Uni Schwerpunkt

Der glückliche Bummelstudent und der erfolgreiche Studienabbrecher

Gut zu studieren heißt erfolgreich, schnell und leistungsorientiert zu studieren. Erfolg im Studium verspricht auch persönliches Glück, Misserfolg daher Unglück. Stimmt diese Gleichung? Diese Menschen zeigen uns: Es geht auch anders.

Sarah Milena Rendel, 23, studiert Erziehungswissenschaft und Philosophie im Schneckentempo und freut sich, wenn die ECTS Punkte überhaupt im zweistelligen Bereich sind. Sie ist im 7. Semester und wird voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre für den Bachelorabschluss brauchen. Sie lebt in Innsbruck

AFEU: Erzähle uns kurz deine Geschichte: Warum brauchst du länger/studierst du nicht mehr?

Sarah Milena Rendel: Im Großen und Ganzen ist es, weil ich mich schwer in die Uni-Strukturen hineinfügen kann und will. Mich graust es schon oft das Gebäude nur anzusehen, weil mich die Uni-Alltagsarroganz, der ewige Elitarimus und das selbstgefällige Rumgetue mancher Lehrenden oder auch Studis extrem ärgert. Sonst verzettel ich mich oft mit verschiedenen Projekten, wo ich mehr das Gefühl habe, nicht einen akademischen Scheinhabitus auflegen zu müssen, sondern wirklich das tun kann, das für mich Sinn ergibt (was auch immer überhaupt Sinn ergibt…)

AFEU: Mancher würde sagen, du Versager, du hast es wohl zu nichts gebracht.  Fühlst du dich als Versager?

Sarah Milena Rendel: Ich würde dem relativ versuchen zu entgehen und auf jeden Fall zur Kritik bringen, dass es schon bisschen zu simpel ist, die Welt schwarz und weiß zu sehen bzw. Personen in Versager_innen oder Gewinner_innen einzuteilen. Wenn Menschen nicht systemkritisch sind, tue ich mir schwer, deren Meinungen ernst zu nehmen.

Sarah Milena Rendel

Sarah Milena Rendel

AFEU: Wie sieht dein Alltag aus? Was machst du mit der ganzen Zeit?

Sarah Milena Rendel: Ich mache bei paar kleineren, aber größeren politisch-aktivistischen sowie kreativen Projekten mit. Da bin ich dann manchmal auch sehr eingespannt, zu manchen Zeiten ist es dann aber wieder lockerer. Sonst das Übliche; viel in der Uni rumhängen, aber kaum zu Lehrveranstaltungen gehen. Um’s Klischee zu bedienen – ich geh spät schlafen, trinke zu viel und vormittags bin ich zu nichts zu gebrauchen.

AFEU: Was würdest du jemanden raten, der so schnell wie möglich die Phase seines Studiums hinter sich bringen will, weil er/sie meint, das Leben fängt erst mit dem ersten 40-Stunden Job an?

Sarah Milena Rendel: Dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich zu engangieren und dem Studieren – ob „schnell“ oder „langsam“ kritisch gegenüber zu sein. Und natürlich auch das Konzept von Lohnarbeit oder auch Geld an sich zu hinterfragen und inwiefern nicht eine andere Verfassheit von Gesellschaft weniger schlimm wäre. Leider ist das auch eine Frage der ökonomischen Ressourcen der jeweiligen Personen; gerade für Studierende aus „nichtakademischen“ Familien.