
Irina Wolf
irinawolf10 [at]
gmail.com
Irina Wolf wurde in
Bukarest geboren. Nach
Abschluss ihres Informatik-
studiums und mehreren
Jobs im Telekommunikations- und
Forschungsbereich
wechselte sie 1993 in den
Außenhandelsdienst. Seit
2007 schreibt sie freiberuflich
für mehrere rumänische und
deutschsprachige Kultur-
zeitschriften.

(c) Sarah
Mistura
Linktipp
aktionstheater.at
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Pinguine! Sie können nicht fliegen, haben einen
Watschelgang oder legen sich auf den Bauch und rutschen bergab hinein ins
kühle Nass. Die "Pinguine" im Wiener Werk-X tun jedoch nichts davon. Die in
weißen Hemden und schwarzen Slim-Fit-Anzügen gekleideten fünf Schauspieler
(Michaela Bilgeri, Susanne Brandt, Martin Hemmer,
Isabella Jeschke, Nicolaas van Diepen) tanzen, als ob es um ihr Leben ginge.
Noch etwas verhalten beginnen sie auf der sonst leeren Bühne, hinten und
seitwärts umrahmt von
weißen Projektionswänden, im Gleichklang mit dem rechten Fuß zu wippen.
Passend übrigens zum flott beschwingten Titel des Stücks.
Abwechselnd verdichten sich schließlich Textpassagen und flotte Tanzszenen zu
einem bemerkenswerten Theatererlebnis. Untermalt wird die Performance von
Andreas Dauböcks fabelhafter Musik. In einer wilden Achterbahnfahrt
vermischen sich pointierte politische Aussagen mit metaphorischen Gesten.
Beschuldigt werden zum Beispiel "die Chinesen" – eigentlich ein
Oberbegriff für "Afghanen, Syrer, Tschuschen" oder zusammenfassend "die
ganzen Arschlöcher". Dazu werden Punschkrapfen mit Schlagobers –
keinesfalls
mit deutscher Sahne! – serviert, aber auch das nur einigen privilegierten
Zuschauern in der ersten Reihe. Damit auch niemand vergisst, dass wir in
einer von Angst geprägten Gesellschaft leben, verwandelt sich ab und zu der
Arm von Nicolaas van Diepen zu einem imaginären Gewehr, mit dem einzelne
Zuschauer "abgeknallt" werden.
Spielerisch
werden aktuelle politische Entwicklungen in Österreich und Deutschland
dargelegt. Der nur etwas über eine Stunde dauernde Theaterabend ist eine von der Feder
des Regisseurs Martin Gruber konzipierte bunte, komische wie poetische
politische Satire. Schon beim Zusehen und Zuhören bekommt man Lust auf mehr.
Doch der Rhythmus verlangsamt sich zum Ende hin. Die
Projektionsflächen, auf denen einsame Silhouetten der couragiert und
kraftvoll auftretenden Schauspieler hin und wieder "spazieren" waren (Video: Bella
Angora), sind jetzt beschmiert. Gleichermaßen alleine verlassen die
Performer einer nach dem anderen die Bühne. Denn Swing. Dance to the
right ist auch der vierte Teil der "Tetralogie der Einsamkeit". Welch
eine wundervoll tiefsinnige, dabei zugleich rührende und nachdenklich
machende Produktion! |
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