Aufgefaltete Worte
17.09.2013 Die 29jährige Lyrikerin, in Wien geboren, heute in Berlin lebend, sollte man wohl hören. Die Gedichte verlangen regelrecht danach laut gelesen zu werden. Als wollten sie sich vom flachen Papier erheben. Homophone, Alliterationen, Dada-artige Wortreihungen und gestürzte Bilder – damit arbeitet Sophie Reyer mit Lust. ...
Tatenlosigkeit als Dauerzustand
17.09.2013 | Das mit den Klischees ist so eine Sache: Sie lassen sich beim Schreiben so schlecht umgehen und jeder Versuch, sie überhaupt zu umgehen, kann schnell bemüht wirken. Hilft nur, sie zuzulassen – oder aber die Konfrontation. Nicht, dass es dann nicht trotzdem Kritik hageln könnte. Denn Klischees zu benutzen, ...
Aufforderung zur Kontemplation. Licht für andere Augen von Hendrik Rost.
16.09.2013 | Da gibt es ein Gedicht in Henrik Rosts neuem und mittlerweile sechstem Gedichtband Licht für andere Augen, in dem liefern sich Heidegger und Celan einen Wettbewerb im Pflanzenbestimmen: Heidegger ist gut, der Dichter aber unschlagbar./ (…) Sein Wissen ist gut und geschunden,/ er muss gewinnen. ...
Ein Fest der Hiebe und Stiche: Sonettsportler auf allerhöchstem Niveau
15.09.2013 | Es gibt zu Sonetten, so beobachtete ich das bisher, immer zwei Fraktionen. Die einen, die selbst Sonette als Kunstform schätzen und weiterhin kultivieren möchten oder sich zumindest an ihr reiben. Die anderen, die damit nichts verbinden, nichts anfangen können, in ihnen allenfalls einen ewig-gestrigen Zeitvertreib ...
Bruchstücke einer schwarz-weißen Welt
15.09.2013 | Greta ist fünf, lebt in Pretoria in Südafrika. Sie ist das Kind von Deutschen, die die Kirche dorthin geweht hat. Missionare waren die Großeltern von Greta väterlicherseits. Für den Vater ist das die Arbeit, die ihm von den Eltern überkommen ist, ...
Mex. De. 13 – Begegnung Mexiko-Deutschland
14.09.2013 | Wie kann man einem Land begegnen? Spielt so etwas wie ‚Land‘ überhaupt noch eine Rolle in der Kunst? Um nicht das literarische Herbstthema Brasilien auszuwalzen, das Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, nehmen wir das Beispiel Mexiko. Gibt es mexikanische Literatur? Mexikanische Malerei? ...
Nicht Lustig. Gretchen von einzlkind.
14.09.2013 | Harold, der erste Roman des Autors, der unter dem Pseudonym einzlkind publiziert, war, glaubt man dem Feuilleton, der frenetisch gefeierte Sommerhit des Jahres 2010. Außergewöhnlich komisch für einen deutschen Roman. Schwarzer britischer Humor aus dem Land der Sauertöpfler ...
Saturn und seine Erben
13.09.2013 | Die Schwarzen Gemälde, traditionell Francisco Goya zugesprochen, zählen zu den faszinierendsten und zugleich rätselhaftesten Werken der Kunstgeschichte. Welche Grausamkeiten, Alpträume und Gemütszustände mögen den Urheber dazu bewogen haben, derart düstere und verstörende Szenen ...
Von Riesen-Bärenklau & Co.
13.09.2013 | Es ist bekannt, daß es eine Renaissance alter Rezepte gibt – und damit verbunden werden Pflanzen, Gemüse und Kräuter, die die Nachkriegsgeneration kannte, ehe Tiefkühlgemüse seinen Siegeszug antrat und der Vielfalt ebenso wie jenem Wissen ein Ende bereitete, wiederentdeckt. ...
Die Kehrseite des Überflusses oder: Können wir den Überfluss beeinflussen?
12.09.2013 | Seit 2010 gibt der Residenz Verlag die Reihe „Unruhe bewahren“ heraus. Was auf den ersten Blick möglicherweise paradox scheint, hat durchaus seine Logik. Denn Unruhe bewahren, meint aufmerksam zu bleiben für das, was nicht stimmt, meint aber auch, Unruhe zu stiften, meint vor allem den kritischen Diskurs ...
Wer ist hier überflüssig?
