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Gute Reise!
20.04.2007 12:18:15
Eingeladenheit
Geboren 1965, aufgewachsen in Backnang, seit 1988 in Hamburg lebend, Germanistik-Studium, Arbeit als Autor, Dramaturg und Journalist. Mit solcher Datenlakonie – sie verrät kaum etwas über den hellen Kopf dahinter – stellen Hendrik Rost und ich Johannes Ottmar als neues Mitglied im Goldenen Fisch vor:
Wohlerspark
Ich glaube schon
meinen Ohren, wenn ich höre
aus der Grillwolke, dass sie sprechend ist
den Augen, die ihr Umfeld löchern
ohne weiteres, dass sie Glut entfachen
Ich dachte doch
über die Schwelle aus Stein, den Unterschied
meine Beine, elastische Brücke
zu setzen, wäre kein Fehltritt, und dann
war ich auch drüber, weg
Ich meine noch
dieses Aufblühen der Leute, authentischer
im Frühling zu Gange als sonst irgendwann
ist nicht tragbar in seiner Schönheit
für die Bäume, Sträucher und so
*
Wir freuen uns sehr darüber, Dich hier begrüßen zu können, lieber Johannes.
18.04.2007 11:23:59
I Had A Talk With My Woman
I had a talk with my woman late last night
And she reassured me everything was alright
And time hung still like a falling rain
Now i know at last that my love is safe
Ah but when i go away my love i leave
Lord i'm but half a man without her by my side
She's this memory that i hold all around
She's this dream that i always hold to believe
I wanna go upon a mountain
And sing my love and sing my love
I wanna sing it high, sing it down low
Then i'm gonna know how long it's gonna last
Then i'm gonna know how long it's gonna last
Well you know your moses, oh lord he lost his way
Ah, and your jesus don't remember the words
Well then i guess it's just you and me brother
All alone in this cold world
All alone in this cold world
Ah, you gotta go upon a mountain
And learn to sing your love, learn to sing your love
You know i can sing it high, sing it down low
Then we gonna know how long it's gonna last
Then we gonna know how long it's gonna last
Hard rain, sweet rain, fall a little while longer
Wash down the city skies
Lord bring the streets alive
Make it like it was long before i was born
Tim Buckley
17.04.2007 12:25:34
The good times are killing me
The good times are killing me.
Here we go!
Got dirt, got air, got water and I know you can carry on.
Shrug off shortsighted false excitement and oh what can I say?
Have one, have twenty more "one mores" and oh it does not relent.
The good times are killing me.
Kick butt buzz-cut dickheads
who didn't like what I said.
The good times are killing me.
Jaws clenched tight we talked all night,
oh but what the hell did we say?
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
Fed up with all that LSD.
Need more sleep than coke or methamphetamines.
Late nights with warm, warm whiskey.
I guess the good times they were all just killing me.
Got dirt, got air, got water and I know you can carry on.
The good times are killing me.
Enough hair of the dog to make myself an entire rug.
The good times are killing me.
Have one, have twenty more "one mores" and oh it does not relent.
The good times are killing me.
Shit-kicker city slickers who all wanted me dead.
The good times are killing me.
Get sucked in and stuck in late nights with more folks that I don't know.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
The good times are killing me.
Modest Mouse
04.04.2007 11:02:05
Washington Bar
Gebt zu, dass ihr es ward,
die den Film gedreht haben,
der Suffstudent brüllt mir ins Ohr,
er hat einen unsichtbaren Bart,
über die Leinwand huschen Bilder
von denen, die darunter tanzen,
als hätte jeder Mini-Kamera,
Mini-Sender, Videobeamer.
Vor den Fenstern treibt Schnee.
Es zieht mich hinaus, ich weiß,
gleich kommt das Tequilataxi
und bringt dich zu mir, gib's zu,
du hast den Film gedreht, brüllt er,
und ich gebe es zu, alles, weiß
vom Schnee stehst du plötzlich da:
Dein Kuss ist kein Bild, er ist du.
