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Österreich wider Bayern
Ein Bruderzwist um Salzburg

Motto:
San ma wieder guat?

Von Vasile V. Poenaru
(01. 12. 2018)

...



Vasile V. Poenaru
bardaspoe [at] rogers.com

geboren 1969, zweisprachig
aufgewachsen, Studium der
Germanistik in Bukarest,
darauf Verlagsarbeit und
Übersetzungen. Lebt
in
Toronto.

 

 

 

 

 

 

Möge ein deutscher Kaiser
seinen Schatten über
sämtliche Stämme des
Nordens werfen. Aber
wohlgemerkt von
Berlin aus!

 

 

 

 

 

 

 

Die zwei Dinge unter
dieselbe Haube bringen:
Bruderschaft und Volksge-
meinschaft. Welch ein
Unterfangen!

 

 

 

 

 

 

 

Was sehen wir? Wolfram
von Eschenbach und
Gustav von Aschenbach;
ferner einen vorzüglich
eingedeutschten Espresso
Doppio ...

 

 

 

 

 

 

 

 

Nur, wenn die Cloud zu
dicht ist, kann einer die
schönen Sterne gar nicht
mehr so gut sehen, was
uns jedoch weiter nichts
ausmacht, denn man darf
sie ja immerhin erahnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

"Unser Bismarck hat das
Zeug dazu, verdammt
nochmal!", eruierte Seine
Majestät der König von
Preußen, ein gewisser Willi,
der sich sehr, sehr gerne
hätte zum "Kaiser von
Deutschland" ernennen
lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Den bayerischen König-
Wurschtl hamma tunlichst
mit ein paar Millionen
geschmiert, denn er war
gerade mal wieder knapp
bei Kasse, Stichwort Neu-
schwanstein & Co, und das
war’s dann schon wieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

Denn der Zeitgeist ist und
bleibt Österreicher. Dixit!
In orbe ultima! Ich und du,
Müllers Kuh. Da kann der
Hegel noch so viel aus-
schweifen. Dass ma
gescheit san, wissen
ma selber.

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles, was zum ober-
deutschen Revier gehört,
ist ja, so ein weiteres grund-
legendes Axiom der ober-
österreichischen Sorte, an
sich ganz in Ordnung. An
allen Ecken und Enden
waschechte Hoamat.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf Facebook sehen
nämlich alle Biergärten
gleich aus. Grüß Gott,
Bavaria! Grüß Gott, Austria!
Und den lieben Kaiser
ham / ma auf Instagram.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein bayerischer Bruder
hat es unverschämterweise
nicht nur auf das Erzbistum
Salzburg und auf unser
heimatliches Land ob der
Enns, sondern zugleich auf
sämtliche nach dem k. und
k. Schrumpfungsprozess
übrig gebliebenen öster-
reichischen Jagdgründe
bis hin ins entlegene Bur-
genland abgesehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lass den Kaiser schaffen!
Genauer gesagt, lass den
Kaiser schaffen lassen! In
orbe weit und breit. Da bin
ich ganz unbiegsam, ganz
steif, verstockt und … ja
fast preußisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Substrat des konkreten
Daseins und des prakti-
schen Denkens diene uns
ein anständiger Kaiser-
schmarrn. Das ist vernünf-
tig. Friedfertig. Gesamt-
deutsch. Europäisch.
Indeed partout souverän.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Streitaxt wurde erneut
ausgegraben. Nun gut, aus-
gegraben ist viel gesagt.
Mein Bruder hat sie eigen-
tlich zufälligerweise beim
fünfjährigen Ausmisten
gefunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gott erhalte Kurz, den
Kanzler. Er hat’s gut
gemeint. Das gesamte
Sein österreichischer
Gemütsauffassung in einem
überregionalen Instagram
der Sinne geistig festzu-
halten, dazu gehört
schon was. Right?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch die Substantivierung
dieses unser vielgeliebtes
Vaterland beschreibenden
Adjektivs "schön" wollen
wir (das heißt hier ich: 
Pluralis Majestatis; und
mach Er’s Maul wieder
zu, s'il vous plaît) einen
entschiedenen Schritt
Richtung Europa wagen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon im meines Erach-
tens sehr gut gelungenen
Nibelungenlied heißt es,
dass die Bayern ausge-
sprochene Haberer gewe-
sen seien, mehr noch, We-
gelagerer, ja, Räuber
und Banditen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die deutschen Stämme
brauchten schon immer
eine Vaterfigur. Make no
mistake, diese Vaterfigur
war, ist und bleibt mit
Verlaub unser Kaiser und
Kanzler. Denn in der Kürze
liegt die Würze.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wollen wir wirklich wie
die Deutschen sprechen,
wie die Deutschen des
Weges wandeln, wie die
Deutschen san? Die
Antwort lautet: Hmm …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom bereits erwähnten
Nibelungendichter bis zu
Alexandre Dumas, Victor
Hugo, Karl May, Mark
Twain, Ernest Hemingway
und F. Scott Fitzgerald
sollte sich später noch
ein starker Bogen spannen:
der Bogen meines Bruders.
Unser Bogen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

München ist bekanntlich
ein kleineres Innsbruck,
ein Almost-Innsbruck, ein
Versuch Richtung Tirol.
Streng genommen fehlen
da ja eigentlich nur
die Berge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und ganz unten, wo wir
Menschen sind, zwitschert
die Nachtigall ein letztes
Tweet, schmeißt uns der
Bundeskanzler ein letztes
Instagram zu, geht der
Haberer seinen mal total
grandiosen, mal total
dubiosen Geschäften nach.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"I hob g'heat, dass zwischen
dem Stamm der Bayern und
dem Stamm der Salzburger
scho’ wieder die Streitaxt
ausgegraben wurde. Kopf
hoch! Ich steh hinter euch!"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich ruf wohl am besten
mal kurz den Aschenbach
und die Bachmann an.
Oder ich schick den
beiden eine WhatsApp.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich stehe so lange am
Neutor (Salzburg) Wache,
bis mein ganz bestimmt
bald über die Reichenhaller
Straße in voller Montur
auf seinem Bio-Gaul ange-
rittener bzw. in seinem
umweltverschmutzenden
Opel direkt aus Bad Rei-
chenhall vorgefahrener
bayerisch-brüderlicher
Widersacher wieder
abzieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frieden, nicht Krieg. Bratwurst und Mozartku-
geln schließen einander
nicht aus, haben einander
nie ausgeschlossen. Sie
san komplementär aber
so ganz ohne Classe
élitaire.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schärding ist und bleibt mit-
samt seiner unverkennbar
vorbildlichen Gemütlichkeit
ein mit allen Wassern des
Inn gewaschenes öster-
reichisches Richtbild
par excellence.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Und eine dicke Rauch-
wolke der Verständigung.
Handschlag drauf! Unsere
gute alte oberösterreich-
ische Friedenspfeife. Mit
Heimatliebe gestopft. Bio-
Tabak von heimischen Tra-
fikanten. Keine gottver-
dammte Schmuggelware
aus den Niederlanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu zweit lässt sich ein
jedweder Traum in
brauchbare Wirklichkeit
umwandeln. So haben wir,
mein Bruder und ich, es
schon immer gehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dass wir dasjenige, was
der Fall war und ist, immer
auch loud and clear auszu-
sprechen wagen. Und dass
wir's sogar einigermaßen
fehlerfrei niederschreiben
können, wenn’s denn
unbedingt sein muss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Habe den Mut, feuertrun-
ken zu sein! Habe den Mut,
dich deiner inneren Glut
anzuvertrauen. Habe den
Mut, dich deines eigenen
Feuerzeugs zu bedienen."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sturm und Drang und
Geist und Seele und Besitz
und Bildung! Und Freiheit
und Demokratie und Sou-
veränität soweit der
Blick reicht!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Bruder lässt das Feu-
erzeug wieder in einer
seiner zahlreichen Seiten-
taschen verschwinden;
nicht einmal Old Shatter-
hand hatte mehr Seiten-
taschen, das sei nebenbei
erwähnt. Ich muss tief
einatmen. Wer ist hier
der erfahrene Westman?
Wer das Greenhorn?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bedeutungsvoll schweigen:
nicht jedermanns Sache.
Zuneigung. Abneigung.
Anziehung. Abstoßung.
Eine Gestalt löst sich aus
dem dürftigen Kaum-Sein
jenseits der Hecke. Es ist
der Haberer.

