(1) Der junge Hundertwasser
(2) Die Anfänge des Künstlers
(3) Die Einheit von Leben und Werk
(4) Hundertwasser und die Bibel
(5) Hundertwasser und die Baukunst
Hundertwasser und die Baukunst
Am intensivsten befasste sich Hundertwasser in den beiden letzten Jahrzehnten seines Lebens – also in den Achtziger- und Neunzigerjahren – mit der Baukunst.
Für Hundertwasser hingen Ästhetik und Ökologie eng zusammen: Was die Umwelt schädigt, kann niemals schön sein. Davon war er überzeugt. Es ging ihm nicht nur darum, Gebäude in die Landschaft zu integrieren, sondern auch der Natur die geraubten Flächen zurückzugeben, indem er die Dächer möglichst begrünte oder bewaldete, sodass aus der Vogelperspektive idealerweise keine waagrechten Bauteile zu sehen waren. Darüber hinaus pflanzte er Bäume auf Balkonen oder ließ sie – als so genannte »Baummieter« – aus eigens angelegten Fassadenöffnungen wachsen.
Wieland Schmied fasst zusammen:
»Alle Architekturideen Hundertwassers beziehen sich auf den Menschen als ein Wesen, das in innigem Zusammenhang mit der Natur steht, oder, soweit es diesen Zusammenhang verloren hat, alles tun muss, um ihn wieder herzustellen [...]
»Unser Verhältnis zur Natur, zu aller Vegetation, insbesondere zu den Bäumen sollte gleichsam religiösen Charakter haben. Die Kräfte, die sich in ihr offenbaren, die Wachstum und Welken bewirken, müssen heilig gehalten werden [...]«
Hundertwasser strebte keine kühnen Konstruktionen an.
»Fortschritt ist Rückschritt, und der Rückschritt wird zum Fortschritt.«
Er entwarf weder Wolkenkratzer noch frei tragende Dächer, die sich nur mit Stahlbeton hätten verwirklichen lassen, denn dieses Material hasste er.
»Los von Loos!«, hatte er 1968 in Wien gerufen. Vehement wandte er sich gegen seinen 1933 verstorbenen Landsmann Adolf Loos, einen Repräsentanten der Sachlichkeit in der Architektur, der mit Vorliebe kubistische Formen entworfen und 1908 unter dem Titel »Ornament und Verbrechen« geschrieben hatte:
»Der moderne mensch, der mensch mit den modernen nerven, braucht das ornament nicht, er verabscheut es.«
Im krassen Gegensatz dazu vertrat Hundertwasser biomorphe Ideen und entwarf bunte Märchenschlösser mit verspielten, asymmetrischen Fassaden. Adolf Loos hatte aber auch vorgeschlagen, bei Mehrfamilienhäusern nur die tragenden Gebäudeteile mit den Installationsanschlüssen vorzugeben und die Ausgestaltung der Privaträume den Bewohnern zu überlassen. Klingt das nicht wie eine Idee von Friedensreich Hundertwasser?
Auf die Vielfalt und den Abwechslungsreichtum der Formen und Farben kam es ihm an. »Anything goes«, dieser Spruch des Philosophen Paul K. Feyerabend könnte hier auch passen. Rasterförmig gekachelte Wände im Badezimmer waren Hundertwasser ein Gräuel; er wollte es unregelmäßig haben, »tanzend«, wie er es nannte. Das galt auch für die Fenster, die er nicht nur in Form und Größe variierte, sondern außerdem in verschiedenen Höhen und ungleichmäßigen Abständen anbringen ließ. Die Gerade und den rechten Winkel, die er schon als Maler verteufelt hatte, verabscheute er auch als Baumeister. Er war überzeugt, dass eine [...]
»[...] Architektur, die das Lineal zum obersten Prinzip erhebt, das gefährlichste Umweltgift ist, da es die Seele des Menschen zerstört.«
Gewellte Wände und unebene Fußböden fand er schön und setzte sie immer wieder wenigstens für Treppenhäuser und Korridore durch, auch wenn er sich in Privaträumen kompromissbereit zeigte, weil er wusste, dass es sonst schwierig gewesen wäre, Möbel aufzustellen. Wo sich eine Gelegenheit bot, sah Hundertwasser eine Verschachtelung von Wohnungen vor, die er außen durch unregelmäßige, von Keramikbändern eingesäumte Fassadenflächen in verschiedenen Farben abbildete. Darüber hinaus spielte er gern mit bunten Säulen, von denen keine der anderen in Form oder Farbe glich, und weil er sie als Zierde verstand, mussten sie auch keine tragende Funktion haben.
