:-: In diesen Minuten notiere ich, aber ich atme nicht ein Gramm Luft während ich schreibe, obwohl der Affe, der gerade eben noch auf dem Tisch vor mir Platz genommen und zunächst meine Schreibmaschine, dann mein Gesicht mit seiner haarigen Hand untersuchte, längst wieder in der Dunkelheit verschwunden ist. - - - Der Eindruck, dass er nicht weit entfernt auf einem Ast sitzen könnte und zu mir hinunterschauen. - - - Die Vorstellung, wie er gerade seine rechte Hand, die mich behutsam berührte, mit Nase und Zunge besucht, um mein Wesen zu erkennen. - - - Nie zuvor ist mir ein Affe so nahe gekommen, nein, ich sollte sagen, dieser Affe, dieser nächtliche Affe, war überhaupt der erste Affe meines Lebens, das erste Affenwesen, von dem ich nicht nur betrachtet, sondern vielmehr berührt, ja verwirklicht wurde. - - - - Noch immer stockdunkel jenseits des Schreibschirmlichts. - - - Vielleicht, ehe ich bald vom Stuhl fallen werde, könnte ich etwas Luft holen. - 3. Mai 2007 1.25
10.05.2007 06:21:13
4 Uhr 02 Minuten 18 Sekunden
55 : 4 Uhr 02 Minuten 18 Sekunden :-: Habe eine feine Beobachtung gemacht. - Ich habe bemerkt, dass sich die Zeit rückwärts nur in kleinen Sprüngen einnehmen lässt. - Die Zeit mag sich nicht spulen. - - Ich springe zurück und komme an und sofort fließe ich vorwärts weiter. - - - Vor einer Stunde habe ich geschlafen, aber in der nächsten Gedankensekunde war ich schon wach. – - - Warum schließe ich die Augen, obwohl fast Dunkel ist? – - - Warum nur schließe ich die Augen, wann immer ich die Zeit besuche? - - - - Bin wieder viel zu schnell geworden. - - - - Sollte etwas kurbeln, ruhig und gelassen, und unter Bäumen nach den Panthern lauschen. - 15. Mai 2007 3.15
15.05.2007 06:36:50
...
~ : Janet Mills
to : Mister God
subject : awakening
date : aug 07 10 0.18 p.m.
Lieber Mister, deshalb, wieder, spreche ich zu Ihnen in den Himmel. Ich spreche diesen kleinen, sehr kleinen Brief denke ich, weil ich seit nun beinahe fünf Jahren immerzu schlafe und immerzu dieselben weißen Träume habe, und meine Beine, wie ich höre, schon sehr dünn geworden sind, und meine Augen immer geschlossen, damit sie nicht trocken werden, liegen sie zugedeckt Tag und Nacht, weil ich versuche, Tag und Nacht vergeblich sie zu öffnen, habe ich meine Augen geschlossen, weil sie nicht wirklich aufgehen, wenn ich sage, dass ich wach werden will und dass ich mich aufsetzen möchte nach diesen langen Zeiten unter schweren Kissen. Lieber Mister, hören Sie zu, meine Arme, meine Arme, so dünn, dass ich nicht weiß, sondern nur denke, dass ich Arme noch habe, und wo doch vielleicht auch meine Hände sind, und dieser Mund, den ich höre, aber nur ich in meinem Kopf, der Mund in meinem Kopf so müde, so müde, Mister, so müde vom Sprechen mit dieser seltsamen Stille. Es ist, lieber Mister, es ist genug! Ihre Janet
14.08.2007 14:55:27
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Sind vielleicht Sammler, die nicht existierende Dinge sammeln, Erfinder?
