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Dezember 2020


 


Aus unserem Archiv



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Das Auge des Hurrikans
.

An Chile wurde in den
1970er Jahren das Para-
digma des Freien Welt-
marktes getestet. An-
fang der 80er Jahre
wurde dieses Paradigma
auf rund 90 Ökonomien
in sogenannten 'Ent-
wicklungsländern' über-
tragen. Diese "Struktur-
anpassungs-Programme"
führten jedoch oft zu
noch mehr Ungleichheit,
Armut und Umwelt-
schäden. (Walden
Bello, 01. 05. 2007)




Was heißt Globalisierung?
...
Das Zeitalter der Glob-
alisierung ist gekenn-
zeichnet von rasanten
Veränderungen. Das
lässt sich leicht an
Indikatoren wie Welt-
handel und Auslands-
investitonen, der Ent-
wicklung im Verkehrs-
und Kommunikations-
wesen oder der Anzahl
von internationalen
Konzernen ablesen.
Begleitet werden diese
Veränderungen von
einem tiefen Unbehagen
darüber, dass die Kluft
zwischen Arm und Reich
immer noch größer wird,
die Zerstörung der Bio-
sphäre fortschreitet
oder sich der Einfluss
der Mediengiganten
kontinuierlich ausweitet.
(Reinhold Wagnleitner,
01. 03. 2003)
.
 

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Neue Texte


  Wes Brot ich ess

  Es geht zunächst gar nicht darum, ob bzw. inwiefern
  die Bürger, die für die Grundrechte einstehen, in ihrer
  jeweiligen Auffassung von Gerechtigkeit, Recht,
  Staatsgewalt, Governance und Meinungsfreiheit recht
  haben. Es geht darum, dass sie nicht nur ein Anrecht
  darauf haben, ihren Senf zur Sache zu geben, son-
  dern geradezu verpflichtet sind, angesichts des zu-
  tiefst bedenklichen Dornröschenschlafs der Medien
  und der Legislative und der damit verbundenen Unter-
  minierung des Rechtsstaats an der Wiederbelebung
  unserer streithaften Demokratie mitzuwirken.

  (
Vasile V. Poenaru, 06. 12. 2020)




  Irgendwann kommen sie wieder

  Der 30. Oktober 1938 ist ein Meilenstein in der Ge-
  schichte des Radiotheaters. An dem Tag überzeugte
  Orson Welles' genial inszeniertes Hörspiel nach dem
  gleichnamigen Roman "Krieg der Welten" von H. G.
  Wells die Zuhörer von der Invasion der Außerirdischen.
  Diese Radiosendung geriet zum besten Beweis für die
  Kraft der Tonkunst. Auch wenn die Revolution der
  digitalen Technologie das Radio heute als Kommu-
  nikations und Manipulationsmedium umdefiniert hat,
  so steht doch außer Zweifel, dass das Hörspiel noch
  immer genug Magie besitzt, uns jederzeit wieder
  an "Marsmenschen" glauben zu lassen.
  (Von Oana Cristea Grigorescu, 06. 11. 2020)



  Auftritt für Italiens junge Theatergeneration

 
Nachdem die drei vorangegangenen, von Antonio La-
  tella kuratierten Treffen den internationalen Regis-
  seuren, Schauspielern und Dramatikern gewidmet
  waren, kamen bei der heurigen 48. Ausgabe der Thea-
  terbiennale von Venedig vor allem die jungen italieni-
  schen Künstler zum Zug. Unter dem zentralen Motto
  "Atto quarto: Nascondi(no)" wurden vom 14. bis 25.
  September insgesamt 28 Weltpremieren gezeigt, die
  sich ausschließlich mit einem Thema befassten: der
  Zensur. Das üppige Festivalprogramm umfasste inhalt-
  lich wie formal sehr unterschiedliche Arbeiten.

  (
Irina Wolf, 06. 10. 2020)




Bogdan Botas  Verlassene Zahnbürste sucht Mensch

  Während der reguläre Spielbetrieb in Rumänien mona-
  telang unterbrochen war, bemühten sich manche
  Theaterregisseure um neue Kunstformen. So auch
  Bobi Pricop. Zusammen mit sechs Schauspielern erar-
  beitete er das "performative Video-Gedicht" Exeunt.
  Installation, Performance, Film – die im Internet ge-
  zeigte Produktion ist vor allem kein Theater. Exeunt –  
  der lateinische Begriff bezieht sich auf den Abgang der
  Schauspieler von der Bühne – kreist um das Thema
  der Einsamkeit.
(Irina Wolf, 12. 09. 2020)



  Reisen in Pandemiezeiten

  Ich liebe Reisen, hätte aber nie gedacht, dass ein  
  viertägiger Aufenthalt in Bukarest so viel Stoff für
  Geschichten bieten würde. Aber beginnen wir am
  Anfang: Man nehme ein im April storniertes Flugticket
  und buche es um (österreichische Fluggesellschaft
  Austrian; Strecke Wien-Bukarest-Wien).

  (
Irina Wolf, 20. 08. 2020)




(c) Wikipedia
  Alle meine Flüsse

  Viele Flüsse haben was zu sagen. Flüsse schaffen Ver-
  bindung. Doch sie machen auch seit eh und je natür-
  liche Grenzen aus. "Lasst das Wasser fließen!", ver-
  langte Heraklit energisch. Und der gute alte Neptun
  war damit einverstanden. Unsere Flüsse haben den
  Kontinent, ja die ganze Welt strukturiert, organisiert,
  nach allen Regeln der Ästhetik und der Politikwissen-
  schaft. Die Ur-Flüsse meiner Kindheit sind die Donau,
  die Traun und der Mühlbach. Von der Unmittelbarkeit
  des Alltags her sind es freilich der Mühlbach, die Traun
  und die Donau. Doch jene kommen hierin nicht zu
  Wort, diese hingegen durchaus. Denn die Donau sei,
  so Karl-Markus Gauß, der intelligenteste Fluss
  Europas.
(
Vasile V. Poenaru, 06. 08. 2020)



leopoldmuseum.org
  Zwei Magier der Farben

  Im Rahmen einer seit Februar laufenden Ausstellung
  präsentiert das Leopold Museum 170 Exponate zweier
  herausragender österreichischer Künstler des 20. Jahr-
  hunderts: Friedensreich Hundertwasser und Egon
  Schiele. Das Bemerkenswerte daran: Hundertwasser
  verband eine lebenslange geistige Beziehung zu seinem
  großen malenden Vorbild, der eine Generation vor ihm
  lebte. Einige Gemeinsamkeiten im Werk der beiden
  Künstler sind offensichtlich, manches erschließt sich
  erst auf den zweiten Blick.
(Irina Wolf, 01. 07. 2020)



(c) Emil Mandanac  "Unabhängigkeit gebiert die wichtigsten Ideen"
  Vlaicu Golcea, Komponist und Arrangeur, Performer,
  Sound Designer und Produzent, im Aurora-Interview:
  "
Ich wünsche mir, dass die neue Generation rumäni-
  scher Künstler, die ihr Recht auf die Gegenwart bean-
  sprucht, die Kraft zum Reden und Tun finden wird und
  in der Lage ist, unseren rumänischen DNA-Code umzu-
  schreiben, eine echte Revolution anzuführen und eine
  Kunst zu schaffen, die im Einklang mit ihren wahren
  Bedürfnissen steht. Das sage ich aus der Perspektive
  eines Menschen, der seit 1995 mindestens zehn Jahre
  im Underground verbracht hat, zur Zeit als dies noch
  ein echtes Underground war, ohne Facebook, Twitter 
  und Instagram, die es augenblicklich zum Upperground
 
und cool machen.
" (Daniela Şilindean, 06. 06. 2020)

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www.al-nasma.com  Eine Almani-Trilogie in Lower Saxony
  Aller guten Dinge sind drei. Und fünf ist ja auch keine
  schlechte Zahl. Es geht nämlich im Folgenden um fünf
  Freunde (furchtlose Superhelden allesamt) und ein
  Kamel, die sich aus dem fernen Irak bzw. aus Algerien
  oder eben aus dem Sudan auf den Weg nach Nieder-
  sachsen machten, um in Erfahrung zu bringen, ob in
  Hannover an der Leine tatsächlich das allerbeste
  Deutsch weit und breit gesprochen wird und ob der
  Brocken (im Harz) ein wahrhafter Sprachbrocken sei.
  Toc de mac! Tandaradei! (
Vasile V. Poenaru,
 
01. 05. 2020)



(c) Adi Bulbuoaca
  Theater: Spiegel zwischen Individuum und Gesellschaft
  Catinca Drăgănescu ist eine rumänische Regisseurin.
  Doch nimmt sie in diesem Beruf in ihrem Geburtsland
  eine Minderheitenposition ein. Als freischaffende Künst- 
  lerin hat sich Drăgănescu von Anfang an einem Regie-
  programm gewidmet, das Theater und Gesellschaft
  vereint. In den letzten Jahren hat sie es geschafft,
  als Gastregisseurin an Staatstheatern zu inszenieren.
  Im Einklang mit dem Programm ihrer Generation befasst
  sie sich mit Vergangenheitserkenntnis und -verständ-
  nis, Identitätsproblemen, Wirtschaftsmigration, Klisch-
  ees und Wahrnehmung von Minderheiten.
 
