logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So
48 26 27 28 29 30 01 02
49 03 04 05 06 07 08 09
50 10 11 12 13 14 15 16
51 17 18 19 20 21 22 23
52 24 25 26 27 28 29 30
1 31 01 02 03 04 05 06

FÖRDERGEBER

  BMUKK

  Wien Kultur

JAHRESSPONSOR

  paperblanks
kopfgrafik mitte

Peter Reutterer: Zwei Kurzprosabände.

Forsthaus
Kurzprosa.
Weitra: Bibliothek der Provinz, 1997.
65 S., geb.; öS 180.-.
ISBN 3-85252-153-X.

Lokalaugenschein
Kurzprosa.
Weitra: Bibliothek der Provinz, 1998.
43 S., geb.; öS 140.-.
ISBN 3-85252-189-0.

Link zur Leseprobe

Peter Reutterers Kurzprosa ist schon vom Titel her straff und streng angelegt, das Erzählprogramm entspricht einer fixen Kamera, die einmal rund um ein Forsthaus und ein andermal im Innern einer Liebesbeziehung vor Ort aufgestellt ist.

In "Forsthaus" kommen aus der Sicht des ehemaligen Kindes die diversen Eisblumen der Seelenkälte penetrant zum Vorschein. Ein ehemaliges Kind erinnert sich. Aus der Distanz wischen Erinnerungsschwaden über die vergangene Landschaft.
Irgendwo im Waldviertel, wo die Nächte noch dunkel sind, entwickeln die Gegenstände ein seltsames Eigenleben. Gleichzeitig ist die Beobachtung von Dingen verboten, wer beschreibt, ist bald einmal abgeschrieben. So muß man sich immer kurz fassen. Schon im ersten Satz jeder Geschichte muß man damit rechnen, daß sie einem von einer geheimnisvollen Macht ausgetrieben wird. So bleibt nur ein kurzer, atemloser Stil. Jedes Wort muß sitzen, sonst könnte man schon den Faden der Geschichte verloren haben.
Während das Leben wie aufgeschlichtetes Brennholz auf die Zeit des Frostes wartet, wird die Kinderseele selbständig. Die erste Berührung eines Mädchens ist tatsächlich eine hohe Gefahr, weil das Herz aus Zunder besteht. Und plötzlich ist die Kindheit zu Ende, die Landschaft wird x-beliebig, man trägt Krawatte zum Begräbnis und ist geschlechtsreif.
Wie ein Steinmetz bedrängt Peter Reutterer den Granit der Erinnerung, damit daraus ein paar handfeste Stücke werden.

Ein "Lokalaugenschein" tritt immer dann auf den Plan, wenn bereits etwas geschehen ist. Gleichsam im zweiten Versuch, dem Lokalaugenschein, versucht sich die Behörde vor Ort einen möglichst authentischen Abdruck der Wirklichkeit zu verschaffen.
Peter Reutterer führt in seinem Prosaband fünfundreißig Lokalaugenscheine durch, die er penibel mit Datums- oder Ortsangaben einer höheren Ordnung zuführt. Er selbst ist nämlich Begutachter, Beobachter, Behörde und Sachverständiger in einem. Somit ist gewährleistet, daß die Lokalaugenscheine immer klaglos über die Bühne gehen.
Allerdings ist die "erzählende Eigenbehörde" nicht immer objektiv. So kann es geschehen, daß Augenblicke der Liebe das Herz des Betroffenen rasend machen, daß in unguten Momenten die Geschichte der Kindheit die Gegenwart überlagert, oder daß ein Tangotänzer tatsächlich sich in Musik auflöst.
Überhaupt stellt sich bei jedem Lokalaugenschein die Frage, welchem Zweck oder Gegenstand er gewidmet ist. Wie Zeugen, die sich an alles und nichts gleichzeitig erinnern können, schwappen Eindrücke, Ideen, Vorschläge und Behauptungen durch die Luft. Ununterbrochen werden Sachverhalte fixiert, aber unter dem Firnis der Beobachtung beginnen sie bereits wieder zu zerfließen, so daß am Ende nur die Schlieren der Ungewißheit dokumentiert sind.
Peter Reutterers Lokalaugenschein sind Bestandsaufnahmen von flüchtigen Dingen und Begebenheiten, die sich nach ihrer Manifestation beim Leser auch schon wieder auflösen. Mit ihrer verblüffenden Paradoxie gleichen diese kompakten Texte manchmal buddhistischen Koans, und dementsprechend bewähren sie sich auch im Alltag, wenn sie der Leser dosiert einsetzt.

Helmuth Schönauer
1. Februar 2000

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
SLAM B

Fr, 11.01.2013, 20.00 Uhr Poetry Slam Über 160 SlammerInnen – im Alter zwischen 14 und 77 Jahren...


Ausstellung
Herbert J. Wimmer ROTOPOST ROTOSPOT

LICHT & LITERATUR AUFNAHMEN 16.01.2013-21.03.2013


Tipps
flugschrift

Ein Zeitschriftenprojekt des Autors Dieter Sperl in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien und...


Der Erich Fried Preis 2012 ging an Nico Bleutge

Der deutsche Dichter Nico Bleutge erhielt am 25. November den mit 15.000 Euro dotierten Erich...