20.08.2007 15:08:34
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FIBRILLEN. Einmal, unlängst, habe ich mir vorgenommen, ein paar Bücher auswendig zu lernen. Wort für Wort. Vom Ersten zum Letzten. Sagen wir für Tage, da die Sonne nicht aufgehen will und der Strom ausfällt. Oder um einen Menschen, der vielleicht traurig und müde geworden ist, wieder entzünden zu können. Fangen wir also an. Vilem Flusser. Die Geste des Schreibens : „ES HANDELT SICH DARUM, ein Material auf eine Oberfläche zu bringen ( zum Beispiel Kreide auf eine schwarze Tafel ), um Formen zu konstruieren ( zum Beispiel Buchstaben ). Also anscheinend um eine konstruktive Geste: Konstruktion = Verbindung unterschiedlicher Strukturen ( zum Beispiel Kreide und Tafel ), um eine neue Struktur zu formen ( Buchstaben ). Doch das ist ein Irrtum. Schreiben heißt nicht, Material auf eine Oberfläche zu bringen, sondern an einer Oberfläche zu kratzen, und das griechische Wort < graphein > beweist das. Der Schein trügt in diesem Fall. Vor einigen tausend Jahren hat man damit begonnen, die Oberflächen mesopotamischer Ziegel mit zugespitzten Stäben einzuritzen, und das ist der Tradition zufolge der Ursprung der Schrift. Es ging darum, Löcher zu machen, die Oberfläche zu durchdringen, und das ist immer noch der Fall. Schreiben heißt immer noch, Inskriptionen zu machen. Es handelt sich nicht um eine konstruktive, sondern um eine eindringende, eindringliche Geste.“
31.08.2007 18:14:07
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ZWEI UHR FÜNFZEHN. Existiert vielleicht eine Maschine, die zählen kann, wie viele Wörter von einem Menschen während seines Lebens ausgesprochen werden? - Wie viele Wörter habe ich in meinem Leben zur Sprache gebracht, wie viele Wörter habe ich geschrieben und wie viele Wörter habe ich gedacht?
07.09.2007 16:26:12
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Ein Rabbiner, der einen Hut trug, wurde in der Nähe meiner Frankfurter Wohnung, auf dem Heimweg von der Synagoge, durch einen Messerstich schwer verletzt. Ich lese, der Täter habe arabische Sprache gesprochen. Ich lese, wie zur Beruhigung in Zeitungen notiert, die Tat sei spontan, kein gezielter Anschlag, das Zusammentreffen des Täters, des Opfers, zufällig gewesen. Ein Geschehen, sagen wir, aus dem Alltag heraus.
09.09.2007 09:21:51
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Ist es sinnvoll, davon zu sprechen, dass ich Beckett oder Krapp bei ihrer Arbeit in meinem Gehirn beobachte, wenn ich DAS LETZTE BAND lese? Oder beobachten sie mich?
13.09.2007 18:27:04
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Einmal eine Gebärde erfinden, die das Wort Hibiscilli vollständig enthält. Eine Geste der Freude, eine Berührung der Luft.
19.09.2007 07:15:03
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BEOBACHTUNG. Wespe, 1 Zentimeter, stürzt sich auf Libelle, 12 Zentimeter, reißt Insektenvogel aus der Luft zu Boden, 0,5 Sekunden, tranchiert Kopf vom Rumpf, 20 Sekunden. Abtransport des schönen Schillerschädels unverzüglich, als wär man nur an Gehirnen interessiert, oder an Augen, oder Trophäen.
20.09.2007 17:53:49
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EIN UHR FÜNFUNDZWANZIG. Das Licht meiner Schreibtischlampe. Das Licht meiner Uhren. Das Licht, das vom Bildschirm kommt. Das Diodenlicht meiner Musikmaschinen. Der Lichtnebel der Stadt unter den Wolken. Das menschliche Licht wird überhaupt erst sichtbar, sobald Dunkel geworden ist. - Ich sollte einmal für eine Nachtzeit versuchen, mich so langsam wie möglich zu bewegen, um einer Person nachzuspüren, die sich unter Wasser oder im Weltraum befindet. Auch sprechen so langsam wie möglich. Und schreiben. Und sehr langsam denken. Alles genau so langsam, dass ich beinahe einschlafen möchte. - Flüchtende Explorationen.
