Zeichenleser
Peter Greimer erinnert in der NZZ an den „Spurenleser“ Roland Barthes, der am 12. November seinen 100.Geburtstag feierte:
„Nicht nur geschriebene Texte enthalten codierte Zeichen und Botschaften, sondern auch die einfachen Objekte der Alltagswelt, die man gewöhnlich für bedeutungslos, stumm und wenig beachtenswert hält.
Fortan boten sich nicht nur die Schreibweisen der Literaten der Entzifferung an, sondern auch Kleidungsstücke, Autos, Wohnungseinrichtungen oder Reklametafeln. Die Welt der möglichen Forschungsgegenstände war damit ins Grenzenlose gewachsen. Bei einem gewöhnlichen Gang durch die Stadt stiess der Semiologe überall auf potenzielle Studienobjekte:
«Der moderne Mensch, der Stadtmensch, liest ununterbrochen: Er liest zunächst und hauptsächlich Bilder, Gesten, Verhaltensweisen: Dieses Auto unterrichtet mich über den gesellschaftlichen Status seines Besitzers, dieses Kleidungsstück unterrichtet mich genauestens über das Mass an Konformismus oder Extravaganz seines Trägers, dieser Apéritif (Whiskey, Pernod oder Weisswein-Cassis) über den Lebensstil meines Gastgebers.»“
Aktuelle Neuerscheinungen bei suhrkamp:
Roland Barthes: Fragmente einer Sprache der Liebe. Aus dem Französischen von Hans-Horst Henschen und Horst Brühmann. Erweitere Neuausgabe. Suhrkamp, Berlin 2015.
Ebenfalls in der NZZ dazu eine Besprechung von Andrea Köhler.
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