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Leseprobe: Florian Illichmann-Rajchl - Der weite Weg zum Wasserspender.

„Willkommen“

Diese dreiste Lüge erscheint auf meinem Bildschirm, wenn ich frühmorgens den Computer hochgefahren habe. Ich weiß nicht einmal, wer der Lügner ist: der Programmierer, unsere Geschäftsleitung oder ich als End-User. In jedem Fall bin ich aufgefordert, mich selbst willkommen zu heißen. Eine produktive Arbeitsatmosphäre erfüllt ihren Zweck irgendwie auch dann, wenn sie nicht real ist. Hinter dem Willkommensgruß steht keine menschliche Intention, was wahrscheinlich auch niemand behaupten würde. Basierend auf virtueller Begrüßung in jener virtuellen Welt, in der ich mich die nächsten Stunden aufhalten werde.

Willkommen, amcpbdpops23, du unverzichtbares kleines Leiterplatinchen im großen Netzwerk! Sieh es doch so: Dieser lässliche Betrug bekommt dir allemal besser als die volle Härte der Wirklichkeit.

Das von unserem CEO propagierte „innovative Arbeitsklima“ hat sich im neuen Firmengebäude, zumindest was uns freie Dienstnehmer betrifft, nicht umsetzen lassen. Robert hat mir schon bald nach dem Umzug den Screenshot einer Satellitenaufnahme gemailt, auf dem sich deutlich der eigenständige Gebäudeteil ausmachen lässt, in dem das Großraumbüro der freien Mitarbeiter untergebracht ist. Durch eine breite Glasschiebetüre lässt sich unser Büro am Wochenende komplett vom restlichen Firmengebäude abtrennen. Der Wochenenddienst kommt dann über einen separaten Eingang herein. Rätselhaft bleibt, warum wir die Firma auch während der Woche nur durch diesen Nebeneingang betreten dürfen. Denn durch den Haupteingang kommen wir mit unserer Magnetkarte ebenso wenig wie in die Kantine, wodurch jetzt zumindest feststeht, dass wir dort nicht willkommen sind.

Der Raum, in dem wir arbeiten wird firmenintern als „Legebatterie“ bezeichnet, was wohl daher kommt, dass wir dicht an dicht aneinanderkleben, um wie am Fließband Pressespiegel zu produzieren – wie eben Hühner anderswo Eier: So wie im alten Gebäude sind auch hier die Tische schmutzig, die Tastaturen klebrig und die Mehrzahl der zirka vierzig Bürostühle auf vielfältigste Weise nicht zu gebrauchen oder haben Flecken auf den Sitzflächen. Nur auf wenigen kann man aufgrund der abnehmbaren Seitenlehnen auch lungern oder mit unterschlagenen Beinen sitzen, was in meinen Augen bei intensiver Schreibtischarbeit unabdingbar ist.

(S. 20-22)

© 2012 Metroverlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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