(Oana Cristea Grigorescu, 01. 04. 2020)



 
  Drei Tage zum Plündern
  Rumänische Parole aus dem Jahr 1989: "Hoch lebe die
  Revolution! Schlagt den Kerl zusammen! Zerstört alles,
  was ihr nicht mitnehmen könnt. Hoch lebe der wissen-
  schaftliche Sozialismus!" Als Ceausescu dann am er-
  sten Weihnachtstag hinterlistig erschossen wurde,
  hieß es: "Zu Weihnachten braten wir das Schwein."
  Die Würde des Menschen? Nie gehört. Drei Jahrzehnte
  mussten vergehen, bis die rumänische Öffentlichkeit
  wenigstens in etwa einsah, dass eine derartige, zu-
  tiefst menschenverachtende Einstellung weder mora-
  lisch noch heldenhaft oder gar demokratisch und recht-
  mäßig ist. Und die ausländischen Medien haben den
  Blödsinn gedankenlos gekauft. Stichwort Breaking
  News.
Na ja, fake news.
(Vasile V. Poenaru,
  01. 03. 2020)




Dragos Dumitru
  Botond Nagy, ein Philosoph des Bildes
  Trotz seiner erst 26 Jahre hat Botond Nagy schon
  14 Werke kreiert, darunter Inszenierungen nach Sha-
  kespeare, Gombrowitz, Tennessee Williams, Strindberg,
  Beckett und Ibsen. Nagy ist ein dynamischer Künstler,
  der an wichtigen Theaterhäusern in Rumänien arbeitet.
  Er hat sich vom Erfolg nicht blenden lassen, kümmert
  sich weiterhin um seine berufliche Weiterentwicklung,
  nimmt an Workshops und an Festivals teil. Wer ist
  Boty, wie er im Freundeskreis genannt wird?

  (
Oltița Cîntec, 04. 02. 2020)




  Die vielen Ichs der Tatiana Maslany
  Die Kanadierin Tat Maslany spielt im Serienfilm Orphan
  Black
so viele Klone, dass einer gar nicht mehr gut
  mitzählen kann. Sie spielt sie geradezu unglaublich
  differenziert. Und dennoch handelt es sich dabei letzt-
  endlich streng genommen jeweils um die eine Person:
  um dieselbe Person (also um die Schauspielerin), wenn
  man sich auf der Ebene der Realität bewegt, und um
  die gleiche Person, das heißt um ein wohlgemerkt
  jeweils anderes Individuum derselben "Marke", ja um
  ein jeweils anderes Individuum mit dem gleichen Erb-
  gut: um Klone; um gleichwertige Kopien ohne Original.

  (Vasile V. Poenaru, 23. 01. 2020)




(c) Radu Afrim
  "Die Beziehung zum Text ist eine Suche nach Wahrheit"
  Die rumänische Architektin und Bühnenbildnerin Irina
  Moscu im Aurora-Interview: "Es geht immer darum,
  das Wesentliche hervorzuheben: Schlüsselwörter, die  
  sich in Arbeitskonzepte verwandeln, Bilder, die die voll-
  ständige Bedeutung des Textes enthalten, visuelle
  Metaphern. Die Beziehung zum Text ist ein Suchpro-
  zess nach der Wahrheit. Gefühle und Emotionen regen
  meine Vorstellungskraft an. Sie werden auf Papier in
  bewusste und unbewusste Gesten umgesetzt. Alles
  inspiriert mich: ein Gemälde, ein Detail in einem Café-
  haus, ein Künstler, ein Spaziergang durch die Stadt
  usw. Im kreativen Prozess lässt man sich überraschen."
 
(Oltița Cîntec, 05. 01. 2020)




  Dreißig Jahre Theaterfreiheit
  Die 29. Ausgabe des Rumänischen Nationaltheater-
  festivals, welche vom 18. bis 27. Oktober in Bukarest
  stattfand, firmierte heuer unter dem Motto "Magische
  Momente der Geschichte". Präsentiert wurden die
  besten rumänischen Produktionen der letzten Theater-
  saison sowie vier internationale Gastspiele. Zusammen
  mit Buchvorstellungen, Workshops, sieben Ausstellun-
  gen, zahlreichen Radiosendungen und Konferenzen
  wurde ein umfangreiches Panorama der in den letzten
  dreißig Jahren seit dem Fall des Kommunismus gewon-
  nenen Freiheit geboten.
(Irina Wolf, 15. 12. 2019)



  "Wo wir stehen" oder "Unsere Standortbestimmung"
  Dass die kürzlich im Suhrkamp Verlag erschienene Rede
  Barack Obamas nicht gerade sinngemäß adäquat über-
  setzt wurde, passt zum gegenwärtigen Trend, aus der
  anspruchsvollen Tätigkeit des Übersetzers ein mecha-
  nisches Wörter-Pingpong zu machen. Bereits 2008
  wurde dessen "Yes, we can!" genau so in die deutsch-
  sprachige Öffentlichkeit geschmissen, wie es die eben
  mal nicht perfekten Übersetzungsprogramme ausge-
  spuckt hatten. Und auch jetzt kann einer neuerlich
  fragen: Wo sind die verlässlichen Übersetzer geblie-
  ben? Legen sie allesamt wieder mal eine kurze Pause
  ein? Oder wurden sie durch billige Copy-and-Paste
  Toy Soldiers ersetzt?
(Vasile V. Poenaru, 01. 12. 2019)




(c) Marius Mihai Ghita
  "Ich spreche nicht, wenn ich etwas ausdrücken will"
  Aurora-Interview mit Andrea Gavriliu: Die junge Rumä-
  nin hat es geschafft, ihren Namen bereits in den ersten
  Jahren ihrer Karriere bekanntzumachen. 1985 geboren,
  absolvierte sie 2008 die "Babeş Bolyai" Universität in  
  Klausenburg. 2013 machte sie ihren Master in Choreo-
  grafie an der Nationalen Universität für Theater- und
  Filmkunst in Bukarest. Ihre Abschlussarbeit, Zic Zac,
  eine Theater-Tanz-Produktion, ist im In- und Ausland
  rasch bekannt geworden. Derzeit ist sie außerordent-

 
liche Professorin an der Fakultät für Theater und Film
  der UBB und Choreografin am Nationaltheater "Lucian
  Blaga" in Klausenburg. Am meisten interessiert sie sich
  für "physisches" Theater.
(Luana Pleşea, 13. 11. 2019)



(c) FITPT
  Herzliche Grüße an das Luceafărul-Theater in Iaşi!
  Liebes Festival für Junggebliebene, Du hast immer
  großartig ausgesehen, aber in diesem Jahr hast Du
  Dich wirklich selbst übertroffen. Seit einem halben
  Jahrzehnt gehöre ich zu Deinen treuesten Besuchern,
  aber noch nie hast Du mich so begeistert. Puppen-
  theater für Kinder und Jugendliche, Performance und
  Sprechtheater für Erwachsene, eine Showcase des
  gastgebenden Theaters, Konzerte, Tanz- und Zirkus-
  aufführungen, szenische Lesungen, Buchpräsenta-
  tionen, Ausstellungen und vieles mehr. Eine fantas-
  tische Programmauswahl mit einem restlos neugieri-
  gen Publikum!
(Irina Wolf, 01. 11. 2019)



(c) Julien Javions
  "Wenn die Kultur spricht, verschwindet der Hass"
  Interview mit der rumänischen Regisseurin und Multi-
  mediakünstlerin Carmen Lidia Vidu: "
Ich war immer eine
  Außenseiterin sowohl im Theater als auch im Film. Aus
  meiner Position als freischaffende Künstlerin beobachte
  ich, dass Rumänien seit Jahren versagt hat, eine euro-
  päische Stimme zu werden. Es gibt eine chronische
  Isolation und ich kann sie mir nicht erklären. Dabei
  möchte ich doch in einer Welt ohne kulturelle Grenzen
  leben. Es sollte keine Grenze zwischen Rumänien und
  dem Rest der Welt geben, zwischen dem Publikum und
  den Künstlern, zwischen mir und dem Theater. Mein
  Wunsch ist es, eine internationale Künstlerin zu sein,
  die Rumänien in die europäische Gegenwart versetzt."
 
(Irina Wolf, 25. 10. 2019)



  Waschechte Kanadierin im Dickicht
  Meine Tochter Lavinia ist die einzige gebürtige
  Kanadierin in der Familie. The real deal. The one
  and only. From coast to coast to coast gibt es
  keinen einzigen Grizzly, keinen Bieber, keinen Moose,
  keinen Ahorn und keinen Fluss, der so sehr kana-
  disch sei wie meine Lavinia. Als sie geboren wurde,
  wohnten "wir anderen" schon seit fast zehn Jahren
  in Toronto. Anno 1998 hatte es mich nämlich mit
  Frau und Kleinkind nach Kanada verschlagen...

