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© Katharina Hinsberg
(Suhrkamp)



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Oswald Egger.
Nihilum album.
Lieder und Gedichte.

Erscheint im April 2007
bei Suhrkamp.

ISBN: 3518418718

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Oswald Egger
Geboren 1963 in Lana/Südtirol. Lebt in Wien und Hombroich. 1992 Abschluss an der Universität Wien mit einer Poetik des Hermetischen ("Wort für Wort"). 1988-1998 war er Herausgeber der Zeitschrift Der Prokurist sowie der edition per procura, 1986-1995, und Das böhmische Dorf (seit 2003). Früher Veranstalter der "Kulturtage Lana", jetzt Koordinator für Literatur der Museumsinsel Hombroich. Eggers Gedichte wurden u.a. ins Französische und Amerikanische übersetzt.

Auszeichnungen (Auswahl):

Mondseer Lyrikpreis (1999). Georg-Saiko-Preis (2000). Clemens-Brentano-Preis (2000). Christine-Lavant-Förderpreis (2001). Förderpreis der Stadt Wien (2001). Fellowship Literatur der Stiftung Insel Hombroich (2002). Meraner Lyrikpreis (2002 - gemeinsam mit Sylvia Geist). Stipendium des Deutschen Literaturfonds (2003). Karl-Scuzka-Förderpreis des Südwestfunk, Baden-Baden (2004). Christian-Wagner-Preis (2006).
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Veröffentlichungen (Auswahl):

Die Erde der Rede, Gedicht (1993, Kleinheinrich). Gleich und Gleich (1995, Edition Howeg). Blaubarts Treue (1997, Edition Howeg). Juli, September, August (1997, Edition Solitude). Herde der Rede, Gedicht (1999, Suhrkamp). Nichts, das ist, Gedichte (2001, Suhrkamp). -broich, Homotopien eines Gedichts (2003, Edition Korrespondenzen). Room of Rumor, Tunings (2004). Prosa, Proserpina, Prosa (2005, Suhrkamp).
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Mündlich’n, so blau
Sieben und skythische Syzygien
zur Achilles-Insel Alba im Litoral der Donau

Dort, wo Böhmen am Meer liegt, legt die Donau ihren Namen im Meer ab – und heißt fortan Hister. Die seit Aristoteles vermutete (und vehement diskutierte) Bifurkation der Donau geht mithin in Istrien vor sich: hier teilt sich der Strom und mündet zum einen (als kleinerer Arm) ins adriatische Mittelmeer (nahe der Achilles-Stadt Aquileia), und zum anderen (als verlängerter Ärmel) in das Schwarze Meer (nahe der Pappel-weißen Insel des Achilles, Leuke oder Alba, wo Persephone bzw. Proserpina die gleichnamige Nymphe zum populus alba der Weißpappelnacht dämonisierte (die demotisch Weiße Frau am Baum), und sie gleichwohl um alles in der Welt verpflanzte (jenes Papperlapapp um Achilles Grab). – Die teils unterirdisch verlaufenden Karstflüsse Istriens haben diese Vorstellung beides, veranlaßt und unterlaufen: Der Rhein entspringt doppelzüngig (er entsteht am Ort, dem er im Wort steht, und entgeht beiden, seiner Schrift entziffert); die Donau mündet mit ihrem – Lied und Bahn – ›in‹ der Mündlichkeit, litoral (wie Augen im Fluß der Dauer, diese Jetztzeit-Werder des Diskreten im Stetigen), im Vorüber (»präter«) der Syzygien (Prater- oder Vorseh-Auen) einer fast schon skythischen Unvergangenheit und Geographie, worin Substrate – als deren Arme und Bilokation – Handlungen schon vor Verursachung ineinander übergingend und inseln (unvordenklich sich-in-sich), so blau, so – instantan: einem vorgehend (wie sonst niemand), indem sie das Andere ereignen, sobald sie das Nicht-Andere tun, genauer, da Achilles ruht, fließt alles.

1
Als ich über Tümpeln (vom zugeschirrten Paddel-Wald, Istern, so büschelig verzweigt) zu Kolkhorst kaum vordrang, mußte ich Wat-lang staks passierte Siele (undurch’-hiebtes Schilf) verqueren, Kälte und Schatten; über Hüllen mündelte Gebirge wie Zellfaschinen (nicht, daß eine leere Welt in Wirklichkeit verschwimmt), Rollstaub-Hauben (und die glimm-Lichtschnur gedörrten Lohdern) zog ich und einen Fäd’selpelz, zwirnte die Quastenfrucht-Kapseln über die Zupfspur (Huzeln) und stieg auf den Ist-Schlitten (einer Sitzholzkiste, schließlich). Ich flößte verirrt, in meinem Fußsack besteckt, zu Sieben (diese kipp-Triebe trieb’-ten), ruderte (»verhexte« quasi) Trensen (und Ring-Ösen unbeweglich – ich) verbissen in die Riemen. Die Segel schnitten und verschlitzten wimperig den Himmel über Buchtsplitt, und die Fladen Ruder Spanten (rührten den) Graupelkoch zu Leck. Ich kenterte in Regen, verunsank’t am Glas-Wasser (plötzlich) schwimmb’lende Schlingalgen, fast golden schlüpft die Brut der Kugel falbmond in Morast und Fasern, Büffel’n, die Hufblatt’schten, Zirpdrüsen Tropf’ ten Sporen wie ob olivgrüne Lichter auf die Eßbux-Stämme, den Gräsersee allmende, sie (insick’ten), malten alle-balgten Schrittschatten stahlblau und keimgrün (dünn) über die Eishaut, mitten im fast Glutsee (auf flacher Inselhand, stimmen): Lehmflach hunderte Zwergwels-Stelzsäbelschnäpper und Saugflocken eingekauzt. Der ganze Frostwald (von vertrockneten Schlammfetzen verkleistert) war von der Traglast Sahlweide niedergedrückt, in Schichten auf übereinanderhängenden Borsten und Ästen (Haar-Garben) verbüschelt. Ich schritt (über Rain) die Unfelder ab und zog mit wringenden Händen den Sumpf- und Brutkahn zu erloschenden Ufern (mit unzählig kleinen Stichhalmkrustenkämmen im üppigten Stich. Kein Schnee lag über der Erde: Salzblumen überdeckten die Schlämmwannen; ihre Ähren blitzten mit sirrenden Perl-Kristallen, und ich erinnere mich nicht mehr, wie sehr ich zurückgefunden habe.
 