21.03.2007 13:43:03
Zerbrochene Küste
Wir bauen unser Heim,
wo Licht versickert wie Schlick
zwischen verfallenen Bögen,
über kleinen Höfen aus Schatten.
Zu kalt ist unser Geruch schon,
die Hunde wittern uns nicht:
Wir werden unentdeckt bleiben
an der zerbrochenen Küste.
Umrisse erzählen hier eine Geschichte;
wir lieben ohne zu quälen,
nimmer flammen alte Klagen
über Nacht wieder auf.
Wir hören vollkommen –
die Anmaßung der Krähen,
den Schlupfwinkel eines Lauschers,
vernehmbar wie die Flechte.
Wir sind längst verbrannt,
verbrennen kann uns keiner mehr.
Wir sind bereit zu tauchen
und nicht wieder hochzukommen.
Versteck einer Mokassinschlange,
wo es keine Witterung gibt;
wir leben ohne Erben
von Spielzeugen, Sammlerstücken.
Emma Lew
19.03.2007 23:28:27
Still Waters
Well I was shacked up down in Mobile
With a girl from New York City.
She woke me up one night to tell me
That we weren't alone.
She said she saw the ghost
Of a woman staring at me.
I told her not to worry,
But in the morning when I woke up, she was gone.
So I headed on to Florida where
I tangled with some sailors.
And as I lay bloody on the wharf,
I cursed the ship they sailed on.
Wouldn't you know, twenty four hours later
That ship sank into the ocean
Disappearing like an unwanted memory
Beneath the waves.
I guess it's 'cause still waters run,
Run deep in me
'Cause I got this crazy way …
Crazy way I'm swimming in still waters.
And I was woke up just before dawn
By an old man crying in the rain.
He was drunk and he was lonely
And as he passed by he sang a hymn.
And as I lay there listening,
Well I almost joined him in that song …
But instead I just held my peace,
And waited 'till that old man moved along.
Then later on that day about
A quarter mile out of town,
I found his body hanging in
A grove of pines, swaying in the wind.
And as he swang that rope sang another hymn
To Jesus,
And this time though I don't know why,
I somehow felt inclined to sing along.
I guess it's 'cause still waters run,
Run deep in me
'Cause I got this crazy way …
Crazy way I'm swimming in still waters.
Yes and there are projects for the dead
And there are projects for the living …
Thought I must confess sometimes
I get confused by that distinction …
And I just throw myself into the arms
Of that which would betray me.
I guess to see how far Providence
Will stoop down just to save me.
And it's all because still waters run,
Run deep in me …
'Cause I've got this crazy way …
Crazy way I'm swimming in still waters.
Jim White
12.03.2007 11:19:13
Gestern, heute, morgen
Plötzlich sah ich
zwischen den Bäumen
das Jungensgesicht
meines Großvaters.
Wir gingen nach Haus,
die Hände müde von den
schweren Maronenkörben.
Mir schwebte die Zeit
als Schrift vor, die sich
mit den Muskeln schrieb.
Im Garten lag unterm Laub
das Gerümpel des Jahrhunderts.
Mein Großvater der Fahrer
eines Offizierskübels,
Udine, gespielte Schlägerei,
und die Patronin trieb den Spaten
in Kürbisse aus Butter.
Durch den Hohlweg
flatterten Fahnen von Licht,
Septemberverführung.
Strahl um Strahl
rückte die Sonne ans Haus.
Ich dachte, sie könnte ein Hinweis sein,
und dass ich den Uhrzeigersinn gäbe.
Draußen ersannen Maulwürfe
ein neues Gras. Es stand auf
und war grün. Schwalben
schossen durch die Bäume,
vergilbende Blitze und
plötzlich Gesicht.
09.03.2007 20:18:13
Er verschwand einfach … wie eine Faust, wenn man die Hand aufmacht. Dashiell Hammett
01.03.2007 13:33:24
Wut
Es bleibt wenig
Raum
für Gesicht,
von Brille,
Bart
gut versteckt,
großer
weiser
Schleicher
an der Wand längs,
im Hemd,
ein Witz,
und flüstert,
wispert
die Wut, Wut
ist, was ich –
Creeley –
will, was
ich mir
versage, bloß
von mir
zu geben
vermag in der Welt.