  (
Vasile V. Poenaru, 19. 10. 2019)

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(c) Marius Sumlea
  Ein Jugendtheater, das sehr erwachsene Fragen stellt
  Strategisch bestens platziert in unmittelbarer Nähe
  des historischen Stadtkerns, bietet das Jugendtheater
  Piatra Neamţ einen wichtigen Bezugspunkt für Besucher
  und Einheimische zugleich. Seit über sechzig Jahren ist
  es das Wahrzeichen der von beeindruckenden Bergen
  und Wäldern umgebenen Stadt im Osten Rumäniens.
 
Unter dem postkommunistischen Motto "Erfolg!" fand
  in der traditionsreichen Spielstätte vom 18. September
  bis 2. Oktober die 31. Auflage der
Piatra Neamţer
 
Festspiele statt. (Irina Wolf, 12. 10. 2019)



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  "Wir dachten, den Sommer überleben wir nicht"
  Eines der weniger bekannten privaten Spielhäuser
  Bukarests ist das sogenannte "Unteatru", was sich
  schlicht mit 'Ein Theater' übersetzen lässt. Gegründet
  wurde es vor beinahe zehn Jahren von Andreea und
  Andrei Grosu. Beseelt vom starken Willen "das zu tun,
  was wir tun wollen", hat das Paar erfolgreich Krisen
  überstanden, dem berüchtigten rumänischen Behör-
  denirrsinn getrotzt und sich als feste kreative Größe
  in der freien Bukarester Theaterszene etabliert.
 
(Oltița Cîntec, 05. 10. 2019)


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(c) Andrea Avezzu
  Liebe Scheitern Gott
  Auch heuer wurde in Venedig wieder groß aufgekocht,
  pardon: Theater gespielt. Der Vergleich zwischen Küche
  und Bühne liegt im Genussland Italien zwar immer nahe,
  für
Antonio Lattella, zum dritten Jahr in Folge künstler-
  ischer Leiter der Biennale, gibt es anlässlich des heuri-
  gen Mottos "Dritter Akt: Dramaturgien" hingegen eine
  spezielle Verbindung: "Die Hand des Kochs kann, meta-
  phorisch betrachtet, mit der eines Dramatikers vergli-
  chen werden, der beim Schreiben eines Theaterstücks
  seine Inspiration dosiert, bevor er sie der Öffentlichkeit
  serviert." Zur Erklärung:
Nachdem die beiden vorange-
  gangenen Treffen den Regisseuren und Schauspielern
  gewidmet waren, fand die heurige 47. Ausgabe
unter
  dem Generalthema "Dritter Akt: Dramaturgien" statt.
  Unter dieser Vorgabe wurden vom 22. Juli bis zum 5.
  August insgesamt 23 neue Stücke in 28 Inszenierun-

 
gen, darunter sechs Weltpremieren, gezeigt.
 
(Irina Wolf, 04. 09. 2019)



(c) Gerhard Breitwieser  Autoreifen + Schokolade = Politik!
  Ob es wohl einen Zusammenhang gibt zwischen Orgas-
  mus und Umweltschutz? Oder zwischen Selbstbefrie- 
  digung und Afrika? Tatsächlich lässt sich eine kausale
  Beziehung nicht nachweisen. Dennoch gelingt es Mar-
  tin Grubers neuester Inszenierung "Wie geht es weiter
  – die gelähmte Zivilgesellschaft", das scheinbar Gegen-
  sätzliche auf ebenso humorvolle wie kritische Weise zu
  verbinden. Gleichauf mit dem 30-jährigen Jubiläum des
  aktionstheater ensemble fand die Premiere zwischen
  dem 12. und 16. Juni im Meidlinger Werk-X statt.
 
(Irina Wolf, 03. 08. 2019)



  Turin in Festkleidung
  Vierundzwanzig Produktionen, einundsechzig Vorstel-
  lungen, davon acht Erstaufführungen, neunzehn Tage
  volles Programm. So zeigte sich heuer das Turiner Fes-
  tial delle Colline Torinesi
in seiner vierundzwanzigsten
  Auflage.
"Strömungen, Deklinationen der Reisen" laute-
  te das diesjährige Motto. Es gibt viele Gründe, wes-
  halb man das Festival besuchen sollte. Hier werden
  zehn davon vorgestellt, die vielleicht die Neugierde
  für die nächsten Jahre wecken werden.
  (Irina Wolf, 15. 07. 2019)
 


  Thirty years a zombie
  Diesen Brief hab ich Anfang Juni in "Area 51" gefun-
  den. Ich glaube natürlich kein Wort von dem, was
  drin steht, doch es ist meine patriotische Pflicht,
  diese sogenannte Dracula-Bulle zwecks ihrer ja
  hoffentlich bald zu erfolgenden wissenschaftlichen
  Widerlegung in den so wundersam kreativen Raum
  unserer Geschichtsschreibung zu stellen.

  (
Vasile V. Poenaru, 01. 07. 2019)

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(c) Czinzel Laszlo  Vorgetäuschte Vergangenheitsbewältigung
  Verwanzen von Wohnungen und Folterung der Regime-
  gegner standen bei Dominik und Alex auf der Tages-
  ordnung. Die beiden waren Mitarbeiter des berüch-
  tigten Geheimdienstes Securitate und schreckten
  auch nicht davor zurück, schwangere Frauen zu ver-
  prügeln. Eine dieser Schwangeren brachte damals
  eine behinderte Tochter zur Welt: Liza. Durch einen
  Zufall tritt die junge Liza heute plötzlich in das Leben
  von Dominik und Alex − und verändert es auf grund-
  legende Weise. "Ich bereue nichts", ein Stück unter
  der Regie von Lendvai Zoltán, ist ein couragierter,
  emotional bewegender Versuch, über Gerechtigkeit
  zu reflektieren in einem Land, das noch immer an den
  Spätfolgen seiner kommunistischen Vergangenheit
  leidet.
(Irina Wolf, 02. 06. 2019)

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  Unlogisch-philosophisches Traktat
  Herrschaften! Zeit zum Auftauen. Die Eiszeit hat’s jetzt
  auch schon hinter sich. Kein Frost mehr in österreichi- 
  schen Landen.
Es ist toll, wieder so richtig da zu sein.
  Auf allen vier Buchstaben. Da: innerhalb der Sprache,
  innerhalb des Seins und all der wundersam artikulierten
  Dinge, die nun mal dazu gehören. Denn, jetzt
mal Hand
  aufs Herz:
Es geht um die Sprache. Um meine Sprache.
  Um die volle Sprache und um nichts als die Sprache.

  (
Vasile V. Poenaru, 08. 05. 2019)

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Thomas Perle, (c) Julia Grevenkamp  Der Urschrei der Freiheit
  "wir gingen weil alle gingen" – so heißt die erste
  Geschichte im gleichnamigen Band von Thomas Perle.
  Weihnachten 1989: Es ist die Zeit der Revolution in
  Rumänien, die Tage, in denen das Ceauşescu-Ehepaar
  entmachtet und hingerichtet wird. Wie gehen die
  Menschen mit der gewonnenen Freiheit um? Wie
  blicken sie auf das Leben während der kommunis-
  tischen Diktatur zurück?
(Irina Wolf, 15. 04. 2019)



  Lebensdokumentationen und Libertinage im Folk
  Crosby Tyler: perfekte Bläserarrangements und manch  
  markante Trompeten- und schwermütige Violinmelodie,
  ein Gespür für erstklassige Balladen; jeder Song ein
  Kleinod. Meiko: zuckersüß klingende Variationen frem-
  der Stücke, sparsam arrangiert; melodisch-schwere
  Bassmelodien und swingend-leichte Drums, sporadisch
  durchdrungen von fiepend-melancholischem Synthe-
  sizer. Lindi Ortega: Stilmischung aus Country, Folk,
  Rock, Jazz, Vaudeville, mit flatterhaften und tradi-
  tionalistischen Facetten.
(Tina Karolina Stauner,
   01. 04. 2019)



  Orientalische Impressionen: Syrien im Jahr 2006
 
Er hat mehrere Gläser an den Gürtel geschnallt. Am
  Rücken trägt er eine riesige orientalische Teekanne.
  Durch seinen roten Fez ist er schon von Weitem sicht-
  bar: der Teeverkäufer, eines der Markenzeichen von
  Damaskus. Sabah el noor: "Ich wünsche dir einen Mor-
  gen voller Licht, Schönheit und Blumen." Vor dreizehn
  Jahren, am 29. April 2006, war in Syrien die Welt noch
  in Ordnung.
(Irina Wolf, 09. 03. 2019)



  Diese Frauen setzen ein Zeichen!
  Gesellschaftskritische experimentelle Arbeiten sind
  das Spezialgebiet von Carmen Lidia Vidu. Die bekannte
  rumänische Regisseurin hat 2016 ein Dokumentar-
  Theaterprojekt namens Tagebuch Rumänien ins Leben
  gerufen, in dem sie mit viel Engagement und Wahr-
  heitsliebe über ihre Heimat berichtet, einem Land, das
  noch immer geprägt ist von ethnischen Spannungen,
  Korruption, politischen Machtkämpfen und vielfältigen
  sozialen Problemen.
(Irina Wolf, 07. 02. 2019)

