Ich schätze mich glücklich, dass ich immer schon eine sehr gute Traumerinnerung hatte. So kann ich mich beinahe jeden Morgen über neue Überraschungen freuen. Viele Menschen erinnern sich nur selten an ihre Träume. Aber das ändert sich, sobald man sich nur ein wenig für seine Erlebnisse im Schlaf interessiert. Das berichteten mir Menschen, mit denen ich regelmäßig über mein Buchprojekt sprach: Auf einmal wurden auch sie sich häufiger ihrer Träume bewusst. Übrigens empfanden meine Gesprächspartner den neuen Zugang zu ihren Träumen als eine große Bereicherung in ihrem Leben. Ihre Träume eröffneten ihnen neue Horizonte. Sehr viele Menschen spüren eine große Sehnsucht danach, die Welt ihrer Träume wieder für sich zu entdecken.
Denn jeder Mensch träumt – und zwar nicht nur ein oder zwei Stunden lang, sondern im Grunde während der ganzen Nacht. Schlafen heißt fast immer auch träumen, wie wir seit Kurzem wissen. Träume machen also einen großen Teil unserer Lebenszeit aus! Nur ist dieser Teil unseres Lebens uns fremd geworden.
Dabei ermöglicht uns die Hirnforschung heute ein ganz neues Verständnis unserer Träume. Wir wissen heute, dass Träume viel stärker unserem Wachdenken ähneln als vermutet. In ihnen erleben wir unseren Geist, wenn er, ohne Ablenkung durch die Außenwelt, völlig bei sich ist. Träume verraten also, wer wir eigentlich sind – und wer wir sein könnten. In ihnen erfahren wir auch, wie unser Gehirn das hervorbringt, was wir als Realität empfinden. Das war für mich die vielleicht aufregendste unter den vielen Einsichten bei der Arbeit an diesem Buch: Träume sind ein Schlüssel zum Rätsel unseres Bewusstseins.
Weil wir heute über riesige Traumdatenbanken verfügen, wissen wir auch, wie sich die Erfahrungen des Tages, die Lebensumstände und die Persönlichkeit im Traum spiegeln. So können wir uns endlich von einem Mythos verabschieden, der die Menschen seit jeher irregeführt hat: Träume sind keine verschlüsselten Botschaften. Das, was sie uns zu sagen haben, drücken sie unverstellt aus. Wir müssen uns nicht mit komplizierten Deutungen oder Symbolen abmühen. Wie wir heute wissen, erschließen sich Träume ganz direkt, meistens über Gefühle. Dank dieser Erkenntnis wird es natürlich leichter, sie zu verstehen.
Lange dachte man, dass wir nachts nur unbewältigte Erfahrungen wiederkäuen. Aber heute ist klar, dass Träume uns auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten. Indem wir nämlich emotional belastende Ereignisse im Schlaf in veränderter Form wieder erleben, verarbeiten wir sie. Und vor allem lernen wir in ihnen neue Fähigkeiten, weil das Gehirn die Informationen des Tages weiterverarbeitet. Wir sind im Schlaf überaus kreativ. Träume führen uns vor Augen, dass nichts in unserem Leben so sein muss, wie es jetzt ist. Das hat mir schon bei mancher Lebensentscheidung geholfen. Denn Träume machen uns Mut.

Träume sind der verborgene Teil unseres Selbst. Aber in einer zunehmend hektischen Welt haben wir den Zugang zu unseren nächtlichen Erlebnissen verloren – und Sehnsucht danach, ihn zurückzugewinnen.
Der Bestsellerautor Stefan Klein nimmt uns mit auf eine einzigartige Entdeckungsreise in das Land der Träume. Er stellt die Faszination, die Träume seit jeher auf uns ausgeübt haben, in den Rahmen der neuesten Wissenschaft. Mit Hirnscans und riesigen Traumdatenbanken hat sich diese in den letzten Jahren völlig neue Wege zu unserem Bewusstsein gebahnt. Stefan Klein zeigt uns verständlich und spannend, was Träume uns wirklich sagen, wie sie uns neue Einsichten und Horizonte eröffnen und wie wir sie als mentales Training nutzen können.