Gedankenspieler
Jetzt aktuell noch auf hr2 kultur als podcast nachzuhören: Markus Gabriel im Doppelkopf:
„Die Vorstellung eines prinzipiell erkennbaren Weltganzen, der den meisten Ansätzen in den Natur- und Geisteswissenschaften zugrunde liegt, sei falsch. Nachdem Gabriel diese Illusion – die für alltägliche Täuschungen und Missverständnisse bis hin zum politischen Totalitarismus mit verantwortlich sei – zum Platzen gebracht hat, bleibt erstaunlicherweise sehr viel von unserer Welt übrig, ja Unerwartetes kommt mit hinein: neben Bergen und Fahrrädern "gibt" es auch Gedanken, Empfindungen oder Träume, ja es gibt eine nicht abschließbare Zahl möglicher Welten – bis auf die (ganze, eine) Welt eben.
Gabriel nennt in der Wiederholung des hr2-Doppelkopfs vom 13. Dezember 2013 diese Betrachtung "neuen Realismus". Damit will er die postmoderne These ablösen, wonach die Welt eine bloße Konstruktion und Projektion unserer Wahrnehmung sei; mit einer solchen Betrachtung werde der Mensch in seiner Eigenschaft als Sinnsucher verkannt. Gabriel führt den Begriff des "Sinnfelds" ein, um zu zeigen – zum Beispiel durch Interpretation von Gedichten und Fernsehserien –, dass es nicht beliebig ist, was wir wahrnehmen und dass es viel Bedeutsames in unseren Welten zu entdecken gibt. Ein bloßes Gedankenspiel? Ein faszinierendes jedenfalls.“
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