Sportfreunde Fischer – SSG Gravenbruch 4:1 (4:0)
Zum Saisonauftakt gelang den Sportfreunden Fischer am vergangenen Mittwoch gegen die SSG Gravenbruch ein souverän herausgespielter 4:1-Sieg, wobei Martin Kuch (4.), Lenny Kaupp (9. und 36.) und Martin Stoll (35.) die Tore erzielten. In der zweiten Hälfte gelang den Gastgebern zehn Minuten vor Schluss (70.) der Ehrentreffer.
Foto: © Stefan Gelberg
Unter dem magischen Auge von Stefan Gelberg, Bildkünstler und Bildberichterstatter der Sportfreunde, genügte den Blau-Weißen eine starke und konzentrierte Leistung in der ersten Halbzeit, um in der fünften Partie gegen die SSG seit dem Herbst 2012 den Platz zum vierten Mal als Sieger zu verlassen. Nach dreizehn Absagen, u.a. von den Stammspielern Volker Jarck, Uwe Ostermann, Jan-Paul Roth, Younes Oumellal und Uwe Carstensen, stand das Debüt von Frederike Hayler im zentralen offensiven Mittelfeld im Mittelpunkt der Partie. Ihrem Aufgabenbereich im S. Fischer Verlag (Controlling) entsprechend, übernahm sie sofort die Kontrolle über das Spiel und setzte die gegnerische Abwehr durch ihre enorme Laufbereitschaft und frühes Pressing unter Druck. Dies führte zu Fehlern in der Defensive der Hausherren, die von Martin Kuch gnadenlos bestraft wurden. Den ersten Treffer erzielte er nach einem sehenswerten Solo selbst, fünf Minuten später legte er, nachdem er drei gegnerische Abwehrspieler wie Slalomstangen stehen ließ, für seinen Mannschaftkollegen Lenny Kaupp zum frühen 2:0 auf.
Foto: © Stefan Gelberg
In der folgenden halben Stunde ließ sich vom Spielfeldrand die unterschiedliche taktische Einstellung beider Teams erkennen. Während der von Matthias Wickenhäuser ausgebildete Coach der Gastgeber, Jens Jacobs, sein Team in der Grundformation der schottischen Furche, einer frühen Variante des 2-3-5-Systems, antreten ließ, die zwischen 1874 und 1880 auf der britischen Insel entwickelt worden ist, praktizierten die Sportfreunde das moderne 4-2-3-1 System, das sie äußerst variabel interpretierten. Zum Dreh- und Angelpunkt des Spiels entwickelte sich Albert Henrichs, der als Taktgeber der Sportfreunde das Tempo variierte, den Spielfluss ordnete und Lenny Kaupp, Martin Kuch und Martin Stoll mit langen, wie an der Schnur gezogenen Pässen, die Erinnerungen an den brasilianischen Mittelfeldspieler Didi bei der WM 1958 wachriefen, auf die Reise in den gegnerischen Strafraum schickte. Dort hatten die vorzüglichen Drei aufgrund ihrer technischen und strategischen Fähigkeiten auch in umkämpften Situationen spielerische Lösungen parat, die den Gegner vor große Probleme stellten. Es liegt in der Anlage des Spielsystems der Sportfreunde und auch am Enthusiasmus der jungen Spieler, dass auch der Gegner zu Kontergelegenheiten kam, die allerdings durch die sichere Viererkette und mehrere Glanzparaden des Torwarts »Edwin« Schleper vereitelt wurden. Ein Sonderlob verdiente sich Patrick Gosling, dem Abwehrchef Wolle Maurer eine vor allem in spieltaktischer Hinsicht äußerst reife Leistung bescheinigte.
Foto: © Stefan Gelberg
Was in der zweiten Halbzeit passierte, ist rasch erzählt. Während der trotz Verletzung angereiste Jan-Paul Roth, an der Seitenlinie stehend, in Matthias Sammer-Manier bemängelte, dass die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen der Sportfreunde (Abwehr, Mittelfeld, Angriff) immer größer würden, verfolgte der braune Mischlingsrüde Remos, dem Max Farr in seinem Spielbericht über die Partie vom 13.11.2013 bereits ein Denkmal gesetzt hatte, mit großer Empathie jede Bewegung seines Lieblingsspielers, der sich nach eigenen Aussagen an diesem lauen Frühlingsabend noch nicht auf dem Zenit seines Leistungsvermögens befand. Es war zwar keine Schweinerei, aber eben doch hundsgemein, dass Max seinem treuen Fan nach dem Spiel keine der Wurstwaren spendierte, die das rustikale Vereinslokal, neben alkoholischen Getränken und der Live-Übertragung des Champions League Viertelfinal-Hinspiels FC Porto gegen Bayern München, als fußballaffine Form der kulturellen Betreuung für die Spieler beider Teams bereithielt.
Foto: © Stefan Gelberg
In der 66. Minute ging noch einmal ein Raunen durchs Stadion, als Matthias Wickenhäuser als Einwechselspieler für Frederike Hayler die »Arena des Lebens« (kryptisches Ernst Jünger-Zitat) betrat. Es spricht für Stefan Gelbergs Sinn für Pointen und sein Gespür für leise Ironie, aber eben nicht, auch dies muss an dieser Stelle gesagt sein, für die unverbrüchliche Treue zu den Sportfreunden, dass er den Gegentreffer in der 70. Minute mit den Worten kommentierte: »Kaum ist der Matthias auf dem Platz, fällt ein Tor.« Denn das Tor war auf der Gegenseite gefallen. Zwei Minuten vorher hätte der Sportdirektor nach einem grenzwertigen Tackling seines Gegenspielers im Strafraum der SSG die Möglichkeit gehabt, durch eine jener geschickten Einlagen, durch die wir seit Jahrzehnten durch die Schwalbenkönige des internationalen Fußballs verwöhnt werden, einen Strafstoß zu erzwingen, den er sicher verwandelt hätte. Allein, eine solche Einstellung entspricht nicht dem Ethos unseres Sportdirektors, Hall of Fame-Mitglieds und bekennenden OFC-Fans, der für solche neoliberalen Geschmacksverirrungen des bezahlten Fußballs nur ein Lächeln übrig hat.
Aufstellung: Schleper – Gosling, Vollmer, Maurer,
Thomas – Henrichs, Farr – Stoll (1), Hayler (Wickenhäuser),
Kaupp (2) – Kuch (1).
Interessierte Gegner im Raum Frankfurt können sich gerne melden (redaktion@hundertvierzehn.de).