22.09.2007 06:01:11
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MATHEMATIK. Wie sollte ein Wesen gestaltet sein, von dem niemand sagen könnte, ob es sich tatsächlich um einen Käfer oder doch eher um eine Schnecke handelte? Wo genau ist die Mitte zwischen Käfer und Schnecke zu finden? Existieren Formeln für diese denkbare Mitte, Parameter, um typische Merkmale der einen oder der anderen Art in ihrem Wirken zu gewichten? Wie schwer wiegt in einer Rechnung das Vorkommen eines Schneckenhauses? Ist nicht vielleicht ein Käfer, dessen geschlossene Panzerung die Form eines Schneckenhauses nachempfindet, bereits als eine Schnecke anzusehen, die gerade noch misslungen ist? Dürfen Schnecken fliegen? 7.25 MESZ. Ein Uhr fünfundzwanzig in Burma. Mittag.
27.09.2007 18:54:18
CHINA
Im Winter nach Berlin, immer im Winter, immer nachts, im Westen ein langsam fahrender Zug hinter Bebra. Dann Grenze. Ein Posten. Türme. Metall. Und Licht. Gelbes Licht, demoliertes Licht. Und Hunde, jawohl, Hunde. Dann Osten. Von Stadt zu Stadt durchs unbekannte Land. Auf Bahnsteigen : Volkspolizei, Rücken zum Zug, Wachen, oder so etwas, in den Abteilen mit Stempel, mal freundlich, mal finster, mal kühl. Dann wieder Grenze. Warten. Rangieren. Demoliertes Licht. Irgendjemand schlägt von unten her mit Metall gegen den Boden des Zuges. Hunde. Dann Westen. Herrn in Zivil, Staatsschutz, von Abteil zu Abteil. Dann Zoo.
Wenn man so, immer nachts, reist, kaum Kenntnis vom Land, durch das man kommt, sagt man, das riecht hier anders, das riecht hier nach Kohle. Man steht an einem Fenster in diesem Zug, der wartet in Halle. Es ist gegen fünf in der Früh und man weiß, man darf nicht aussteigen, man weiß, die Anderen auf den Bahnsteigen jenseits der Posten, jenseits der Geleise, dürfen nicht einsteigen, man weiß, Schüsse könnten fallen. Die da draußen herumstehen, die aus dem Mund dampfen, die von der Morgenschicht in Halle, wissen das besser, als die, die im Zug stehen und mit Westaugen einen Kontakt suchen für Sekunden. Schüsse könnten fallen, jawohl, Schüsse. Und deutsche Sprache, - Halt! Stehen bleiben!
Ich erinnere mich an eine Textpassage. Malcolm Lowry an Bord des Schlachtkreuzers, H.M.S.Proteus. Man liegt vor chinesischer Küste, man spielt Cricket an Deck. Nicht weit, jenseits des Wassers an Land, war ein schrecklicher Krieg im Gange. „Dum! Dum! Dum!, aber die ganze Sache fegte über unsere Köpfe hinweg, ohne uns zu berühren.“ - „Sie können sagen, dass ich dem Mann gleiche, von dem sie vielleicht gelesen haben, der sein Leben auf einem Schiff verbrachte, das regelmäßig zwischen Liverpool und Lissabon hin - und herfuhr, und bei seiner Entlassung über Lissabon nur sagen konnte : die Straßenbahnen fahren dort schneller als in Liverpool.“
Ich erinnere mich an eine Notiz des russischen Dichters Wenedikt Jerofejew : „Alle sagen, - der Kreml, der Kreml. Alle haben mir von ihm erzählt, aber selbst habe ich ihn kein einziges Mal gesehen. Wie viele Male schon habe ich im Rausch oder danach mit brummendem Schädel Moskau durchquert, von Norden nach Süden, von Westen nach Osten, aufs Geratewohl, von einem Ende zum anderen, aber den Kreml habe ich kein einziges Mal gesehen.“
Einmal, wieder Winter in Berlin, Berlin-West, 1987, ein Fest. Geräumige Wohnung. Auf den Tischen Schnapsflaschen und Erdbeergläser. Man sagt, das sei so üblich, - Gäste aus dem Osten, Schnaps auf dem Tisch. Da ist ein kleiner Mann, schütteres Haar. Sitzt die Nacht über an einem der Tische, trinkt und schlägt irre Rhythmen mit Messern, mit Gabeln, auf Teller, an Gläser. Man sagt, der Mann sei gerade rübergekauft, man sagt, er habe in Bautzen II gesessen, man sagt, einmal, frostige Luft, habe man den Mann ausgezogen, man habe ihn ausgezogen und in eine Schleuse gestellt, man habe ihn dort vergessen unter freiem Himmel, dann habe man sich seiner erinnert, dann habe man ihn warm geprügelt. - Irre Rhythmen. - Hab ich also Land betreten.