Wüten Sie wohl,
Mr. Creeley,
Sie sind tot,
ich lebe,
versuche
zu fühlen, wo
sie ist,
und Möwen schreien,
bestimmen
die Ferne
von mir, hier,
zu ihr,
wer weiß wo.
Der April braucht
den Zorn nicht,
die Liebe braucht
Zorn nicht,
keine Stille,
Einsicht, Paarung,
nur die Möwen,
die nichts vergeben,
und das Meer,
Wut in Wellen,
rollt die Wellen,
Wellen, Wellen.
27.02.2007 23:16:16
Wasser
Wasser ist Fühlen,
der rieselnde Rausch,
wo Reichtum heißt
Verluste weit und breit.
Weiter, weiter, 75 Prozent,
du große Liebe der Trockenheit,
Wasser ahnen und glauben und
wissen in allem den Mund,
sie fluten ein Bergwerk,
tränen und regnen,
damit du nachts
Brücken verstehst,
wo niemand jemandem
begegnen, in hohem Bogen
bloß hinunter
fallen will
und fällt.
*
Wo bleiben die Aale, Hendrik?
23.02.2007 14:23:49
"We must love one another, or die", schrieb W.H. Auden, der heute 100 Jahre alt geworden wäre, in seinem Gedicht zum Kriegsausbruch 1939. Später strich er die Strophe mit diesem Vers, noch später nahm er sie wieder auf, allerdings mit einem veränderten Wort: "We must love one another, and die".
21.02.2007 13:37:40
„Alle Menschen sind sterblich: aber für jeden Menschen ist sein Tod ein Unfall und, selbst wenn er sich seiner bewusst ist und sich mit ihm abfindet, ein unverschuldeter Gewaltakt.“ Simone de Beauvoir
20.02.2007 22:47:05
Märchen
In den Schnee gescheucht
den dritten Winter,
ich hab das Schlafen neu gelernt,
freundlich wie Wasser zu sein.
In den Baum gerammt
stand ein Einhorn
bei Blaulicht im möblierten Zimmer.
Sein Wald war nur noch Märchen.
Da tanzten weiße Mücken,
Füchse krochen zu mir,
schnappten auf dem Kissen
nach meiner Kehle Leere und Groll.
So kam es, dass ich einschlief
mit niemandem und niemand
aufgewacht ist neben mir: Morgen,
neuer Tag. Die Häuser hatten Augen.
20.02.2007 16:38:52
Schnee und Gold
Derart, immer der Armee hinterdrein, zog unsere Truppe.
Ich entband auf der Straße, und die Nacht nagelte die große Stadt an die Erde.
Ich sah die Seuche sich anpirschen wie ein Fremder, dessen Sprache ich nicht verstand.
Meine Scheuerwunden waren bedeckt, meine Taschentücher gesäumt.
Dem Herzen und seinem Murmeln zu lauschen ist ein und dasselbe.
Eine fremde Frau kam mich begutachten und sagte, sie sei die Gattin meines Geliebten.
Es herrschte das Zwielicht, "die graue Stunde", wo Trauernde verloren gehen und dem falschen Sarg folgen.
Wir liefen ein Stück zusammen, und unsere Unterhaltung brannte wie Achat.
Ich weiß, es heißt man soll gut von den Toten reden oder überhaupt nicht.
Der Winter kam mit einem Sprung wie der Wolf.
Ich verlor ein Augenlicht, denn es gab beängstigende Szenen, die ich nicht sehen wollte.
Aber selbst da bewies ich Talent für die edlen Tugenden blinden Vertrauens.
Ein behender Akrobat warf seine Planke über den Graben.
Jetzt wanderte der Wein von Mund zu Mund.
Das Gesicht des Wachtpostens wurde finster, und er weinte, als meine Finger den Saiten Leben einhauchten.
Da bezahlten die jungen Männer mit ihren wunderschönen Francs.
Die Wagen rollten hinaus in den Osten wie ein Riss in den Wolken.
