Hans und Karin wohnen in Berlin
so lauten die ersten Worte einer Deutsch-Lernkassette aus unserem Deutschunterricht an meiner Universitaet in Ufa, Russland. Mit diesem Dialog fing ich mein Germanistikstudium an. >Wir kennen Hans und Karin, wir besuchen Hans und Karin<
Inzwischen lebe ich mit meiner Frau seit einigen Jahren in Berlin und habe bisher diese mittlerweile unter uns Berliner Ufaern zum Mythos gewordenen Hans und Karin gar nicht getroffen weder einzeln, noch als Paar. Selbst die Namen sind unter den Deutschen, nach meinem Empfinden, selten. Jedes mal, wenn ich diese Lernsaetze in Erinnerung rufe, fuehle ich das besondere Aroma von 1995 der Anfangszeit meines Studiums. Als ich im Jahre 2000 zum ersten Mal nach Deutschland kam, war der Geruch des Landes, der Erde und der Luft hier anders als heute. Berlin ist da. Aber wo seid ihr, Hans und Karin?
Griass aich, laidl, gfraid me, dass hergfundn habts.
So lautet die Begruessung auf der genialen Website von Bayrisch-lernen.de. Hier kann ein Zuagroasda (Fremder, Nichtbayer) alles ueber das Bayerische lernen, das freilich mehr ist, als nur ein Dialekt des Deutschen. Neben einem umfangreichen Wortschatz und einer Grammatik, hat diese Sprache auch eigene Rezepte zu bieten. Der/die Lernende kann sie sich schon in wenigen Lektionen aneignen. Freilich, das Umgangsbayrisch nur. Denn um das Hochbayrisch zu lernen, duerfte es – aehnlich dem Japanischen – ein Menschenleben dauern. Doch fuer Erstere stellt sich der Lernerfolg wirklich schnell ein. Ja, geradezu rasant wird man fit fuer den Alltag in Bayern. Lektion sechs des Online-Crash-Kurses ist ein wahres Sprungbrett. Sie heisst Im Biergarten
. Dort wird folgende wichtige Wendung vom Hochdeutschen ins Bayerische uebertragen. Aus Papa, ich haette gern Pommes Frites mit Ketchup und ein Cola-Mix
wird >Babba, I dad gean Bommes hom mid am Kaetschab und am Spaezi<. Neben den Redewendungen ist natuerlich der Wortschatz enorm wichtig. Hier faellt auf, dass es einen Unterschied zwischen einer geschwaetzigen Frau (Ratschkattl) und einer sehr geschwaetzigen Frau (Quadratratschn) gibt. Ach ja und dann ist da ja noch der (oder das?) Oachkazlschwoaf, der Schwanz des Eichhoernchens. Wer dieses Wort richtig auszusprechen vermag, ist ein wirklicher Bayer. Auch gut sind schoasln (furzen) und aizipfen (Geschlechtsverkehr haben). Unbedingt selbstprobieren!
Sie sind strahlend gelb; auf ihrer Vorderseite thront ein riesig grosses, blaues L; und sie kommen dann zum Einsatz, wenn Verstaendigungshindernisse beim Uebersetzen von einer Sprache in eine andere die Kommunikation blockieren: die Langenscheidt-Woerterbuecher. Seit nunmehr 150 Jahren (1856 – 2006) helfen Publikationen des urberlinerischen Langenscheidt-Verlages bei Uebersetzungsschwierigkeiten und anderen brenzligen Situationen. Wer erinnert sich nicht an die kleinen, gelben Mini-Woerterbuecher, die einem in der Englisch- oder Franzoesischklassenarbeit des oefteren das Leben gerettet haben?
Um das Jubilaeum mit einer Verlagschronik zu wuerdigen, hat die Journalistin Maria Ebert eine pointierte Auswahl der Firmengeschichte des traditionsreichen Familienunternehmens zusammengestellt, welches inzwischen in der vierten Generation von Langenscheidts gefuehrt wird. Klar gegliedert praesentiert das Buch die Zeitgeschichte sowie die unternehmerische Entwicklung des Verlages inklusive aller Verlagsneugruendungen, -einkaeufe und technischen Innovationen.