 

(c) Daniel Danciu, www.akademikerverlag.de  Die mediale Blendung der rumänischen Wendung
  Die im August 2018 zur Schau getragene Zerrissenheit
  der rumänischen Gesellschaft, die repressive "state of
  mind" der Ordnungskräfte, die tiefgreifende moralische
  Unbeholfenheit, das ist alles auf die in den letzten drei
  Jahrzehnten
trotz aller demokratischen Bestrebungen
  eines Teils der Gesellschaft
nicht zur Reife gekom-
  mene Wende zurückzuführen. Schuld daran ist die
  Große Lüge der glorreichen Revolution, ja die Annah-
  me, dass überhaupt eine glorreiche Revolution statt-
  gefunden habe bzw. dass diese siegreich gewesen sei.
  (Vasile V. Poenaru, 23. 01. 2019)

 

  Rumänische Geschichte im Kleinformat
  Ein Land, vorgestellt als die Summe seiner Menschen:
  Unter dem Motto "Geschichte in Kleinschreibung" ge-
  staltete Cristina Modreanu die Landkarte Rumäniens
  neu. Das von ihr kuratierte Festival "Oh Europa" prä-
  sentierte anlässlich des hundertsten Jubiläums des

 
modernen rumänischen Staates Geschichten einfa-
  cher Bürger, die auf wahren Schicksalen verschie-
  dener Minderheiten oder Ethnien basieren.
 
(Irina Wolf, 12. 01. 2019)

 

  Hundert neue Welten entdecken
  Auf dem Bukarester Nationaltheaterfestival durfte
  man zuletzt wieder grandioses Theater in geballter
  Form erleben: Tanzaufführungen, Bühnenstücke,
  Konferenzen, Buchpräsentationen, Filmvorführungen,
  Konzerte, eine Fotoausstellung Brigitte Lacombes,
  eine Meisterklasse Gabriela Carrizos. Das sind nur
  einige Beispiele aus dem Fundus jener insgesamt
  hundert Veranstaltungen, die vom 19. bis 29. Oktober
  zum Anlass des 100. Jahrestages der Gründung des
  modernen rumänischen Staates dargeboten wurden.
 
(Irina Wolf, 13. 12. 2018)



  Österreich wider Bayern: Ein Bruderzwist um Salzburg
  Das Schöne hamma in uns. Und um uns herum. Und
  über uns. Es ist der gesamtösterreichische Geist, in
  dem die deutsche Seele ihren tieferen, europäischen
  Grund findet, was übrigens auch meinem zum Bayer
  mutierten Bruder voll und ganz einleuchtet. Denn
  schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass das
  deutsche Nationalepos von einem Österreicher ver-
  fasst wurde. Ganz nebenbei: Schon im meines Erach-
  tens sehr gut gelungenen Nibelungenlied heißt es,
  dass die Bayern ausgesprochene Haberer gewesen
  seien, mehr noch, Wegelagerer, ja, Räuber und
  Banditen... (
Vasile V. Poenaru, 01. 12. 2018)
 

...
  Tiefe Einblicke ins Gestern und Heute
 
A
m 1. Dezember 2018 feierte Rumänien das hundert-
  jährige Bestehen des modernen rumänischen Staates.
  Ein historisches Ereignis. Mihai Măniuţiu, Direktor des
  Klausenburger Nationaltheaters und dessen künstler-
  ische Leiterin Ştefana Pop-Curşeu nahmen dies zum
  Anlass, der achten Ausgabe des Klausenburger Tref-
  fens das Motto "Visionen" voranzustellen. Hierzu fan-
  den zeitgenössische Theaterstücke sowie Jahrhun-
  derte alte Meisterwerke der rumänischen Literatur
  wie das Roma-Epos Die Ţiganiada oder die Legende
  vom Meister Manole ihren Weg auf die Bühne.
 
(Irina Wolf, 23. 11. 2018)

 

  Katzen, Clowns und ein Schäfchen namens Mioriţa
  Eigentlich bietet sich ein Aufenthalt in Iaşi zur Erkun-
  dung der kulturträchtigen Stadt an. Viele histori-
  sche Gebäude laden zum Staunen ein. Das abwechs-
  lungsreiche, vielfältige Programm des Internationalen
  Theaterfestivals für ein junges Publikum (FITPT)
  lässt dies aber kaum zu!
(Irina Wolf, 07. 11. 2018)
 

...

  Ambientexperimente von Musikergenerationen
  Surma: Detailverliebte, verspielte Soundbastlerin in
  einer Pop-Sphäre, in der sich ältere Gestalten wie
  Joanna Newsom und Björk tummeln. Lisa Nordström:

  Elektronische Klänge in verlassenen Ballsälen, Straßen-
  unterführungen und düsteren Gassen. Akustische Stim-
  mungen, musikalische Fantasien, klangliche Bilder, selt-
  same Laute. Musik ohne Worte. Rebecka Törnqvist:
  Meisterin im Erschaffen bizarrer Songgebilde und thea-
  tralischer Szenen. Jazz, Folk, Pop und Rock verschach-
  teln sich in ihren Liedern zu einer akustischen Einheit,
  exotische Blüten im Grenzbereich von Pop und Jazz.

  (Tina Karolina Stauner, 20. 10. 2018)



  Iran Land der vielen Gesichter
  Nur dreihundert Kilometer westlich von Teheran ent-
  fernt, wirkt Hamadan im Vergleich zu der von Abgasen
  geplagten Hauptstadt wie eine grüne Oase. Schon bei
  der Einfahrt in die zu Füßen des Zagros-Gebirges gele-
  gene Ortschaft wird deutlich, dass ich mich in einem
  Skiort befinde. Im Zentrum liegt eine sorgfältig gepfl-
  egte Grünanlage, üppig mit Turngeräten ausgestattet.
  Darauf üben sich in Tschador gehüllte Frauen in sport-
  lichen Aktivitäten. Sie sind zu sehr in ihre Bewegungen
  vertieft, um unserer Reisegruppe Aufmerksamkeit zu
  schenken. Im Gegensatz dazu werden wir auf dem
  Hauptplatz von einer Schulgruppe wortwörtlich über-
  fallen. Kreischend stürzen sich die sechsunddreißig
  Mädchen in rosafarbenen Schuluniformen auf uns ...
 
(Irina Wolf, 11. 10. 2018)



  Königliche Hoheit aus aktuellem Anlass
  Vorweg eine gute Nachricht: Vorgestern hat mich ein
  Nachbar from the old country (also ein Austrian) an-
  gerufen und mir im Schwung des schönen Augenblicks
  mitgeteilt, dass ich soeben zum König gewählt wurde;
  und zwar von ihm selbst. Und wenn der Nachbar sagt,
  ich bin jetzt König, dann bin ich jetzt König. Mit oder
  ohne Krone. Das heißt … Right on! Ich brauch ‘ne
  Krone!
(Vasile V. Poenaru, 01. 09. 2018)



courtesy Biennale di Venezia, Giulio Mazzi
  Von Gespenstern und Löwen
  Im Becken von San Marco herrscht ein ständiges
  Treiben: Vaporettos legen an, Frachtboote entladen
  ihre Waren, Gondolieri fahren Touristen auf dem Canal
  Grande. Links der Blick über die Insel San Giorgio
  Maggiore, rechts über die imposante Basilika Santa
  Maria della Salute. Umrahmt von prachtvollen Gebäu-
  den wie diesen fand hier vom 20. Juli bis zum 5. August
  die 46. Ausgabe der Venediger Theaterbiennale statt.
  Vorgestellt wurden mehr als dreißig Produktionen,
  darunter sechs Weltpremieren.
(Irina Wolf,
  20. 08. 2018)



  Auf zur fröhlichen Männerzerstörung!
  In Martin Grubers neuester Produktion, die vom 13.
  bis 17. Juni im Wiener Kosmos Theater gezeigt wurde,
  dreht sich alles um die Klischees und Rollenbilder des  
  modernen Mannes. Humorvoll und polarisierend zugleich
  begibt sich der Regisseur zusammen mit seinen Akteu-
  ren auf die Suche nach einem neuen Männerbild
  zwischen Unterhosen, Bärten und Pompons.
 
