Werbung auf Facebook - pervers, oder?

„Wolle Rose, wollen Bitburger?“ Seit gestern sind die Rosenverkäufer auf Facebook unterwegs; Werbung erscheint in meinem Newsfeed. Und nicht irgendwo zwischendrin, sondern als Post eines „Freundes“ – ohne dass er davon weiß.

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via allfacebook.de

Haben Freunde viele Marken „geliked“, dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass sie auch viel Werbung in meinen Newsfeed transportieren. Wird mir dies zu viel, habe ich die Möglichkeit nur noch wichtige Aktualisierungen (in der Hoffnung, dass Werbung nicht wichtig ist) zu abonnieren, oder Freunde ganz zu muten. Entspricht dann allerdings nicht mehr dem Ursprungsgedanken von Facebook.

Benachteiligt sind nun natürlich diejenigen, die hunderte von Marken geliked haben. Genau diesen Menschen können nun Marken ihre Werbebotschaften anheften und sie somit unwissendlich zu Reklameträgern machen.

Sobald der Träger die Beklebung bemerkt, wird er sie von seiner Jacke entfernen, indem er die Marke disliked- clevere auf jeden Fall. Somit kann die Marke bei ihm nicht mehr werben und er hat wieder Kontakt zu seinen Freunden. Pervers, oder?

Die andere, radikalere Möglichkeit wäre, auf ein Netzwerk ohne Werbung zu wechseln - Google+ steht mit offenen Armen bereit. Oder Facebook folgt dem Modell vieler Gatis-Apps: der User zahlt, damit seine Anwendung nicht mehr durch Reklame gestört wird.

Marken für viel Geld große Reichweite versprechen, ihnen aber nicht sagen, dass User diese Reichweite durch Ausblenden reduzieren können - woran erneut verdient wird. Noch perverser.

 

Unternehmen können doch Social Media

Sonntag, der Tag, an dem sich der größte Teil der Arbeitswelt in der Regel eine kleine Auszeit gönnt. Nicht jedoch engagierte Mitarbeiter der Adam Opel AG.

25 Minuten, nachdem ich via Twitter mit einer Anwort an @DanielRehn darauf aufmerksam machte, dass auf dem Pinterest-Board "150 Years of Greatness" von Opel nur Autos gepinnt waren, obwohl das Automobil erst vor 126 Jahren erfunden wurde, antwortete Opel.

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Die Kollegen reagierten prompt und ergänzten das Board mit einem Foto einer Nähmaschine und eines, das die Fahrradproduktion zeigte. Das waren nämlich die Produkte, die Opel herstellte, bevor das Automobil erfunden wurde - nicht von Opel übrigens ;)

Hut ab, vor der schnellen Reaktion und der Ergänzung des Boards! Dafür benötigen andere Marken unter der Woche schon 1-2 Tage - bis die Agentur die freigegebenen, urheberrechtlich einwandfreien Fotos auf Pinterest geladen hat. 

Ach ja; und ich arbeite übrigens bei Daimler - die haben's erfunden. Das Auto, nicht Social Media ;)

Nachtrag; 19.10 Uhr

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Facebook oder Brandbook?

Die neuen Facebook-Funktionen scheinen wahre Begeisterungsstürme in der Berater- und Expertenwelt auszulösen. „Reach Generator“, „Offers“ oder „Premium on Facebook“ sollen es Marken und Unternehmen einfacher machen, mit Menschen zu kommunizieren. Das ging bislang auch schon ganz gut, mit dem kleinen Nachteil verbunden, dass erst mal alle Meinungen der Fans - und auch der Nicht-Fans - zugelassen werden mussten. Viel Kommunikationsfreiheit und wenig Kontrolle.

Kontrollverlust ist aber genau das, was Unternehmen nicht wirklich mögen. Darauf reagierte nun Facebook mit den Änderungen. Nun ist es Unternehmen möglich ihre Litfaßsäulen ins Netz zu stellen, die Anti-Haftbeschichtung für Schmierereien wird quasi gleich mitgeliefert.

Abseits von „HochJazzen“ und „DownBluesen“ gibt’s aber auch noch eine andere Dimension: Facebook geht an die Börse und muss nun auch Interessen von Aktionären befriedigen. Und die wollen am Ende eine ordentliche Verzinsung ihres investierten Kapitals.