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt hamma kaanen
Bruderzwist mehr. No dis-
cord what-soever.
Jeden-
falls net um Salzburg. Only
twist in my sobriety
, wie
schon die Minnesängerin
vor gar nicht so langer
Zeit vollkommen richtig
festgestellt hatte.

   "Apfelstrudel, Mozartkugeln, Wiener Schnitzel und Stanitzel, damit ist es nicht getan!", hatte schon Bismarck mit seiner grundlegend klangvollen Gründerstimme zu Ur-Urgroßvaters Zeiten grundsätzlich standesgemäß verbindlich postuliert. "Euer Scheiß-Bund kann mir erspart bleiben! Und der deutsche Norden braucht eh keinen österreichischen Kaiser. Kein Servus und kein Ciao! Kein Gehn ma! Kein Habe die Ehre! Es lebe die steifere Lebensweise! Von und zu! Von und zu! Links, zwo, drei, vier! Von und zu!

[Anmerkung der Preußischen Akademie für historische Lethargie: "Postfaktisches Zeug. To be taken with a grain of salt."]

Krieg, nicht Frieden! Und die deutsche Einheit! Ruckzuck soll das gehen! Icke hab eine großartige Zukunft im Sinn. And, by the way, einen Anflug von sozialer Sicherheit in unseren Landen. Von der Maas bis an die Memel! Nein doch, nicht soziale Gerechtigkeit! Soziale Sicherheit. Für uns, nicht für euch. Stichwort Beamtenrente. Möge ein deutscher Kaiser seinen Schatten über sämtliche Stämme des Nordens werfen. Aber wohlgemerkt von Berlin aus! Um es mit Tacitus zu sagen: Pickeleus habeus erit in orbe ultima! Kolonialläden in jeder deutschen Stadt! Die rechtzeitige Nation! Antreten! Habachtstellung! Stiff upper lip! Abtreten! Ruckzuck!"

   Ja doch! Die Pickelhaube als Symbol von oben auferlegter, altpreußisch angelernter nationaler Gefühle. Und der Pickel-Haberer. Pickeleus habereus. Winter is coming! Im Norden nichts Geheueres. Wir schwören auf die neuen Geister. Und sicherheitshalber auch gleich mal auf die alten. Die deutsche Einheit! Die deutsche Einheit! Die deutsche Einheit!

What do we want?
Die deutsche Einheit!
When do we want it!
Now!

So war das. Wer über hundertfünfzig ist, kann sich vielleicht noch daran erinnern. Ach, die guten alten Zeiten! … Wobei sich das sogenannte nationale Gefühl, gleichsam ein großdeutsches Ding an sich, wohlgemerkt zunächst auf die preußische (zwecks Kriegsführung selbstredend intensiv von der militaristischen Obrigkeit gepresste) Bevölkerung begrenzte, denn gegen die anderen Staaten des Bundes wurde ja zunächst einmal zweckmäßig ins Feld gerückt. Operation Bruderkrieg.

Kann schon mal passieren. No hard feelings. Ave Caesar! Zu Befehl!Und dann, aber eben auch erst dann, wenn der Krieg vorbei ist, wenn der Sieg beyond a reasonable doubt voll und ganz unser ist, Vae victis, verflixt, wo steckt denn bloß der Lorbeerkranz, "auf dem Schlachtfeld unbesiegt" sollte dann irgendwann noch der Dings sagen, der sich freilich ebenda, auf dem Schlachtfeld, hatte besiegen lassen, wie war denn gleich sein Name, ja dann heißt es naturgemäß nichts wie "in vino veritas, in Kneipo GroKotas" (Tacitus, De GroKotia, revidierte Ausgabe). Die zwei Dinge unter dieselbe Haube bringen: Bruderschaft und Volksgemeinschaft. Welch ein Unterfangen!

   Die politischen Ambitionen hatten Vorrang, und der Einzelne musste schon wieder mal total erschöpft und bevormundet und übervorteilt und hintergangen und an allen Nahten blutend auf den zeitweiligen europäischen Jagdgründen hinterher hinken. No sweat.

Krieg für die Einheit! Einheit durch Krieg! Ein geiler Imperativ für alle, die ihren Mann stehen wollten, Unsinn, was sag ich denn hier, ein geiler Imperativ für alle, die wollten, dass die anderen in ihrem Namen und im Dienste einer überpersönlichen Begrifflichkeit ihren Mann stehen, die Pickelhaube als von dichterischer Seite metaphorisch attestierter Blitzableiter aufm Deckel, den Gänsemarsch im Blut und das Sauerkraut samt Bratwurst servierbereit in der Laube.

Ein kühner Blick auf die Nächste Seite des Geschichtsbuchs: Was sehen wir? Hoch oben in den erhabenen Gefilden des unabdingbar-urtümlich-bodenständigen Deutschtums unsere noblen Ideale rund um die seit Urzeiten von fleißigen Ahnen immerfort peinlichst bewässerte Weltesche, dazu den Eschenbach (which comes in rather handy, as we happen to be at the watering part) und den Aschenbach (kann man nichts machen: ashes to ashes) im trauten mythologisch veranlagten Duo deutschsprachiger Ausdrucksweise; Wolfram von Eschenbach und Gustav von Aschenbach; ferner einen vorzüglich eingedeutschten Espresso Doppio, ach! Mamma Mia, von der Etsch bis an den Belt, du schönes tausendjähriges Römisches Reich Deutscher Nation, der schmeckt; es schlürfe ein jeder im schönen Modus Konjunktiv, und jetzt noch einen tüchtigen Schluck für die Heimat, das Reich Bismarcks komme, das traute Traumbild Germania, und unsere Hände seien nicht müßig im Schoße, na ja, Hegel hat’s ein bisschen anders ausgedrückt, apropos, da wir nun schon mal etwas weiter in die Vergangenheit dringen, gut gemacht, Arminius, old sport, denen hamma’s gezeigt, und unten, unten unten unten, na ja, ganz unten halt die Menschen; das gemeine Volk; die Hungerleider; Kanonenfutter im Dienste einer Vision, im Dienste einer Fiktion, im Dienste einer Nation.

