logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So
48 26 27 28 29 30 01 02
49 03 04 05 06 07 08 09
50 10 11 12 13 14 15 16
51 17 18 19 20 21 22 23
52 24 25 26 27 28 29 30
1 31 01 02 03 04 05 06

FÖRDERGEBER

  BMUKK

  Wien Kultur

JAHRESSPONSOR

  paperblanks
kopfgrafik mitte

Gerhard Roth: Der See.

Romanverfilmung.
Österreich 1997.
Regie: Thomas Roth.

Gerhard Roths 1995 erschienener Roman "Der See" war von politischer Brisanz. Nicht nur, weil er mit der (kaum vier Seiten umfassenden) Schilderung eines versuchten Attentats des Protagonisten Paul Eck auf einen als "Hoffnungsmann" (S. 185) bezeichneten Politiker Aufsehen erregte. Als Paul Eck an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt, werden auf der Suche nach seinem auf mysteriöse Weise verschwundenen Vater allerlei Leichen an die Ufer des Neusiedlersees gespült.

Gerhard Roths "Der See" beschreibt das politische - und ganz allgemein das gesellschaftliche - Klima in Österreich als ein sowohl latent wie auch zunehmend manifest gewalttätiges. Den drei Motti des Buches stellt der Autor eine Überschrift voran: "Im Land der Mörder" - so könnte gleichzeitig auch der Untertitel des Romans lauten. Hier wimmelt es von zwielichtigen Figuren und Ereignissen, die, durch die Perspektive des medikamentensüchtigen Protagonisten betrachtet, nicht gerade an Klarheit gewinnen.

Die 1997 unter der Regie von Thomas Roth, dem Sohn des Autors, entstandene und vom ORF produzierte filmische Adaption des Romans wurde nunmehr in die Kinos geschickt, um dort zu demonstrieren, daß Literaturverfilmungen nicht fad sein müssen. Als wären die Aufregungen um den Roman Gerhard Roths und um die Entstehung des Films - ursprünglich sollte ja Ulrich Seidl die Regie übernehmen - nicht laut genug gewesen, ist nun auch der Film selbst zu einem Produkt geraten, der mit jedem Bild und jedem Ton aggressiv um Aufmerksamkeit ringt.

Bis auf den Rumpf des Plots hat der Regisseur vom literarischen Text kaum etwas ins Medium Film mitgenommen. Thomas Roths "Der See" forciert das Spektakel auf allen Ebenen, wofür die (Rausch-)Zustände Paul Ecks (Gabriel Barylli) das beste Motiv zu bieten scheinen. Was auf einen ersten wohlwollenden Blick noch als ausgeprägter Wille zum stilistischen Experiment durchgehen mag - extreme Großaufnahmen, Manipulationen an Farbe und Körnung des Filmmaterials, (vermeintlich) kühne Schnitte, frenetische Kamera-Kran-Fahrten etc. - läßt sich in kein Verhältnis zu Gerhard Roths betont einfacher, sachlicher Sprache bringen. Dieser Film ist voller Übertreibungen und Leerläufe - auch jenseits der technischen Exzesse: Weshalb müssen aus Ecks Wohnwagen-Genossen, den Silberfischchen, im Film Kakerlaken werden? Weshalb muß die Kamera während des ersten Gesprächs Ecks mit seinem Jugendfreund Robert dessen Frau bei einem Gang durch das Haus folgen?

Von der politischen Brisanz des Romans ist im Film nicht viel übrig geblieben. Die Aneinanderreihung von optischen und akustischen Effekten verhindert denn auch eher, daß die Dinge "zu sprechen anfangen ... von selbst" (S. 155) - wie sie das im Roman Gerhard Roths durchaus immer wieder tun.

Sylvia Szely
11. Juli 1997

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
SLAM B

Fr, 11.01.2013, 20.00 Uhr Poetry Slam Über 160 SlammerInnen – im Alter zwischen 14 und 77 Jahren...


Ausstellung
Herbert J. Wimmer ROTOPOST ROTOSPOT

LICHT & LITERATUR AUFNAHMEN 16.01.2013-21.03.2013


Tipps
flugschrift

Ein Zeitschriftenprojekt des Autors Dieter Sperl in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien und...


Der Erich Fried Preis 2012 ging an Nico Bleutge

Der deutsche Dichter Nico Bleutge erhielt am 25. November den mit 15.000 Euro dotierten Erich...