Die meisten Menschen wären wohl damit einverstanden, dass die Bewohner von Mehrfamilienhäusern ihre Privatbereiche nach ihrem persönlichen Geschmack gestalten dürfen. Hundertwasser ging jedoch einen Schritt weiter und verkündete ein so genanntes »Fensterrecht«:
»Ein Mann in einem Mietshaus muss die Möglichkeit haben, sich aus einem Fenster zu beugen und - so weit seine Hände reichen - das Mauerwerk abzukratzen. Und es muss ihm gestattet sein, mit einem langen Pinsel - so weit er reichen kann - alles außen zu bemalen, sodass man von weitem, von der Straße sehen kann: Dort wohnt ein Mensch, der sich von seinen Nachbarn [...] unterscheidet.«
Nicht nur der Baumeister sollte also für die Gestaltung der Fenster zuständig sein, sondern Hundertwasser hätte es begrüßt, wenn jeder Mieter von seinem »Fensterrecht« Gebrauch gemacht und auf diese Weise für eine bunte Vielfalt an den Fassaden gesorgt hätte. Über diese Idee schüttelten allerdings selbst Hundertwasser-Anhänger den Kopf.
Schon als Neunundzwanzigjähriger hatte Hundertwasser in seinem »Verschimmelungsmanifest« kritisiert, dass Architekten Häuser bauen, in denen sie niemals selbst wohnen. Dagegen pries er 1981 die im 19. Jahrhundert ins Leben gerufene und von ihm wohl etwas idealisierte Schrebergarten-Kultur, bei der ein und dieselbe Person Bauherr, Baumeister, Handwerker, Gärtner und Bewohner ist.
Als Baumeister ließ Hundertwasser sich von einem Bild leiten, das er selbst geprägt hatte, der Metapher von den drei Häuten, die den Menschen zum Beispiel vor der Kälte schützen sollen, ihn aber auch nicht isolieren dürfen: Über der Haut des Körpers, der Epidermis,
trägt der Mensch zumeist seine Kleidung, die er sich nach seinen persönlichen Vorstellungen und Bedürfnissen ausgesucht hat. Anders ist das bei der dritten Haut, seiner Wohnung beziehungsweise seinem Haus: Wenn er selbst Bauherr ist, kann er versuchen, dem Architekten seine Wünsche nahezubringen, aber die meisten Menschen sind auf vorgegebene Behausungen angewiesen und haben nur eine sehr beschränkte Auswahlmöglichkeit, zumal, wenn sie aufs Geld achten müssen. Das hielt Hundertwasser für schlecht, aber sogar in den von ihm selbst konzipierten Häusern blieb es bei der Unterscheidung von Architekt und Bewohner. (Übrigens ergänzte Hundertwasser das Bild später durch eine vierte und fünfte Haut: Familie, soziales Umfeld, Gesellschaft und ganz außen die globale Umwelt sowie das Universum.)
Anders als an Universitäten ausgebildete Architekten arbeitete Hundertwasser nicht mit Grundrissen und Aufrissen, sondern er gab Modelle in Auftrag, orientierte sich daran, überlegte sich Verbesserungen und ließ sie so lange modifizieren, bis er zufrieden war.
Lange Zeit wurde er nicht ernst genommen, und einige renommierte Architekten hätten sich wohl zeitlebens dagegen verwahrt, als Kollegen Hundertwassers angesprochen zu werden. Doch ab Mitte der Achtzigerjahre erhielt Hundertwasser zahlreiche Anfragen für den Bau oder die Umgestaltung von Gebäuden. Von sich aus bemühte er sich keineswegs um Aufträge, und er beteiligte sich auch nicht an Architekturwettbewerben. Stand er dann einmal unter Vertrag, beharrte er kompromisslos auf seinen Vorstellungen. Damit war er ein Vorbild für seinen Manager und Nachlassverwalter – oder soll man sagen: Gralshüter – Joram Harel, der beispielsweise im September 2005, eine Woche vor der Einweihung der »Grünen Zitadelle« in Magdeburg, des letzten noch von Hundertwasser selbst entworfenen Wohn- und Geschäftshauses, auf Kachelwände in der öffentlichen Toilette eingeschlagen haben soll und jedenfalls verlangte, 9214 Stauden auf dem Dach, die ihm »zu gärtnerisch« vorkamen, durch eine Blumenwiese zu ersetzen.