Schon 1905 brachte Langenscheidt ein erstes Hoerbuch in Form einer Grammophonplatte heraus, die das Lernen der englischen Sprache einfacher und lebensnaeher gestalten sollte. >150 Jahre Langenscheidt< eroeffnet einen fundierten Einblick in die Geschichte des von Gustav Langenscheidt gegruendeten Verlages und bietet private Einblicke in das Firmenarchiv des Hauses. Mit den 200 eigens fuer das Buch fotografierten Bilddokumenten eine lohnenswerte Anschaffung fuer alle Chronikliebhaber und ueberzeugte Langenscheidt-Woerterbuecherkaeufer.
Kurt Wagner, ein Fliesenleger aus Nashville, erregt mit seinem Musikerkollektiv Lambchop seit den fruehen 1990er Jahren Aufsehen. Ich muss zugeben, dass ich zu dieser Zeit noch Beverly Hills 90210 geschaut habe und erst durch das Hitalbum Is A Woman
(2002) auf Lambchop aufmerksam wurde. Aber besser spaet als nie! Nun hat die Combo ein neues Album vorgelegt. Es heisst Damaged
und ist bei City Slang erschienen. Hier zeigt sich Wagner in alter (Hoch)Form. Duester, melancholisch und immer mit einer seufzend-rettenden Harmonie am Ende. Gitarren, Streicher, Klavier und die Stimme Wagners schaukeln sich in jedem Stueck zu einem bizarren Hoehepunkt empor. Bizarr deshalb, weil Wagner den wirren und wuchtigen Klangteppich mit seiner abgrundtiefen aber zarten Stimme immer wieder aufloest. Das kann den Zuhoerer beim ersten Hoeren vielleicht ueberfordern, aber das macht nichts, man kann ja zum Glueck immer wieder auf den Repeat-Knopf druecken. Zum Album gibt es eine besondere Tour, die am 16.10. Halt in der Berliner Philharmonie macht. Wagner beschreibt den Anspruch des Konzertes so: Well, the idea is to try to represent the different elements of the record in a way which creates an evening where it becomes sort of cumulative. So, these elements seem sort of strange at first, but then, as they start to interact together, it all makes sense…
Das hoert sich schon mal vielversprechend an. Aber Wagner will noch mehr. Neben der Live-Perfomance, bei der die Gruppe nach und nach anwaechst, wird ein Film auf fuenf grosse Ballons projiziert. Das kann eigentlich nur gut werden.
Waehrend die heute immer leistungsfaehigeren Grafikmaschinen alles daran setzen, den Pixel, das Grundelement der digitalen Bilddarstellung, verschwinden zu lassen, erscheinen in Norbert Bayers Ministeck-Projekten die Konturen der Grafik-Elemente ueberdeutlich. Protagonisten der Computerspiel-Klassiker wie Mario
, Kong
oder Pac Man
erhalten so eine wohl verdiente Atempause. In Arbeiten wie >Analogue eats Digital< werden die digitalen Haupt- und Nebendarsteller zudem ihrem natuerlichen Umfeld entrissen – und siehe da: weder ein zitronengelber Pac Man
, noch ein latzhosentragender Mario
wirkt laecherlich, sondern untermauert vielmehr seinen Ruf als Ikone der Computerspielwelt
. Doch ist Mister Ministeck
kein vertraeumter Verklaerer der guten, alten Videospielidylle – seine Touch-Screens
, die Szenenausschnitte diverser Computerspiele der C64-AEra abbilden, koennen auch die schon damals vorhandene Brutalitaet offen legen. Mit diesem Format koennte Norbert Bayer ein Genre gefunden haben, das dem der Film Stills
einer Cindy Sherman nicht unaehnlich ist: zwar bilden die Mosaike konkrete Motive aus den Spielen ab, doch ihre analoge Erscheinungsform als still stehendes Einzelbild entwickelt eine eigene Ausstrahlung und bringt Details zum Vorschein, die dem eiligen Spieler, der exakt dieses Bild schon tausendfach vor Augen hatte, niemals auffallen koennten. Der unterschwellig nostalgische Ton verweist – geradezu nebenbei – auf ein nur selten beachtetes Merkmal >interaktiver Medien<: keineswegs muessen technisch hoch innovative Medienwelten generiert werden, um Kommunikation interaktiv zu gestalten. Den Kern von Interaktivitaet koennen auch solche Kommunikations-Arrangements in sich tragen, die die wesentlichen Merkmale von Interaktivitaet realisieren. Ganz gleich, ob als Plastik oder als Pixel.
