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Thomas Fröhlich und Peter Hiess (Hrsg.): Das Buch der lebenden Toten.

Wien: Evolver Books 2010.
232 S.; brosch.; mit Abb.; Euro 12,80.
ISBN 978-3-9502558-1-2.

Link zur Leseprobe

Österreichische Phantastik-Verlage sind ein rares Gut – umso erfreulicher, dass die Netzzeitschrift evolver.at, die sich selbst als „Österreichs erstes E-Zine“ für „Pop-, Cyber- und Subkultur“ beschreibt, ihre zweite Buchveröffentlichung im hauseigenen Evolver Books Verlag vorgelegt hat. „Das Buch der lebenden Toten“ lautet der unheilvolle Titel der Anthologie, die Geschichten rund um die lahmsten und übelriechendsten Untoten versammelt: die Zombies.

Der Band beinhaltet eine Auswahl von Kurzgeschichten, die 2009 anlässlich eines Wettbewerbs zum Thema bei evolver eingereicht wurden. Aus beachtlichen 249 Texten wurden die 21 besten in Buchform veröffentlicht. Ihren Gegenstand begreifen die Herausgeber Peter Hiess und Thomas Fröhlich ob der Analogie zur heutigen Gesellschaft als einen aktuellen: „Die wahrlich unsterblichen Zombies sind die Lieblingsmonster des beginnenden 21. Jahrhunderts, weil sie unseren globalistischen Größenwahn auf ganz simple, eindeutige Grundlagen herunterbrechen: Wir alle müssen einmal sterben – und wenn wir Pech haben, irren wir auch danach noch hilflos durch die Einkaufszentren und Vorortstraßen, immer auf der Suche nach dem nächsten Fix (…).“

Als „Freunde des gepflegten Trash“ haben die evolver-Mitarbeiter eine hochkarätige Jury für den Wettbewerb verpflichtet: darunter Michael Krug, Gründer des Otherworld Verlags und Übersetzer phantastischer Literatur und Franz Rottensteiner, Herausgeber der Literaturzeitschrift „Quarber Merkur“ und ehemaliger Literaturagent von Stanislaw Lem. Wenig erstaunlich ist daher, dass die getroffene Auswahl der Texte so gut gelungen ist; umso bemerkenswerter aber, wie viele Horrornachwuchstalente der deutschsprachige Raum zu bieten hat – zumindest lässt sich das für unsere deutschen Nachbarn sagen, die in der Anthologie, im Gegensatz zu den Österreichern, stark vertreten sind.

Die ersten drei Plätze des Wettbewerbs wurden allesamt an deutsche Autoren vergeben. Gewinner Sören Steding hat mit seiner Kurzgeschichte „Frederika und der kleine Zombie“ eine originelle und ziemlich makabre Mischung aus Märchen mit blutrünstigem Inhalt vorgelegt („In einem tiefen Wald lebte ein kleiner Zombie auf einem alten, lange vergessenen Friedhof.“). Zusammen mit seiner Freundin, der Fliege Frederika, trifft er eines Tages auf das leckere Futter namens Mensch. Da die großen Menschen zu schnell für den behäbigen, kleinen Zombie sind, findet er in zutraulichen Kindergartenkindern geeignete Mahlzeiten. Ein blutrünstiges Gemetzel ist die Folge.

Aber nicht nur kleine Zombies auf Kinderjagd sind im „Buch der lebenden Toten“ zu bewundern. Der zweitplatzierte Frank Schweizer lässt in „Mörkellaver“ eine auf der Computertastatur tanzende Katze den für ihre Besitzerin todbringenden Link öffnen, mittels dem sie sich in eine Zombiewelt hochlädt. Und auch die drittplatzierte Erzählung von Tobias Egle zeigt eine der unerschöpflichen Genrefacetten – im Krieg auferstandene Zombiesoldaten.

Die restlichen Geschichten wissen ebenso zu überzeugen: Zum Beispiel mit stilisierten Samurais, die sich im Kampf gegen die lebenden Toten lieber für Seppuku inmitten von Kirschblüten als den unwürdigen Untot entscheiden; mit der klassischen Wissenschaftlerfigur, die mit ihren Zombie-Experimenten naturgemäß scheitern muss oder mit sozialkritisch angehauchten Inhalten, in denen der eigene Nahrungsvorrat an Untoten wichtiger ist, als sich mit dem Untergang der Welt zu befassen. Von den drei Österreicherinnen, die es in den Band geschafft haben, hat Ruth Reuters ihre Erzählung in Wien angesiedelt – und das, wie könnte es anders sein, in der Nähe des Zentralfriedhofs. Hier wird im breiten wienerischen Slang über einen nicht ganz herkömmlichen Nachtwächterjob berichtet, der darin besteht, Zombies unschädlich zu machen: „Komm schon, Habschi, kriech in dein Grab zruck. Gemma, mach kan Zores.“

Es bleibt zu hoffen, dass weitere Publikationen dieser Art folgen und der nächste Wettbewerb der engagierten Trashplattform, die vielleicht sogar weniger trashig ist, als sie gerne wäre, folgen werden. „Das Buch der lebenden Toten“ ist jedenfalls ein schöner Beweis für die Unerschöpflichkeit der menschlichen Vorstellungskraft, die sich den mythischen Tiefen der Seele verschrieben hat.

Julia Zarbach
1. Dezember 2011

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