Die Luft flirrt an diesem Abend in Berlin. Es ist das erste richtig heisse Wochenende dieses Sommers. Die Eberswalder Strasse ist endlich mal nicht hoffnungslos mit Autos verstopft. Vor’m Dr. Pong haben sich ein paar Leute versammelt, Club Mate trinkend, ueber nichts Wichtiges fachsimpelnd. Einer von ihnen sitzt auf einem Stuhl und kritzelt eifrig etwas auf einen Bierdeckel. Ein junger Poet mit struppeligen Haaren, sonnengegerbter Haut und selbst gestaltetem T-Shirt: Jonny Kornhauser aus Virginia, USA. Gleich wird er als Musiker unter dem Namen The Corndawg auftreten und Country spielen. Jetzt wartet er bloss noch auf seine Gitarre. weiterlesen »
Fans, nicht nur aus ganz Spanien, sondern aus der ganzen Welt. Einfache Leute, Ex-Profis, Hollywood-Stars. Alle wollten es sehen: Real Madrid, der reichste und populaerste Fussballklub dieses Planeten, wuerde die spanische Meisterschaft gewinnen; die Ikonen Carlos und Beckham Abschied nehmen. weiterlesen »
Was ist das Eigene und was das Andere? Die Grenzen zwischen beiden sind immer fliessend, so dass man sagen koennte, eine Beschaeftigung mit dem Anderen bedeutet auch eine Beschaeftigung mit dem Eigenen. Hier geht es um eine Horizontenverschmelzung und eine Horizontenueberlappung. Das wurde mir bewusst, als ich begann, Biographien zu schreiben. weiterlesen »

Der alte Lustmolch Goethe duerfte in Wirklichkeit Pornos im Sinn gehabt haben, als er 1827 festlegte, dass es in einer Novelle immer eine “unerhoerte Begebenheit” geben muesse. Was sonst ist die Darstellung von Unzucht fuer eine Begebenheit, wenn nicht eine ganz schoen unerhoerte? Literatur-Expertin Susanne Lederle weiss mehr. weiterlesen »
Es ist Anfang Sommer, irgendein Montag. Schon seit ein paar Wochen habe ich keine Schule mehr und der Pruefungsstress ist auch vorbei. Heute heisst es, die Sau raus lassen und unseren Abschluss feiern. Endlich Abitur, endlich 13 Jahre Schule rum. Es ist abends gegen fuenf und wir haben bestimmt schoene 28 Grad. Schwer bepackt strampeln ein Freund und ich uns zur Gesamtschule Pritzwalk durch. Dort angekommen gibt es erst einmal ein kuehles Blondes vom Fass. Die Lehrer trudeln langsam ein und unser ehemaliger Raucherhof fuellt sich mit mehr und mehr Leben. Um Mitternacht machen wir uns dann auf zur Turnhalle, wo wir “uebernachten”. weiterlesen »
Wir lieben die Globalisierung. Doch kaum einer gibt es zu. Nach Jahrtausenden in Steinhoehlen und auf Wanderschaft ist der Mensch muede geworden und macht es sich in seinen Widerspruechen gemuetlich. Geld als globaler Konsens von Wert erspart den Weg zum Erzeuger. Geld und Kapital- anhaeufungen machen Waren und Dienstleistungen erhaeltlich oder gar erst moeglich, wie Technologie und medizinische Versorgung. Ohne Kapitalsystem muessten wir Holz hacken, Tiere schlachten und in ewiger Provinz leben. Ohne Geld keine Staedte, kein Kino, keine Fernreisen, nichts waere cool, alles nur Ueberlebenskampf. Und mit 35 waeren wir tot. weiterlesen »
“Hereinspaziert, Pussy-Freunde! Die beste Auswahl an Pussies jenseits des Urals! Wir haben stinkende Pussies, haarige Pussies, blutige Pussies, bissige Pussies?” Gab es im Titty Twister auch Oeko-Pussies? Im Goerlitzer Park jedenfalls findet man diese Variante an lauen Sommerabenden. Ein Maedchen, Anfang 20, unbeschuht mit Fusskettchen, Rastas und einem kurzen Fetzen von Sommerkleid, setzte sich an einem solchen in meine unmittelbare Naehe. Was dann kam, war ueberraschend: breitbeinig auf dem Boden hockend, zeigte sie mir und anderen im Park offenherzig und ohne Scham ihre unbeslipte Pussy. weiterlesen »
Alle sind sich einig: Bilder dominieren unsere Realitaet. Seit letzter Woche auch Bilder von Demonstranten, die durch die Felder ziehen. Naturverbunden, impressionistisch, geradzu romantisch verklaert. Protest – geht da doch was? 5, 27, 956. Ich habe sie gezaehlt. Mehr Demonstranten sind auf einem Bild nicht unterzubringen. Mehr muessten also auch nicht Schauflaufen, um (das naechste Mal) der Gegenmacht ein Gesicht zu verleihen. Wenn es nur um Bilder ginge. weiterlesen »
Nicht anders kann man bezeichnen, was Donnerstag und Freitag letzter Woche spaetabends noch an Kurzbericht- erstattung ueber den G8-Gipfel, die Staatsmacht und den Protest der Gipfelstuermer ueber den Bildschirm lief. Es waren nicht bloss die eingefangenen Bilder ueber Merkel, Bush und Co., sondern auch die heiter-ironischen bis witzig-lakonischen Kommentare Ingo Zamperonis: “Der Tag auf dem Gipfel beginnt frueh, die Versorgung ist ausgezeichnet, mit Nahrungsmitteln, nicht mit harten Fakten”. weiterlesen »