Demzufolge wird nun auch das Geschäftsmodell auf Umsatz getrimmt. Unternehmen sind diejenigen, die bislang schon für hohen Werbeumsatz sorgten. Im vergangenen Jahr lieferte alleine Facebook 30 % aller Werbebanner im Internet aus und hat damit mehr als drei Milliarden Dollar Umsatz erzielt. Die Effektivität dieser Werbung ist jedoch erschreckend gering. 55 Prozent der User finden Werbung „total nervend“.

Die Anzahl der Facebook-Nutzer nähert sich langsam der 850 Millionen-Marke. Es handelt sich dabei um Anmeldezahlen, die tatsächlichen Nutzerzahlen dürften deutlich darunter liegen. Diese Anmeldezahlen sind jedoch ein kräftiges Argument, für Unternehmen auf Facebook aktiv zu werden. Der Ursprungsgedanke, Menschen mit Menschen zu vernetzten und ihnen dabei das Miteinander so komfortabel wie möglich zu gestalten, hat bislang prima funktioniert.

Facebook hat jedoch gerade verkündet, dass die Sichtbarkeit eines Post von aktuell 16 auf 75 Prozent erhöht werden soll. Das dürfte auch der bislang mageren Interaktionsrate der „Markenfans“ auf die Sprünge helfen. Als richtig gut galt, wenn 5 Prozent der Fans mit ihrer Marke interagierten. Als Erfolgszahl wird jedoch gerne die reine Fanzahlen kommuniziert, egal, ob sie kommunikativ erreicht werden, oder ob sie mit ihrer Marke interagieren.

Wenn nun Unternehmen die Möglichkeit haben, ihre Produkte besser zu bewerben und dabei die User nerven, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese entweder die Marke durch disliken ausblenden, oder am Ende gar die Plattform wechseln. Google+ hat bereits angekündigt, die Nutzer nicht mit Werbung zu belästigen, und Path bietet die Möglichkeit eines kleinen gemütlichen Clubs, dessen Tür bei 150 Personen geschlossen wird.

Würde Facebook 5 Euro Eintritt pro User/Monat nehmen und im Gegenzug dafür die Rosenverkäufer draußen lassen, käme auch ein ganz ordentlicher Umsatz zustande. Allerdings würde es auf der anderen Seite auch zeigen, wer von den 850 Millionen Nutzern tatsächlich aktiv den Club besucht und dafür bereit ist zu bezahlen.

Ich bin gespannt, ob der Spagat zwischen „Facebook“ und „Brandbook“ gelingen wird.

Verborgene Zusammenhänge am Aktienmarkt

Man muss es nur einmal laut aussprechen und die Aktie reagiert ;)

Gestern Abend bei der Social Media Night im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart hat Bernhard Jodeleit (@jodeleit) die Bombe vor 200 Teilnehmern platzen lassen.

Uknaus

Die Aktie reagierte prompt mit 3,8% Gewinn. Macht bei den gut 1 Million im Umlauf befindlichen Daimler-Aktien einen Unternehmenswert von ungefähr 43 Milliarden Euro. Die Steigerung beliefe sich dann also auf rund 1,61 Milliarden. Danke Bernhard!

Daimler
So, und jetzt kommen die Besserwisser und kritisieren, dass die Börse ja schon geschlossen hatte, als das ausgesprochen wurde. Stimmt, aber börsenrelevante Informationen sind zum Zeitpunkt ihrer Nennung meist schon im Kurs enthalten. Sonst hätten ja die Insider keinen Vorteil mehr.

Die zweite Kritik, es handele sich hier um eine sog. "Milchmädchenrechnung", die stimmt allerdings.

Ähnlichkeiten

Ab und zu sehe ich Personen und mein Gedächtnis liefert mir ein ähnliches Muster dazu. Die Frisur scheint beim Abruf aus dem Speicher eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Hier eine kleine Auswahl meiner Synapsenaktivitäten:

1. Gottlieb Daimler (dürfte bekannt sein) und Richard Gaul, langjähriger Leiter der Konzernkommunikation der BMW Group - dem zweitbesten Premiumhersteller von Automobilen.

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via twitpic.com

2. Bonnie "Prince" Billy, Indie-Singer/Songwriter aus Kentucky und Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG - unter anderem Hersteller der besten Premiumautos.

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3. Christian Maier, freier Journalist und Michael Douglas, Schauspieler

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via twitpic.com

4. Gunter Netzer, Bundesfußballerklärer vor allem für Frauen, und Kristina Schröder, Bundesministerin, für Familie, Senioren, Jugend und vor allem für Frauen, bzw. deren Quote in Führungspositionen.

