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Königliche Hoheit aus aktuellem Anlass

From "nobody" to "somebody" in the blink of an eye.

Von Vasile V. Poenaru
(01. 09. 2018)

...



Vasile V. Poenaru
bardaspoe [at] rogers.com


geboren 1969, zweisprachig
aufgewachsen, Studium der
Germanistik in Bukarest,
darauf Verlagsarbeit und
Übersetzungen. Lebt
in
Toronto.

 

 

 

 

 

 

 

Wenn der Nachbar sagt,
ich bin jetzt König, dann
bin ich jetzt König. Mit
oder ohne Krone.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Häuptlinge der
Deutschen nehmen eh
alles für bare Münze, was
man ihnen an Adel-
Hokuspokus auftischt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Fragt nicht, wie viele
sogenannte Könige es
in meinem vielgeliebten
Vaterland gibt; fragt, wie
ihr meinem ausgeklügelten
Spendenprojekt Vorschub
leisten dürft.

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles, was wir jetzt noch
brauchen, ist ein bisschen
Werbung für mein erwie-
senermaßen uneigen-
nütziges Projekt.

 

 

 

 

 

 

 

 

"Adel verpflichtet: Von
und zu, von und zu, liebe
Leser, von überall her
bitte zur Kasse!"

 

 

 

 

 

 

 

 

Fürstliches Auftreten.
Stummel galant weg-
schmeißen. Das Taschen-
tuch ebenfalls. Soll sich
doch jemand darum
kümmern. Nur keine
Blöße.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich erteile meinem Statt-
halter gleich mal recht
wichtigtuerisch den Befehl,
in meinem erlauchten
Namen Frieden mit den
vereinten Stämmen des
linken und des rechten
Treppenhauses zu
schließen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wo steckt denn bloß
meine verflixte Krone?
Daran hat der Dings, also
mein Statthalter, nicht
gedacht. Ich lass mir am
besten eine von den
Deutschen schmieden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber woher wissen Sie
denn, dass Sie jetzt
wirklich König sind?" –
"Mein Nachbar hat’s mir
gesagt. Mein alter Nachbar
aus Linz. Er hat mich
vorgestern angerufen."

 

 

 

 

 

 

 

 

"Im Namen sämtlicher
deutscher Medien gratu-
lieren auch wir ganz herz-
lich, Eure Kaiserliche und
Königliche Majestät! Und
hier sind Ihre neuen Visi-
tenkarten. Wir waren so
frei, den Doktortitel mit
drauf zu kleben."

 

 

 

 

 

 

 

 

"Und auf welches Konto
darf man die Spenden
überweisen?"
"Die offizi-
elle Bankverbindung ...
Geht in Ordnung. Das
heißt, hmm ... Cayman
Islands?"

 

 

 

 

 

 

 

 

"Und nur damit Sie's
wissen: In meinem Zelt
haben zweitausend Mann
Platz. Der Rest, darunter
viele weitere Könige,
zieht nach."

 

 

 

 

 

 

 

 

"Sie sind offensichtlich
ein sehr beschäftigter
Neubürger, Majestät. Volle
vier Stunden die Woche
nimmt ja allein Ihr Minijob
in Anspruch ..."

 

 

 

 

 

 

 

 

"Noch ein Autograph
gefällig?"

 

 

 

 

 

 

 

"Das neue kaiserlich-
königliche Spenden-
projekt heißt: Mehr Europa!
Jetzt sind Demokratie und
Souveränität gefragt.
Bitte zur Kasse!"

 

 

 

 

 

 

 

"Es lebe die europäische
Souveränität! Euch hau
ich in die Pfanne! Wollte
sagen: Demokratie!
Demokratie! Demokratie!
Traumbild Europa! Euch den
Traum und mir Europa."

