Ausbildungsmarketing bei dm: Mit Duschgel zum Azubi?
Da ja gerade zu erfahren war, dass Social Media Personalmarketing noch in den Kinderschuhen steckt (hoppla, was für eine Überraschung , allein ein Blick auf die gerade nahezu inflationär wie Pilze aus dem Boden schießenden und unbedacht erstellten Karriere-Pages auf Facebook reicht aus, um das festzustellen) und den wichtigen Hausaufgaben kaum Beachtung geschenkt wird, möchte ich heute den Blick doch mal wieder aufs Wesentliche lenken. Mit zu den Hausaufgaben gehören die Optimierung Ihrer Karriere-Website bzw. das alleinige Einrichten einer solchen Karriereseite, denn viele Unternehmen verfügen nicht einmal darüber, das Thema SEO – also die Suchmaschinenoptimierung Ihrer (Karriere-)Website (oder werden Sie etwa ausreichend bei Google gefunden – nicht nur mit Ihrer Karriere-Website, sondern auch mit den Jobs?), die Optimierung Ihrer (Online-)Stellenanzeige sowie des Online-Bewerbungsprozesses. Erst wenn Sie diese im War for Talents überlebenswichtigen Hausaufgaben erledigt haben, dürfen Sie sich an die Kür wagen.
Erlebnis Ausbildung bei dm
Umso erfreulicher, als ich neulich beim dm Drogeriemarkt meines Vertrauens auf eine neue Ausbildungsmarketing-Kampagne aufmerksam wurde. Unter dem Motto “Erlebnis Ausbildung” informiert die Drogeriemarktkette dm (die nun Dank Insolvenz Schleckers einen Wettbewerber weniger hat (ich habe mich schon immer über diesen grottenschlechten Slogan “For You – Vor Ort” aufgeregt, das ist nun die gerechte Strafe für jahrelanges Mismanagement ) über die Ausbildungsperspektiven im Unternehmen. Im Rahmen dieser Aktion können sich Interessierte im Zeitraum vom 19.01. bis 01.02.2012 auf der Ausbildungs-Website umfassend über die Möglichkeiten einer Ausbildung bei dm informieren und zusätzlich ein Informationspaket bestellen. Die Aktion soll potenzielle Bewerber auf die Ausbildung bei dm aufmerksam machen. Immerhin bietet das Unternehmen zum Ausbildungsstart im Sommer 2012 rund 1.300 neue Ausbildungs- und Studienplätze an – so viele wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Während manche Unternehmen einen echten MINI unter ihren heiß umkämpften Bewerbern verlosen gibt’s bei dm als Add-on immerhin eine persönliche Pflegedusche. Das heißt dann übrigens nicht, dass Sie von Ihrer Lieblingsverkäuferin (oder Ihrem Lieblingsverkäufer) eine persönliche Dusche nebst anschließender Pflege erhalten (wobei dies ggf. Verhandlungssache ist), sondern dass man ein mit seinem Konterfei gestaltetes Duschgel bekommt.
Eine ganz putzige Idee und witzig gemacht, zumal man die Aktion dann auch noch direkt auf Facebook posten kann und sie damit eine hohe Viralität erreichen könnte.
Ziel der Aktionswochen soll es sein, “den Dialog zwischen Jugendlichen und dm zu fördern und die jungen Menschen in den Markt zu führen. Dabei spielt das Internet eine zentrale Rolle, da es innerhalb der Zielgruppe das Medium Nummer 1 ist.” Jo, das ist an sich schon mal eine gute Erkenntnis, das belegt auch die aktuelle JIM-Studie 2011. Was die aktuelle Studie aber auch belegt: Jeder dritte Jugendliche nutzt mittlerweile ein Smartphone und 81 % der Befragten besitzen ein internetfähiges Handy.
Schönheitsfehler Flash
Somit hat die Aktion in meinen Augen einen kleinen Schönheitsfehler. Denn wenn ich so durch die Straßen gehe oder S-Bahn fahre oder ansonsten rumgucke, hat eigentlich jedes der Kids immer ein Smartphone und kommuniziert eher via Handy und Facebook-Messenger als face-to-face (oder nervt die Umgebung mit schepperndem Deutsch-Rap oder der neuesten Pitbull-Produktion, was auch nicht besser ist). Naheliegend wäre es dann doch, die Seite so zu optimieren, dass man sie auch via Smartphone betrachten und dort navigieren könnte. Ja, das wäre naheliegend. Leider wurde die Seite aber im langsam, aber sicher aussterbenden Web-Standard Flash erstellt. Blöd, denn da gucken nicht nur die aktiven i- und sonstwas -Phone-Gucker in die Röhre, sondern auch die, die den aktuellen Flash-Player nicht installiert haben. Schade.