Als Hundertwasser 1982 eine nüchterne, nur aus Geraden und rechten Winkeln bestehende Fassade der Rosenthal-Fabrik in Selb mit ein paar wolkenförmigen Kachelflächen aufzulockern versuchte und Bäume auf das Flachdach pflanzte, fühlte er sich wie ein »Architekturdoktor«, dessen Aufgabe es ist, »kranke« Häuser zu heilen. Die Krankheit bestand für Hundertwasser in der Gesichtslosigkeit der Bauten, die wiederum eine Ausgeburt der Farblosigkeit und Gleichförmigkeit, Normierung und Regelmäßigkeit war, die er als hässlich empfand und – wenn man ihn ließ – mit den für ihn typischen Stilmerkmalen überwand. Kritisch anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass Hundertwasser auch Wohnhäuser ausschließlich danach beurteilte, ob sie bunt und abwechslungsreich aussahen, aber nicht nach Wärmedämmung, Schallisolierung, Sicherheit, sanitären Anlagen und Spielflächen für Kinder fragte.
Am 15. Dezember 1977 hatte sich der damalige Wiener Bürgermeister Leopold Gratz in einem Brief an Friedensreich Hundertwasser gewandt:
»[...] Namens der Stadt Wien biete ich Ihnen ein Grundstück zur Errichtung eines Hauses nach Ihren Ideen und Wünschen an (mit Baum- und Grasdach) [...]«
Nach dem Erhalt des Briefes eilte Hundertwasser unverzüglich ins Rathaus und sprach mit dem Bürgermeister über das Vorhaben. Im Verlauf der nächsten Monate besichtigte er verschiedene Grundstücke, die ihm die Stadt Wien zur Verfügung stellen wollte, bis er im Juni 1978 ein gut tausend Quadratmeter großes Areal an der Ecke Kegel-/Löwengasse im dritten Bezirk für geeignet hielt.
Obwohl der Bürgermeister das Projekt initiiert hatte, gab es erst einmal ein bürokratisches Hin und Her, bis Hundertwasser sich darüber am 26. April 1979 bei Leopold Gratz beklagte und daraufhin ein studierter Architekt beauftragt wurde, den Entwurf für eine Wohnhausanlage auszuarbeiten. Als Hundertwasser den Plan im September erstmals sah, traute er seinen Augen nicht, denn das konventionelle Baukonzept entsprach in keiner Weise seinen Vorstellungen. Aufgebracht kritzelte er in den Aufrissen herum; dann besorgte er sich fünfzig Streichholzschachteln und klebte sie zu einem Modell mit treppenförmig gestaffelten Terrassen und einem Turm zusammen. Der Architekt versprach, die Anregung aufzunehmen, aber ein Jahr später kam es zum endgültigen Bruch. Und nun hatte Hundertwasser Glück, denn der damals fest bei der Stadt Wien angestellte Architekt Peter Pelikan, der für seinen ausgeschiedenen Kollegen einsprang, wurde zu einem kongenialen Mitarbeiter des autodidaktischen Künstlers auch bei weiteren Bauprojekten.
Am 16. August 1983 konnte der Grundstein für das Haus mit fünf Geschäften, fünfzig Wohnungen, sechzehn privaten und drei gemeinschaftlichen Dachterrassen gelegt werden. Zwei Jahre später, am 5. September 1985, stellten der für Verkehr, Straßen und Energie zuständige Stadtrat Fritz Hofmann und Helmut Zilk – der Leopold Gratz im Jahr davor als Bürgermeister abgelöst hatte – das Hundertwasser-Haus der Öffentlichkeit vor, obwohl es noch nicht ganz fertig war und ein weiteres Jahr daran gebaut wurde. Das Echo fiel geteilt aus: Während einige das bunte, verschachtelte, begrünte und abwechslungsreich verzierte Gebäude für kitschig hielten und über das »Wiener Luftschloss« spotteten, gab es zahlreiche Menschen, die darin wohnen wollten, und die Nachfrage überstieg das Angebot um ein Vielfaches. – Übrigens stehen den Bewohnern keine Humustoiletten, sondern normale WCs zur Verfügung.
