Die Verkündung der Longlist am 15. August rückt näher. Zeit für weitere Spekulationen, wer unter die Besten 20 des Jahres kommen könnte. Heute mit zehn Debütautoren!
Theresia Enzensberger – Blaupause (Hanser, Juli)
Sie gehört zu den Autorinnen, die nicht ohne Verweis auf ihren Vater genannt werden (auch ich erkläre mich für schuldig). Die Kritiker aber sind sich einig: Theresia Enzensbergers Debüt hat seine Daseinsberechtigung. Ein „in jeder Beziehung kluger, exzellent recherchierter und spannender Roman“, „auf unaufdringliche Weise gelehrt und lehrreich, frei von Stereotypen und unterhaltsam“, „eine junge Autorin, bei der Beherrschung des erzählerischen Handwerks“, wurde geurteilt, allein die FAZ war nicht ganz glücklich.
Tijan Sila – Tierchen unlimited (KiWi, Februar)
In Zeiten der sogenannten „Flüchtlingskrise“ besinnt sich der ein oder andere auf vergangene Kriege. Der Blick in die Vergangenheit ist sicherlich nicht verkehrt, um die Gegenwart gelassener zu betrachten. Und so wurde auch Tijan Silas Roman über den Bosnienkrieg von der Kritik interessiert unter die Lupe genommen. Die taz war überzeugt, der Spiegel ebenfalls, genauso wie die Süddeutsche. Gute Longlist-Aussichten also.
Patricia Hempel – Metrofolklore (Tropen, September)
Patricia Hempels Debütroman ist das klassische Buch, das aufgrund des Themas nicht unbedingt ein Bestseller, aber Kritikerliebling werden könnte: In „Metrofolklore“ zeichnet sie einen Ausschnitt aus dem Leben einer sarkastischen Lesbe, die von ihrer Freundin mit akutem Kinderwunsch genervt ist. Unterfüttert wird der Roman mit Bezügen auf Ovid, den mittelalterlichen Minnegesang und YouPorn. Alea non iacta est.
Simon Strauß – Sieben Nächte (Aufbau, Juli)
Die Feuilletonisten feiern ihn, die meisten meiner Bloggerkollegen kritisieren die altbackene Sprache. So oder so: Der Frankfurter Autor Simon Strauß ist derzeit in aller Munde. Ob „Sieben Nächte“ wirklich Zeug dazu hat, das „Buch einer Generation“ zu werden, wird sich noch zeigen. Auf die Longlist könnte er es allemal schaffen.
Juliana Kálnay – Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens (Wagenbach, Februar)
Zumindest der Preis für den schönsten Titel gebührt Juliana Kálnay. Die Autorin, die in Kiel lebt (eine angenehm untypische Wahl), bezieht sich in ihrem Werk auf Borges, Kafka und Cortázar. „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ spielt gänzlich in einem Mietshaus, in dem exzentrische Nachbarn leben und sterben.
Takis Würger – Der Club (Kein & Aber, Februar)
Bloggerliebling und wohl meistgekauftes Buch beim diesjährigen Indiebookday ist der Roman „Der Club“ von Spiegel-Redakteur Takis Würger. Der Autor mit dem ungewöhnlichen Namen schickt darin seinen Protagonisten (mit gewöhnlichem Namen) an die Universität von Cambridge, wo dieser ein Verbrechen aufklären soll.
Jana Hensel – Keinland (Wallstein, August)
Jana Hensel dürfte nicht wenigen als Sachbuchautorin bekannt sein. Bereits 2002 veröffentlichte die Leipzigerin „Zonenkinder“ über ihr Leben vor und nach dem Mauerfall. In Hensels erstem Roman nimmt sie sich einer deutsch-jüdischen Liebesgeschichte an, ein Thema, das ihr einen Longlist-Platz quasi garantiert. Die Welt mochte es, der MDR ebenfalls, die NZZ genauso wie Spiegel Online.
Svenja Gräfen – Das Rauschen in unseren Köpfen (Ullstein, April)
Von den vier Titeln des neuen Imprints Ullstein fünf wurde ohne Frage Svenja Gräfens Debüt am begeistertsten aufgenommen. Die Besprechungen der anderen Blogger haben mich neugierig gemacht: Sollte „Das Rauschen in unseren Köpfen“ auf der Longlist landen, wird es der erste #dbp17-Roman sein, den ich lese – eine Liebesgeschichte, sonst weniger meine erste Wahl.
Maren Wurster – Das Fell (Hanser, Juli)
Als Vic eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, war ihr über Nacht ein Fell gewachsen. Ein dickes Fell braucht sie zumindest im sprichwörtlichen Sinne, schließlich reist ihr Freund Karl mit seiner Tochter, aber ohne Vic an die Ostsee – zu der Mutter seines Kindes. „Das Ende einer Liebe als Naturereignis“ fasst der Hanser Verlag Maren Wursters Debütroman zusammen.
Stephan Lohse – Ein fauler Gott (Suhrkamp, März)
Und noch ein blaues Buch: Der Mann mit den traurigen Augen auf seinem Autorenfoto entführt uns in die Siebzigerjahre. Für den elfjährigen Benjamin bricht eine Welt zusammen, als sein kleiner Bruder stirbt. Doch das Leben muss weitergehen, immerhin ist Benjamin dabei, langsam erwachsen zu werden.