Mittel und Zweck
Geistersprache, Buchcover. Reclam, Stuttgart.
Marie-Luise Wünsche auf literaturkritik.de über
Heinz Schlaffer: Geistersprache. Zweck und Mittel der Lyrik. Reclam Verlag, Stuttgart 2015.
„Die Pointe des sechzehn Kapitel und eine Einleitung umfassenden Tour d’Horizon der Dichtungsgeschichte ist so simpel wie überzeugend und in zweifacher Hinsicht brisant. Schlaffer beginnt seine Untersuchung mit einem Zitat aus einer griechischen Ode an Aphrodite, die von Sappho stammt und lässt sie mit dem Gedicht „Ariel“enden, das Sylvia Plath 1962 schrieb. Entgegen tradierter Vorstellungen, wonach Lyrik als Seelenausdruck des Dichters oder der Dichterin, erst einmal zur Sprache gelassen, so zweckfrei wie mittellos nur schön klingen will und sonst gar nichts, votiert der Germanist dafür, dass Lyrik ganz im Gegenteil dazu weder rein noch zweckfrei sei. Für ihn wird Lyrik zu der zweckgebundenen Gattung literarischen Sprechens überhaupt und damit zugleich auch zu dem Genre, das dem dichterischen Selbstausdruck allein aufgrund des extrem hohen Formwillens am entschiedensten entgegensteht oder gar widersteht.“
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