logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So
48 26 27 28 29 30 01 02
49 03 04 05 06 07 08 09
50 10 11 12 13 14 15 16
51 17 18 19 20 21 22 23
52 24 25 26 27 28 29 30
1 31 01 02 03 04 05 06

FÖRDERGEBER

  BMUKK

  Wien Kultur

JAHRESSPONSOR

  paperblanks
kopfgrafik mitte

Doron Rabinovici: Suche nach M..

Roman in zwölf Episoden.
Frankfurt / Main: Suhrkamp, 1997.
270 S., geb.; DM 36.-.
ISBN 3-518-40850-X.

Link zur Leseprobe

Im Zentrum des Romanerstlings von Doron Rabinovici steht ein mit seiner eigenen Sozialisation eng verknüpftes Kapitel der österreichischen, um nicht zu sagen der europäischen Vergangenheit und Gegenwart: die Opfer-Täter-Thematik sowie die damit einhergehende Vergangenheitsbewältigung.
"Suche nach M." spürt im Rahmen von zwölf lose miteinander verwobenen Episoden vor allem der verstümmelten Identität der jüdischen Opfer und ihrer Kinder nach.
Der rote Faden der Geschichte ist stellenweise sehr dünn. Er überbrückt nichtsdestotrotz die Sprünge in Raum und Zeit - der Leser wird gleichsam vor- und rückkatapultiert über die fünf Jahrzehnte der Nachkriegszeit. Das allein mutete nicht so verwirrend an, wären da nicht die sich immer wieder die Hand reichenden Schicksale zweier jüdischer Familien, die den Faden beinah reißen lassen, nichtzuletzt durch die die Logik dieser quasi-Detektivgeschichte gefährdenden ständigen Namenswechsel einzelner Romanfiguren. Darin manifestiert sich wohl am deutlichsten eine Identitätskrise der Opfer, die sich durch bewußten oder unbewußten Mangel an Kommunikation schließlich auch auf die nachfolgende Generation überträgt. Die Unsicherheit auf Seiten der Väter führt in eine mehr als abenteuerliche Konstellation, was den Werdegang der Söhne betrifft. Mütter und Töchter - das sei nur am Rande vermerkt - spielen im Grunde wenn überhaupt nur Komparsenrollen.
Die Väter, Jakob Fandler alias Jakob Scheinowiz alias ..., der durch die Annahme eines fremden Namens den Deportationen während des Zweiten Weltkrieges entkam;
Vater Morgenthau spricht zwar mit den Familienangehörigen über die Schrecknisse des Holocaust, die sie am eigenen Leibe erfahren haben, hüllt sich allerdings seinem Sohn gegenüber in mystische Verschlossenheit, die nicht die richtigen Worte findet.
Die Söhne: Arthur Arieh Fandler alias Scheinowiz alias Bein, "Spürhund" der besonderen Art (nach einem "unabsichtlichen" Totschlag Flucht aus Österreich und Spezialagent des israelischen Geheimdienstes).
Dani Morgenthau wiederum, die Reinkarnation des Schuldkomplexes schlechthin, bringt mittels zwanghafter Schuldbekennungen und -geständnisse die wahren Täter zur Strecke.
Die Fähigkeit des einen ist es also, gleich einem Chamäleon sein Äußeres dem des noch unbekannten ideologischen Feindes anzugleichen. Der Zwang des anderen, fremde Verbrechen auf sich zu nehmen - ein Zwang übrigens, der psychosomoatische Folgen zeitigt: Dani Morgenthau mutiert aufgrund eines Ausschlages, der sich über seinen ganzen Körper erstreckt, zur Anonymität des Mullemanns (M. aus dem Titel?), einer lebenden Mumie also, deren Äußeres nur noch aus Verbänden zu bestehen scheint.
Die Handlung spitzt sich zu in dem Moment, als Arieh auf die Figur Mullemanns aufmerksam wird, der - nur durch eine Krankenhauswand von ihm getrennt - Morsezeichen gibt. Auf der folgenden Suche wird doch eines klar, daß beide zusammen ein Schuldenkonto verkörpern, das dem Verbrechen insgesamt, nicht bloß dem an einer bestimmten Glaubensgemeinschaft, die Rechnung präsentiert.
Die gleichnishafte Geschichte driftet immer mehr in eine unwirkliche Dimension ab, die dem Bösen in der Welt letztlich durch Zauberei beizukommen sucht.

Claudia Holly
19. August 1997

 

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
SLAM B

Fr, 11.01.2013, 20.00 Uhr Poetry Slam Über 160 SlammerInnen – im Alter zwischen 14 und 77 Jahren...


Ausstellung
Herbert J. Wimmer ROTOPOST ROTOSPOT

LICHT & LITERATUR AUFNAHMEN 16.01.2013-21.03.2013


Tipps
flugschrift

Ein Zeitschriftenprojekt des Autors Dieter Sperl in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien und...


Der Erich Fried Preis 2012 ging an Nico Bleutge

Der deutsche Dichter Nico Bleutge erhielt am 25. November den mit 15.000 Euro dotierten Erich...