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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik

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Artikel online seit 05.11.12

Im toten Winkel der Menschheit

Wütende Rhetorik, tanzende Verzweiflung.
Eine Kathedrale zersprengter Prosa.
Muray hat mit seinem Céline die Möglichkeiten
der Biografie erweitert.

Von Jürgen Nielsen-Sikora

 

Der bereits 1981 auf Französisch erschienene Essay erzählt vom Enfant terrible der Literatur vor einer Weltuntergangskulisse. Raserei, Verfolgung, Zerstörung – das waren Célines Sujets, die Muray auf das Werk und den virulenten Hass des unverbesserlichen Antisemiten selbst anwendet. Das Ergebnis: Ein blutiger Faustkampf der Genies im toten Winkel der Menschheit; ein Bombenteppich der Poesie, die Agonie der Wörter, stilistisch brillant, überbordend.

Muray enttarnt die zu allen Zeiten tobende Gewalt der Gesellschaft. Sein Essay streut an der Flanke des Nichts ein paar Sprachsplitter auf das Haupt seines Protagonisten. Begleitet vom Chorgeräusch der 1932 erschienenen Reise ans Ende der Nacht schreibt sich Muray in einen wahren Albtraum hinein: Kloaken, Kadaver, Fratzen, Massaker allüberall. Sein Buch, anarchistisch und progressiv, türmt sich wie eine Festung inmitten der Literatur des 20. Jahrhunderts auf. Einmal mehr wird der Schriftsteller Céline zum Gefangenen. So grandios wie Nicola Denis muss man diese Szene erst einmal übersetzen können.

 

Philippe Muray
Céline
264 Seiten, geb. mit Schutzumschlag
Matthes & Seitz Berlin
Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Nicola Denis
Buch ISBN: 978-3-88221-559-5
Preis: 29,90 € / 38,90 CHF
eBook ISBN: 978-3-88221-019-4
Preis: 19.90 € / 24.90 CHF

 

Glanz & Elend - Magazin für Literatur und Zeitkritik

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