Dulce et decorum est pro patria mori. Klar?  Hmm … Jawohl! Kein Thema.

   Einer grandiosen Vison, die sich allmählich aus den vielen "Kleinen von den meinen" zu "einem Teil von jener Kraft" entwickeln sollte, um es mit einem überdurchschnittlich begabten Dichterkollegen zu sagen, der in jeder deutschen Stadt eine Straße sein eigen nennt. Ach! Könnt’ ich doch …

Antwort des Erdgeistes: "Du kannst mir mal." Erdgeist ab.

Uns allen: dem deutschen Volke, der deutschen Cloud und unserer digitalen deutschen Wolke. Mitsamt bestirntem Himmel, versteht sich. Nur, wenn die Cloud zu dicht ist, kann einer die schönen Sterne gar nicht mehr so gut sehen, was uns jedoch weiter nichts ausmacht, denn man darf sie ja immerhin erahnen.

Stellt sich nur noch die eine Frage: Wem gleichen wir? Oder: Wo zum Teufel steckt denn bloß der Geist, den wir verstehen? Und handelt es sich dabei überhaupt um einen deutschsprachigen Geist?

Mit Pickelhaube gegen Berg und Tal. Anzuschauen überall. "Unser Bismarck hat das Zeug dazu, verdammt nochmal!", eruierte Seine Majestät der König von Preußen, ein gewisser Willi, der sich sehr, sehr gerne hätte zum "Kaiser von Deutschland" ernennen lassen, was ihm ein handfester Begriff gewesen wäre, ein Titel, mit dem es sich prächtig den Ku’damm entlang stolzieren ließe.

Zeitgemäße Aktualisierung der Preußischen Akademie für historische Lethargie: "hätte entlang stolzieren lassen".

   Bei Königgrätz hab es bekanntlich gewisse Meinungsverschiedenheiten. Klartext: Bruderkrieg. Aber nicht böse gemeint. Als Nächstes ging es dem Franzosen an den Kragen, dem Pro-Macron-Menschen avant la lettre. Und puff! Weg war der König von Frankreich. In Ketten. In Ketten made in Prussia. Und dann hieß es nichts wie Ausschau nach brauchbaren Kolonien halten. Die allermeisten waren freilich bereits vergeben, deren Völker längst unterjocht, niedergemetzelt und unter Heranziehung verschiedener Folterwerkzeuge "zivilisiert". Doch was soll’s. Der Fortschritt lässt sich nie aufhalten.

Den bayerischen König-Wurschtl hamma darauf tunlichst mit ein paar Millionen geschmiert, denn er war gerade mal wieder knapp bei Kasse, Stichwort Neuschwanstein & Co, und das war’s dann schon wieder. Der Titel fiel uns (was hier heißen will: euch) problemlos anheim. Deutscher Kaiser. Freilich hatte sich Willi wie gesagt eigentlich mehr gewünscht: "Kaiser von Deutschland" oder so.

Oh well, it is what it is. Britischer Hausphilosoph ab.

Aber jetzt sind wir wenigstens in der EU allesamt sozusagen Brüder und Schwestern, das hab ich höchstpersönlich im Fernsehen gehört, es wird wie verrückt um die Wette gejubelt und gejodelt und getanzt und gefeiert und demokratisiert und europäisiert, was das Zeug hält, weswegen ich nach reifem Überlegen (und dem einschlägigen Genuss ein paar EU-konform belegter Brötchen) den fundierten Entschluss gefasst habe, mit meinem Bruder, den es bekanntlich einst aus dem vielgeliebten trauten Österreich weit weg ins ferne Süddeutschland verschlagen hatte, unverzüglich Frieden zu schließen. Im Biergarten. Am Tatort der Geschichte. Selbstredend bei einer anständigen Schlachtplatte. Als innigstes Andenken an die vielen mehr oder weniger heiligen Schlachthöfe der Geschichte. Und an den Zeitgeist, der sich dahinter versteckt, der dahinter in Deckung geht, um zu sein: um zu werden. Als erstes und letztes Ding der Entfaltung. Denn der Zeitgeist ist und bleibt Österreicher. Dixit! In orbe ultima! Ich und du, Müllers Kuh. Da kann der Hegel noch so viel ausschweifen. Dass ma gescheit san, wissen ma selber.

   Oans muss i hier dabei unverzüglich in den Raum stellen: I hob nix gegen manen na Germering umg'zogenen Bruder (ursprünglich hatte ich "ungezogenen" geschrieben, was freilich ebenfalls wenigstens in etwa seine Richtigkeit gehabt hätte, denn mein g'schätzter bayerischer Bruader ist, wenn man’s recht bedenkt, in Hinblick auf manche bei den Oberen Zehntausend in der Regel eigentlich so durch und durch obligaten gesellschaftlichen Umgangsformen eben so ungezogen wie ich, was mit dem im Linzer Becken wo mir aufg'wachsen san vorherrschenden Haberer-Klima zusammenhängen muss). Er putzt sich erwiesenermaßen jeden Tag die Zähne (dental records available upon request), mäht, wiewohl jetzt wie gesagt Bayer, mit geradezu schwäbischer Besessenheit trotz der zahlreichen ihm kraft des stillen Gesetzes der unsichtbaren Hand auferlegten Geschäfte des Alltags immerhin fast zweimal die Woche seinen aus irgendwelchen Gründen ewig-kunterbunten Rasen, rast jeweils sowohl vorher als auch nachher unentwegt dienstlich, versteht sich durchs halbe Bundesland und leistet auch sonst einen kaum übersehbaren Beitrag zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung des irgendwie zeitlos anmutenden Ballungsraums München und der vielen zeitweiligen Jagdgründe, die sich rundherum ballen und ballern, um es kurz zu halten. Ja, also Tatsache ist, mein bayerischer Bruder kann sich blicken lassen.

Und eines meiner grundlegenden FB-Axiome besagt sowieso: The Greater München Area kann ich leiden; kann jeder leiden; muss jeder leiden können. Like. Like. Like. Liken können.

Alles, was zum oberdeutschen Revier gehört, ist ja, so ein weiteres grundlegendes Axiom der oberösterreichischen Sorte, an sich ganz in Ordnung. An allen Ecken und Enden waschechte Hoamat.

Ich und Mark! Wir zwei! O mei!
Da lässt sich einer vieles gefallen.
Zum Wohl! Auf dass er unser Markgraf sei! Wie Rüdiger.
Na ja, Rudi und sein Ger. Sehr urtümlich. Sehr bodenständig.

Und es geht uns, Privatsphäre-Affäre und Börsensturz und Wiedererholung und ewiges korporativistisches Schmusen hin und her, immer noch leidlich. Auf Facebook sehen nämlich alle Biergärten gleich aus. Grüß Gott, Bavaria! Grüß Gott, Austria! Und den lieben Kaiser ham / ma auf Instagram.