 

 

 

   Vorweg eine gute Nachricht (und ich hoffe sehr, dass sich die hochverehrte Leserschaft ihrer gemeinsam mit mir ausgiebig erfreut, wiewohl sie sich im Unterschied zu mir davon freilich denkbar kaum irgendeinen unmittelbaren finanziellen Gewinn zu versprechen vermag): Vorgestern hat mich ein Nachbar from the old country (also ein Austrian) angerufen und mir im Schwung des schönen Augenblicks mitgeteilt, dass ich soeben zum König gewählt wurde; und zwar von ihm selbst.

Toll! Don't you think? Das gesamte Treppenhaus – vom schlichten ungelernten Fußvolk des Erdgeschosses bis weit hinauf zu den höheren Gefilden des fernen dritten Stocks – sei mit diesem seinem Vorschlag hundertprozentig einverstanden gewesen, so der Nachbar, oder es habe doch jedenfalls bisher abgesehen von einem längeren Redetext seiner (offensichtlich burgenländischen) Schwiegermutter im Zusammenhang dieser königlichen, allzuköniglichen Angelegenheit der höheren Start-Up-Gewalt noch keiner Einspruch erhoben, wobei allerdings zugegebenerweise die meisten Anwohner in good old Oberösterreich der frohen Botschaft bis Dato not really voll und ganz gewahr sein mögen, wofür ich wohlgemerkt nichts kann.

Egal. Wenn der Nachbar sagt, ich bin jetzt König, dann bin ich jetzt König. Mit oder ohne Krone. Das heißt … Right on! Ich brauch ‘ne Krone!

Eine Krone! Eine Krone! Mein Königreich, mein vielgeliebtes Österreich, mein in allen Dingen durchaus leidliches Oberösterreich für eine Krone! Oder doch wenigstens für einen Heller! Für einen Kreuzer! Einen Taler! Einen Schilling! Einen Groschen!

   Unsinn, das passt ja gar nicht. Das klingt unzeitgemäß. Das war wo anders. Und es ging nicht um eine Krone, sondern um einen Gaul, einen Kutschgaul, inklusive Fiaker. Hü-hott, Pferdi! Immerhin: Eine Krone! Eine Krone! Aber schnell! Denn His Majesty, des bin i! Verstanden?

Ich glaub, die ganze Lunzerstraße, nein, ganz Kleinmünchen, besser, das gesamte Linzer Becken (und dazu ein stattliches Stück Salzkammergut als Extra-Bonus) gehört von nun an zu meinem neuen Königreich. Den Nachbar hab ich per Laufbursche zum Statthalter ernannt. Wenn wer fragt, bestätigt der Statthalter, dass ich der König bin. Ansonsten sieht er weiterhin fern. Das finde ich gut.

And while we’re at it: Mal sehn, ob ich mir nicht auch weitere Titel unter den Nagel reißen kann. Die Häuptlinge der Deutschen nehmen eh alles für bare Münze, was man ihnen an Adel-Hokuspokus auftischt; von und zu, von und zu; links, zwo, drei, vier, von und zu. Am besten, man mischt dem ganzen Kram a little Mittelhochdeutsch bei. Des is unwiderstehlich. "Daz in allen landen nicht schöners mochte sin." Ich werd’s mir nur noch mal kurz durch den Kopf gehen lassen. Oder halt! Als König macht man sowas ja nicht selber.

Ich werde darüber nachdenken lassen.

   Schnell dem Statthalter whatsappen: "Denk Er nach! Over!" Und nun folgt so ganz unvermittelt (in epischhoheitlicher Breite) die zweite Frohe Botschaft des Tages! Mein erstes Projekt als Austrian King in German lands: Spenden sammeln. Everybody rejoyce! Ja, des is English. Ein echter Wiener spricht oft und gerne Englisch-Denglisch, selbst wenn er mal ausnahmsweise aus Linz kommt. A most meaningful start-up. Das Geld schicken wir direkt zu den Waisen im Treppenhaus und im ganzen Wohnblock. Neuer Putz – nach angemessener Grundierung, versteht sich. A fresh look. A smile on your face. Garantiert haltbar! Und dem lieben Augustin. Für den Dom, you know. Und fürs Griensteidl. Und für das lustige Leben im grünen Wald. Und für die grüne Seite im weitesten Sinne. Zwei Prozent gehen ans Forum Stadtpark. Und weitere zwei an die Ars Electronica.