Mein Bein ist eingeschlafen und ich habe wieder das Gefuehl, dass alles falsch ist. Die Hoffnung klebt an einem Kaugummifaden, der von ihren Fingern auseinander gezogen wird und reisst. So muss sich ein Samstag ohne Musik anfuehlen. Ich bleibe im Bett liegen, denn wenn ich aufstehe, zwingt sie mich das Bett zu machen. Ich drehe ihr meinen Ruecken zu, um ja nicht ihren Blick einzufangen. Denn wenn, dann wuerde ich sie mit meinen Worten erschlagen. Ich stell mir vor, dass ich das tun wuerde. Ich stell mir vor, dass jedes einzelne meiner Worte bei ihr einen tiefen Kratzer hinterlaesst und jeder Vokal einen blauen Fleck. So etwas nenn ich wirksame verbale Vergewaltigung. Ich will ein riesengrosser Kaktus sein, mit hundert Stacheln. Wenn sie sich umdreht, dann umarme ich sie und verpasse ihr eine wundervolle Akupunktur. Wie lange dauert es wohl, bis ich begreife, dass wollen im Grunde nichts bringt? Ich bin weder ein Sadist noch bin ich nachtragend. Morgen oder spaetestens in ein paar Tagen wird das Alles vergessen sein. Aber so banal das auch sein mag, jetzt ist es ziemlich wichtig. Sensibilitaet ist keine Staerke. Keinesfalls. Wenn ich meine Antennen sehen koennte, wuerde ich sie mir abschneiden. Ich wuerde sie mitsamt der Wurzel rausreissen und im Wald vergraben. Am besten unter einer Birke. Die Tuer faellt ins Schloss und ich sollte ihr sofort nachlaufen. Nackt, angezogen, vollkommen egal. Ich sollte ueber meine Schatten springen, ihr vors Auto laufen und im Regen bruellen, dass ich sie nicht verdient habe. Dass sie mich nicht verdient hat. Dass wir uns beide nicht verdient haben. Ich wuerde es solange wiederholen bis Regen in mich und durch mich fliesst. Ja, solange bis in meinen Venen Regenwasser fliesst.
WOMEX: Seit 94 Messe der Weltmusik. Entstanden aus den Ruinen der Wordwide Music Days der Berlin Independence Days. Zugeschnitten auf das Produktprofil von Piranha, dem Berliner Weltmusiklabel dessen Frauen und Mannen unter Borkowsky Akbars Aegide auch die Heimatklaenge zuletzt sogar mit FIFA-Hilfe ausrichteten. Weltmusik ist eine Metapher aus den Achtzigern ohne target. Schublade zur Vermarktung fuer bis dato Unerhoertes. Aus der gleichen Anrichte wie Multikulti. Man nehme worldmusicland no.1 und weswegen man nach den Stones Musik aus dem Trikont suchte. Grund war keinesfalls die Message eines Marleys, sondern Eklektizismus, der verkaufte. Der Name war und ist fuer Produzent und Label eine Geldmaschine. Jamaica, und das was uns von der Insel heute an unreflektierten Texten beglueckt, ist eine brutale musicmachine geworden. Worldmusicmachine! Braucht man heute in Zeiten von Myspace und YouTube noch eine Messe fuer einen derart abstrakten Begriff oder sollte man diesen nicht doch der Popkomm anhaengen? Spreche ich nicht besser in neuen Formen der Kommunikation mit fundierter Moderation des Themas der lokalen Musikstile meinen Interessenten an? Dafuer Sevilla oder nach Brasilien und nur ganz nebenbei: wer kann sich dies leisten? Vielleicht aus anachronistischen Gruenden, weil es dort MPB gab, weil Black Alien von dort einen Song an Nissan verkaufen konnte oder El Chocolate in Sevilla seine Heimat fand. Weil es so pitoreske Bilder gibt?- Ja, es gibt jetzt auch die Filmwomex und virtual Womex sowieso. Man hat nach Jahren erkannt, das mit der worldmusic auch das Bild sprechen kann. Thema sichern! Die Scene ist seit Jahrzehnten unter sich. Ideen und ganze Projekte werden gekupfert und ihre Wurzeln gekappt. Auch die Idee worldmusic-MTV wurde schon gedacht. Brauchen wir das oder reicht uns der Weltspiegel? Die neuen Medien zeichnen die Zukunft schneller als jedwede Messe es koennte. Kleine musikalische Welten und Reisen in eben jene sind moeglich und dies sogar vor unserer Haustuer: Between arrival and departure von Vanishing Breed auf Pingiung records erschienen und heute, Samstag den 14. Oktober live zu erleben in der zentralen Randlage ab null Uhr.
