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Glanz@Elend
Magazin für Literatur und Zeitkritik
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Seitwert

Das wahre Leben

Ein Statement von Uve Schmidt

Sylvesterschwüre sind nicht nur fromme Vorsätze oder falsche Versprechungen; Millionen Mitbürgern gelingt es tatsächlich, in den ersten Neujahrstagen das Rauchen einzustellen, die Cholesterinbomben zu entschärfen, zum Zahnarzt zu gehen und/oder ein besserer Mensch zu werden. Man benötigt dafür freilich mehr als Entschlussfreude und Willensstärke, vor allem günstige Voraussetzungen sollten gegeben sein: Ein guter Dentist, eine gute Köchin, ein schlechtes Gewissen, womit wir bei unserem Verhältnis zur Wahrheit wären. Wahrheitsliebe kennen wir als die vorgebliche Triebfeder aller Klatschmäuler, Intriganten und Investigatoren, nicht eben die nobelsten Paten der Wahrheitsfindung. Hübscher gehäkelt erbaut man/frau sich mit Ingeborg  Bachmanns Diktum „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, pure poetische Selbstbestäubung, denn natürlich sind Zumutungen erstmal Unverschämtheiten, bevor die Zugemuteten sich sittlich, rechtlich und psychologisch darauf eingestellt haben, und weil solche Wahrheiten nicht entre deux im tiefsten Tann zugemutet werden, sondern coram publico, haben wir weiterhin ein gestörtes Verhältnis zu diversen Anforderungen der Aufrichtigkeit. Das Problem ist steinzeitalt und bei der Ehre unserer muslimischen Dauergäste werden wir erinnert, dass meine Eltern noch aufwuchsen mit einer Benimmfibel namens DER GUTE TON, worin ein Kapitel über die geltende Duellpraxis unterrichtete, wie sie als dem Adel abgeguckte Ehrenhändelei bürgerlicher Gutsherren, Offiziere und Studiosi einst praktiziert wurde. Während mit dem Untergang der großen kontinentaleuropäischen Monarchien auch gewisse aristokratische Gepflogenheiten verschwanden, erhielten sich andere Ehrbegriffe (und deren rechtsferne, ahumane Anwendung) im Abendland dort, wo asiatische oder afrikanische Okkupanten geherrscht hatten unter den grünen Bannern des Propheten: In Spanien, am Mittelmeer, auf dem Balkan, woher sie allerdings nicht als verfeinerte Lebensart und edle Weise eingebracht wurden und werden ins Herz Europas, sondern als rabiater Blutkodex muselmanischer Machos arabischer, albanischer, bulgarischer, griechischer, serbokroatischer und türkischer Zungen.
Friede den Dönerstuben, Krieg den Minaretten?!

Wir haben währenddessen gelernt, dass z.B. eheliche Seitensprünge besser nicht brühwarm gebeichtet werden, sondern klüglich vergessen werden sollten, und wir wissen nun, dass Mütter ihre Kuckuckskinder amtlich verschweigen dürfen (d.h. die natürlichen Väter decken), was Racheakte nachtragender Gattinnen oder durchgeknallter deutscher und getaufter Ehemänner nicht verhindert und dem eskalierenden Ehe-Elend nicht abhilft. Andererseits fragt man sich, ob es dem demographischen Element unserer Familienpolitik förderlich wäre, wenn der Staat als Standesamtswalter junge Brautleute zu gewissen Wahrheiten vor der Eheschließung gesetzlich verpflichtete, denn die Kandidaten müssen weder ihre Zeugungsfähigkeit, noch ihre „Erbgesundheit“, noch ihre Eignung als Haushaltsgründer und Ernährer künftiger Kinder nachweisen, stattdessen werden die Hochzeiter vom Sozialamt förmlich zum Zusammenleben getragen und natürlich wird auf allen Etagen unserer Sozialpyramide die Solidargemeinschaft permanent geschädigt und vermutlich ist Schwiegervater Staat noch stolz darauf, dass er den lausigsten seiner Steuerzahler beim Stromdiebstahl die Lampe gehalten hat, denn Anspruch auf eine Privatsphäre hat im Sozialstaat jedermann, selbst dann, wenn es der öffentliche Raum ist, von dem horizontaler Besitz ergriffen wird. Notorische Lügner und passionierte Spinner leiden nicht unter der Unehrlichkeit, sie halten ihre Lebenslügen für wahr oder gewöhnen sich daran wie alle anständigen Leute, dass der verlogene Alltag zwischen Gatten & Gefährten, Kollegen & Kameraden, Nachbarn, Verwandten und Sportsfreunden gelernt werden muss als lerning by lying.