Oder vielleicht teile ich die Kohle einfach mit meinem Statthalter. Halb-halb. Ach was, dem reichen bestimmt fünf Prozent. Ich werd ihn mal fragen. Was sag ich denn hier? Drei!

Sine qua non!, wie mein Urgroßvater zu sagen pflegte, der sich dabei gewiss auch etwas ganz besonders Tiefgründiges gedacht haben wird, was sich bei mir, das will ich doch jedenfalls sehr hoffen, in wohltuender Art und Weise irgendwo in den zwischen Herz und Lungen angelegten Kammern des Gemüts wundersam DNA-mäßig niedergeschlagen hat. Sine qua non, liebe Medien-Häuptlinge der Deutschen. Fragt nicht, wie viele sogenannte Könige es in meinem vielgeliebten Vaterland gibt; fragt, wie ihr meinem ausgeklügelten Spendenprojekt Vorschub leisten und mein hoheitliches Facebook-Profil aufmöbeln dürft.

Gefällt mir. Gefällt mir. Gefällt mir. Und lasst bitte schön den Rubel rollen.

   An dieser Stelle werde ich, wenn’s der g’schätzten Leserschaft recht ist, zu einem majestätischeren Stil wechseln. Dass es sich bei der "königlichen Hoheit" im Titel dieser mehr oder weniger kurz und bescheiden geratenen Nachricht um mich höchstpersönlich handelt, könnte der breiteren Öffentlichkeit diesseits wie jenseits des Rheins, der Donau, der Elbe und der Leine zu diesem Zeitpunkt nämlich schätzungsweise auch dann nicht mehr verheimlicht werden, wenn ich es wollte. Alles, was wir jetzt noch brauchen, ist ein bisschen Werbung für mein erwiesenermaßen uneigennütziges Projekt. Ein paar Telefonate, sagen mir mal mit der Süddeutschen, dem SWR, dem Aurora-Magazin und so, um den trüben Blick der deutschsprachigen Multiplikatoren auf mein neues spendenbedürftiges Königtum zu lenken, und schon läuft das Geschäft blendend. Ein paar Binsenweisheiten, ein paar Gemeinplätze, meine alte Operettenbrille, ein paar fake news … Fertig! I put my act together.

Servus, Investitionsspritze! Besser: Servus, Geldschwemme!

Da! Die aktuelle Presseschau: "Obwohl er jetzt offensichtlich König von Gottes Gnaden ist, hat Herr Poenaru lobenswerterweise nicht aufgehört zu arbeiten (Die genaue Definition von "arbeiten" entnehmen Sie bitte dem Duden)." Oder: "Eingedeutschter König sammelt Geld für fernes Ostreich." Oder: "Adel verpflichtet: Von und zu, von und zu, liebe Leser, von überall her bitte zur Kasse!"

   Gefühlte Worte für jedermann. "Ach, könnt’ ich doch auf Bergeshöhen … oder ganz unten im Tal … oder was weiß ich, ein Stück weiter weg oder? … Unsinn. Ach, könnt’ ich doch auf Bergeshöhen. That should do." Sturm und Drang, sag ich doch immer. Sturm und Drang und halt Er’s Maul.

Und jetzto a Intermezzo (und a bisserl Pesto): "Hier bin ich König! Hier darf ich’s sein! Im Original: Ici je suis le roi! Ici on me le permis." Ach! Almania, mon amour!

Frisch rasiert zum Interview. Die deutsche Schmeichle-Presse wartet auf mich, den erhabenen Königswurschtl aus dem dunkelgrünen Wald des oberösterreichischen Lebensgefühls europäischer Variation. Ich bin der Möglichkeitsmensch par excellence. The self-made Austrian man. European-style.

Ich unternehme mal einen kurzen Raubzug gen Norden und hol mir mein Land und mein Volk zurück. So! … Deutsche Äcker und Dome, deutsches Gösser, deutsche Stämme: alles Österreich.

