• Anfang ohne Ende

    Nachdem sogar gelaeuterte Alt-68er den Glauben an die Macht der Demonstrationen verloren und Pierre Bourdieu, Chefdenker der Sozialbewegungen, konstatiert hat, dass “fuenfzig clevere Leute, die ein erfolgreiches Happening veranstalten und fuenf Minuten ins Fernsehen kommen, ebenso viel politischen Einfluss wie eine halbe Million Demonstranten” haben, bringen die Nuller Jahre ein Revival der Protestbewegungen mit sich. weiterlesen »

  • Ich soll Sie schoen gruessen…

    Seit heute bin ich Besitzerin eines mir persoenlich gewidmeten Autogramms mit seinem Konterfei vor einer Alpenlandschaft. Er laechelt mich mit seinen weissen Zaehnen strahlend an, der Blick traeumerisch und voller Zuversicht. Er ist frisch gefoent und erscheint wie von einem anderen Stern und lebt dennoch seit Jahrzehnten unter uns, aber an einigen von uns vorbei. Millionen von Menschen weltweit verehren ihn, Millionen von Menschen lieben seine Musik, lieben seine Filme, lieben ihn. weiterlesen »

  • Showtime total

    Im Prinzip haben die ganzen Vorberichterstattungen, mit denen sich die Sender Sendeminuten erkaufen, auch etwas Gutes. Da fuer den Zuseher alles voraussehbar ist, kann er den ganzen Vorspann weglassen, um per Fernbedienung nur noch dann auf das Event umzuschalten. So geschehen auch neulich bei Pro-Sieben, dem Haussender Stefan Raabs, bei seinem “Kampf” gegen Regina Halmich. Knapp nach 23 Uhr, nachdem fast drei Stunden, wie wir mal vermuten, oeden Leerlaufs vorbei waren, betraten die Matadoren fuer zwanzig Minuten den Ring zum vergnueglichen Schlagabtausch. weiterlesen »

  • Vergessene Widerstandskaempfer

    Das Gedenken an Widerstandskaempfer gegen das Nazi-Regime ist ein Muster mit Vergangenheitswert. Aus verschiedenen Gruenden. Dass in der DDR mit Inbrunst gepflegte Interesse, das, staatlich aufoktroyiert, nicht immer als Erinnerungskultur, sondern eher als Erinnerungspflicht im Gedaechtnis blieb, wurde nach der Wende mit dem Hinweis auf vermeintlich kommunistische Tendenzen eliminiert. weiterlesen »

  • Aufstand im Nachwende-Niemandsland

    Rike findet bei ihrer Rueckkehr in die Plattenbausiedlung, in der sie aufwuchs – 1980 noch ein hochmoderner Vorzeigebau, heute fuer die Abrissbirne freigegeben – eine Geisterstadt in der Wueste vor. Die stickige Leere nimmt ihr die Luft zum Atmen. Durch das verlassene Viertel streifend traeumt sie von der Rettung ihrer Heimat durch einen Aufstand. So fantasiert sie sich die blonde Edeka-Kassiererin Anita zusammen, eine patent-verschmitzte Mutter der Kompanie in Leggins und Hausfrauenkittel, und Johan, den Chefstrategen der Operation Autonomiegebiet im Existenzialisten-Look. weiterlesen »

  • Performing Perspectives

    Nicosia ist eine geteilte Stadt, in der die bewachte Grenze ein erschreckend normaler Bestandteil des Alltags ist. Wohl auch deshalb fand dort ein Symposium zum Thema Performing Identity/ Crossing Borders des kanadischen Kulturinstituts CICAC statt. Eingeladen waren Literaturwissenschaftler, sowie Performance-Kuenstler und Poeten aus Kanada und Europa. Neben dem besonderen Ort, war die Gestaltung der drei Symposiumstage bemerkenswert: Wissenschaftliche Vortraege wechselten sich mit Lesungen und Performances ab, wodurch immer wieder voellig neue Kontexte entstanden. weiterlesen »

  • Noch-nicht-Identitaeten

    Feste Jobs gibt es nicht und Kinder kann man auch noch mit 40 kriegen. Zudem treibt der Jugendwahn sein Unwesen. Was bedeutet es heute eigentlich “erwachsen” zu sein? Selbst die so genannten Thirtysomethings stellen sich diese Frage noch. weiterlesen »

  • Was Neuheit bedeutet

    In einer Tageszeitung denkt man im Grunde niemals an Heute, sondern immer nur an morgen. So werden Themen auch nicht davon bestimmt, wie sie bereits diskutiert worden sind, sondern was man aus ihnen noch machen kann. Dieser Arbeitsalltag hat sich durch das Internet ungeheuer beschleunigt. Denn anders als bei Printmedien wird im Netz unentwegt aktualisiert, was zur Folge hat, dass die Zeitungen der unverbrauchten News noch mehr hinterher rennen. weiterlesen »

  • Im arabischen Stil

    Rafik Schami, Lawarence von Arabien und der Reiterstiefel beschuhte Saddam mit Flinte – das war gestern. Zumindest insofern, als dass diese “Zeichen” keine konkrete, greifbare Rolle in meinem Leben gespielt haben. Sie zirkulierten lediglich im Kopf. Heute aber trage ich eine Schirmmuetze von Kuwait Airways und ein Polohemd von Qatar Telecom. In meinem Umfeld wird Arabisch gelernt. Mein Freizeitoutfit hat allerdings nichts mit einem importierten Bildungsurlaub zu tun. Sondern damit, dass die arabische Welt in unserem Alltag angekommen ist. Dominant auf den Messen, praesent auf dem Arbeitsmarkt. Auch den weissen Sport Tennis haben die Araber mittlerweile fuer sich entdeckt. weiterlesen »