Gut, das ist das eine. Sehen wir einfach mal drüber hinweg. Auch darüber, dass die meisten der vielen schönen Inhalte leider nicht zu erfassen sind, wenn man JavaScript deaktiviert hat. Versetzen wir uns nun mal in die Zielgruppe und nehmen wir mal an, das würde uns jetzt nicht stören. Wir sind ja heiß auf einen Ausbildungsplatz und wollen uns bewerben. Na dann mal los!
Bewerbungsprozess wird vernachlässigt
Und da ist dann auch schon das zweite Problem. Denn ähnlich wie im Falle McDonalds wird zwar das Augenmerk auf das Entwickeln einer netten Kampagne gelegt. Der Bewerbungsprozess wird aber leider vernachlässigt und so macht man es potenziellen Bewerbern (Schülern!) unnötig schwer durch den Einsatz des in meinen Augen langsam aufs Altenteil gehörende SAP E-Recruiting-System. (Auch gibt’s hier eine weitere Hürde, da hier der Acrobat Reader auf dem Rechner installiert sein muss. Und Stichwort PDF: Hier werden viele Potenziale in Sachen SEO verschenkt, dazu später einmal mehr).
Nicht nur, dass die Online-Bewerbung via SAP-Formular eine Zumutung und zusätzliche Hürde darstellt, auch kann es schon mal sein, dass “zu den Selektionen keine Ausbildungsstellen vorhanden sind” (warum wird diese Position dann mit aufgeführt und erweckt falsche Erwartungshaltungen?) oder der Link zum Online-Bewerben einfach nur ins Leere führt …
Dumm, denn wie ich immer zu sagen pflege: Der nächste Arbeitgeber lauert nur einen Mausklick entfernt. Also bleibt zu hoffen, dass es bei Rossmann und Müller besser klappt (okay, ein erster Minimalcheck spricht eindeutig für Rossmann ). For you ist ja jetzt nicht mehr vor Ort … Nun, wie auch immer, ich freue mich jetzt auf meine persönliche Pflegedusche
Hallo Henner,
ich habe Freitag auch mit Interesse die dm-Azubi-Kampagne gesehen- erinnert mich stark an unsere Idee:
http://www.facebook.com/KommmachMINT?sk=app_213011758729582
Danach kannst auch gleich noch auf unserer Website testen welcher MINT-Typ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) du bist: http://www.facebook.com/KommmachMINT?sk=app_125540590820051
Aber anscheind sind personalisierte Kampagnen, insbesondere mit Fotos zur Zeit sehr beliebt.
Beste Grüße aus Bielefeld, Carola Herbst
P.S.: Wie wärs wenn du dein Foto mal in unserem MINT-Style hochlädst und hier postest?
Eine funktioniernde und optisch ansprechende Bewerbungsmaske sollte das A und O sein. Leider findet man wirklich immer wieder Website´s mit solchen Schnitzern.
freundliche Grüße
Josef
Hallo Josef, das trifft den Nagel auf den Kopf. Es könnte alles so einfach sein. Ist es aber nicht. Die Unternehmen, die diese Schnitzer erkennen, haben definitiv die Nase vorn im so genannten War for Talents…
Hi,
ein klassischer Fall von “vorne hui – hinten pfui”. Aus Bewerbersicht ist nach der 3. Onlinebewerbung via einem SAP-gestützten Bewerbermanagementsystems die Frustrationsgrenze sehr niedrig. Es ist wirklich schade, dass aufwendig gestaltete Karrierewelten schlagartig ihren Reiz verlieren, sobald man in einem schier nicht enden wollenden Bewerbungsprozess seine Daten bearbeiten muss (und das nicht nur 1x).
Gruß |TP|
Servus, ja. Und das ist leider kein Einzelfall. Aber ich habe Hoffnung, dass sich das in den nächsten 10 Jahren ändern wird