(Irina Wolf, 01. 08. 2018)



  Ruckzuck-Ermittlung: Komödie der Großartigkeit
  Die Handlung dieser überaus noblen Komödie der Groß-
  artigkeit ist natürlich in einer großartigen Großstadt
  angesiedelt. Es geht darum, eine im Rahmen der Initia-
  tive "Ordentliche Ordnungshüter" begangene Polizei-
  straftat systemintern ins Reine zu bringen. Leider
  wurde der Täter von einem den Ordnungshütern offen-
  sichtlich böse gesinnten Augenzeugen gefilmt. Die
  Medien schalten ein. Die Affäre dringt bis zum Innen-
  senator. Das Department steht unter Druck. Die
  Ermittlung nimmt ihren Lauf...
(Vasile V. Poenaru,
  11. 07. 2018)



  In Memoriam Dieter Schnebel
  Für den im Mai 2018 verstorbenen Musiker, Kultur-
  geschichtsforscher und Theologen Dieter Schnebel
  erwuchs aus Tradition auch futuristische Perspektive,
  mit wissenschaftlichen Experimenten und Versuchs-
  anordnungen, avantgardistischen Musikperformances
  und Worten als philosophische Tiefendimension. Er
  war Nachkriegsavantgarde und experimentelle Vokal-
  musik gehörte ebenso zu seinem Oeuvre wie Sakral-
  musik und Oper.
(Tina Karolina Stauner, 25. 06. 2018)



  Mark Zuckerberg und die Empfindsamkeit der Dinge
  Hunderttausende Kanadier sind unmittelbar vom Face-
  book-Skandal betroffen. Das liegt im Wesen der Dinge,
  die nun schon seit geraumer Zeit aus den Untiefen des
  Internets ans Tageslicht kriechen. Wenn's um Digitali-
  sierung geht, ist uns kein Wolkenkratzer, keine Chef-
  etage und kein Himmel zu hoch. Alles, was wir wahr-
  haben wollen, wird wahr. Der Seppel entlarvt sich als
  erstklassiger Business Manager und der Kasperl ist ein
  Chief Executive Officer mit Weltenblick und Krawatte.
  (Vasile V. Poenaru, 23. 05. 2018)



  Spiel, Spaß und jede Menge Arschlöcher

  Swing. Dance to the right heißt die neue Produktion
  des Theatermachers und Gründers des aktionstheater
  ensemble, Martin Gruber. Sie ist laut eigener Aussage
  die "Einlösung eines Versprechens", im Falle eines
  Rechtsrucks in Österreich "etwas Unterhaltsames auf
  die Bühne zu bringen".
(Irina Wolf, 14. 04. 2018)
 


(c) wearecanadians.wordpress.com  Reale Traumgestalten am Ontariosee
  Zwei kaiserliche Kraftkerle in der kanadischen Wildnis:
 
Karl-Markus und Stelică, das sind hartgesottene Krie-
  ger. Das sind echt ritterliche Figuren. Wie aus dem Bil-
  derbuch rausgeschnitten. Wie es in jenen Zeiten, als
  es noch Helden gab, gang und gäbe war. Wenn sie
  sich auf die Streitrosse schwingen
, bricht der Asphalt
  unter ihnen, und zwar bis Mississauga. Das nenn' ich
  einen Umbruch! Oder einen Aufbruch. Aber jedenfalls
  keinen Bruch mit der Tradition. Wenn sie das Kriegsbeil
  schwingen, laufen alle Feinde davon, und wenn sie die
  Friedenspfeife rauchen, verdunkelt sich der Himmel ob
  ihrer Rauchgewalt ...
(Vasile V. Poenaru, 18. 03. 2018)



  Überall Extreme

  Erst ein riesiges Buch und dann ein kleines, ein häss-
  liches und dann wieder ein schönes, ein weißes und ein
  schwarzes, das Buch des Lebens und das des Todes,
  das des Kommunismus und jenes des Faschismus: Mit
  solch entgegengesetzten Titeln lockte die im ersten
  Stock des Klausenburger Nationaltheaters gezeigte
  Ausstellung die Besucher des Internationalen Treffens,
  das im vergangenen Oktober in der Hauptstadt
  Siebenbürgens stattfand.
(Irina Wolf, 17. 02. 2018)



  Hundertmal Rumänien: Eine spielfreudige Identitätssuche

  Klein, aber fein: So präsentierte sich die Internationale
  Bukarester Theaterplattform, die im Oktober 2017 in
  Rumäniens Hauptstadt stattfand. Die vor vier Jahren
  von der Theaterkritikerin Cristina Modreanu ins Leben
  gerufenen Festspiele hinterfragten das europäische
  Konzept der Toleranz und Demokratie und untersuchten
  gleichzeitig die Position des osteuropäischen Landes
  auf der kulturellen Karte unseres Kontinents.

  (Irina Wolf
, 17. 01. 2018)



(c) Adi Bulboaca
  Mit Theater die Welt verändern

  Über fünfzig nationale Produktionen, drei internationale
  Gastspiele, fünfundzwanzig Buchpräsentationen, Work-
  shops, Filmvorführungen, zahlreiche Konferenzen und
  Debatten, sechs Ausstellungen, dreiundvierzig Hör-
  spiele. Eine kaum überschaubare Lawine von Veran-
  staltungen! So bunt präsentierte sich die 27. Ausgabe
  des Nationaltheaterfestivals, welche vom 20. bis
  zum 30. Oktober in Bukarest stattfand.
 
(Irina Wolf, 15. 12. 2017)



  Zehn Jahre buntes Treiben: Junges Theater in Ia
şi
  Vom 5. bis 10. Oktober verwandelte sich das rumän-
  ische Iaşi in eine Hochburg theatralen Geschehens,
  das nicht nur auf kleinen und großen Bühnen der Stadt
 
im äußersten Osten des Landes, sondern gleicherma-
  ßen in Einkaufszentren wie auch auf Straßen und  
  Plätzen stattfand. Vielfältig und abwechslungsreich
  präsentierte sich das unter dem Motto "Horizonte“
  zusammengestellte Programm des Internationalen
  Theaterfestivals für ein junges Publikum.
 
 
(Irina Wolf, 23. 11. 2017)



  Riesenschildkröten auf der Lipscani-Straße!

  Seit 2009 findet in Bukarest jeden Sommer ein
  internationales Straßentheater-Festival statt.
  Dieses Jahr machten sich Truppen aus Frankreich,
  Kolumbien, Italien, Deutschland, aus den Niederlanden,
  aus Österreich, Spanien und Rumänien in der
  rumänischen Hauptstadt breit. Zahlreiche Veran-
  staltungen bescherten dem walachischen Hoch-
  sommer einen gemütlich und ansprechend inszen-
  ierten Mehrwert an Charme, an Bildhaftigkeit,
  an bewegter wie bewegender Emotion.
 
(Vasile V. Poenaru, 05. 10. 2017)



  Kultureller Brückenschlag in Temeswar
  Seit genau zehn Jahren nun bemüht sich das Temes-
  warer Euroregionale Theaterfestival (TESZT), die
  Zusammenarbeit zwischen den Spielstätten in den
  angrenzenden Donauländern zu intensivieren. Dass
  diesem Ansinnen auch heuer wieder voll entsprochen
  wurde, davon zeugen das hohe Zuschauerinteresse
  sowie eine breite Palette innovativer und einfühlsamer
  Theater- und Tanzproduktionen von internationalem
  Zuschnitt.
(Irina Wolf, 07. 08. 2017)

 

  Frauen im Mittelpunkt
  In bester Spiellaune zeigte sich auch heuer wieder
  das Turiner Festival delle Colline Torinesi in seiner
  schon zweiundzwanzigsten Auflage. Ob Regisseurinnen,
  Schauspielerinnen oder Autorinnen: Es waren vor allem
  die Frauen, die in den vergangenen drei Wochen im Juni
  zur Hochform aufliefen, sei es in Form beeindruckender
  Darstellungskunst, durch originelle Ideen bei der Insze-
  nierung, nicht zuletzt aber auch durch ein allgemeines
  Gespür für aktuelle soziale oder historisch brisante
  Themen.
(Irina Wolf, 05. 07. 2017)



  Show me the money!

  Tellerrand-G’schichten zu den großen Themen Sein,
  Nichtsein, Geld und Sehnsucht allesamt in ihrer
  unheimlichen historischen Geworfenheit erfasst: Über
  Karl-Markus Gauß’ neues Buch "Zwanzig Lewa oder
  tot".
(Vasile V. Poenaru, 21. 06. 2016)

 

(c) Adrian Bulbuoaca  In revolutionärer Mission
  Die freie Szene in Rumäniens Hauptstadt hat seit
  November 2016 eine neue, geradezu genial zentral
  gelegene Spielstätte
das Apollo111. Es bietet mit
  seinem großen Kellersaal den Aufführungen der freien
  Szene ausreichend Platz, will aber zugleich noch mehr
  sein: Mit einer angeschlossenen Bar, einem Raum für
  Konzerte oder einer Bibliothek, vor allem aber mit
  seinem innovativen Konzept entsteht im Herzen
  Bukarests ein neuer bemerkenswerter
Ort der Begeg-
  nung und der Experimente.
(Irina Wolf, 04. 05. 2017)

 

  Land der extremen Gegensätze
  Alles scheint sich hier auf dem staubigen Gehsteig
  abzuspielen. Berge von Plastikmüll liegen dicht neben
  reich beladenen Obst- und Gemüsewagen.
Motorrad
  fahrende Affen treffen auf gemächlich dahintrottende
  Dromedare. Jahrhunderte alte Bauwerke und Dörfer, in
  denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint,
  wechseln sich ab mit lärmendem Verkehr und dem
  wuselnden Treiben der Märkte. Und dazwischen: Ein
  klimatisierter Bus und darin eine Glaswand, die säuber-
  lich die
Touristen von den einheimischen Fahrern
  trennt. Mit einem Wort: Willkommen in Indien!