   Aber mein Salzburg geb ich nicht her! Got it? Und möge mein allerdings nun schon seit geraumer Zeit von Gottes Gnaden bayerischer König und Bruder noch so wettern, dass er sich partout sein Land und seine Leute zurück holen werde wobei er es, so will mir fast scheinen, unverschämterweise nicht nur auf das Erzbistum Salzburg und auf unser heimatliches Land ob der Enns, sondern zugleich auf sämtliche nach dem k. und k. Schrumpfungsprozess übrig gebliebenen österreichischen Jagdgründe bis hin ins entlegene Burgenland abgesehen hat; genau: total unanständig; weder dulce noch decorum; recht hoams.

"Do setz di nieder!", sagt der Bayer beispielhaft beiläufig bei sich. Schon von alters her. Dass hiermit in dieser dialektal-dialektisch geprägten Angelegenheit baiuwarischer Gesetztheit aus altösterreichischer Perspektive heraus gleichsam von Amtes wegen förmlich Einspruch erhoben werden darf und muss, liegt auf der Hand. Und dass der, sagen wir mal, bequem in seinem gesamtdeutschen Richterstuhl in irgendeiner musikalischen Millionenstadt an der blauen Donau sitzende Richter den Einspruch zulässt, mag zum Teil daran liegen, dass jedes Exemplar der Subspezies Homo sapiens sapiens mutmaßlich den Ritterstuhl der Vernunft in sich trägt, wie einer meiner Freunde es unlängst auf begrifflicher Ebene total wasserdicht und auch sonst jedenfalls erkenntnistheoretisch betrachtet recht gescheit formulierte. Oder ins Bayerisch-Österreichische umgedreht: Der Richterstuhl des Tischlers ist in seiner Zunft aufgeschlagen (frei nach Manuel Kanterle, unsere Zeitrechnung). "Des Schreiners", sagt der g’schätzte deutsche Doktor von und zu. "Des Schreiners." Und wir wollen das vorerst mal trotz eines gewissen in gastronomischen, völkerrechtlichen und erkenntnistheoretischen Angelegenheiten prinzipiell immer angebrachten Vorbehalts gerne gelten lassen.

Nur, von und zu wos?
Na ja, von und zu irgendwas. Irgendwos.

   "In der Zunft" kann dabei ein Stuhl natürlich ebensowenig aufgeschlagen sein wie "in der Vernunft", weswegen wir sicherheitshalber gleich einmal davon ausgehen werden, dass der Philosoph (nennen wir ihn "unseren Manuel") es schon wieder mal vorzüglich metaphorisch gemeint hat; wie sonst? Ebenso metaphorisch wie "da Bayer", wenn dieser durch seine schlichte, rechtschaffene Formulierung des philosophischen Setzungsvermögens in ein paar wenigen grenzüberschreitenden Zügen einer intrinsischen Aufklärung der Sinne die sogenannte Selbstsetzung des Daseins beschwört.

Einschlägiger philosophischer Kram direkt vom Ethik-Krämer:

Schuster, bleib bei deinen Leisten! Right or wrong?
Bayer, bleib bei deiner Bratwurst!
Und bei deinem vollen Maß. Oans, zwoa, b’suffa!
Roter Bruder, bleib auf deinen Jagdgründen. Or else.

Preußischer Bruder, jag die Hunde wieder in die Marschhöfe zurück!

Lass den Kaiser schaffen! Genauer gesagt, lass den Kaiser schaffen lassen! In orbe weit und breit. Da bin ich ganz unbiegsam, ganz steif, verstockt und … ja fast preußisch. Die Krümmung der Donau im Sinn. Lentos. Kulturstadt mit groß entfaltetem lichtem Segen und vielen dunklen Schatten. Das Salz in der Kammer; gut verstaut. Gut und Habe Richtung Füchslein. Von Herrn Rabe. "Lass uns nach Salzburg entfliehn! Es finden sich dort …" Ach was, Old Reineke. Halt’s Maul! Zurück in deine Ecke! Und es war nicht Salzburg, sondern Schwaben.

"Links, zwo, drei, vier! In orbe ultima san mir! …"
[Gänsemarsch Richtung Marschhöfe]

   Wos is, des is. Wos net is, des is net. Kurz und bündig. Über Dome, Berg und Tal. Hochdeutsch wie dialektal. Von der schlichten Gelegenheitsphilosophie des fiktiven Privatgelehrten mit ganz besonders beschränkter Haftung, der einer, Hand aufs Herz, doch unter anderen Umständen durchaus hätte sein können, wenn, ja wennja wennja wennja wenn, ins konkrete praktische Leben oberdeutscher Ausdrucksweise mit all seinem O mei! und recht viel Tanaradei: zu allem, was der Fall ist. Hier, auf österreichischem Grund und Boden, nicht im fernen Ideenreich des Königsberger Dings an sich (Akte Ostpreußen, Kaliningrad nicht antasten; highly classified).

Passt? Jawohl! Als Substrat des konkreten Daseins und des praktischen Denkens diene uns ein anständiger Kaiserschmarrn. Das ist vernünftig. Friedfertig. Gesamtdeutsch. Europäisch. Indeed partout souverän. Europa, des is … des is …

Des is, wos des is! And nothing else.

Zwischenmeldung: Ich kann an dieser bedeutungsvollen Stelle nicht umhin, es mal in aller Prägnanz als eine Art Prolegomena bayerisch-österreichischer Art und Weise einzugestehen: Die Streitaxt wurde erneut ausgegraben.

   Nun gut, ausgegraben ist viel gesagt. Mein Bruder hat sie eigentlich zufälligerweise beim fünfjährigen Ausmisten gefunden. Wie sie überhaupt erst in den erlauchten brüderlichen Hinterhof gelangte, dürfte im Moment wohl kaum so ohne Weiteres nachvollziehbar sein. Schon seit drei Wochen schwingt er sie nun jedes Mal vor dem Rasieren, indes er immer auch mal gerne mit dem auf einem überdurchschnittlich umsatzstarken Flohmarkt in Neumarkt preiswert erstandenen Swiss Army Taschenmesser an seinen Fingernägeln hantiert, Hurra Helvetia, Alle für einen, einer für alle, wobei man naturgemäß gleich an die tadellos gepflegten Klauen des Adlers denken muss, der nach ein paar Jahrzehnten Urlaub nun schließlich seit der sogenannten Wende wieder auf unserer (okay, auf eurer) good old Quadriga herumlungern darf, die übrigens irgendwann im Laufe der Geschichte ihrerseits von den Stämmen jenseits des "Vater Rhein" als Mitbringsel verschleppt und dann irgendwann auch wieder tadellos heldenhaft zurück ergattert wurde.

Schwamm drüber. Water under the bridge.

Ein nicht ganz so großer, dabei jedoch bemerkenswert imperialistisch gesinnter Korporal korsischen Schlages hatte sie, die Streitaxt, vor gut 200 Jahren denkbar irgendwo zwischen Passau und Reichenau begraben. Und seit jenem Tag anno 1806 ist Salzburg wieder bei Österreich, Gott erhalte Kurz, den Kanzler. Er hat’s gut gemeint. Das gesamte Sein österreichischer Gemütsauffassung in einem überregionalen Instagram der Sinne geistig festzuhalten, dazu gehört schon was. Right?

Right!

Ferner: Volk, begnadet für das Schöne. Zitat zu Ende.
Kaiser und Kanzler over and out.