Nach der Fertigstellung des Hundertwasser-Hauses in Wien lud der Bürgermeister und Landeshauptmann Helmut Zilk den Künstler 1987 ein, sich als »Architekturdoktor« Gedanken über eine Umgestaltung des bei einem Brand weitgehend zerstörten Fernwärmewerks Wien-Spittelau zu machen. Hundertwasser zögerte und beriet sich mit dem bekannten Umweltschützer Bernd Lötsch: Sollte er seinen Ruf als ökologischer Künstler gefährden, indem er eine Müllverbrennungsanlage verkleidete? Monatelang beschäftigte sich Hundertwasser mit der Problematik. Erst im Herbst 1988 nahm er den Auftrag an. Wie befürchtet, musste er sich nach dem Umbau den Vorwurf gefallen lassen, eine Müllverbrennungsanlage hinter farbigen Blechvorhängen versteckt und mit Dach- beziehungsweise Balkonbepflanzungen in die Kulisse eines Märchenschlosses aus Tausendundeiner Nacht verwandelt zu haben. Hundertwassers Gegner sahen darin eine Todsünde gegen die von Louis Henry Sullivan geprägte Maxime: »Form Follows Function«.
Im Juni 1981 besuchte Friedrich Zeck, der Pfarrer der Gemeinde Bärnbach im Westen der Steiermark, eine Hundertwasser-Ausstellung im Kulturhaus der Stadt Graz. Beim Anblick der Gemälde wünschte er sich, seine nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete und der heiligen Barbara geweihte Kirche im Rahmen der ohnehin erforderlichen Renovierung von Hundertwasser umgestalten zu lassen. Wie aber sollte er an den berühmten Künstler herankommen? Zufällig lebte in Bärnbach der Briefmarkenstecher Wolfgang Seidel, der mit Hundertwasser an Briefmarken-Entwürfen gearbeitet hatte. Als Hundertwasser im August 1984 zu Besuch kam, machte Seidel den Pfarrer und den Künstler miteinander bekannt, und sie besichtigten zusammen die Kirche. Unter der Bedingung, dass man ihm freie Hand ließ, erklärte sich Hundertwasser einverstanden, das Äußere der Kirche neu zu gestalten und verzichtete sogar aufs Honorar.
Nach Abschluss der Grundsanierung stellte Hundertwasser sein Modell der neugestalteten Sankt-Barbara-Kirche im April 1987 in Wien einer Delegation aus Bärnbach vor, und zwei Monate später stimmte der Pfarrgemeinderat zu. Spenden sowie die finanzielle Unterstützung der Diözese und der Stadt Bärnbach erlaubten es der kleinen Pfarrei, den Umbau in Auftrag zu geben. Hundertwasser selbst stiftete die Radierung »Bärnbacher Andacht« und übernahm die Kosten für die Vergoldung des neuen Zwiebelturms. Vom 12. Oktober 1987 bis 2. Juli 1988 dauerten die Bauarbeiten, und am 4. September 1988 kam der Grazer Bischof zur Kirchweihe.
Hundertwasser hatte den pyramidenförmigen Turmhelm durch eine goldene Zwiebel ersetzt, das Dach mit verschiedenfarbigen Ziegeln gedeckt und die Fassaden mit blauen Pilastern und Querverbindungen gegliedert. Den bunten Keramikschmuck entdeckt der Besucher erst, wenn er sich dem Eingang der im Inneren nüchtern-asketisch geblieben Kirche nähert. Großen Wert legte Hundertwasser auf den Rundweg außerhalb der Kirche, der unter zwölf Torbogen hindurchführt, die auf den Vorder- und Rückseiten mit Symbolen verschiedener Religionen aus aller Welt verziert sind. Damit wollte er ein Zeichen setzen für weltanschauliche Toleranz und Respekt vor anderen Glaubensrichtungen.