03.10.2007 15:16:20
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LICHTWELLENSEGEL. Man stelle sich einmal ein Zimmer vor, ein freundliches, helles Zimmer von allerfeinster Quallenhaut, von Wasser, von Salz, von Licht. Man könnte dieses Zimmer, und alles was sich in ihm befindet, das Quallenbett, die Quallenuhr, und all die Quallenbücher und auch die Schreibmaschinen von Quallenhaut, trocknen und falten und sich 10 Gramm schwer in die Hosentasche stecken. Und dann geht man mit dem Zimmer durch die Stadt spazieren. Oder man geht kurz mal um die Ecke und setzt sich in ein Kaffeehaus und wartet. Man sitzt also ganz still und zufrieden unter einer Ventilatormaschine an einem Tisch, trinkt eine Tasse Kakao und lächelt und ist geduldig und sehr zufrieden, weil niemand weiß, dass man ein Zimmer in der Hosentasche mit sich führt, ein Zimmer, das man jederzeit auspacken und mit etwas Wasser, Salz und Licht, zur schönsten Entfaltung bringen könnte. – Null Uhr acht : Haben wir noch alle Tassen im Schrank?
13.10.2007 15:59:29
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SCHWEBEN. SPRECHEN. Seit ich gestern, gegen den Morgen zu, erfahren habe, dass Buckelwale zur Paarungszeit über eine Sprache verfügen, die einfachen menschlichen Sprachen ähnlich ist, immer wieder die Frage, was ich unter einer „einfachen menschlichen Sprache“ verstehen sollte, - die atemlose Sprache der Lust vielleicht oder die Sprache der Chaträume? - Ob eine dieser menschlichen Sprachen vielleicht geeignet wäre, sich mittels einer Prozedur der Übersetzung von Wal zu Mensch zu verständigen? Wir könnten uns vom Land und von der Tiefsee erzählen. Eine grandiose Vorstellung, auf hoher See Luft perlend vor einem Wal zu schweben und zu warten und zu wissen, dass er gleich, nach ein wenig Denkzeit, zu mir sprechen wird. Etwas also sagen oder singen, das nur für mich bestimmt ist. Vielleicht eine Frage: „Wie heißt Du, mein Freund?“ Oder: „Ich hörte von Bäumen!“ - Es ist 2 Uhr 10 und ich bin sehr gut gelaunt, weil ich etwas Lichtenberg gelesen habe. Er schreibt um das Jahr 1774 herum : „Eine Fledermaus könnte als eine nach Ovids Art verwandelte Maus angesehen werden, die, von einer unzüchtigen Maus verfolgt, die Götter um Flügel bittet, die ihr auch gewährt werden.“ – Wie aber sollte ich einem Walfreund Abu-Ghraib, Grosny, Darfur, Simbabwe, Tibet und Burma erklären, das Foltern, das Okkupieren, das offene und das heimliche Töten von Menschenhand? – Und wie den Hunger? - Und wie das Schweigen?
15.10.2007 06:28:41
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ANATOMIE DER LUFT. Eine halbe Stunde versucht, einen sechsten Finger an meine linke Hand zu denken. Und wieder spüre ich einen sechsten Finger nur dann, wenn ich einen linken und einen rechten sechsten Finger denke zur selben Zeit, wenn ich also beide Hände auf den Tisch lege und in meinem Kopf bearbeite. Eine seltsame Beobachtung. - Um das Jahr 1790 herum notiert Georg Christoph Lichtenberg folgende Sätze : „Sollte sich nicht in anderen Körpern etwas finden was unserer Phantasie, [unserem] Schöpfungsvermögen analog ist? [Wie] würde unser Gehirn aussehen, wenn wir die Veränderungen bemerken könnten, die die Gedanken in unseren Texturen hervorbringen?“ - Lichtenberg zu lesen, macht mich so glücklich wie John Coltrane mich glücklich macht, sobald ich ihn hören und spüren kann. Aber nie kann ich beide zur gleichen Zeit wahrnehmen. Der eine reist durch das Licht zu mir. Kurz darauf höre ich ihn mit meiner Stimme sprechen. Der andere kommt durch Ohren und Haut herein. Ein Schwingen jenseits der Gedanken, aber doch eine Art Sprechen, das Glück bewirkt, wie ein leuchtender Satz aus einer Entfernung von 217 Jahren jene Art von Freude entstehen lässt, die dazu führt, dass ich einmal kurz auf der Stelle in die Luft springen muss.