Nota bene: Das Volk als Gesamtheit der Einwohner, und nicht als Volksgemeinschaft. Einverstanden? Einverstanden! Denn das heißen wir heutzutage EU! Da hat jeder Platz. Auch du!

   Ja, die Nationalhymne geht weiter, aber durch die leisetreterisch getätigte Substantivierung des im eigentlichen Kontext dieses unser vielgeliebtes Vaterland beschreibenden Adjektivs "schön" wollen wir (das heißt hier ich: Pluralis Majestatis; und mach Er’s Maul wieder zu, s'il vous plaît) einen entschiedenen Schritt Richtung Europa wagen. Genauer gesagt, einen Schritt mit’m Pferdi oder eben einen Meter mit’m Wagen, je nachdem. Weit weg vom engen mindset des Nationalen. Hin zum grenzübergreifenden Gedankengut gesamteuropäischer Demokratie, gesamteuropäischer Souveränität.

Vive l’Europe! Und ich bin es, der’s gesagt hat!
Ich! Ich! Ich! Demokratie!

Frisch rasiert bin i a. Passt?

Denn das Schöne hamma in uns. Und um uns herum. Und über uns. Es ist der gesamtösterreichische Geist (Größe: XXL), in dem die deutsche Seele ihren tieferen, europäischen Grund findet, was übrigens auch meinem zum Bayer mutierten Bruder voll und ganz einleuchtet. Denn schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass das deutsche Nationalepos von einem Österreicher verfasst wurde. Ganz nebenbei: Schon im meines Erachtens sehr gut gelungenen Nibelungenlied heißt es, dass die Bayern ausgesprochene Haberer gewesen seien, mehr noch, Wegelagerer, ja, Räuber und Banditen. Doch die Burgunden-Wurschtl hatten Glück und wurden von den Bayern "selten angerannt"; "selten" bedeutet hier "überhaupt nicht" und "angerannt" bedeutet natürlich "überfallen". Typisch bayerisches Tun und Treiben.

Nun gut, Markgraf Rüdiger stand ja auch noch jederzeit in totaler Einsatzbereitschaft. Mit all seinen Mannen. Nur so, für den Fall der Fälle. Zum Beispiel, wenn die Bayern gekommen wären. Des woa unser Mark, da Graf. Zuckersüß.

Gefällt mir. Gefällt mir. Gefällt mir.

   Und dass die Deutschen unsere alte Nationalhymne geklaut bzw. entwendet oder, noch besser, sich ganz im Schillerschen Sinne angeeignet haben, Su casa es mi casa, wollen wir dem großen deutschen Bruder im fernen nördlichen Plattland erst recht nicht verdenken, denn es wird ja schließlich unter anderem gerade dadurch weiterhin mehr oder weniger ausdrücklich unserem guten alten Kaiser Franz (bzw. unserem guten jungen Kanzler Kurz, derzeit Kaiser von Wien, Rom und Bruxelles) gefront. Die deutschen Stämme brauchten schon immer eine Vaterfigur. Make no mistake, diese Vaterfigur war, ist und bleibt mit Verlaub unser Kaiser und Kanzler. Denn in der Kürze liegt die Würze.

Schon gut, schon gut. Und euer Rhein, den der Pro-Macron-Mensch freilich für sich beansprucht: "C’est a moi! A moi! A moi! A moi!" Na ja.

Demokratie hin und her, einer muss immer entscheiden, wo’s lang geht. Und wie aus der Deutschen Nationalhymne ersichtlich, is des good old Franz.

Nur, warum war denn der Krieg überhaupt nötig? Wäre Freud noch da, so könnten wir ihn mal kurz fragen. Aber Freud ist jetzt weg. Wie soll einer da noch ausmachen, wo Es, Ich, Bruder-Ich, Super-Ich und Über-Ich in Reih und Glied marschieren können, ohne den historischen Staub am Straßenrand der Geschichte allzu sehr aufzuwirbeln, und zwar auch dann, wenn es schon lange nicht mehr geregnet hat?How should one go about it?

   Am besten, wir halten uns an Mythen. Zum Beispiel an die alten germanischen Heldeng’schichten. An die Götter. An die Lagerfeuer im nahen Indianerdorf, an Kafkas K, an Karl Mays guten alten Shatterhand und an Alex von Humboldt, die drei berühmten Vermesser dieser Welt, an Meier Helmbrechts vermessenen Paris (gemeint ist hier also der Mann, nicht die Stadt; just saying) und seiner auch sonst bedeutungsstrotzenden Haube (die wohlgemerkt keine Pickelhaube war), mit einer kurzen rede sleht and on and on we go. Wobei "sleht" aber nicht "schlecht" bedeutet, sondern "schlicht".

Klartext: Daz maere iuch niht betriuget.
Neudeutsch: No kidding.
Anhörung des Großen Affen: "Don’t try to kid me, man cub!"

Bruderherz! I wanna talk like you, I wanna walk like you, I wanna be like you! Blitz und Donner. Oder lieber doch Donner und Blitz? Wollen wir wirklich wie die Deutschen sprechen, wie die Deutschen des Weges wandeln, wie die Deutschen san? Die Antwort lautet: Hmm …

Aber ich hab meinen wackeren bayerischen Bruder jedenfalls immer sehr bewundert, als wir noch beide Österreicher waren. True Austrians. As Austrian as Austrian gets. Mehr noch, er war mein g’schätzter Lehrer in Sachen Streiche-Begehen, in Sachen Schleichen-Spielen, in Sachen Dem-Haberer-Entkommen, in Sachen Den-Kern-der-Sache-Ergründen, wenn immer es mal darauf ankam (und es kam, Hand aufs Herz, doch eher oft darauf an, wenn man’s recht bedenkt). Heimatkunde wäre in diesem Zusammenhang wohl das passende Wort. Ich hab ihm auch immer alles geglaubt, was er während unserer glorreichen Kindheit in Oberösterreich in groben Zügen oder eben mit vielen feinen Details an die Wand malte, wenn wir nur so gemeinsam dem Sinn des Daseins nachgingen, um in Erfahrung zu bringen, warum und wie sich auf dieser Welt (und gegebenenfalls auch auf der nächsten) wo was um was dreht, denn in seinen aus einem Teil Fakten und aus einem Teil Faken bestehenden, ungeniert in die Wirklichkeit unseres schlichten Lausejungen-Alltags hingezauberten Geschichten, in seiner ungebändigten Neugier, in seiner ureigentlichen Abenteuerlust steckte so viel Wahrhaftigkeit mit drin, dass es der nicht-fingierte Ablauf der jeweiligen Ereignisse nie und nimmer damit hätte aufnehmen können. Vom bereits erwähnten, durchaus g’schätzten Nibelungendichter, dem sozusagen schon vor geraumer Zeit die erste gescheite Dichtung auf oberdeutschem Grund und Boden gelungen war, bis zu Alexandre Dumas, Victor Hugo, Karl May, Mark Twain, Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald sollte sich später noch ein starker Bogen spannen: der Bogen meines Bruders. Unser Bogen. Und irgendwann wurde mir klar: Er hat ihn mir geliehen. Damit ich das, was ich zu sagen habe, auch schreiben kann. Auf dass ich es weit in die kleine Ewigkeit unseres rückblickenden Erwartungshorizonts zu schießen vermöge. In orbe ultima, wie es der andere Besitzer des Bogens formulieren würde (nennen wir ihn Parallelbesitzer oder Gegenbesitzer), hätte er sein Vehikel der poetischen Kommunikation nicht übermäßig verziert und somit frühzeitig mundtot gemacht. Good old Lessing war mit dabei und hat’s bezeugt.

