Longlist-Spekulationen – Längst Fällige

Die letzte Runde der Spekulationen, bevor wir am Dienstag schlauer sind: Nach den Wiederholungstätern und den Debütautoren jetzt ein Blick auf die Schriftsteller, die bereits mehr als einen Roman veröffentlicht haben, bisher aber noch nicht für den Deutschen Buchpreis berücksichtigt wurden.

Sven Regener – Wiener Straße (Galiani, September)

Sven Regener auf der Longlist? Ja, wieso eigentlich nicht. Immerhin landete Joachim Meyerhoff auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2016. Und es gibt durchaus Menschen, die „Herr Lehmann“ so toll finden, dass sie den Roman jedes Jahr lesen. Auch ich mag Regeners Sinn für Wortwitz und Situationskomik und würde mich über eine Nominierung freuen. Wie bei Meyerhoff würde es über die Longlist wahrscheinlich nicht hinausgehen. Aber die könnte schon drinnen sein!

Sabrina Janesch – Die goldene Stadt (Rowohlt, August)

Machu Picchu, Sehnsuchtsort, neues Weltwunder, Touristenmagnet. Sabrina Janesch versetzt uns in 19. Jahrhundert zurück: Der Deutsche Augusto Berns hat die Inka-Stätte entdeckt. Doch wer ist Berns eigentlich? Nicht zuletzt seit „Die Vermessung der Welt“ sind auf wahren Tatsachen beruhende Abenteuerromane wieder en vogue. Sabrina Janesch könnte mit ihrem Peru-Roman gute Chancen haben, auf die Longlist zu kommen.

Mareike Krügel – Sieh mich an (Piper, August)

Kaum veröffentlicht, wird Mareike Krügels neuer Roman auch schon gehypt. „Sieh mich an“ dreht sich um Katharina, eine Frau in den Vierzigern, die weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Wie geht man damit um? Ein einziger Tag im Leben Katharinas reicht aus, um dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Roman Ehrlich – Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens (Fischer, März)

Understaments sind überbewertet, werden sich Autor und Verlag bei der Wahl eines geeigneten Titels gedacht haben. Die Protagonisten in Roman Ehrlichs drittem Buch haben es aber auch wahrlich nicht leicht. Regelmäßig treffen sie sich in einer Kneipe und sprechen über ihre tiefsten Ängste. Daraus soll ein Filmprojekt entstehen, das radikaler wird, als jemand geahnt hätte.

Julia Wolf – Walter Nowak bleibt liegen (FVA, März)

Letztes Jahr gewann Julia Wolf mit einem Auszug aus ihrem zweiten Roman den 3sat-Preis in Klagenfurt, was der Startschuss für viele sehr gute Besprechungen wie in der FAZ und dem Literatur Spiegel war. Außerdem diskutierten das Literarische Quartett und der Schweizer Literaturclub über „Walter Nowak“. Walter liegt mit zuckenden Zehen, die Longlist will endlich erklommen werden.

Jörg-Uwe Albig – Eine Liebe in der Steppe (Klett-Cotta, Juli)

Es ist kein Geheimnis, dass ich bis vor Kurzem bei Klett-Cotta gearbeitet habe. Als ich zum ersten Mal vom Plot dieses Buchs hörte, war ich sofort neugierig: Ein Mann verliebt sich in ein Objekt, eine Kirche. Wenn so ein Thema philosophisch behandelt wird, ist das durchaus spannend. Die Jury beim diesjährigen Klagenfurt-Wettbewerb nahm diese ungewöhnliche Liebesbeziehung mit gemischten Gefühlen auf. Trotzdem: Es finden sich immer wieder skurrile, außergewöhnliche Titel auf der Longlist – eine Chance für Albig?

Stefan Beuse – Das Buch der Wunder (mairisch, Februar)

„Das Buch der Wunder“ war zusammen mit Takis Würgers „Der Club“ der Hit des diesjährigen Indiebookdays. Es ist „anders als vieles, das sonst in Buchhandlungen steht“, sagt der NDR darüber. Der Roman handelt von den Geschwistern Penny und Tom, die über die wahrnehmbare Welt sinnieren. Als Penny stirbt, steht Tom mit seinen Fragen über die Welt alleine da.

Dirk Stermann – Der Junge bekommt das Gute zuletzt (Rowohlt, Oktober)

Der Titel weist schon darauf hin: Dirk Stermann, eigentlich als Comedian bekannt, hat ein zutiefst traurigstes Buch geschrieben, „den traurigsten Roman der Welt“, wie der Rowohlt Verlag selbstsicher zum Superlativ greift. Er erzählt darin vom Leben des dreizehnjährigen Claude, dessen Eltern sich trennen. Doch ans Ausziehen denkt keiner von den beiden, also wird der jeweils neue Partner in die gemeinsame Wohnung eingeladen und der Kalte Krieg beginnt – bis Claude plötzlich ohne Eltern zurückbleibt.

Thomas Meinecke – Selbst (Suhrkamp, Oktober)

Ich gebe zu, ich bin voreingenommen. Nicht allzu viele Romane spielen in meiner Heimatstadt Frankfurt, also hege ich für Thomas Meineckes neues Werk viele Sympathien. Und wenn schon im Klappentext das Institut für vergleichende Irrelevanz genannt wird, kann dieses Buch nur gut sein. Wer kein Frankfurter ist, hat keine Ahnung. So!

Zsuzsa Bánk – Schlafen werden wir später (Fischer, Februar)

Auf Zsuzsa Bánks neuen Roman gab es unterschiedliche Reaktionen. Die einen lobten sie für ihre Charakterstudien, den anderen war der Text zu lang, zu klischeehaft. Nichtsdestotrotz: Der Briefwechsel zweier unterschiedlicher Freundinnen, die eine mit Kindern in der Stadt, die andere zurückgezogen im Schwarzwald, und das Ganze mit Bezug auf Annette von Droste-Hülshoff, könnte es auf die Longlist schaffen.


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