Vom Rand der Komfortzone
Criolo
Wer die Komfortzone verlässt, tut dies auf eigene Gefahr. Das 15. poesiefestival berlin hat für den 06.06. Spoken Word-Autorinnen und -Autoren aus Südafrika, Indien, Brasilien, Kenia, der Elfenbeinküste und Deutschland eingeladen, die die Gemütlichkeit gewohnter Sichtweisen, bequemer Wahrheiten und durchgesessener Sofas zurückgelassen haben, um die Welt aus anderen Blickwinkeln zu sehen.
Am 6.6.2014 erzählen in der Akademie der Künste im Hanseatenweg Criolo (Brasilien), Phillippa Yaa de Villiers (Südafrika), Tishani Doshi (Indien), Großraumdichten (Deutschland), Ken Yamamoto (Deutschland), Dalibor (Deuschland), Temye Tesfu (Deutschland), Julian Heun (Deutschland), Wanjiku Mwaurah (Kenia), Sbu Simelane (Südafrika) und Agnessan Alain Serges (Elfenbeinküste) vom Leben in den Favelas, von verschwundenen Kindern in Indien und von einer Karawane der Poesie auf dem Weg durch Afrika. Zuhören auf eigene Gefahr.
Eine Karawane der gesprochenen Dichtung machte sich für das Spoken Word Projekt auf den Weg durch Afrika, mit Dichtern aus Deutschland, Kenia, Südafrika und der Elfenbeinküste im Tross. Jetzt kommt der Zug in Berlin an, mit einer multilingualen Teamperformance im Gepäck und dem Staub aus acht Metropolen Afrikas unter den Stiefeln. Sie treffen auf Gleichgesinnte und – gestimmte aus Brasilien und Indien.
Criolos Eltern kamen aus dem armen Norden des Landes nach São Paulo, strandeten in einer Favela am Stadtrand. Criolo arbeitete in seiner Jugend im Supermarkt, verkaufte Kleidung an Wohnungstüren. Später gab er Schulkindern Kunstunterricht und arbeitetet sieben Jahre lang als Streetworker mit ‚gefährdeten’ Jugendlichen. Heute ist Criolo ein brasilianischer Superstar und rappt vor einem Millionenpublikum über Armut, über Polizeigewalt, Drogenmissbrauch, täglichen Rassismus und die Ungerechtigkeiten einer boomenden Wirtschaft, die viele nicht erreicht. Bei „Vom Rande der Komfortzone“ gibt er exklusiv ein 20minütiges Konzert.
Wanjiku Mwaurah spricht das an, was von offizieller Seite gar nicht existiert, aber im modernen Nairobi allgegenwärtig ist: Gewalt gegen Frauen. Zielsicher aufbereitet erzeugt sie in ihren Gedichten einen melodischen Sog, der die dunklen, totgeschwiegenen Seiten des modernen Nairobi ins Scheinwerferlicht zerrt, und dem sich auch das Publikum nicht entziehen kann.
Tishani Doshi wurde in Indien geboren, wuchs in London auf und gab dann ihren Job in einer Werbeagentur auf, um in Indien als Tänzerin, Dichterin und Journalistin zu leben und zu arbeiten. Sie nimmt sich der Randgruppen des modernen Indiens an, den unverheirateten Frauen, den Transsexuellen, den verschwundenen Kindern, und konfrontiert Hörer und Leser mit der beklemmenden Realität und den Widersprüchen des Landes.
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