   Fast will ich jetzt schon glauben, mich ganz genau daran erinnern zu können, wie wir beide back in the day die Zweite Lautverschiebung in Gang brachten. Freilich war mein Bruder damals wie gesagt ebenfalls Österreicher, voll und ganz Österreicher und nichts als Österreicher. Und München ist bekanntlich ein kleineres Innsbruck, ein Almost-Innsbruck, ein Versuch Richtung Tirol. Streng genommen fehlen da ja eigentlich nur die Berge.

Und jenes gewisse Etwas, dessen unsereiner, das redliche deutschsprachige Fußvolk österreichischer Ausdrucksweise von Wien bis Bregenz (okay, vielleicht nicht bis Bregenz, das wäre jetzt wohl vielleicht doch einigermaßen überzogen, denn Vorarlberg ist eben nun mal Vorarlberg; also von Wien bis Bozen; Servus und Ciao!), teilweise auf begrifflicher Ebene, teilweise in den höheren Sphären des Gemüts, wohin uns das Ewig-Österreichische mal kurz hinan zieht, um es mit einem meiner Cousins zu sagen, so durch und durch gewahr wird, wenn der Adler, dem wir fronen, mit einer kaum spürbaren Bewegung seiner Schwingen die vier Winde teilt, von denen sämtliche Nachrichten getrieben werden, und eine weiterreichende Entfaltung der Dinge bewerkstelligt, deren wir allesamt teilhaftig werden; und ganz unten, wo wir Menschen sind, zwitschert die Nachtigall ein letztes Tweet, schmeißt uns der Bundeskanzler ein letztes Instagram zu, geht der Haberer seinen mal total grandiosen, mal total dubiosen Geschäften nach. So isses.

So und nicht anders. In mir stecken jetzt, das sei hier in einem winzigen Augenblick transatlantischer Beichte gestanden, Poseidon, der Heilige Oberhäuptling aller Wassermänner und Oberpriester sämtlicher Salzwasser unseres prächtigen Planeten, ein geradezu mythischer Doppelagent, dem später der Name Neptun zugerichtet werden sollte, war es, der mir die Beichte abnahm, ein Haufen deutschsprachiger Schriftsteller, die den Rahmen des Österreichischen sprengen, von den französischsprachigen, den englischsprachigen (und den paar Russen) ganz zu schweigen, und mein Österreich-Diskurs mag wohl, was ich an dieser Stelle meines Bruderzwist-Reports offen zugebe, durchaus etwas allzu Folkloristisches an sich haben, nur steht es eben nun mal von alters her einem jeden offen, die Welt durch die Linsen seiner Kindheit zu sehen, und meine ersten Erinnerungen sind, daran kann kein im Nachhinein gezeitigter bzw. gefakter Pinselstrich was ändern, in rotweißrot gefärbt.

   So ticke ich. So hab ich schon immer getickt. Auch dann, als mein Lebenspfad durch die unwillkürlich hinreißenden Schluchten der Karpaten bzw. durch die geheimnisvoll ausgedehnten Wälder der kanadischen Wildnis führte.

Ein Laufbursche ereilt uns aus dem fernen Indianer-Dickicht ewiger Eintracht und Bruderschaft. Mein g’schätzter Bruder aus Newmarket, Ontario hat ein Totem niedergekritzelt. "I hob g'heat, dass zwischen dem Stamm der Bayern und dem Stamm der Salzburger scho’ wieder die Streitaxt ausgegraben wurde. Kopf hoch! Ich steh hinter euch! True patriot love in all thy sons command! PS: And in all thy daughters, too." Middle English.

"Was will denn das heißen?", frag ich den Laufburschen (eigentlich ist es ein Schwimmbursche, na ja; egal). "Hinter wem steht unser Bruder? Hinter Österreich oder hinter Bayern? Hinter uns oder hinter denen? Mir ham ja anen Bruderzwist. Und warum trägst du keine Schwimmweste?"
"In Habsburg?", fragt der Bua.
"In Salzburg. In und um Salzburg."
"Aha. Alles klar", sagt der Bua.
"Ja wos denn? Wos is klar?"
"Woas i net", sagt der Bua. Und weg isser. Mitsamt der unsichtbaren Schwimmweste. Sein Kanu? Unsichtbar am Horizont. Ich ruf wohl am besten mal kurz den Aschenbach und die Bachmann an. Oder ich schick den beiden eine WhatsApp.

Hey, guys! What’s up?
Nix is up. Und mir san net z’Haus.

True patriot love. Null zu null. Unentschieden. Es kommen härtere Tage.

   Fassen wir’s zusammen. Aus Kanada dürfte also wohl kein Schulterschluss für das vielgeliebte Vaterland zu erwarten sein. Wenigstens deckt die vage, allzu vage kanadisch-brüderliche Formulierung prinzipiell patriotischer und dabei in der unscharfen Formulierung altkanadischer Gemeinplätze wohlgemerkt allgemein-gültiger humanistischer Grundeinstellung auch den Bayern keineswegs den Rücken. Ergo: Alles in Stellung! Wir weichen keinen Schritt! Die Kanadier stehen wenigstens irgendwie im geistigen Sinne hinter uns! Biberfelle und Roggenfleisch für jedermann! O, Austria, we stand on guard for thee!

On guard?

Ob ich mir nicht einen neuen Medizinbeutel beschaffen sollte? Mit Edelweiß, Mozartkugeln und einer coolen Falco-CD? Ob das helfen würde? Rock me, Amadeus!

You bet! Das wollen wir nur immer hoffen!

Mein Entschluss ist endgültig. Unanfechtbar. Kategorisch und imperativ. Ich stehe so lange am Neutor (Salzburg) Wache, bis mein ganz bestimmt bald über die Reichenhaller Straße in voller Montur auf seinem Bio-Gaul angerittener bzw. in seinem umweltverschmutzenden Opel direkt aus Bad Reichenhall vorgefahrener bayerisch-brüderlicher Widersacher wieder abzieht. Und ist er nicht willig, so brauch ich Gewalt. Auf Oberdeutsch: Or else.

   In ein paar Runden krieg ich ihn mit ein bisschen Glück bestimmt unter den Tisch, und dann treib ich ihm den ganzen Blödsinn wieder aus. So wie der gute Figl seinerseits dem Russen, wie hieß der Dings denn gleich, den Staatsvertrag bei ein paar Runden Vodka tunlichst abgequatscht hat oder wie wir Bleichgesichter den "kanadischen Indianern" das Land abgekauft haben, auf dem sich heute der Ballungsraum Toronto befindet. Geheimakte The Toronto Purchase. Unantastbar.

