Text und Spannung
Hoffmann beschreibt in seiner lesenswerten Studie die Beziehung von Körperlichkeit und Text, wie das Lesen einen Mitvollzug von Bewegungen initiiere, der qua Attribution erst zum Verstehen werde, doch zugleich die Basis schaffe, daß eine Emotion entsteht, die sich verstehen läßt, so die verknappte Darstellung des Anliegens.
So gelingt es dem Verfasser beispielsweise Klopstock als einen Dichter zu skizzieren, dessen „filigrane[n] Sprachstudien” seiner „körperaffine[n] Poetik” nicht nur nicht widersprechen, vielmehr bedingt das eine je das andere. Das Drängen des Textes sei dies: „Körperlichkeit ist für Klopstock nur sekundär als inhaltlicher Gegenstand und primär in Bezug auf die Form und die Wirkung von Dichtung interessant.”
Form ist demnach Form und ihr Aufbrechen, man könnte auf Nancy verweisen1, sie „als ein Speicherort und Medium von Körperbewegungen”, die sich allerdings in ihr nicht erschöpfen, moderiert zuletzt (sich als) diese Spannung oder diese Optionen ihrer selbst – die Binarität, die Hoffmann indes andeutet, erscheint dann als leichte Schwachstelle seiner sonst lesenswerten Studie.
Zuletzt ist der Eindruck jedenfalls positiv: eine klare These, scharf ausgearbeitet, theoretisch fundiert und am Text erprobt. Philologie, wie sie sein soll.
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