Natürlich sang ich, wie ein eisüberzogener Stamm.
Wir strichen zwanglos durch das schwarze Land,
den Mund so voller Brot, als wären wir Möwen.
Was war ich neben der Stärke meines Schattens?
Ich kletterte auf die Züge und warf Kohle hinunter.
Wind wehte und verschmolz mit mir, meiner Kindheit, meinem Leben, Leidenschaften und Verletzungen.
Auch wenn sie nicht aus Gold waren, die Anhänger glitzerten.
Ich frage mich oft, wie unter einem Himmel lebt, wer keine Reue kennt.
So eine Art Tatjana war aus mir geworden.
Soll mein Vater so viele barsche und idiotische Dinge sagen, wie er möchte,
die Haut auf meiner Hand, sie war wie feiner Schnee.
Emma Lew
*
Willkommen, Rebecca.
05.02.2007 14:45:04
Himmel
Viele gehen verloren, aber
ein Vogel wird der Vater sein
unter den zehn Wildgänsen.
Ihr V fliegt früh nach Süden,
am Abend kommt es zurück.
Zweiter Schwarm, kann sein.
Vielleicht sind es dieselben!
Eine Schneewand vielleicht
hat den Himmel blockiert.
28.01.2007 23:36:56
Verloren, gerettet
It is possible, possible, possible.
It must be possible. Wallace Stevens
Irgendwann wird sie kommen
und mich retten, irgendwann
an einem Regennachmittag
in der sinnreichen Apotheke
werde ich alles zertrümmern,
und kein Mittel wird mir helfen,
nur eine Geste des Vergebens.
Wer immer aus warmer Hand
sie zaubern wird irgendwann
an einem Regennachmittag in
einer zertrümmerten Apotheke,
ich will ihn retten, retten, wenn
kein Kummer bleibt, nur Lieder,
keine Vergebung, nur die Geste.
26.01.2007 20:38:26
Laternenlied
viele Kinderaugen fragen
es ist kalt in den Novembertagen
im Zug Laternen durch den Nebel gleiten
und ganz da vorne sehe ich ihn reiten
bleib ich stehn und mir wird klar
wer ich selber einmal war
ist an der Zeit mit jenen so zu teilen
die all die Jahre tapfer bei ihm weilen
verneigt vor Kreuzen und vor seinen Damen
ihr wisst es schon – wir nennen keine Namen
zieht er sein Schwert am Mikrofon
und er zerteilt sein Maillot Jaune
Boxhamsters
17.01.2007 10:11:06
Kastanien
Warum so aufgelöst, im Dunkeln, nachts,
im Nieseln an Fleeten lang gehe ich heim,
die ganze Stadt schläft über den Bäumen,
Kastanien, auf jedes Brett vor die Bücher
hat meine Tochter eine Kastanie gelegt,
das letzte Spiel, ehe es zurückging heim.
Te estraño, kleiner Sticker, dir Fremdem,
im Eingang zu Guadalajaras Kathedrale
legte ihn mir ein Mädchen auf die Hand,
es hatte die braunen Augen von Sonia,
auf dem Platz rauschten die Kastanien
im letzten Licht, so aufgelöst, warum.
14.01.2007 20:25:00
Passage
Papa mag seine Wanderungen beendet haben
Mein Land ist diese kleine Ebene zwischen Regen und Wind
Hinter den Krakeleien ist ein Brennen
Kleine Städte, sauber, mit einer Kirche
Schmiermond, die Ernte verkümmert
Schließlich komme ich auf die Welt
Die Feuer lodernd in unzähligen Fenstern
Die Bewegungen gut im Griff gehaltener Pferde
Die vielen Züge, die ich genommen habe
Um ersäuft zu werden in Lumpen wie diesen
Kein Haus, bloß einen Schlüssel hat er
Den furchtbaren tief eingekerbten Kummer
In der sich eingrabenden Vollkommenheit der Nacht
Da scheint kein Tier wie der Wind
Die menschliche Härte eines Juwels
Der Schimmer und Schatten der Haut
Blinde Echos von uns in Stein
Wann halte ich alles das in meinen Händen?