Netzer
via twitpic.com

5. Der junge Reporter Tim (in "Tim & Struppi" dargestellt von Jamie Bell) und Stefan Keuchel, der junge Pressesprecher von Google Deutschland.

Tim
via twitpic.com

Und es gibt doch, die (richtig) guten Musiker aus Deutschland - Elen Wendt

Vor drei Tagen war die Berliner Straßenmusikerin Elen Wendt zu Gast bei The Voice of Germany. Gedanklich hatte ich den Buzzer schon gedrückt, bevor sie noch den ersten Ton von sich geben konnte.

Warum? Weil sie mit ihren 22 Jahren schon eine kleine Persönlichkeit ist. Auf Twitter drückte ich das spontan so aus:

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Heute habe ich mal nachgeschaut, ob es noch mehr von ihr zu hören gibt und habe das gefunden - auch am 02.12.2012 hochgeladen. Auf ihrem eigenen Channel, den sie ein paar Tage vor der Show angelegt hat.

Auch diesen Song von Neil Young hat sie auf ihre ganz eigene Art gecovert. Perfekt!

Wer die Show nicht gesehen hat, hier nochmal ihr sensationeller Auftritt:

Ich bin ein "desinteressierter Journalist"

Die Ausgangssituation: E-Mail im Posteingang meines Firmenaccounts mit dem Betreff: Aktuelle Presseinformation: München bietet die höchste Lebensqualität in Deutschland.

Folgender Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Knaus,
München ist in diesem Jahr die Stadt mit der höchsten Lebensqualität in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt die alljährlich von der Beratungsgesellschaft xy durchgeführte weltweite Vergleichsstudie zur Bewertung der Lebensqualität in 221 Großstädten.

Weitere Studienergebnisse fasst die unten stehende Presseinformation zusammen. Ich würde mich freuen, wenn Sie eine Möglichkeit sehen, die Resultate redaktionell aufzugreifen.

Ich? Redaktionell aufgreifen? Wo? - Spontan ist mir nur mein Posterous-Sammelbecken eingefallen. Here we go.

Vermutlich hat die Pressestelle der Unternehmensberatung (mit weltweit 180 Niederlassungen kein kleiner Laden) bei der Umfrage zum PR Trendmonitor auf die Frage “Was nervt Sie als PR-Fachkraft am meisten in Ihrem Arbeitsalltag?” mit “Desinteressierte Journalisten” geantwortet.

Verteilerpflege ist das Zauberwort!

Es ist zwar mit Aufwand verbunden, aber es hilft ungemein ein Thema breiter und zielgerichtet zu streuen. Stimmt dieser nicht, führt das im besten Fall zur Löschung des Mails. Mit viel Glück, meldet sich der Empfänger mit der Bitte um "unsubscribe" zurück. Im ungünstigeren Fall kommt es zu solchen Reaktionen, wie dieser hier.

I had a dream, oder warum ich Twitter so schätze

Ich hatte heute heute Nacht einen Traum. Und ich weiß, es ist nicht ganz einfach, sich nach dem Aufwachen noch daran zu erinnnern. In diesem Fall war aber irgendwie alles ganz klar.

Ich träumte, dass ich mir an einer Tankstelle, mit angeschlossenenm Gebrauchtwagenhandel, ein neues Fahrzeug zulegte. Und zwar einen Ford Mondeo Kombi, aktuelles Modell, in lindgrün-metallic, mit cremefarbener Lederausstattung. Das Fahrzeug war allerdings nur mit Stahlfelgen ausgestattet, weswegen der Traum etwas länger dauerte. Denn ich wollte unbedingt noch irgendwo vernünftige Alufelgen aufzutreiben.

Als ich dann aufgewacht bin - ganz normal und nicht schweißgebadet - wurde mir klar, dass der Fehler nicht die fehlenden Alufelgen war, sondern der Traum an sich. Ich und ein Ford Mondeo. Unvorstellbar! Arbeite ich doch beim Daimler, da kommt nur das Beste oder nichts in Frage. Eben ein Mercedes.

Und jetzt kommt Twitter ins Spiel. Den Traum auf 140 Zeichen verpackt, fragte ich das Twitter-Orakel nach möglichen Interpretationen dieses seltsamen Traumes.

