Sie
tragen pyjamaähnliche Anzüge. Lediglich der Frack erinnert an Pinguine. Brav
und fröhlich versuchen sie zu musizieren. Die Welt scheint noch in Ordnung,
der Allmächtige hält ein wachsames Auge darauf. Als jedoch der "Rapper"
unter ihnen sich unversehens auf einen Schmetterling setzt, schickt Gott die
Sintflut über die Erde. Noahs Arche scheint die einzige Rettung zu sein.
Eine weiße Taube dient als "Wegweiser", verlangt aber Pünktlichkeit, denn um
acht soll das Schiff ablegen. Es dürfen jedoch nur Paare mit. Die Pinguine
sind dennoch zu dritt. Werden es trotzdem alle schaffen? Oder ist der "böse"
Pinguin zum Sterben verurteilt?
Die aktuelle Produktion
An der Arche um Acht, worin altbekannte Themen rund um Glaube, Freundschaft, Liebe und Vertrauen
verhandelt werden, ist freilich nur eine unter vielen, mit denen das so
bezeichnete "Theaterlaboratorium" (bekannt auch unter dem Kürzel "TLB") Groß und
Klein in seine Räumlichkeiten lockt. Das von Ramona Olasz 2014 ins
Leben gerufene Zimmertheater in Bukarest ist einzig in seiner Art. "Unser
Ziel ist es, hochqualitative Kunstwerke anzubieten", sagt die aus Temeswar
stammende Gründerin des ersten deutschsprachigen Privattheaters in der
rumänischen Hauptstadt. Seinem Vorsatz wird das TLB zur Genüge gerecht.
Nicht weniger als sieben Produktionen hat es in den zwei Jahren seines
Bestehens herausgebracht, darunter bekannte Kinderstücke wie Der kleine
Muck (ein Märchenspiel frei nach Wilhelm Hauff), das Märchenlaboratorium
Froschkönig, Max und Moritz oder Wickie und die starken Männer.
Aber
auch die Erwachsenen kommen nicht zu kurz, denn das vielfältige Angebot
umfasst noch Frau Müller muss weg von Lutz Hübner, Stück ohne
Juden von Julya Rabinowich (bei dem der Österreicher Marius Schiener
Regie führte) oder eben das obige An der Arche um acht von Ulrich Hub. Bei der von
alternativen Spielorten mit professionellem Anspruch nicht gerade verwöhnten
rumänischen Hauptstadt ist dies eine beachtliche Leistung.
Dass es sich dabei um
Theater vom Feinsten handelt, steht außer Zweifel. Die drei Pinguine rufen
nicht nur durch ihre Kostüme Begeisterung beim Publikum hervor. Auch
die schauspielerische Leistung im kleinen, aber intimen Raum ist
bemerkenswert. Glaubhaft, ausdrucksstark und authentisch wirken die drei.
Keinen Abbruch tut der Authentizität auch die fehlerhafte deutsche
Aussprache –
immerhin handelt sich hierbei in allen Fällen um rumänische Schauspieler,
die Deutsch als Fremdsprache während der Schulzeit gelernt haben. Für die
Kleinsten unter den Zuschauern eine gute Übung, ihre Deutschkenntnisse zu
verbessern. Für die zwei Damen aus Stuttgart, die in Constanţa, der
rumänischen Hafenstadt am Schwarzen Meer, Deutsch unterrichten, und zufällig
neben mir auf den schwarz lackierten Pressspankisten sitzen, eine unerwartet
melodische Sprechweise.
Ramona
Olasz schlüpft selbst in die Rolle der Taube und zeichnet auch für die Regie
verantwortlich. Einfallsreiche Ideen wie die diskret beleuchtete Schiffsluke
oder die vor den Augen der Zuschauer zusammengestellte Transportkiste wusste
die gelernte Schauspielerin auf klare und beeindruckende Art umzusetzen.
Berechtigterweise löste die zauberhafte Komödie mit moralischem Hintergrund
am Ende der Aufführung heftigen Applaus aus.
Zur Sicherheit sei hier
noch die Adresse des Theaters erwähnt: Calea Dorobantilor Nr. 73. Vielleicht
finden auch Sie, verehrte Leser/innen, irgendwann
den
Weg dorthin. Ein leicht zu entdeckender ist
es noch dazu: Zahlreiche nächst der Straße und dem Gartenzaun im Hof
aufgestellte Schilder und Plakate weisen in die richtige Richtung. Zuletzt
sind auch die im Stiegenhaus abgedruckten TLB-"Sprechblasen" nicht zu
übersehen.
Eine
Warnung sei zum Schluss mitgegeben: Auf keinen Fall sollten Sie sich
verspäten! Tun Sie es doch, werden Sie vermutlich an dem an der Eingangstür
angebrachten Schild ("Vorstellung hat begonnen, bitte nicht stören") nicht
mehr vorbeikommen: Klaus Christian Olasz, ehemaliger Konsul Deutschlands in
Temeswar, nimmt seine Rolle als Türwächter und Kartenverkäufer sehr ernst.