Wie aber steht es um die Wahrheitspflichtigkeit der Obrigkeit gegenüber der Allgemeinheit? Nun, Politiker lügen zumeist nicht dienstlich, sondern als Privatpersonen, wenn sie Affären leugnen, Geschenke verschweigen und Gefälligkeiten abstreiten, was sie freilich den Job kosten kann. Und: Während Unehrlichkeit in der Ehe einen Haushalt zwar zerrütten kann, ruiniert das teure Hobby eines deutschen Ministers niemals die Staatsfinanzen. Wir haben auch nicht die beiden Weltkriege verloren, weil Kaiser Wilhelm II und Adolf Hitler die wahren Kräfteverhältnisse verkannten und ihre wahren Kriegsziele verhehlten – beide spielten va banque, und natürlich war der Ausgang des Kalten Krieges kein „Sieg der Wahrheit“, sondern der westlichen Rüstungsindustrie und der Konsumpropaganda. Hier und heute müssen wir uns freilich fragen, ob wir – das Wahlvolk als blökendes Stimmvieh – belogen sein wollen oder geschont werden möchten als Staatsbürger, die lieber nichts so ganz genau wüssten. Meines Erachtens geht es primär auch nicht um die Wahrhaftigkeit aus den Mündern allerhöchster Staatsdiener, sondern um unser Wahrheitsverständnis im öffentlichen Diskurs. „Alle Politiker lügen“ ist eine ebenso wenig wahre Einschätzung wie der Satz „Ich fühle mich verarscht“ eine präzise Beschwerde ist, die durch den Plural „Wir werden immer verarscht!“ an Gewicht gewönne. Politiker geloben bei Amtsantritt Schaden vom deutschen Volke abzuwenden,  was in der Praxis erfordern kann, diesem Volke die Wahrheit vorzuenthalten, um nicht Ängste zu wecken, welche massenhaftes Fehlverhalten auslösen könnten. Mithin sind die Politiker gegebenenfalls Notlügner, während die Regierten und Gestalteten einfach als Angsthasen gelten, dannzumal, wenn sie Deutsche sind, und aus türkischer Sicht, weil wir Deutsche sind.

Im Ernst geht es uns weder um Wahrhaftigkeit als wünschbare nationale Tugend, noch um die nicht einklagbaren Selbstverpflichtungen unserer christlichen Kabinettsmitglieder, sondern lediglich um den Klartext zur Tageslage in diesen sozial- und erdgeschichtlich schweren Stunden: Weltklimakonvention oder Weltklimakatastrophen, Weltfinanzordnung oder Weltwirtschaftskriminalität, Weltfeuerwehr oder Weltbrandgefahr, letzteres ein Bild für militärische Konflikte aller Art, denn wenn Griechenland im kommenden Sommer abbrennt wie’s Pommerland 1945, dann deshalb, „da die Hellenische Republik quasi das Muster jenes Staates bietet, der sogenannte Kavaliersdelikte und Eierdiebereien hinnimmt, weil eine stabile Demokratie sich rechtspflegerische Generosität leisten könne, bis man eines schönen Tages vor dem einen und selben antiken Scherbenhaufen steht.“ (Nikolaus Sombart). Natürlich geht es in Russland und in den USA, in China und Montenegro (z.B.), in Ozeanien und Afrika den Leuten schlechter oder unvergleichlich schlimmer als uns, doch allesamt können sie es sehr viel besser aushalten im Kopfe wie im Herzen, denn obwohl auch sie nicht die Wahrheit gepachtet haben und überwiegend von regulären oder reinkarnierten Schurken regiert werden, dürfen sie – die Schurken und ihre Völker - sozusagen Mensch sein, denn sie werden von staatswegen weder in die Pflicht genommen, ungeliebte Leute zu lieben, noch ihnen zu vertrauen, und schon gar nicht den natürlichen Feinden, realen Eindringlingen und demographischen Eroberern die Hausschlüssel zurechtzulegen unter der dreisprachigen Fußmatte, verbunden mit einer Vergütung fürs Klinkenputzen. In Kopenhagen gelang es der Kanzlerin noch, der Klimakonferenz einen Achtungserfolg zu verschaffen, in Berlin versagte die Politik komplett, als es darum ging, einen deutschen Einsatz zu rechtfertigen, wofür selbst aus Sicht militärischer und diplomatischer Laien objektive Veranlassung bestand, sofern man den deutschen Militärs nicht partout unterstellen will, ihren Auftrag in Kunduz als Russlandfeldzug oder Hereroaufstandsbekämpfung mit scharfer Munition nachzuempfinden, wie es derzeit die Opposition unternimmt, statt – wie DIE LINKE – den Abzug zu fordern, denn wenn China als neue Weltmacht so weiter marschiert, kann es mit den Schürfrechten in Afghanistan gleich auch die Zwischenlösung der Talibanfrage übernehmen. Und solange der Main nicht in die Frankfurter Tresorkeller schwappt, kann uns die Südsee am blanken Po lecken, so wahr wir hier hocken.
 

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