Im
Teletext (bei n-tv) las ich neulich: "Apple stoppt 'Babyschütteln'
– Der
Computerhersteller Apple hat den Verkauf einer umstrittenen Spiele-Software
für sein iPhone-Handy nach Protesten gestoppt. Bei dem Spiel namens
'Babyschütteln' konnten Nutzer ihr Mobiltelefon schütteln, um das Weinen
eines virtuellen Säuglings zu beenden. Nach ausreichendem Schütteln hörte
das Computerbaby auf zu weinen und zwei rote Kreuze erschienen über seinen
Augen. Ein Schütteltrauma entsteht, wenn Säuglinge oder Kleinkinder heftig
geschüttelt werden. Das kann zum Tod oder bleibenden Schäden führen".
Ich habe einmal in
einer Doku über medizinische Experimente in KZs gesehen, wie ein KZ-Arzt ein
kleines Kind "pendeln" ließ. Und mich daran erinnert, dass ein
Klavierlehrer, als ich sieben bzw. dann acht Jahre alt war, etwas Ähnliches
mit mir anstellte: (angeblich als "Lockerungsübung"): mich an den Füßen
packte und kopfunter hin und her pendelte, dass mein Kopf gegen die
Schulbank-Kanten stieß. Er hatte dabei einen Steifen in der Hose.
Zwar war ich kein
"Baby" mehr, aber trotzdem ... Ich schrie jedenfalls: "Aufhören! Bitte
aufhören!", und dieser Salzburger Sadist hörte nicht auf damit.
Bis heute bereitet es
mir Übelkeit, zu schaukeln. Und auch das Wort vom "Verschaukelt-Werden"
weckt in mir Assoziationen an jenen Missbrauch.
Wie
es der Zufall haben wollte, schlug ich gleich unmittelbar darauf, nach
langer Zeit wieder einmal, ein Buch mit Vorträgen des Anthroposophen Rudolf
Steiner auf, dessen Anhänger ich KEINESWEGS bin
–
doch manchmal finde ich darin bedenkenswerte Körner. Über die Entwicklung
des Gleichgewichtssinnes beim Kind schreibt er folgende Sätze, die voller
Einfühlung sind: "Wir sehen das Kind. Wir sehen es in seinem physischen
Leibe vor uns. Es entwickelt sich. Es ist ja das Wunderbarste, was wir sehen
können in der physischen Welt, diese Entwicklung des Kindes. Wir sehen, wie
es zuerst kriecht, wie es sich in die Gleichgewichtslage gegenüber der Welt
versetzt. Wir nehmen das Gehenlernen wahr. Es ist ungeheuer viel mit diesem
Gehenlernen verknüpft. Es ist ein ganzes Sich-Hineinbegeben in die
Gleichgewichtslage der Welt. Es ist ein wirkliches Sich-Hineinversetzen des
ganzen Kosmos in die drei Raumesrichtungen der Welt. Wie da das Kind eben
erst die richtige Gleichgewichtslage innerhalb der Welt findet, das ist das
erste Wunderbare". (Das Leben nach dem Tod und sein Zusammenhang mit der
Welt der Lebenden. Dreizehn Vorträge ausgewählt und herausgegeben von Frank
Teichmann, Stuttgart 2006, S. 108)
Steiner als Theosoph
glaubte allerdings an Wiedergeburt, an geistige Präexistenz
– ein
esoterischer Standpunkt, hinter den ich ein dickes Fragezeichen setzen
möchte. Gleichwohl zitiere ich noch die folgende Passage: "Da bekommt man
eine große Ehrfurcht vor der Welt, wenn man die Welt so betrachtet, dass man
das Kind sieht, wie es zuerst ungeschickt mit den Gliedern in aller Welt
herumfuchtelt, wie das nach und nach verständig wird. Ja, das ist die
Nachwirkung der Bewegungen, die wir als Geistwesen unter Geistwesen durch
Jahrhunderte ausgeführt haben. Es ist wirklich etwas Wunderbares, in den
einzelnen Bewegungen des Kindes, in dem Aufsuchen der Gleichgewichtslage die
irdischen Nachwirkungen der himmlischen Bewegungen, die rein geistig
ausgeführt werden als Geist unter Geistern, wieder zu sehen. So geschieht es
ja regelmäßig beim Kind. Wenn es anders geschieht, ist es etwas abnorm. Es
kann auch eintreten, aber eigentlich sollte das Kind zuerst gehen lernen,
zuerst sich ins Gleichgewicht bringen lernen und dann sprechen". (ebd., S.
109)
Man
denkt, bei Apple würden die allerintelligentesten Menschen die
Konzepte entwickeln, doch wieso verfällt man auf solch menschenverachtende
Späße? Wir leben ja nicht in einer Welt, in der es keinerlei Gewalt an
Kindern gäbe
– im Gegenteil.
Diesen Hautgout, mit dem Leiden der Wehrlosesten der Wehrlosen
– und sei es
auch nur symbolisch "zum Spaß"
– zu spielen,
betrachte ich mit entschiedenstem Dégout. Ja, ich argwöhne Kreise dahinter,
die uns allmählich wieder barbarisieren möchten, um uns so weit zu
verdummen, dass wir zu jeder Unmenschlichkeit, die uns befohlen wird, bereit
werden –
und dass wir die Unmenschlichkeiten, deren Zeugen oder deren Opfer wir
werden, als uns eingebläute "Selbstverständlichkeiten" des "Lebenskampfes"
hinnehmen statt sie zu bekämpfen. Ich vermute die Machenschaften des
militärisch-industriellen Komplexes dahinter
– und den
Übermut nihilistischer Eliten.
Lassen wir uns von
ihnen nicht weiter verschaukeln!