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Bernhard Hüttenegger: Rockall.

Roman.
Klagenfurt, Wien: Kitab, 2006.
112 S.; brosch.; Eur 16,-.
ISBN 3-902005-85-8.

Link zur Leseprobe

Was ist grausamer: Ein Todesurteil, das sogleich vollstreckt wird, oder ein unausgesprochenes, das über lange Zeit einen Hoffnungsschimmer glühen lässt? Amnestie? Gnade? Zufall? Das Leben geht weiter. Wenigstens eine Zeit lang. Bernhard Hüttenegger erzählt in seinem jüngsten Roman "Rockall" von einer ungewöhnlichen Verbannung: Ein Mann sitzt auf einem Vogelfelsen im Nordatlantik. Und er hat Proviant für einen Monat.

Allmählich erfahren wir auch die Vorgeschichte. Auf der Erde herrscht Chaos, die zivilisierte Gesellschaft hat sich in die Tiefen des Ozeans zurückgezogen und voller Idealismus dort eine neue Welt zu Stande gebracht. Aber wie das oft so geht mit den hochtrabenden Idealen und Utopien - sie verkehren sich nur zu gerne in ihr Gegenteil, parodieren sich selbst, erstarren zur Diktatur. Atlantis ist dazu verurteilt, zu versinken. Und die einstigen Helden der Gesellschaft werden unbequem. So unbequem, dass man dazu tendiert, sie loszuwerden.

Unser Held gehörte einst zum innersten Kreis der Idealisten, oder sollten wir lieber anmerken: zum innersten Kreis der Macht? Als die Zeiten sich wandeln, verdingt er sich als Reisejournalist, erkundet die entlegensten Winkel der Erde und erzählt davon. Als wäre dies die Vorübung für die Erfüllung seines Schicksals. Nur zwischendurch kehrt er zurück in die Tiefen des Ozeans. Wie es um dich steht, siehst du an den Gesichtern der anderen, erkennt er mit Schaudern. Die früheren Bekannten gehen ihm aus dem Weg. Es ist bald nicht mehr zu leugnen: Das Urteil lautet: ROCKALL. Das wird ihm schon bei den Verhören klar, die live im Radio übertragen werden.

Der Felsen Rockall existiert übrigens tatsächlich. 27 Meter im Durchmesser ragt er etwa 500 Kilometer westlich von Schottland 23 Meter hoch ins Meer. Seine Spitze ist die eines erloschenen Vulkans. Aus diesen Maßen lässt sich unschwer der Gemütlichkeitsfaktor der unbewohnten Insel ableiten - vor allem im Winter.

Als man unseren Protagonisten dort aussetzt, ist es Herbst. Außer ihm wohnen lediglich Vogelschwärme auf der Insel. Aber auch sie werden bald abziehen in wirtlichere Gefilde. Schließlich haben sie den Menschen etwas voraus: sie können fliegen. Lediglich einer der Papageientaucher, Charlie wird er ihn nennen, bleibt Rockall und seinem seltsamen Bewohner treu. Man kann offenbar wirklich überall Freunde finden. Charlie ziert auch recht putzig das Cover des Buches. Erst ohne diese anderen Lebewesen wäre die Insel gänzlich trostlos.
Die Vögel haben auch noch einen weiteren Vorzug, den sie mit Fischen und Seetang teilen: man kann sie essen. So reichen die Vorräte dann doch länger als einen Monat. Und auch die Hoffnung wird gestreckt. So etwa, als der Hubschrauber eines Tages wiederkehrt und seine "Bomben" abwirft: Propangasflaschen. Noch ein paar Mal warmes Essen also.

Der Ich-Erzähler beschreibt die Verbannung auf den Fels beinahe wie ein Abenteuer, als Reiseschriftsteller, der er ist. Nachgerade betulich wird geschildert, wie unser Held das Fischen lernt, wie er lernt zu Überleben und wie das immer schwieriger wird. Als die Hungerphantasien kommen, neigt sich der Bericht ins Surreale. Schreiben, um zu überleben: ein Kampf gegen die Verzweiflung. Rockall ist "der letzte, der endgültige Ort. Das Ende aller Reisen." Das Ende. Das kann kein Ich-Erzähler uns erzählen. Das Erleben bleibt Fragment. Und die Hoffnung stirbt zuletzt, oder?

Sabine Dengscherz
30. Oktober 2006

Originalbeitrag

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