Die Anworten reichten von:

"Das ist nur ein Test deines Unterbewusstseins wie Du auf worst-case Szenarien reagierst ;)" bis hin zu "Beginn der Midlife Crisis? Dringend einen Hut kaufen & Siri fragen, sie kennt mind. 10 PsyDocs around you ... & mit Automatik ordern"

Meine Lieblingsantwort war allerdings diese:

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Der Mensch scheint ein wenig über mich zu wissen - ich kenne ihn nicht.

Soweit so gut. Das kennt man ja von Twitter: Menschen, die man eigentlich gar nicht kennt, nehmen Dinge wahr, von denen man denken sollte, dass sie niemanden intressieren würden. Weit gefehlt! Irgendwo gibt es immer Berührungspunkte und Themen finden die Menschen und manchmal auch umgekehrt.

Als ich heute Abend - 12 Stunden später - ein @reply der Ford Werke Gmbh endeckte, war ich baff. Eine Marke mischte sich in die Unterhaltung ein. Falsch, es waren Menschen, die hinter dieser Marke stehen - genau wie ich hinter "meiner" Marke stehe. Sie reagierten nicht "corporate" sondern sehr menschlich. Und genau das ist es, was ich an Twitter schätze - generell an Social Media. Marken müssen aus der Anonymität heraus, um erfolgreich zu sein. Sie werden greifbarer und es entstehen Beziehungen - schwache, aber immerhin.

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Weiter so!

 

Helles Kerlchen oder Vollpfosten?

Nachricht auf Xing:

"Sehr geehrter Herr Knaus,
laut Ihrem Profil suchen Sie Praktikanten im Bereich Corporate Blogging & Social Media. Ich bin ... und suche auf dem Weg zum Bachelor stets Möglichkeiten der Horizonterweiterung. Wenn Sie mir einen anspruchsvollen Praxiseinsatz bieten können, schicke ich Ihnen gerne meinen Lebenslauf zu. Folgende Zeiten stehen zur Auswahl: 07.11.2011 - 05.02.2012 und 30.04.2012 - 30.09.2012 ... Mit freundlichen Grüßen, ...."

Soweit so gut. Kurz gezuckt habe ich bei "anspruchsvoll" und immerhin hat er mir ja zwei Zeitfenster zur Auswahl gegeben.
Also gut denke ich und will ihm mal antworten. Drei Möglichkeiten boten sich mir "Weiterleiten" "Löschen" oder "Als Spam melden" - Option "Antworten!" Fehlanzeige. Ich wundere mich etwas, da mir das noch nicht vorgekommen ist. Vielleicht ein Bug.

Dann eben sein Profil aufrufen, um ihm darüber eine Nachricht zu senden. Folgende Meldung erscheint.
"Sie können diesem Mitglied auf Grund seiner Privatsphäre-Einstellungen keine Nachricht schreiben."

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Aha, vielleicht ist der Umgang mit Social Media doch zu "anspruchsvoll".

Drei Fragen, die mich umtreiben

"Plagiatsvorwurf: Eminem verklagt Audi" titelt Spiegel Online. Audi habe die Gitarrenriffs von Eminem's Song "Lose Yourself" geklaut und für einen A6 Avant-Werbespot verwendet.

Nicht nur das; der ganze Spot wirke wie ein Plagiat des erfolgreichen Super Bowl Spots von Chrysler. Wie es dazu gekommen sein könnte, darüber hat Patrick Breitenbach bereits hier auf sehr amüsante Art und Weise spekuliert.

Ein paar Fragen bleiben jedoch unbeantwortet:

1. Wie hat der Audi Spot den Weg ins Internet gefunden? Ein Unternehmenssprecher von Audi sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass der Spot ausschließlich für die Weltpremiere des Autos in Berlin produziert worden sei und nur dort vor einigen hundert Gästen gezeigt worden wäre. Wie der Clip den Weg ins Internet fand, sei unklar.

2. Spielt es bei der Klärung von Musikrechten eine Rolle, wie vielen Personen der Spot gezeigt wird? Sind "einige hundert" noch ok, einige tausend hingegen nicht mehr?

Und last but not least, die wichtigste Frage:

3. Darf Eminem Audi überhaupt verklagen? Das Riff hat er selbst "geklaut". Es stammt nämlich aus dem Song "Kashmir" des 75er Albums "Earls Court" der Herren Bonham, Page und Plant.

Dank übrigens an @MarkGGN - er machte mich auf die Sache mit Led Zeppelin aufmerksam