Uni Schwerpunkt
Der glückliche Bummelstudent und der erfolgreiche Studienabbrecher

AFEU: Erzähle uns kurz deine Geschichte: Warum brauchst du länger/studierst du nicht mehr?
Daniela Dummer: Ich heiße Daniela Dummer, bin 24 Jahre alt und arbeite seit einem halben Jahr freiberuflich als Sprachlehrerin für Deutsch, Französisch und Englisch. Dabei habe ich das Projekt „Mobile Nachhilfe und Sprachkurse für Innsbruck und Innsbruck- Land“ gegründet – ich gebe also hauptsächlich Privatunterricht und Nachhilfe und fahre dabei meine SchülerInnen nach Hause (was es so vorher noch nicht in Tirol gegeben hat) , leite aber auch Business-English Kurse an Firmen oder arbeite auch inzwischen mit der Universität Innsbruck, der Schülerhilfe Innsbruck und anderen Instituten zusammen und gebe verschiedene Sprachkurse, zum Beispiel auch Rhetorikkurse. Außerdem biete ich in diesen Sprachen (die ich natürlich fließend beherrsche) auch Korrekturlesen an. Dabei besteht auch zum Beispiel eine Kooperation mit der Uniklinik in Graz, für die ich immer wieder wissenschaftliche Arbeiten korrekturlese bzw. übersetze.
Ich habe vor 3 Jahren mit meinem Lehramtstudium Französisch – Geschichte angefangen und habe dann auf Französisch- Englisch bzw. später mit zusätzlichem Deutschstudium gewechselt. Da gerade in Englisch und in den Pädagogikkursen der Andrang sehr stark war, musste ich oft lange auf einen Platz bei Kursen/Praktiken warten und war angenervt, dass ich niemals innerhalb der Studienzeit fertig werden würde – deshalb habe ich beschlossen, die Arbeit selbst in die Hand zu nehmen und mich einfach selbständig zu machen. Bislang mit großem Erfolg – bis März nächsten Jahres sind meine Kurse schon ausgebucht.
AFEU: Mancher würde sagen, du Versager, du hast es wohl zu nichts gebracht. Fühlst du dich als Versager?
Daniela Dummer: Am Anfang war es natürlich schwierig. Die Idee vom selbstständigen Arbeiten war schon länger da, aber bis zur Umsetzung hat es dann doch gedauert. Dazwischen wollte ich mir so Arbeit suchen, hatte aber als Studienabbrecherin ohne Arbeitserfahrung kaum Chancen. Dank der Unterstützung meiner Familie und Freunde war es aber gleich möglich, mich in meinen eigenen Beruf zu stürzen und mich tatsächlich von anderen Arbeitgebern unabhängig zu machen. Man darf sich eben nicht unterkriegen lassen
AFEU: Wie sieht dein Alltag aus? Was machst du mit der ganzen Zeit?
Daniela Dummer: Meistens habe ich vormittags frei – oft lese ich zu dieser Zeit Korrektur oder plane meine Kurse für den Tag. Ab 12:00 beginnen dann die Kurse selbst. Da ganz unterschiedliche Sprachkurse angefragt werden, wird jeder Kurs individuell angepasst und verläuft dadurch ganz anders. Zum Beispiel gibt es Nachhilfekurse, wo ich mit den Schülern nur Grammatik unterrichte. Abends unterrichte ich eher Erwachsene, hauptsächlich in Business-Englisch. Da schaut der Unterricht dann ganz anders aus, da hier vor allem das Sprechen und korrektes Auftreten im Vordergrund liegt. Das mag ich sehr an meinem Beruf – jeder Tag ist eigentlich anders und ich lerne sehr viele, sehr nette Leute kennen. Vom Alter und vom Hintergrund, warum jemand eine Sprache lernen möchte, sind diese Menschen sehr sehr unterschiedlich. Deshalb muss/darf ich mich immer wieder auf Neues einlassen, und das macht mir großen Spaß.
AFEU: Was würdest du jemanden raten, der so schnell wie möglich die Phase seines Studiums hinter sich bringen will, weil er/sie meint, das Leben fängt erst mit dem ersten 40-Stunden Job an?
Daniela Dummer: Naja, um ehrlich zu sein, das habe ich auch gedacht. Dann habe ich gemerkt, dass Arbeiten und Studieren etwas so unterschiedliches ist, sodass man aufpassen muss, dass man sich am Anfang eines Jobs nicht zu viel zumutet. Zum Beispiel habe ich am Anfang jeden neuen Schüler angenommen – irgendwann wurde es dann zu viel, weil ich kaum mehr Freizeit hat. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass man auch mal Nein sagen muss und auf seine Gesundheit aufpassen sollte.
Deshalb würde ich sagen, es kommt auf die Person darauf an – manche gewöhnen sich schnell an eine 40 – Stunden Woche, aber vor allem soll die Arbeit Spaß machen. Schließlich sollte man diese gut machen und, wenn möglich, diese auch sein Leben lang behalten. Vielleicht gibt es beim neuen Arbeitgeber ja die Möglichkeit, sich mit einer 35 Stunden Woche oder 30 Stunden Woche an die Arbeit zu gewöhnen. Da muss man sich halt mit dem Arbeitgeber absprechen. Zuviel zumuten sollte man sich jedenfalls nicht.
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