  (Irina Wolf, 17. 03. 2017)



 
Österreichische Essayistik und EU-Traumpolitik
  Robert Menasse beschwört in seinem anregenden
  Essay "Der eindimensionale Europäer", anhand dessen
  er seine Mitmenschen dazu bewegen will, mit wach-
  samem Blick in die Zukunft zu schauen, die produktive
  Phantasie des Träumers, die volle Kreativität, die der
  Kontinent aufbringen kann. Auch Karl-Markus Gauß
  zeigt sich als versierter, Fragen stellender Europäer,
  der sein Erdteil lieb hat, wenn man so sagen darf.
  Denn Gauß ist ein Österreicher, der dem Selbsthass
  wie dem Fremdenhass kategorisch entsagt.
 
(Vasile V. Poenaru, 01. 02. 2017).



(c) Florent Drillon
  For Ever Dancing

  Ganz ohne begleitendes Motto diesmal, aber mit einem
  starken Aufruf zur Erhaltung von Kultur und Kunst und
  gegen die Zerstörung bürgerlicher Werte ging heuer
  die 26. Auflage des Rumänischen Nationaltheaterfes-
  tivals über die Bühne. Herausragende Schauspielkunst
  und tänzerische Raffinesse prägten ein Festspiel
  voller Poesie und
bildlicher Wucht. (Irina Wolf,
 
13. 12. 2016)

 

  Klausenburger Festspiele
  Auf den Bühnen des führenden Theaterhauses Sieben-
  bürgens fand
vom 3. bis zum 9. Oktober die sechste
  Ausgabe der "
International Meetings in Cluj" statt. Das
  prächtige, 1906 von dem berühmten altösterreich-
  ischen Architektenduo Helmer & Fellner errichtete
  Gebäude, bot den würdigen Rahmen für
ein Zusammen-
  kommen von Künstlern aus aller Welt. Frische, mutige
  Produktionen und die Erschließung neuer Performance-
  Räume und Perspektiven für das Publikum standen im
  Fokus eines spannenden und abwechslungsreichen
  Festivalprogramms.
(Irina Wolf, 02. 11. 2016)



(c) kulturportal-west-ost.eu
  Donauschwäbisches Schicksal zwischen Ost und West

  Adalbert Karl Gauß, der Vater des Salzburger Schrift-
  stellers Karl-Markus Gauß, wurde 1912 im ungarischen

  Bácspalánka geboren und kam Ende 1945 nach Öster-
  reich. Als zugewanderter Salzburger setzte er sich
  intensiv mit seiner donauschwäbischen Herkunft ausei-
  nander, etwa mit den bis heute aktuellen Fragestel-
  lungen rund um
das "Schicksal der Restgruppen deut-
  schsprachigen
Insel-Volkstums in Südosteuropa nach
  den katastrophalen Erschütterungen zwischen 1933
  und 1945". Inwiefern konnte man anno 1959 vom
  Standpunkt Salzburg aus über Themen wie Identität
  und Heimat sprechen? Gauß geht diesen Fragen über
  die Seitenwege der Selbsterkundung nach.
(Vasile V.
  Poenaru
, 07. 10. 2016)



(c) Patrizia Lanna
  Zeitgenössisches Theater in Turin

  Ein intimes, vertrauliches Treffen zwischen einem
  Schauspieler und einem einzigen Zuschauer an einem
  Tisch in einem Caféhaus: Wer innovative Bühnenauf-
  tritte wie diese in einem Stück namens Hamlet Private
 
sehen wollte, und dazu noch mehr als zwanzig weitere
  Produktionen, durfte sich vom 2. bis zum 21. Juni zur
  XXI. Auflage des Turiner Theaterfestivals aufmachen.

  (Irina Wolf,
05. 09. 2016)



 
Rittertum und Germanensache
  Übernimmt der gnädige Rezensent die gängigen Flos-
  keln des Wissenschaftsbetriebs, schreibt er so, wie
  ihm befohlen, sind akademische Diplome, Stempel,
  Würdigungen und Gütesiegel ihm gewiss. Maßt der
  Kritiker sich aber an,
seinen Verstand zu gebrauchen
  und ehrlich zu kritisieren, muss er mit der unerbitt-
  lichen Vergeltung des Opfers seiner Kritik rechnen –
  und mit dem unerbittlichen Hass der gesamten
  Gefolgschaft des Großfürsten der Germanistik.
 
(Vasile V. Poenaru, 07. 08. 2016).



 
Albträume und Parallelwelten
  Einer der aktuell meistgelesenen ungarischen Schrift-
  steller ist
György Dragomán. Weltweit bekannt wurde
  er durch Der weiße König, ein Buch, das ab 2005 in
  mehr als dreißig Ländern erschienen ist. Auch in seinem
  neuesten Werk Der Scheiterhaufen widmet sich
der
 
1973 in Siebenbürgen geborene und 1988 nach Ungarn
  ausgewanderte Erfolgsautor wieder seinem Geburtsland
  und bricht gemeinsam mit seiner dreizehnjährigen Heldin
  Emma
in ein nach der Wende traumatisiertes, emotional
  verwüstetes Rumänien auf.
(Irina Wolf, 26. 07. 2016)



  Probierfeld für Jungtalente

  Mit dreißig Veranstaltungen an verschiedenen Spiel-
  orten, darunter einer Uraufführung, Gastspielen aus
  Ungarn und Italien, zwei Konzerten, Tanz- und
  Dokumentartheater in französischer, ungarischer und
  deutscher Sprache, setzte das Festival für Neues
  Theater in Arad ein kräftiges Lebenszeichen der
  jungen rumänischen Künstlergeneration.
(Irina Wolf,
 
20. 06. 2016)



Paul Celan 
Auf den Zeitbogen geritzt

  Wir peitschen auf das tote Pferd der Germanistik los,
  was das Zeug hält. Professoren und Studenten stehen
  in Reih und Glied vor der laufenden Kamera und sind
  sich dessen einig, dass Celan, unser Celan, unser
  Busenfreund, ein großer Schriftsteller war. Einer von
  uns. Einer, der uns aus der Seele gesprochen hat.
  Einer, der’s immer noch tut. Ich und du, Celans Kuh.
  Das Wandern ist des Müllers Lust ...
(Vasile V. Poenaru,
  01. 06. 2016)



 
Im Labor der Träume

  Das von Ramona Olasz ins Leben gerufene Zimmer-
  theater in Bukarest ist einzig in seiner Art. Das erste
  deutschsprachige Privattheater in der rumänischen
  Hauptstadt versteht es nun schon seit zwei Jahren,
  mit fein ausgewählten Produktionen und professioneller
  Schauspielkunst seine Besucher in den Bann zu ziehen.
  Eines sollte man als Zuseher aber keinesfalls tun: sich
  verspäten.
(Irina Wolf, 12. 05. 2016)



(c) "Nachtmahr" von Johann Heinrich Füssli, 1802 
Auszüge aus einem Traum-Journal
  Er hatte ein zusammengeflicktes Gesicht jetzt, trug
  Starbrille, war wüst von den Jahren gezeichnet, ranzi-
  gen Altlöwengeruch verbreitend parfümiert, hatte einen
  ganz altmodischen, schlotternden Dreireiher an. Mit der
  Linken auf einen Krückstock gestützt, umarmte er mich
  umständlich-theatralisch und wollte mich küssen: da
  erkannte ich, was ich ja immer schon ahnte ...

  (
Peter Hodina
, 14. 04. 2016)



  Wahnsinnig weiblich

 
Leidenschaftlich, einfühlsam und herausragend durch
  seine pantomimische Raffinesse, bringt die Wiener
  Regisseurin Leni Lust ein von ihr selbst geschriebenes
  Stück über drei der bedeutendsten Frauen des frühen
  20. Jahrhunderts auf die Bühne:
Clara Immerwahr-
  Haber, Virginia Woolf und Camille Claudel. Alle drei
  starben auf tragische Weise.
(Irina Wolf, 05. 03. 2016)
 


(c) www.spiegel.de (Coverfoto, Nr. 32, 2012)  Heine, Hesse und Goethe
  Lernt Sächsisches Hochdeutsch, lernt Toronto-Schwä-
  bisch, lernt die Sprache des Steppenwolfs, seine inne-
  ren Sprachbilder, hört euch ein neues Lied an, ein bes-
  seres Lied, erhascht den Klang einer fremden, lichten
  Welt, die uns allen doch so eigen ist. Freundet euch
  mit drei deutschen Autoren an, sie werden’s euch
  danken. All dies sagte ich meinen Studenten in Toronto.
  Und das muntere Trio der Titanen stand mir zur Seite,
  wohl wissend, dass Deutsch am Ontariosee keineswegs
  Schnee von gestern ist.
(Vasile V. Poenaru, 19. 02.
  2016)
.



 
Im Osten viel Neues

  Drei neue Bücher bieten fundierte Einblicke in die
  aktuellen Trends und Themen der rumänischen und
  osteuropäischen Tanz- und Theaterszene.