Passt?

   Passt. Fürstliches Auftreten. Stummel galant wegschmeißen. Das Taschentuch ebenfalls. Soll sich doch jemand darum kümmern. Nur keine Blöße. "Servus! Moin! Ich entbiete meine königlichen Grüße an die vereinten Stämme der Deutschen. Presto! ... Einen kräftigen Handschlag. Und hier ist übrigens auch gleich mal mein Solidaritätszuschlag. Ach so, der wird eh automatisch vom Gehalt abgezogen. Verd … Prima! Hatte es doch gewusst! Und ich denke, wenn wir Frieden ermöglichen wollen, dann dürfen wir keinen Krieg ermöglichen wollen (starker, anhaltender Beifall).

"Des hams gut g’mocht!"

I woas, i woas … Sowas sitzt immer. Ich tu jetzt nur noch mal kurz einen kräftigen Zug aus meinem Frieden-Tschick, wenn’s recht ist, ja, ich hab schon einen neuen im Mundwinkel, um den Leuten zu beweisen, dass ich es ernst meine.

Moment! … Freunde! Mitbürger! Europäer! Lasst uns pusten!

Habe die Ehre! Und ich erteile meinem Statthalter wohl am besten auch gleich mal recht wichtigtuerisch den Befehl, in meinem erlauchten Namen sofort Frieden mit den vereinten Stämmen des linken und des rechten Treppenhauses zu schließen (nicht aber mit denjenigen im Tunnerweg; die befinden sich jenseits des Limes und ich kann sie ganz und gar nicht leiden; des san nämlich allesamt Haberer).

   Frieden, nicht Krieg. Maul halten, nicht widersprechen. Und kein Trommeln mehr. Jedenfalls nicht in der Nacht. Und kein Bier vor vier. Und die neue Hausordnung gilt von nun an über alles. Und sie wird auch gelesen. Aber nicht nur so. Jeden Tag. Bei nüchternem Magen. Passt? Passt." Königliche Hoheit ab.

Zweites Intermezzo: Wo steckt denn bloß meine verflixte Krone? Daran hat der Dings, also mein Statthalter, nicht gedacht. Ich lass mir am besten eine von den Deutschen schmieden. Ich will auch ein paar Diamanten, wenn’s geht. Dazu kann man bestimmt irgendeinen Fonds anzapfen. Spenden-Dukaten-Union: Wahrlich ein Königsweg! A.E.I.O.U.

"Majestät, Sie sind bekanntlich der mächtige König von Österreich, wie ja auch dieser eigentlich noch recht gut erhaltene noble Fetzen hier bescheinigt, den wir bereits prompt als absolutely real news in die vier Winde getweetet haben. Nochmals unseren untertänigsten Dank für die Überlassung der Rechte."

"Nichts zu danken. Ich hab's schon immer mit der Magna Carta gehalten. Da heißt es: Sonderrechte frei. Aber selbstredend nur wenn's der König erlaubt. Und zur Zeit erlaube ich es. Denn ich bin gerade mal gut aufgelegt. Trete Er näher."

"Euer Hochwohlgeboren, Sind Sie zugleich auch der Kaiser?"

"Geboren wurde ich wohl in Wien, wenn ich mich nicht irre, und nicht hoch oben in den Bergen.

"Hochwohlgeboren ist nur ein Ausdruck."

   "Ach so! Alles klar. Na ja, also streng genommen bin ich eigentlich Erlkönig von Schwaben und Ungarn, Erzbischof von Salzburg, Großfürst der Walachei, Lieutenant-Governor of Ontario, Gegenkönig von Hannover-Nordstadt sowie auch Kaiser von Österreich und Japan, genauer gesagt von Oberösterreich und Hokkaido. Aber nur förmlich. Da Österreich jetzt nämlich leider Gottes eine Republik ist (was ich aber hiermit nichtsdestoweniger ausdrücklich anerkenne), hat mein Gewaltmonopol auf Bundesebene naturgemäß wenig Bestand. Doch im Land ob der Enns bin ich dabei auf jeden Fall nach wie vor (relatively speaking) flächendeckend der unumstrittene König der Herzen. Put a little love in your heart ..."

