingartenvereins Glueck Auf 1885 e.V. mit Jubilar- ehrungen und anschliessendem geselligen Beisammensein bei Koestlichkeiten vom Grill – Fehlanzeige! Essentielle Grundlagen meines Reporterlebens sind in ihren Grundfesten erschuettert. weiterlesen »

  • Wenn Weibchen Maennchen machen

    “Wie das bei anderen Spezies funktioniert, weiss ich nicht, aber bei Maeusen ging man auch davon aus, dass maennliches Verhalten so fest verdrahtet ist, dass es nur in maennlichen Gehirnen vorkommt. Das ist nicht der Fall. Die Schaltkreise, die maennliches Verhalten bestimmen, existieren also auch im weiblichen Gehirn.” (Quelle: Deutschlandfunk) weiterlesen »