 
(Irina Wolf, 28. 01. 2016)

 

  Dr. Caligari oder: Wie ich lernte, das Bürgertum zu lieben
  Im jüngsten Band der Bukarester Germanistik-Professo-
  rin Ioana Crăciun wird anhand einer tiefgründigen Erfas-
  sung der Bedeutungsstruktur des Bürgerlichen ein man-
  nigfaltiges, aus der Analyse des Massenphänomens
  Stummfilm heraus umrissenes Bild der Weimarer Republik
  gezeichnet, in neuartiger Form, so wie es bisher noch
  nicht am Horizont der Filmwissenschaft sichtbar war.
 
(Vasile V. Poenaru, 22. 12. 2015)



  Schaufenster eines Vierteljahrhunderts

 
Schauspielerisch stark und geradezu schwindeler-
  regend vielfältig gestaltete sich die 25. Ausgabe des
  Rumänischen Nationaltheaterfestivals.
Mit mehr als
  vierzig Produktionen aus dem In- und Ausland sprengte
  die künstlerische Leiterin Marina Constantinescu alle
  Rekorde.
(Irina Wolf, 02. 12. 2015)



 
"Goethe, komm her!"
  Kulturobjekte lassen sich leicht aneignen. Kulturdinge.
  Kulturgegenstände. Etwa ein Goethe, wenn’s sich so
  fügt. Nur, welches mag wohl die passende Art und
  Weise sein, so einen Goethe anzugehen, einzupacken?
  Die Antwort: Es gibt nur eine Art, Texte zu lesen. Man
  muss einstürmen, sich Inhalte aneignen, Bedeutungen
  beimessen, kurz: sich nehmen, was immer auch zum
  Mitnehmen da ist. Und wenn’s Titanen-Texte sind: mit
  den Titanen ins Gespräch geraten. Man muss sie von
  ihrem Sockel runterholen. Man muss sie duzen, man
  muss sie umarmen. Johann und Wolfgang auf die
  Schulter klopfen: "You guys are alright."
(Vasile V.
  Poenaru
, 07. 11. 2015)



  Kinder- und Jugendtheater aus Rumänien

  Das "Luceafărul" Kinder- und Jugendtheater der ost-
  rumänischen Stadt
Iaşi ist aktuell das einzige von
  insgesamt fünf lokalen Theaterhäusern, das ein inter-
  nationales Festival organisiert. Die diesjährige achte
  Auflage, die vom 4. bis 9. Oktober stattfand, bewegte
  sich ganz im Zeichen der jungen rumänischen Künstler.

  (Irina Wolf,
02. 11. 2015)



 
Musiker, Kollektivdichter und Weltphilosoph
  Die Legende des Free Jazz, Extrem-Ästhet Ornette
  Coleman, lebt seit Juni 2015 nicht mehr. Aus diesem
  Anlass hier eine Erinnerung an eine seiner Shows der
  vergangenen Jahre beim Jazzfestival Saalfelden 2009.

  (Tina Karolina Stauner, 14. 10. 2015)



  Sommerlicher Theaterreigen in La Serenissima

  Vom 30. Juli bis 9. August fand die 43. Auflage der
  Theaterbiennale in Venedig statt.
Die Themenpalette
  reichte von der Unsicherheit am Arbeitsplatz und der
  Manipulation durch Medien über Studien der Nachkriegs-
  zeit in Deutschland oder dem Völkermord in Ruanda und
  dem in Japan grassierenden hikikomori-Phänomen.
Die
  Stärke der Festspiele lag jedoch nicht nur in den prä-
  sentierten Stücken. Auch die elf Meisterklassen, die
  jugendlichen Künstlern gewidmet waren, begeisterten
  Mitwirkende und Zuseher.
(Irina Wolf, 02. 09. 2015)



  Europäisches Denken und rumänisches Weiden

  Wenn der freie Wille eine Illusion ist, wie der Hirnfor-
  scher Wolf Singer meint, ist dann das, was ich zu
  denken meine, noch mein Gedanke? Und ist das, was
  ich zu wollen meine, meine Absicht? Oder steckt noch
  was dahinter? Auf die Suche nach einer Antwort bege-
  ben sich: ein österreichischer Philosoph, ein rumäni-
  scher Schäfer und ein kanadischer Cowboy.
 
(Vasile V. Poenaru, 15. 08. 2015)



  Eine Hommage an Liebe und Tod

 
Als europäische Kulturhauptstadt 2015 besticht das
  belgische Mons durch zahlreiche Veranstaltungen und
  Events. Zu den Bühnenhöhepunkten des Sommers zählt
  dabei das Stück Wassergeräusch des italienischen
  Regisseurs Marco Martinelli. Die bereits 2010 uraufge-
  führte und für Mons adaptierte Inszenierung dringt

  tief in die menschliche Seele und löst starke Gefühle
  aus. So gelingt ein überwältigender, beeindruckender
  Theaterabend, der noch Wochen später nicht loslässt.

 
(Irina Wolf,
06. 08. 2015)



  Frauenfiguren im Mittelpunkt

  Vom 1. bis 20. Juni stand die diesjährige Jubiläums-
  auflage des Turiner Theaterfestivals mehr denn je im
  Zeichen des Zeitgenössischen und überzeugte durch
  ein attraktives und abwechslungsreiches Programm.
 
(Irina Wolf, 01. 07. 2015)



  Kritik der reinen Schreibkraft

  Siebenundzwanzig Ausgaben ist das Grazer Feuilleton-
  magazin schreibkraft nun alt, von letzten Weisheiten
  will die "langsamste Redaktion der Welt" indes nichts
  wissen, bietet doch das aktuelle Heft ("zweifelhaft")
  den exakten Gegenentwurf für allzu schnelle Gewiss-
  heiten. Das Prinzip der Infragestellung reicht dabei laut
  Herausgeber Werner Schandor von "
zweifelnder Selbst-
  suche über unangebrachtes Misstrauen bis hin zu den
  philosophischen Kniffen des gehobenen Zweifelns".
 
(Vasile V. Poenaru, 30. 06. 2015)




  Zeichen der Erneuerung

  Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wenn ja, wie könnte
  dieses aussehen? Mihai Măniuţiu, der sechzigjährige
  rumänische Regisseur, versucht in seiner neuesten
  Produktion Das Leben ist schöner nach dem Tod diese
  Fragen zu beantworten. In einer imaginären Welt voller
  Bierkisten und -flaschen erzählen zwölf Schauspieler in
  guter Stimmung und mit viel Gesang und Tanz teils
  schaurige Geschichten von ihrer Ankunft im Paradies.

  (Irina Wolf,
29. 06. 2015)



(c) Viktor Vassiliev
  Lasst uns also fröhlich sein!

  Der über die Grenzen seiner Heimat Russland hinaus
  bekannte Theaterregisseur Lev Dodin inszeniert im
  Stück "Gaudeamus" die Geschichte einer Gruppe Wehr-
  pflichtiger in der ehemaligen UdSSR. Über neunzehn
  packende Szenen bietet das Stück schwarzen Humor
  vom Feinsten und hat auch 25 Jahre nach seiner
  Premiere nichts an Energie und Aktualität verloren.

  (Irina Wolf,
28. 05. 2015)



 
Zeitgemäß kontrastive Betrachtungen
  Spionage und Gemütlichkeit. Schmäh- und Schleich-
  kultur. Agentenhochburg Wien. In zwei neu erschie-
  nenen Büchern geben der Wiener Journalist Emil Bobi
  und der ehemalige
Westeuropa-Spionagechef des
  rumänischen Geheimdienstes, Cornel Nemetzi, Einblick
  in eine Welt der Kontraste, in ein fernes, nahes Reich
  lichterloher Aufdeckungen und allerdunkelster  
  Schweigsamkeit.
(Vasile V. Poenaru, 02. 04. 2015)

 



  So feiert Valladolid seine Schutzpatronin
  Auch in Krisenzeiten scheinen sich Feste in Spanien
  großer Beliebtheit zu erfreuen. In der Woche rund
  um den 8. September hat auf den anfänglich ruhigen
  Straßen von Valladolid die Eröffnungsfeier zu Ehren der
  Heiligen San Lorenzo, Beschützerin und Patronin der
  Stadt, beachtliche Spuren hinterlassen.
(Irina Wolf,
  01. 04. 2015)
.



  Mangas und Michelin-Männchen

  Ende Januar herrscht fast schon frühlingshaftes
  Wetter auf den Straßen von Udine. Ähnlich geht es
  im Theatersaal zu, wie zumindest der Titel verspricht.
  Marzo heißt die Performance, die vom jungen italien- 
  ischen Künstlerkollektiv Dewey Dell gezeigt wird.

