Fix Zone

Schwierige Gedichte

Redaktion: 

Charles Bernstein (© Henry Hills)

Auf der Zielgeraden bei luxbooks: Charles Bernstein - Angriff der Schwierigen Gedichte : Ausgewählte Gedichte. Zweisprachig.

Die erste, umfassende Auswahl aus dem Werk des streitbarsten, intelligentesten, heitersten und einflussreichsten Vertreters der L=A=N=G=U=A=G=E School, die aus dem literarischen Leben der USA seit den 70er Jahren nicht mehr wegzudenken ist und zu der auch die Luxbooks-Autorin Rae Armantrout gehört. Jede Starrheit sprachlicher (und damit auch: politischer) Identität wird in Bernsteins vielstimmigen Gedichten aufgelöst und in Bewegung gesetzt. Die Texte fahren Autoscooter, in ihnen knallt die internationale Tradition auf die Gegenwart, Hoch- auf Populärkultur. Bernstein ist homme de lettres und Scherzbold in einem, Theoretiker und Praktiker, Sprachaktivist und Melancholiker. Er ist Performance-Künstler und Opern-Librettist, Hollywood-Darsteller (»Finding Forrester«) und bei allem: Verfechter des schwierigen Gedichts. »Käut nicht in dürftiger Prosa wieder, was schon in guter Dichtung gesagt worden ist«, fordert er in Umkehrung eines Satzes von Ezra Pound. Bernstein ist Professor, der in 60-sekündiger Vorlesung auf den Punkt bringen kann, worum es beim Gedichteschreiben geht: ums Timing.
Der Band erscheint in mehrfacher Hinsicht zweisprachig: Die Dichter Tobias Amslinger, Norbert Lange, Léonce W. Lupette und Mathias Traxler stoßen, hüpfen, singen mit. Sie haben Bernsteins Gedichte als erste ins Deutsche übersetzt. Mit einem Nachwort von Marjorie Perloff.

 

Eigensinn ist Leichtsinn

Ich hasse gekonnte Kunst. All diese
technischen Kniffe, vielen Barrieren
gegen das was andernfalls nicht
in Frage gestellt werden kann, so viel schein-
bare Sinngleichheit im sich windenden
Wackelpudding. Dichtung erschreckt mich. Ich
meine ihre behauptete (oder bauchredende)
Anonymität – kein Schutz, kein
Bollwerk, das ihre tiefgreifende
Ziellosigkeit begleitete, ihre anziehende
Akzeleration in etwas das anschwellen könnte
oder nicht. Augen erheben
Anspruch auf Zählung, das überall gesehene Nirgendwo verhielt
Sprachlosigkeit jeder greift
einen Teil davon zu ergattern. Zittern
was immer du willst wird nichts
bringen schneller machen
längern dauern lassen: der Spender,
der nicht verendet.
 

Übersetzung: Tobias Amslinger

 

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