Auf einmal kommt mir der rettende Gedanke: Frieden, nicht Krieg. Bratwurst und Mozartkugeln schließen einander nicht aus, haben einander nie ausgeschlossen. Sie san komplementär aber so ganz ohne Classe élitaire. Die ist nämlich weit weg. In der fernen Schweiz, wo man immerhin auch recht viel jodelt. Da wagt sich aber kein Bayer hin.

"Ich hab’s! Trinken wir Bruderschaft!" Ach ja, stimmt. Mir san scho’ Brüder. Nun gut, dann rauchen wir eben den Frieden-Tschick.

Schon wieder? Ja, schon wieder. Aber nicht im Haus. Auf dem Balkon. Tür zu, bitte.

Ein edler Tropfen kann nicht schaden, entkommt es uns mit philosophischer, ja, was sag ich denn hier, mit geradezu kantischer Verbindlichkeit. Doppelt destilliert: einmal österreichisch und einmal bayerisch. Mein Bruder ist jetzt bereits ganz in Gedanken versunken. "200 Jahre Salzburg bei Österreich!", postulierte ich noch mit allerletzten Kräften, bevor auch ich in orbe ultima fast tot umfalle. Das ergibt einen kolossalen Kater! Genau, was wir vorhatten. Etwas Kolossales hamma vor g’habt!

   So … Vorbei ist vorbei. War aber für eine gute Sache. Für die Hoamat. Fürs vielgeliebte Vaterland. Denn der lateinische Haberer, der Habereus bereus, hatte a priori recht: Dulce et decorum est pro patria saufi. Und das Innviertel geb ich auch nicht her. Schärding ist und bleibt mitsamt seiner unverkennbar vorbildlichen Gemütlichkeit ein mit allen Wassern des Inn gewaschenes österreichisches Richtbild par excellence. Like I’m telling you: A.E.I.O.U.

Denn es mag zwar durchaus stimmen, dass die Salzach seine österreichischen Wasser den benachbarten Bayern hinzu führt, wo sie immerhin der brave und fleißige Inn auffängt. Um sie darauf gleich wieder ins vielgeliebte Österreich zu retten, stoßen wir drauf an, zum Wohl, aber, und das gehört hier naturgemäß zur Sache, der Inn mündet in die Donau, und die Donau ist, Schwarzwälder Kirschtorte hin und her, ein österreichischer Strom, ja der österreichische Strom, und dadurch zugleich der europäische Strom par excellence.

Ins Bayerisch-Brüderliche übersetzt: Zwar ist mein Bruder jetzt mal kurz drüben, doch sein Herz (wohlgemerkt ein zutiefst oberösterreichisches Bruderherz) hat nie aufgehört zu ticken. Oder um es mit dem Medizinmann zu sagen: Sein erster Linzer Doppellutscher ist nie völlig geschmolzen. Ein wenn noch so winziger Teil davon hält dem teutonisch geprägten Wärmetod des Gefühls nach wie vor stand.

   Und jetzt, da ich meinen Rausch wieder einigermaßen unter Berücksichtigung europäischer Regelungen, Normen und Werte ausgeschlafen hab, schließe ich unverzüglich einen bis aufs Weitere entsprechend verbindlichen Vertrag mit meinem Bruder vom nun auf einmal nicht mehr ganz so  feindlich gesinnten bayerischen Stamm der Germeringer ab. 

"San ma wieda guat?" (# 1 Absatz 1 Satz 1 BRO)
"San ma wieda guat!" (# 1 Absatz 1 Satz 2 BRO)

Von Fragezeichen zu Rufzeichen erstreckt sich unsere kaiserlich-königliche interkulturelle Vergangenheit, in der natürlich auch gleich mal vom Anbeginn des Daseins, ach was, vom Anbeginn des gesamten Seins die Zukunft mit verwoben steckt. Handschlag drauf! Und eine dicke Rauchwolke der Verständigung. Unsere gute alte oberösterreichische Friedenspfeife. Mit Heimatliebe gestopft. Bio-Tabak von heimischen Trafikanten. Keine gottverdammte Schmuggelware aus den Niederlanden. Und auch nicht aus Lower Saxony oder Upper Canada. Zu zweit lässt sich ein jedweder Traum in brauchbare Wirklichkeit umwandeln.

So haben wir, mein aus der irgendwie immer noch recht idyllisch anmutenden Urtümlichkeit oberösterreichischen Seins im Laufe der Historie für das Leben zum Stamm der Bayern übergelaufener Bruder und ich, der selbst in der Ferne der lieb gewonnenen Stürme und brausenden Wogen des Lake Ontario stets Bodenständige, es schon immer gehalten; von klein auf. Und Kleinmünchen (Linz an der Donau; Stichworte: Mühlbach und Traun) ist genauso wie Innsbruck nicht kleiner als München; ist es nie gewesen.

Was san ma?
San ma wieder guat!
Wann san ma’s!
Now!

   Kein Wunder, dass unsere Kindheit im breiteren Wirkungsfeld des Salzkammerguts immer noch wie ein zum Teil ernsthaftes und zum Teil spielerisches Echo der Zeiten, die nach wie vor in der Bilanz des Weltalls im Großen wie im Kleinen zuallererst zählen und dabei rotweißrote Urtöne der Zeitlosigkeit setzen, bis ans Ende der Sagbarkeit in unserer inwendigen Ohrmuschel widerhallt, mehr Wirklichkeit einheimsen will, dem einst Erlebten oder Erträumten immerfort eine jeweils neue, frische Wendung gibt und sich kraft ihrer unwahrscheinlichen Diskursivität gleichsam immer wieder in großen Sätzen ins Mythisch-Märchenhafte rettet. Weit über den Zeitraum hinweg, der ihr ursprünglich beschieden gewesen war.

Kein Wunder, dass sie noch da ist. Da, wo wir sind. Dass ihr gleichsam kein Verfallsdatum anhaftet, wie der Dichter dichten würde, wenn er jetzt noch bei Sinnen wär. Dass wir dasjenige, was der Fall war und ist, immer auch loud and clear auszusprechen wagen. Und dass wir's sogar einigermaßen fehlerfrei niederschreiben können, wenn’s denn unbedingt sein muss. Mit altösterreichischer Tinte und mittelhochdeutschen Zitaten, den Bogen unseres vergrößernd rückblickenden Erwartungshorizonts aus einem bedeutungsvollen Ballungspunkt des Seins heraus gespannt. No kidding.

Und dass wir auch im Verschweigen der Dinge, die man nicht so einfach in Worte fassen darf und/oder kann, einer gewissen Beredsamkeit keineswegs entbehren. Trotz des blöderweise zunehmenden Unbehagens in Politik und Kultur, trotz der großen europäischen Fragezeichen an allen Ecken und Enden einer neuen bisweilen grundsätzlich verwirrenden Völkerwanderung, wo dein sanfter Flügel weilt.

dein Flügel weilt dein Flügel weilt dein Flügel weilt

Debug the system.

Hol’n ma das Ungeziefer raus aus dem Programm.
Right! Dazu brauchen wir zuerst mal ein Programm.
Am besten ein gesamteuropäisches, wenn ich mich nicht irre.
Denn der sanfte Flügel unseres Adlers weilt über Berg und Tal.
Anzuschauen überall. Vive la France!