Auch außerhalb von Österreich hatte es sich inzwischen herumgesprochen, dass Friedensreich Hundertwasser nicht nur ein origineller Maler, sondern auch ein Baukünstler mit ausgefallenen Ideen war.
Walter Wallmann, Hilmar Hoffmann und Hans-Erhard Haverkampf, die damals als Oberbürgermeister, Kultur- und Baudezernent von Frankfurt am Main amtierten, luden Hundertwasser 1986 ein, auf einem Grundstück im Stadtteil Heddernheim eine Kindertagesstätte zu konzipieren. Am anderen Ufer des renaturierten Urselbachs sollten außerdem eine Schule, ein Gemeindezentrum sowie ein Wohn- und Verwaltungsgebäude für das Bistum Limburg und den Evangelischen Regionalverband errichtet werden. Im Juni 1987 stellte Hundertwasser sein Modell der Gesamtanlage vor. Originell war daran, dass er die schräg ansteigenden Gebäude zum Teil innerhalb künstlich aufgeschütteter und natürlich bepflanzter Hügel verschwinden ließ, was einige wenige Räume fensterlos machte. Das lehnte jedoch der Baudirektor des Bistums Limburg vehement ab:
»In diesen eingegrabenen Räumen vermögen wir keinen Beitrag zu einer menschlicheren Architektur zu sehen.«
In zwei Schreiben an Bischof Franz Kamphaus erläuterte und verteidigte Hundertwasser zwar seine Vorstellungen, aber das von ihm erbetene persönliche Gespräch kam nicht zustande. Stattdessen antwortete Kamphaus in einem offenen Brief:
»Zwar begrüße ich es sehr, wenn Sie dazu beitragen möchten, dass der moderne Mensch wieder mit der Natur in Einklang kommt [...] So sehr ich Ihr Bemühen verstehe und begrüße, [...] den Menschen als Geschöpf in der Schöpfung zu sehen, so sehr darf nicht vergessen werden, dass er nach biblischem Verständnis Ebenbild Gottes und Krone der Schöpfung ist. Er darf sich nicht >unter die Natur< begeben.«
Während der zweite Teil des Bauvorhabens in Frankfurt-Heddernheim wegen der unvereinbaren Anschauungen unausgeführt blieb, erfolgte kurz vor Weihnachten 1988 der erste Spatenstich für den Bau der Kindertagesstätte, die am 22. Juni 1995 eröffnet wurde und hundert Kinder aufnahm.
In den letzten Jahren seines Lebens beschäftigte sich Hundertwasser nicht nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz, sondern auch in Kalifornien, auf Kuba, in Japan und auf Neuseeland mit zahlreichen Bau- und Umbauprojekten.
Bei Hundertwassers letztem noch zu seinen Lebzeiten fertiggestellten Architekturprojekt handelte es sich ausgerechnet um eine Bedürfnisanstalt in Neuseeland: eine öffentliche Toilette in Kawakawa, die nach seinen Vorgaben in der zweiten Jahreshälfte 1999 saniert, neugestaltet und eröffnet wurde. Die Kacheln mit den Zeichen für »Damen« und »Herren« gab Hundertwasser übrigens bei einem Baukeramikbetrieb in Bad Ems in Auftrag, der auch immer wieder die bunten Verblendungen für die Säulen geliefert hatte.
Nach einem fast zwei Jahre langen Aufenthalt in Neuseeland wollte der inzwischen Einundsiebzigjährige Anfang 2000 nach Europa zurückkehren. So wie er sich in seiner künstlerischen Arbeit an der Langsamkeit des pflanzlichen Wachstums orientierte, setzte er sich auch beim Reisen nicht gern der Hektik des Flugverkehrs aus, sondern zog die Seefahrt vor. Eigentlich wollte er auf einem Frachtschiff reisen, aber schließlich buchte er eine Kabine auf dem Kreuzfahrtschiff »Queen Elizabeth II«. Während der Dampfer am 19. Februar vor Brisbane im Osten Australiens ankerte, starb Friedensreich Hundertwasser an Herzversagen. Seinem letzten Wunsch entsprechend wurde er am 3. März auf seinem Grundstück in Neuseeland unter einem Magnolien-Baum beerdigt, ohne Sarg, nackt in eine von ihm entworfene Fahne mit dem Koru-Symbol gehüllt.
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