12.09.2013 | „Sind Sie überflüssig?“ Mit dieser Frage leitet Ilija Trojanow seinen provokanten Essay „Der überflüssige Mensch“ ein, der unlängst im Residenz Verlag erschien, und blickt dann rund hundertfünfzig Jahre zurück auf ein Schiffsunglück: Die Elite besetzt ein Rettungsboot nur für sich, alle anderen landen ...
Von den Füßen auf den Kopf und wieder zurück.
11.09.2013 | Ich habe den Roman Lolita nicht besonders gemocht, vielleicht habe ich dieses Buch viel zu früh gelesen. Ich mochte es nicht, aus vielerlei Gründen, vor allem mit dem Psychologismus des Buches konnte ich wenig anfangen. Die abgebrochene Lektüre ließ mich lange Zeit einen Bogen um dessen Autor machen. ...
Das Leben als Requisite. Peggy Neidels Debüt „weiß“.
10.09.2013 | „Kopf und Herz gehören unbedingt zusammen“, sagt Peggy Neidel selbst, und das in einer Zeit, in der es mitunter verpönt ist, Gedichten Raum für Emotionales einzuräumen. Allein das macht ihr soeben im Poetenladen erschienenes Debüt „weiß“ interessant. Ihre Gedichte scheinen einerseits typisch ...
Gefährlich ist nicht der Sadist – sondern der normale Mensch
10.09.2013 | Der Wiener Heiner Rosseck kam 1942 nach Auschwitz – und überlebte. Nicht allein Glück und Zufälle und Freundschaft unter den Mithäftlingen machte das Überleben möglich, vielmehr der unbeugsame Wille, eines Tages Zeugenschaft ablegen zu können über die unfassbaren Ereignisse in Auschwitz. ...
Treffpunkt Yellow Submarine. Der israelische Roman „Lucy im Himmel“ von Daniella Carmi macht Mut.
09.09.2013 | Womit beginnen? Wie gibt man eine Handlung wieder, die nicht aus dieser Welt zu sein scheint und deren Protagonisten mit den aberwitzigsten Situationen zurechtkommen müssen. Eigentlich fängt alles ganz harmlos an. Die Geschichte spielt in einem arabischen Dorf, in dem die Ich-Erzählerin Nadja mit ihrem Ehemann Salim lebt. ...
„… das ist kein guter Menschenschlag hier, sagte der Doktor“ Zwei Fragmente zur Entstehungsgeschichte von Thomas Bernhards Romanerstling „Frost“
08.09.2010 | Jenseits von Gut und Böse finden sich in der Literaturgeschichte nicht selten die Werke derjenigen ein, die zu Lebzeiten umstritten und angefeindet sind, ohne dass man sie wegen etwaiger Belanglosigkeit in den Orkus schicken könnte. Der Nachhall des gewaltigen, aus der Quelle ...
Im Schatten der Macht – Carsten Kluths Politikroman hapert es an der Umsetzung
07.09.2013 | Der Roman, der den Berliner Politikbetrieb überzeugend einfängt, muss noch geschrieben werden. Ein Buch wie Wolfang Koeppens „Das Treibhaus“, das virtuos mit den aktuellen Themen, Akteuren und gesellschaftlichen Bruchstellen der frühen „Bonner Republik“ jonglierte, sucht man seit ...
Aus der Reihe getanzt
06.09.2013 | Es gibt in der elektronischen Musik einen hartnäckig sich haltenden Topos: Der vom DJ-Set als Geschichte. Ein die Tanzenden verausgabenden nächtliches Narrativ, komplett mit retardierenden Momenten (wenn für 16 Takte die Snare im Crescendo wirbelt), Klimaxen (wenn die Bassdrum dann wieder four to floor gibt) ...
Beim Blättern im Familienalbum. S-Bahn nach Arkadien. (Hg.) Das Literarische Colloquium Berlin
06.09.2013 | Ein bisschen wie beim heimlichen Blättern im Familienalbum entfernter Bekannter fühlt man sich, wenn man da plötzlich Herta Müller Ende der Achtziger Jahre mit raspelkurzen blonden Harren, einer Jeansjacke und einer Menge Ketten um, erst mal gar nicht wiedererkennt. Michael Lentz, den Lautpoeten, in Socken ...
Komm. Sei nicht traurig. Ich bin es für dich. »Die halbe Sonne« von Aris Fioretos.
05.09.2013 | „Während die Trauer darauf hin arbeitet, zu guter Letzt über den Verlust hinweg zu kommen, hält die Melancholie die Wahrheit am Leben, wonach jedes verlorene Menschenleben darauf Anspruch hätte, als unzubewältigender Verlust empfunden zu werden. Es ist in pragmatischer Hinsicht begreiflich ...
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