"Ein König der Herzen. In der Tat. Total kolossal. Aber woher wissen Sie denn, dass Sie jetzt wirklich König sind?"

"Mein Nachbar hat’s mir gesagt. Mein alter Nachbar aus Linz. Er hat mich vorgestern angerufen."

"Aha."

"Er hat mich beglückwünscht."

"Aha."

"Er hat mich Majestät genannt. Okay, also zunächst hatte er eigentlich Du Depp gesagt, dann Kumpel, dann Hausmeister. Dann Häuptling. Und erst dann König. Das ging aber sehr schnell. Die Freude und auch die Überraschung war, wie Sie sich vorstellen können, nicht gering. Also um es kurz zu halten: Jetzt bin ich König. O mei!"

"Toll. Das wird ein Hammer. Die Beweisführung ist überwältigend. Im Namen sämtlicher deutscher Medien gratulieren auch wir ganz herzlich, Eure Kaiserliche und Königliche Majestät! Und hier sind Ihre neuen Visitenkarten. Wir waren so frei, den Doktortitel mit drauf zu kleben."

"Ach Quatsch! Lass Er das. Ich bin ja innerlich immer noch derselbe kanadische Demokrat österreichischrumänischen Schlages. Hab ich auch beim Jobcenter gesagt. Das heißt, Moment, also, tja, beim …"

"Ist schon gut. Und auf welches Konto darf man die Spenden überweisen?"

   "Hier! Bitte schön! Das ist meine geheime Bankverbindung … Wollte sagen: die offizielle Bankverbindung meiner frisch gebackenen Doppeldemokratie. Ganz im europäischen Sinne. Vive l'Europe! Und hoch lebe aussi (des is maintenent Französisch; Pardon! Bin ja der Kaiser; toll, wos?) der starke Lobbyismus der großen multinationalen Körperschaften! Stichwort Brüssel."

"Die offizielle Bankverbindung ... Geht in Ordnung. Das heißt, hmm ... Cayman Islands?"

"Na und? Warum auch nicht? Das sind sehr schöne Inseln. Gesundes Meerwasser. Glückliche Fische. Sonne, Mond und Sterne. Eine Hand wäscht die andere. Annabelle, la plus belle fille de Bruxelles …"

"Da haben Sie freilich schon wieder recht, Durchlaucht. G'schamster Diener."

"Bleib Er nur immer sitzen."

"Danke, das ist sehr gnädig, Majestät. Habe die Ehre. Und jetzt noch eine letzte Frage, Euer Hochwohlgeboren, Sie verstehen, damit die Öffentlichkeit, na ja, das gemeine Volk und so, besser nachvollziehen kann, was ein österreichischer Kaiser und König so alles in Deutschland treibt."

   "Gern. Allerdings erübrigt sich die Frage, denn jetzt hamma ja die Freizügigkeit. Da steht es einem jeden frei, sein Zelt aufzuschlagen, wo immer er beliebt. Brauchst dem Kaiser kaanen Zins zu geben. Was aber nun, wo ich der Kaiser bin, freilich auf einmal gar nicht mehr so gescheit klingt. Und nur damit Sie's wissen: In meinem Zelt haben zweitausend Mann Platz. Der Rest, darunter viele weitere Könige, zieht nach."

"Zweitausend Mann? Und darunter viele Könige! Mein Gott! Wir brauchen mehr Gold für die neuen Kronen."

"Das sollen die 154 Professoren spenden."

"Die 154? …"

"Die VWL-Haberer! Damit sie nicht mehr immer so kleinlich denken und so peinlich alles berechnen, was wir uns mal im Schwung des Augenblicks einfallen lassen."

"Die 154 Haberer! Die Feinde der EU. Ja doch! What a great idea! Breaking News: Aufsässige VWLProfessoren bezahlen die Kronen von Neukönigen. Oder: Feinde der EU müssen ihre Unverschämtheit in Gold aufwiegen."