Ob Sie von Ihrer Firma nach China geschickt wurden oder Nachkomme von deutschsprachigen Auswanderen in Chile sind, Ihren Urlaub in Italien verbringen oder als Globetrotter in down under reisen manchmal sehnt man sich nach Informationen aus der alten Heimat: Die Tagesschau online gucken oder ein deutsches, oesterreichisches oder Schweizer Restaurant in der Naehe finden, ein deutschsprachiges Au-pair oder Kinderlieder fuer die Kleinen suchen, Postleitzahlen nachschlagen oder Informationen zum Wahlrecht fuer im Ausland Lebende erhalten, all das und vieles mehr gibt es seit September 2001 bei Deutscheweltweit.de, der Internetseite fuer Deutsche, Oesterreicher und Schweizer im Ausland. Webmaster und Betreiber von Deutscheweltweit.de ist Justus Hauser, ein Haeusermakler und Dolmetscher vom Lago Chapala in Jalisco / Mexiko, fuer den die Internetseite ein Hobby ist mit dem er einen Dienst fuer Landsleute in aller Welt bieten will.
Sag mir wie du heisst, und ich sag dir wer du bist. So einfach ist es natuerlich nicht, aber dennoch laufen aehnliche Vorgaenge beim Hoeren des Vornamens einer uns unbekannten Person in unserem Kopf ab. Der Name – die Manifestation unserer selbst in der Sprache – ist keineswegs eine neutrale Huelle, sondern loest als solcher bereits Vorstellungen bei anderen Menschen aus. Dieses Gebiet ist in den USA eingehend erforscht und hat dort im Rahmen von non-discrimination-Debatten einen gewissen Stellenwert, unter anderem um Beispiele in Lehrbuechern und Schulungen nicht durch mit Stereotypen belegte Vornamen zu verzerren. Studien zeigen, dass auch in Deutschland die meisten Menschen bei Personen, die sie nicht kennen, unbewusst Rueckschluesse vom Vornamen auf Alter, soziale Klasse, ethnische Zugehoerigkeit, aber auch Intelligenz und Attraktivitaet ziehen. Dabei scheint die Vorurteilskette zunaechst ein Alter zuzweisen und davon anschliessend andere positive oder negative Eigenschaften abzuleiten. Nach dieser Theorie geben Modenamen ihren Traegern gewisse Startvorteile bei der Beurteilung durch unbekannte Personen.
Dass diese aber, selbst wenn sie unabsichtlich vergeben werden, ein zweischneidiges Schwert sein koennen, zeigt das Beispiel eines meiner amerikanischen Kollegen in Charlotte: Vor der Geburt seines Kindes, als er soccer
noch nicht einmal buchstabieren konnte, gefiel ihm der Klang des Namens Beckham
, weshalb er ihn als Vornamen fuer seinen Sohn waehlte. Seit ich ihm einige Artikel ueber den metrosexuellen Popstar von Real Madrid zukommen liess und er von weiteren Personen darauf angesprochen wurde, ist er allerdings weniger gluecklich damit und will nichts mehr von diesem Thema hoeren. Anders als in Deutschland scheint es in den meisten US-Staaten uebrigens nicht verboten zu sein, ein Kind nach einem Markennamen zu benennen. Wichtig sind Namen insbesondere fuer die Werbebranche, die ein bestimmtes Image transportieren will und dabei auf bereits vorhandene Vorstellungen in den Koepfen der Menschen zurueckgreift. So liesse sich ein Werbetraeger namens Uwe
nur schwer als attraktives Vorbild fuer eine jugendliche Zielgruppe vermarkten, denn dieser Name wurde von Probanden als besonders alt eingeschaetzt und mit einigen Vorurteilen verbunden. Uns Uwe
Seeler meldete daraufhin allerdings gleich Protest an und will das von seiner Frau mal durchrechnen lassen.