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Erwin Einzinger: Hunde am Fenster.

Gedichte.
Salzburg und Wien: Jung und Jung 2008.
142 S.; geb.; Euro 22,-.
ISBN 978-3-902497-35-2.

Link zur Leseprobe

Vor 31 Jahren hat der damals gerade mit dem Trakl-Förderpreis ausgezeichnete Autor seinen Gedichtband "Lammzungen in Cellophan verpackt" im kleinen Salzburger Winter Verlag herausgebracht. 2008 erschien nun im ebenfalls kleinen, aber renommierten Salzburger Jung und Jung Verlag die Gedichtsammlung "Hunde am Fenster". Wer einmal eine Lesung des in der oberösterreichischen Provinz lebenden Meisters der Cut-ups miterlebte, wundert sich, dass das Publikum des von der Kritik durchwegs positiv wahrgenommenen Autors in all den Jahren nicht viel größer geworden ist.

Einzinger liest mit vollem (Körper-)Einsatz, jederzeit bereit aufkommende Assoziationen zu interpolieren. Oft liegen bei ihm Empörung und Verschmitztheit nahe beieinander. Sein Vortrag, das heißt seine Texte vertreiben die eventuell mitgebrachte feierliche Fadesse. Bei ihm zeigt sich Nachdenklichkeit in Unruhe. Die Dynamik schneller Schnitte ist ein Kennzeichen seiner Poetik.

Im Roman "Aus der Geschichte der Unterhaltungsmusik" (2005) wird in einer Fußnote beschrieben, was diese Unruhe auslöst: "Menschliche Handlungen, die aus dem Zusammenhang, aus welchem sie stammen, herausgebrochen und für einen Moment wie festgefroren betrachtet werden, haben manchmal etwas leicht Mysteriöses an sich, das sie in einem fremden Licht erscheinen läßt." In den Gedichten des Bandes "Hunde am Fenster" bleiben solche Brüche zunächst – zumindest optisch – durch die Anordnung in Versen und Strophen verborgen.

Einzingers Gedichte kommen ohne Ideologie aus, die einen Zusammenhang konstruiert. Sie sind vielmehr raffiniert komponierte Einheiten, die sich beim Lesen immer wieder neu öffnen, in denen sich eine unausgesprochene Sehnsucht zeigt, die als geheimnisvolles Licht aufleuchtet:
"Die Wahrheit ist: Jahrelang hatte sie nach Wundern gesucht, sich inner- / Lich öffnen wollen - am Bieberer Berg, in fernen Steppenland- / Schaften, im verwunschenen Kies an der Mündung irgendeines munteren / Portugiesischen Bächleins ... Mit Inbrunst unterwegs sein: War etwa / Dies der eigentliche Auftrag? Auf dem Rückweg von einer Gemüse-Party / [...]

Einzinger erzählt, was durch seinen Kopf rauscht. Quellen dafür sind genaue Beobachtungen, Bilder aus Zeitungen, Fernsehen und Filme, Bücher, Werbung, Nachbarn, Arbeitskollegen, Dorfbewohnerinnen, das Hörensagen.
Für diese Erzählungen entstehen Schauplätze, zumeist in der österreichischen Provinz, aber auch in Nordamerika und anderswo. Es ist Einzingers Weise sich selbst einzubringen, sein Leben auf dem Land, seine Reisen, seine Lektüre, seine Begabung als Maler. Es ist unverwechselbar sein Kopf, der uns hier die Welt spielerisch anrichtet und zum Mitspielen einlädt.

Leicht zu überblättern, schnell zu überlesen steht den Gedichten ein Motto aus "Tlooth" von Harry Matthews voran, einem Vertreter der sogenannten potentiellen Literatur, für die Konstruktion und Kombination maßgeblich sind. Rolf Dieter Brinkmann (er lieferte das Motto für "Lammzungen in Zellophan verpackt") hat 1969 in der Kult-Anthologie "Acid - Neue amerikanische Szene" einen Auszug aus "Tlooth" (dt. "Zlahn") erstmals im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Damit ist Einzingers Tradition klargestellt. Halt, das oben erwähnte Motto noch: "Sie faßte Holz an." Gedichte schreiben / lesen und Holz anfassen. Leute, die solche Rätsel lieben, sollten unbedingt "Hunde am Fenster" zur Hand nehmen.

 

Helmut Sturm
22. Oktober 2008

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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