24.10.2007 07:51:47
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EINMAL erzählt mir ein junger Medizinmann einen merkwürdigen Traum. „Folgendes“, sagte der Mann. „Stell dir den Wartesaal eines Bahnhofes vor. Reisende sitzen dort auf hölzernen Bänken. Sie rauchen und plaudern und scherzen. Unweit einer Schaltergalerie kauern unbekleidete Zyklopen von schneeweißer Haut zu einem Kreis auf dem Boden und tauschen Herzen und Gehirne und Beine und Arme von Menschen. Auch sie rauchen und scherzen in einer Sprache, die nicht zu verstehen ist. - Da ist ein Kopf. - Mein Kopf. - Mit Haut. - Mit Haar. - So lange reichen sie ihn herum, bis jeder der Zyklopen ihn in Händen gehalten und von allen Seiten her betrachtet hat.“ An dieser Stelle machte der junge Mann eine kurze Pause. Er lächelte mich an. Dann, mit gedämpfter Stimme, erkundigte er sich, ob das nun ein Alptraum gewesen sei oder nicht. - Wolkenloser Nachthimmel mit Mond. Der Eindruck, es würde regnen. Nun wieder nachtwärts die Frage, ob nicht vielleicht kleinste Teilchen, die aus dem Kosmos kommend, die Erde und dort auf Menschen und dort auf Zellen treffen, als Zufallsgeneratoren der Schöpfung anzusehen sind? In diesem Moment schreibe ich das Wort Fledermaushai und im nächsten Moment, eine Sekunde später, trifft ein particle meine Festplatte.
09.11.2007 15:32:48
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BEOBACHTUNG. Das Wort l u r e n : ein optisches Wort, ein Zeichensatz, der in meinem Gehirn einen akustischen Eindruck erzeugt. Genau dort, zwölf Uhr dreißig, im Papierlicht unterm Papierhimmel Duft plötzlich von gebrannten Mandeln. - Warum?
14.11.2007 13:41:54
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8.15 - Raymond Queneaus Stilübungen 2005 - [ blueprint ] - Angaben : Bushaltestelle. Mittag. - Verhör : Weshalb sind Busse rot? Sind Koffer oder Rucksäcke zugelassene Transportgegenstände? Tragen Muslime Hüte? - Telegraphisch STOP Der Blick des Busfahrers in die Gesichter der Zusteigenden. STOP Der tägliche Alptraum einer Überlandfahrt Tel Aviv - Central Bus Station nach Haifa - Merkazit Hamifraz. STOP Sprengstoffe suchende Libellen, die Busbahnhöfe zu Wolken patroullieren. STOP Das vom Feuer zerstörte Gesicht einer jungen Frau. STOP Titelseite des International Herald Tribune, die den abgerissenen Arm einer Menschenperson bedeckt. STOP Letzte Sekunden. STOP Ohne Erinnerung. STOP Das Liebesgedicht einer Attentäterin in Versen. STOP
21.11.2007 11:39:14
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12.28 - Erinnert, wie ich lernte, meine Schuhe zu binden. Das war genau an jenem Tag gewesen, als ich zum ersten Mal mit einer Dampflokomotive aus der Stadt München heraus über Land fahren durfte. Irre Bewegungen meiner Kinderhände über kleinen blauen Schuhen. Der Eindruck einer Unsicherheit, die in diesem Moment, Finger für Finger, wieder zu spüren ist, als würde jede Hand über ein eigenes Gedächtnis für sich verfügen. - Vielleicht ist es sinnvoll zu sagen, dass die Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 in der Sekunde ihres Starts g e b o r e n wurden.