  (Irina Wolf,
01. 03. 2015)



(c) www.ottmarhoerl.de (Goethe-Skulptur von Ottmar Hörl am Campus Westend, Uni Fankfurt) 
Germanistik heute. Eine Skizze
  Fenster auf, frische Luft reingelassen, tüchtig ausge-
  mistet, tief eingeatmet: Freunde, dies ist eine wahre
  Geschichte. Keine erfundene. Keine erlogene. Keine ver-
  schönerte. The true story. Es ist aber kein akademi-
  scher Bericht, und schon gar nicht etwa ein Bericht an
  eine Akademie. Der Herr Räuber von und zu Hotzenplotz
  und der Herr Baron von und zu Münchhausen schreiben
  genug akademische Berichte. Wir hingegen wollen ein-
  fach mal erzählen, was los war, als der erste Laut auf
  den ersten Umlaut prallte und den Urkongress aller
  g'scheiten Leut'
herbei beschwor. Wenn Hermann Hesse
  da wäre, würde er sowas Traktat über den Steppen-
  germanisten
nennen.
(Vasile V. Poenaru, 01. 02. 2015)



 
Timeless
  Hans-Joachim Roedelius' Klaviermusik ist eine poetische,
  melodische Welt für sich. In sich ruhend, nach nichts
  fragend, nichts fordernd, weit ins Introspektive, Intro-
  vertierte gehend. Wie einfach da, um alle Oberfläch-
  lichkeit und alles nichtssagend Redselige verachtend
  links liegen zu lassen. Der Schönheit und Unverbraucht-
  heit der Natur nahe, den Innenstädten mit ihrem lärm-
  enden Großstadtgetriebe fern. Musik, die wegen ihres
  hohen Aussagegehalts zeitlos wird und weiter Bedeu-
  tung trägt.
(Tina Karolina Stauner, 25. 01. 2015)



 
Unzulängliches Ereignis
  Er kam, er sah und er diskutierte: Peter Stein, der
  Doyen unter den deutschen Theatermachern, besuchte
  im Vorjahr die kanadische Metropole Toronto, um sich
  dort der alten, neuen Frage vom Genuss und vom
  Gewinn der Schauspielerei zu widmen. Ort der Debatte?
  Das drittgrößte Zentrum für Live-Theater im englisch-
  en Sprachraum; gleich nach London und New York.
 
(Vasile V. Poenaru, 09. 01. 2015)
.



(c) wikipedia.org
 
Einer von uns
  Elftausend Bücher zu Hause haben, das ist nicht jeder-
  manns Sache. Aber dieser Mensch lebt erwiesener-
  maßen von Büchern, in Büchern, über Büchern, unter
  Büchern (allein die Fackel-Edition wiegt 35 Kilo, nicht
  einmal bei Familie Feuerstein waren die Schreibsteine
  schwerwiegender), ja seine Wohnung besteht fast
  ausschließlich aus Büchern. Und die Bücher leben in
  ihm. Und er lebt für uns: Der Salzburger Schriftsteller
  Karl-Markus Gauß feierte heuer seinen 60. Geburtstag.

  (Vasile V. Poenaru, 30. 11. 2014)



  Exilerfahrung und Identitätssuche
  Auf gewohnt tiefsinnige und provokante Weise begeis-
  terte das italienische Künstlerduo Stefano Ricci und
  Gianni Forte sein Zagreber Publikum. In einem Rahmen
  aus starken Bildern und überraschenden Einfällen
  wurden Themen wie die E
insamkeit des modernen
  Menschen, Sehnsucht nach Geborgenheit und Verlust
  der Liebe verhandelt. Eine spannende Reise über eine
  Hochschaubahn der Gefühle.
(Irina Wolf, 04. 11. 2014)



  Der Mann im Griensteidl
  Ein Denkmal zu Ehren des fleißigsten Österreichers in
  Rumänien errichten? Dazu reicht der Marmor nicht.
  Doch mal kurz das Profil eines Wiener Kulturmen-
  schen (und Deutschlehrers) ausschneiden, der sich
  auch in Bukarest die Füße zertreten hat und an
  dessen Gemüt immer noch ein Haufen rumänisches
  Deutschtum klebt? Das kriegen wir mit einem tüchtigen
  Stück Zeitungspapier hin. Und mit Germanistik ...

  (
Vasile V. Poenaru, 31. 10. 2014)



(c) Reinhard Winkler, http://www.reinhardwinkler.at  "Mehr Prygel als Flygel" oder: Der gedrehte Troubadix
  Es war mir ärgerlich, dass meine Mutter mich bis in
  die Knabenjahre manchmal "Püppchen" nannte. Zuerst
  stecken die nämlich dich in einen Schwuchtel-Brut-
  kasten, erlauben dir aber später nicht, schwul zu sein.
  Das ist deren Perfidie. Freud sagte einmal, wir statten
  unsere Kinder für die Tropen aus und schicken sie dann
  zum Nordpol ...
(Peter Hodina, 25. 09. 2014)



  Rumäniendeutsche Literatur inside and out
  Die Germanisten Ioana Crăciun, George Guţu, Sissel
  Lægreid und Peter Motzan machen’s einem nicht leicht:
  Der von ihnen 2012 im Münchener IKGS Verlag heraus-
  gegebene wissenschaftliche Sammelband setzt interkul-
  turelle Akzente und beleuchtet den "Gegenstand" Ru-
  mäniendeutsche Literatur
aus vielen Richtungen her-
  aus. Durch das Zusammenspiel deutscher, norwegi-
  scher und rumänischer Ansätze, Arbeitsweisen, Gedan-
  kenwelten und Mentalitäten wird dabei ein facetten-
  reicher, wiewohl bisweilen etwas umständlich und zum
  Teil schon eher narrativ-inventarisierend geratener
  Dialog gewährleistet.
(Vasile V. Poenaru, 24. 09. 2014)



  Spuren der Polymetrik
  Bereits zum 320. Mal fand Anfang Juli in der Münchner
  Echtzeithalle eines der 1999 gestarteten "Montags-
  gespräche" statt. Unter dem Titel Spuren der Poly-
  metrik
wurden vier Klangbilder vorgestellt. Viel gear-
  beitet wurde dabei mit dem Computer, der als echtes
  "Musik-Instrument" zum Einsatz kam. Es spielte das seit
  drei Jahren bestehende Autoren-Ensemble, bestehend
  aus Dieter Trüstedt, Elmar Guantes, Wilfried Krüger und
  Hans Wolf.
(Tina Karolina Stauner, 23. 09. 2014)



  Heinrich Steinfest: Der Allesforscher
  In seinem jüngsten Roman erweist sich Heinrich Stein-
  fest neuerlich als Meister der überraschenden Plot-
  und Figurenentwicklung. Rund um seinen jungen Helden
  Sixten Braun erschafft der Autor einen Schwarm an
  faszinierenden Gestalten. Atmosphärisch zu spüren ist
  dabei eine nicht religiöse, eher schon pantheistisch an-
  mutende Humanität, die sich vorrangig aus der Wert-
  schätzung der Einmaligkeit der Menschenwesen und
  ihrer vielgestaltigen Bindungen ergibt. Das färbt ab,
  öffnet Herz und Hirn des Lesers für die verborgene
  Poesie der Welt.
(Kristina Werndl, 26. 08. 2014)



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Schwerpunkt
Science Fiction

...

...
Ist die Science Fiction
in der Krise? Ja, meinen
ihre Kritiker! Denn viele
der Probleme, mit denen
sich die SF beschäftigt
- Entwürfe von Über-
menschen, das Schicksal
ganzer Zivilisationen, der
Kontakt mit außerirdi-
schen denkenden Wesen
- müssten auf ganz außer-
gewöhnliche Weise darge-
stellt werden. Der "außer-
menschliche", "über-
irdische" Blick auf die
Menschheit wäre gefragt.
Doch daran scheitern
die meisten SF-Autoren.
Stattdessen überfluten
"sharecropping"-Produkte
den Markt, Masse kommt
vor Qualität ...
 

 


Schwerpunkt
Rumänisches Theater


...
Wollte man in den
1980er Jahren in Rumä-
nien ins Theater gehen,
musste man
damit rech-
nen,
keine Eintrittskarte
mehr zu bekommen. Trotz
winterlicher Temperatur-
verhältnisse im Zuschau-
erraum waren sämtliche
Aufführungen ausverkauft.
Nach dem Umsturz von
1989 war das Theater
wie gelähmt. Fast zwan-
zig Jahre danach ist auf
den rumänischen Bühnen
wieder Leben eingekehrt:
innovativ und provokativ
versucht eine junge Garde
von Theatermachern,
 wieder Menschen in die
Bühnenhäuser zu locken.
(
Noul proiect al revistei
Aurora
incearca sa schi-
teze o imagine a teatrului
romanesc contemporan.)
 

 


Buchtipps


Irina Wolf (Hg.)
Machtspiele.
Neue Theaterstücke
aus Rumänien
.
Theater der Zeit,
2015. 350 S.


Teresa Präauer.
Johnny und Jean.
Wallstein, 2014.
208 S.

 

Uwe Tellkamp.
Turnul.
(Übersetzung:
Vasile V. Poenaru).
Curtea Veche,
2013. 838 S.


       

 

Impressum: Aurora-Magazin (ISSN: 1994-9545), Mayerlehen 13a, 5201 Seekirchen. E-Mail: redakt.aurora [at] aon.at

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