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Hundertvierzehn | Extra
Ein unveröffentlichter Fund

Fernando Pessoas legendäre Truhe ist unerschöpflich. Eben erst fand sich in ihr ein unbekanntes Manuskript des portugiesischen Schriftstellers, das er seinem Heteronym Álvaro de Campos zuschrieb. Ein exklusiver Auszug.

 

Fernando Pessoa

Fernando Pessoa (1888–1935), der wohl bedeutendste moderne Dichter Portugals, ist auch bei uns mit dem ›Buch der Unruhe‹ bekannt geworden. Er gehört zu den großen literarischen Erneuerern, ist nicht nur der Begründer der modernen Dichtung seines Landes, sondern eine der Schlüsselfiguren in der Entwicklung der zeitgenössischen Dichtung überhaupt. Er schuf nicht nur Gedichte und poetische Prosatexte verschiedenster, ja widersprüchlichster Art, sondern Verkörperungen der Gegenstände seines Denkens und Dichtens: seine Heteronyme. Er gab seinem vielfältig gespaltenen Ich die Namen Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Álvaro de Campos und eben Pessoa, das im Portugiesischen so viel wie »Person, Maske, Fiktion, Niemand« bedeutet.

Fernando Pessoa, Begründer der portugiesischen Moderne, hinterließ uns ein rätselhaftes Werk, das – so der französische Philosoph Alain Badiou – von nichts in der Philosophie des 20. Jahrhunderts eingeholt wurde. Um die ganze Vielfalt seines Denkens und Fühlens wiederzugeben, erfand Pessoa personifizierte Verkörperungen seines Denkens und Dichtens, die Heteronyme. Unter ihnen ist Álvaro de Campos der futuristisch begeisterte Modernist. Der weltgewandte Dandy und in die Ingenieurskunst Verliebte ist getrieben von einem Verlangen nach Kühnheit und Modernität. Wir veröffentlichen einen kleinen Auszug aus dem Band ›Poesie und Prosa‹, den Inés Koebel ins Deutsche übertragen hat.


 

Meinungen haben heißt an sich selbst verkauft sein. Keine Meinungen haben heißt sein. Alle Meinungen haben heißt Dichter sein.

12. 11. 1930

Besser zwei Vögel in der Hand als einer, der fliegt.

Nicht alles Gold ist Licht.

Gott ist ein wirtschaftlicher Begriff. In seinem Schatten gestalten die Priester aller Religionen ihre metaphysische Bürokratie.Die Gefühle sind das Mittel, mit dem Gott die Welt erschafft. Das Subjektive ist der Pinsel, mit dem das Objektive gemalt wird. Das Objektive hört nicht auf objektiv zu sein, aber das Subjektive macht es dazu, macht es objektiv.

O Standarte meines Traumes,
die du heute Putzlappen bist.

1930

Kurznovelle

Mein Freund Moreira ließ einmal in einem alten Garten, der ihm gehörte, ein elegantes Haus für einen Hund errichten. Er beauftragte einen Baumeister, der, angezogen von dem befremdlichen Ansinnen und dem vermeintlich Verrückten, der sich das ausgedacht hatte, eine Art Chalet entwarf, würdig eines hohen Preises, ohne jeden Abstrich.
Als das Haus für den Hund fertiggestellt war, erschien Moreira und hieß es gut. Er lobte den Baumeister und ging sinnend von dannen.
Als der Baumeister Tage später mit der Rechnung kam, bat ihn Moreira, er möge ihn in den alten Garten begleiten. Dort angekommen sagte er, während er auf das Haus für den Hund deutete, gerührt:
»Ach bitte, Meister, legen Sie die Rechnung doch da hinein. Sie ist der Hund.«

 1932

Álvaro de Campos – Poesie und Prosa

Álvaro de Campos ist an jenem legendären 8. März 1914 aus Pessoas Seele ans Licht getreten, als er in einem Zug die »Triumph-Ode niederschrieb«. Der weltgewandte Dandy und in die Ingenieurskunst Verliebte ist getrieben von einem Verlangen nach Kühnheit und Modernität. Er selbst bezeichnet sich als »dekadenten Heiden aus der Herbstzeit der Schönheit, der Schläfrigkeit der antiken Klarheit, mystisch intellektuell von der traurigen Rasse der Neuplatoniker.« Zunächst ein glühender Anhänger des italienischen Futuristen Marinetti, singt er in großen Oden das Loblied von Dynamik und Zerstörung, distanziert sich später von diesen Anfängen und wendet sich existentiellen Themen zu.

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