"Genau. Das ist ein weites Feld, ein breit angelegtes europäisches Projekt, an dem ich gegenwärtig mitwirke. Im deep Internet. Ganz tiefgründig. Da kommen Sie nicht mit. Nichts für ungut. No offence. Pas de tout."

"None taken, Euer Hochwohlgeboren. Mann, o, Mann! Alles für unser Europa! ... Sie sind offensichtlich ein sehr beschäftigter Neubürger, Majestät. Volle vier Stunden die Woche nimmt ja allein Ihr Minijob in Anspruch, von den Internet-Foren in Sachen Apfelstrudel und Mozartkugeln und Paradeiser-Analysen und Europa-Blasen, an denen Sie aktiv teilnehmen, ganz zu schweigen."

   "Ich klage nicht. Als Kaiser analysiert man Paradeiser. Das ist eben mal so. Hier in Almania geht’s mir leidlich. Jedenfalls besser als in Nemsa, wo der neue Wurschtl unseren noblen Traum nicht mitträumen will, weil er Angst hat, dass wir dann aufwachen und feststellen müssen, es war alles nur ein Schmarrn. A Kaiserschmarrn. Pfui! A Extremist! Hab Rechtsrutsch-Alarm blasen müssen. Und dann war ich weg. Und jetzt bin ich hier. Ich halte mich gern auf den Jagdgründen der Deutschen auf. Noch ein Autograph gefällig?"

"Aber selbstverständlich! Meinen untertänigsten Dank, Euer Hochwohlgeboren! Aber trotzdem … Sie haben ein beträchtliches Pensum zu bewältigen. Ich meine, ist das nicht zu anstrengend? Wann regieren Sie denn eigentlich noch Ihr Volk?"

"Mein Volk?"

"Na ja, die Stämme der Austrians."

"Ach so! … Die hatte ich schon ganz vergessen. Bei Nacht. Nebenbei. Über WhatsApp und Instagram."

"Unglaublich! Kennen Sie sich denn damit aus?’

"Und ob! Mein iPhone kann ich ganz allein bedienen. Ohne die Hilfe eines anderen."

"Wie modern! Wie digital! Wie geil! Das nenne ich Mut! Das ist Aufklärung pur!"

   "Sapere aude. Englisch: San ma proud. Auf Neudeutsch: Sportlich im Audi. Das iPhone in des Kaisers Hand, den erlauchten Tschick in des Kaisers rechtem Mundwinkel. Nehm Er wieder Platz. Der Kaiser gestattet es."

"Danke, Majestät! Wie gesagt: Junge, Junge! Breaking News! God bless His Majesty! Und aufgepasst! Jetzt haben wir auch unsere endgültige Schlagzeile:

Österreichischer Kaiser und König lebt und wirkt in deutschen Landen. Sein Volk regiert er über WhatsApp und Instagram."

"Bitte mein Start-Up nicht vergessen! Uneigennützig. Für die Untertanen."

"Stimmt. Total demokratisch! Liebe Schildbürger deutscher Nation, das neue kaiserlich-königliche Spendenprojekt heißt: Mehr Europa! Jetzt sind Demokratie und Souveränität gefragt. Bitte zur Kasse! Seien Sie nicht geizig, liebe Zuschauer!"

"LOL LOL LOL. Jawohl! Bitte zur Kasse! Stichwort Instagram und WhatsApp!"

"Yo, what’s up?" (in allem durchschnittlich klingende Stimme aus dem Netz; ergo: Durchschnittsbürger)

"What’s up? Mein Spenden-Start-Up! That's up, dude! Etwas Kolossales is up! Frieden, nicht Krieg.

Projekt Cayman Islands. Es lebe die europäische Souveränität! Euch hau ich in die Pfanne! Wollte sagen: Demokratie! Demokratie! Demokratie! Traumbild Europa! Euch den Traum und mir Europa. Nein: mehr Europa! Mir mehr Europa! Indeed geil."

Kaiser und König over and out. To tremendous applause.

Ausdrucken?

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