Oisa servus to y’all. And off I go to higher grounds. Mitten rein ins Hochdeutsche. Dem Bayer ist es recht.

   Feuertrunken san ma. Geist und Seele in der Tasche. Euro, Schilling. Taler, Kronen, Kreuzer, Heller und behelligen lassen wir uns auf keinen Fall! Wie brachte es denn gleich der Dings ins Reine, der Dings an sich? "Habe den Mut, feuertrunken zu sein! Habe den Mut, dich deiner inneren Glut anzuvertrauen. Habe den Mut, dich deines eigenen Feuerzeugs zu bedienen, ohne irgendeinen Passanten um Feuer na ja, streng genommen um Feuer und um einen Tschick bitten zu müssen, wenn du deine brüderliche Friedenspfeife anzündest."

Muot, dasbedeutete früher Seele. Alles klar.

Ach! Sturm und Drang und Bum und Bang!, sag ich doch immer. Sturm und Drang und Geist und Seele und Besitz und Bildung! Und Freiheit und Demokratie und Souveränität soweit der Blick reicht! Aber ganz gemütlich, das kommt: ganz köstlich kaiserlich.

Der Kaiser und Kanzler ist vorbei stolziert. Er hat uns zugewinkt. Servus, Majestät! Ave, Cäsar! Ich denke, er mag unser Instagram. Ave, Landsleute! Nur immer weiter so! Salzburg bei Österreich!

"Erbauliche Weltanschauung deutschsprachiger Ausdrucksweise, auf dich ist Verlass, egal in welchem EU-Stamm einer sein nobles Dasein fristet! Vive l’Autriche! Vive l’Europe! Vive le Salzburg libre!" Wie um die Gewogenheit einer großartigen oberdeutschen Perspektive hemmungsloser Brüderlichkeit am bayerisch-salzbürgerlichen (okay, salzburgischem) Tatort unter geschmeidiger Heranziehung eines Dings der praktischen Vernunft zu untermauern, holt mein Bruder sein neues, kostbares Feuerzeug zum Vorschein. "Oben auf der Zugspitze für ein Heidengeld erstanden."

"Toll", sag ich. "Zeig mal."
"Da." Mein Bruder reicht mir das Prachtstück von einem Feuerzeug. Es ist kunstvoll verziert. Wie Lessings Bogen. Potentielle Energie als Ballungsraum des Seins.

"Sammlerwert", fügt er noch gelassen hinzu. "Ich verwende es nicht. Sonst wär ja bald alles hin. Aber ich könnte es jederzeit verwenden, wenn ich es nur wollte."

   Alles klar. Wenn, ja wenn. Mein Bruder lässt das Feuerzeug wieder in einer seiner zahlreichen Seitentaschen verschwinden; nicht einmal Old Shatterhand hatte mehr Seitentaschen, das sei nebenbei erwähnt. Ich muss tief einatmen. Wer ist hier der erfahrene Westman? Wer das Greenhorn? An der Frage wollen wir zunächst mal sozusagen locker festhalten. Sie kann dem Feuerzeug Gesellschaft leisten.

Zweckmäßige Verstau-Optionen für aufschlussreiche Seitenansichten. Zurück in den allumfassenden Zustand des Möglichkeitsmenschen, den Zustand des Aufgehobenseins.

Und er tut gut daran, wenn ich mich nicht irre. Zündkraft intakt. Die Worte, auf die es ankommt, werden nie zur Gänze ausgesprochen. Was vom Satz übrig bleibt, klebt an schwerelosen Semen. Weder die schwache Wechselwirkung noch die starke Wechselwirkung kann ihnen was anhaben.

Bedeutungsvoll schweigen: nicht jedermanns Sache. Zuneigung. Abneigung. Anziehung. Abstoßung. Eine Gestalt löst sich aus dem dürftigen Kaum-Sein jenseits der Hecke. Es ist der Haberer. Der Haberer. Ein ferner Cousin des Doppelgängers. Der Haberer par excellence.

   Dem Haberer ist was eingefallen. Er pirscht sich an den Horizont heran. Dieser weicht aus, jener setzt ihm nach. Der Horizont blickt zurück, verdammt, ich hatte ihm doch gesagt, er soll nicht zurück blicken, Stichwort Erstarrung-Gefahr, warum tut er es bloß, naja, egal, auf jeden Fall blickt er zurück und wartet eine Weile lang auf den Welt-Haberer. Es handelt sich, das wird mir erst jetzt doch wenigstens einigermaßen klar, um den rückblickenden Erwartungshorizont. Metaphorisch bis in die Mark.

Der Philosoph ist freilich schon längst schlafen gegangen. Aber wir mögen uns immer nur ruhig daran versuchen, die Prägnanz der semantischen Spannungskraft einer Metapher mit der (allerdings nicht immer gegebenen) Bedachtsamkeit des Erwachsenen auf die ewigen Jagdgründe der Kindheit zu retten, wo ein schlichtes trautes Narrativ der Zugehörigkeit in einer kleinen Patsche aus Raum und Zeit jeweils brav darauf wartet, immer wieder neu geformt zu werden. And that’s the way it is.

Sammlerwert. Das Wort trifft den Nagel auf den Kopf. Das ist es, was die eine bayerisch-österreichische Geschichte (sowie auch die ihr zugrundeliegenden vielen persönlichen brüderlich-österreichischen Geschichten) ausmacht, aus der sich unser europäischer Diskurs deutschsprachiger Ausdrucksweise ergibt. Sammlerwert. Eine paradigmatische Aufhebung dessen, was wir erlebt haben und der Dinge, die noch auf uns zukommen, die noch in uns stecken, die schon immer in uns gesteckt haben. Lausejungen-Identität als EU-Narrativ. Spitze!

   Und das Gute dabei: Jetzt hamma kaanen Bruderzwist mehr. No discord whatsoever. Jedenfalls net um Salzburg. Only twist in my sobriety, wie schon die Minnesängerin vor gar nicht so langer Zeit vollkommen richtig festgestellt hatte. Ein Berufskollege der verunsichernden Sorte durfte darauf die bunt bemalten tapferen Krieger vom Nachbarstamm der Bayern mit spezifisch österreichischen Ausdrücken unter Beschuss nehmen. "B’soffen. Mit einer Kiste Bier." Drüben werden sie als spezifisch bayerisch aufgefasst. Aber klar! Der Doppelgänger. Der Andere. Der Haberer.

Das nenn ich gute Kulturpolitik! EU-weit ever after identitätsstiftend.

Wer ma san? Oder: Wer mir san? Dies ist die Frage.
Tja, wer sollen wir schon sein? Immer noch die selben, give or take.
Und es gibt nichts Faules im Land ob der Enns. Und im Erzbistum Salzburg erst recht nicht.

Der Bayer hat sich wieder hin gesetzt. In seinem Biergarten ist er der König. Lassen wir diesen alten bayerischen Brauch gelten. No contest.

Aber eben auch nur in seinem Biergarten.
Nicht auf unserer Festung.

Howgh! Die Streitaxt wurde begraben.
So wie es ist, wird’s wohl auch bleiben.
In orbe ultima.I.O.U.Auf gut Kanadisch: I owe you.
Bruderherz, i schuld dir wos.

Oisa gehn ma.

Ausdrucken?

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