2
Bis zur Stunde ist die salzige Binnensee noch mit den falbglast-Wassermassen der Zuflüsse verunmengter Schmelz, dann klart sie (zu klammem Blau) jenem, in Pfriemform-Blüten welk (aus tümpfeligen Pfützchen), dem erst Steppland-lachen Bruchwald Röhrichte sich, allmählich zuvermeerte, so Schärwasserlieschflächen (Froschbiß’zien ganze Inseln verschwimmender Salvinien). Ich habe Dünglehm gestochen, eingefeuchtet und mit Stroh-Nachtschatten Halmgarb Flügelraup’ verrührt (und den aus Öltuch versiegelten Sack in die Barke geworfen). Die Sandbarre ist von randhohen Disteln und (»dornicht«) bezehrenden, losen Nestern der Wegwespen grauweißgeringelt und verwabert, und Brutnattern (zitterten im Wind); aus Ziehbrei fertigte ich in Modelholzwannen Ziegel aus Eis‘ter Viskose (und Wolfsmilchlatwergen Schwärmern), die in der Sonne verborkten Boots-Schwämme (span’ten). Ohne Zweifel – ein Triel strich’t ab und verlandete (und t’sick‘t) mit Takterschrecktem Flatterruf, ich steuerte inzwischen Ton und Glocke (und Vertoonung) durchs verdammte Land, doch das Ausbooten deichte heftig dem umschlack’ten, von dichtestem Glasalgenflor rundummuldeten Steilstrand das gestapfte Grab (verbrandet). Ich war in der Flut-Tat von Ungestaltfelsen um die wie Lagune begünstigt, ankerte in Lak’t-trüber Wässerung (T’ucht-Faschinen der Länd) und fuhr auf Frostjollen ans Watland. Das steinerne Meer war ungelände steinig und kam karg: neben Untiefen toten Flüssen (in Erosionstälern unzerfurchten Hängen) stieg ich dem dichten Dürre-Berg entgegen (und verdickte in Glutluft). Hoch hob sich der Horstbrocken vom Eiland, das wohl Inseln mit variskischem Untergrund versickert, aber ablag, daß das bloße Auge den facettierten Seehöhen-Horizont mit Rundwimpern maß. Kalzedonischer Permquarz aus karmingrauer Rötelbreccie und klunc in Buchten rieseln fallendere Konglomerate. Die Steinschmätzer flögen vor mir auf, als Lebensraum.
 

3
Die Insel hieß Leukó und will ein Heiligtum (»Achilles«) überbergen. Das Eiland ist (»Istern«) mit Schwarzerde und Wäldern ockergelber Blaß-Pappeln bedeckt (und Ulmen), schroffste Klafter über’m Spiegelmeer erhaben unter zerklüftet felsigem Gestade (mit Böschungsschraffen), Anlandplätze ›gibt es‹ am Westufer (mit vier Fuß Tiefe), an der Ostseite (zwei Fuß Tiefe) und einen von Süden her (wo die Untiefe drei Fuß betrug). Zerspell’zt um die Insel schlangen Felszacken ein und schnapp’ten ragte Rogelrollblöcke aus dem Brandmeer von Felsen, durch welche ich vom Landen (mit Ruderstaken), vorvorsichtig manövrieren mußte. Wie Augentiere – ihr Wort liegt in der Hand (und wiegt anders). Und der Meergrund istert mit Muscheln besetzt, die Schärwindwellen drüber kräuselten Chonchylien und -linien. So hohe Speltgräser bedeckten den Unteil der Insel; – da brannten weder Baum noch Busch die Augen: auf der Hutweide in Hängländern und Leiten flogen zu Glut Motten (die verpuppten Schwärmer) gegen Juni. Eine fast Gansgroß hornfüßige Silbermöve in oscillae, ein Wälzrädertier in Inseln vorüberstreichender Strömung – wie Schlitzinsekten sind-ist die Facetten (die veraschten) in Zufluren flugfähiger Trugsamen. Wie diese Korbdoldenblütler glandern, Karstgrashalme, so ruderal-tatarischen Melden, die Käspappel Hirtentäschelten Körr’bel und Hirsreisbinsen wie Kamillen (die einzig grünen)(und übrigen) Trespen der Achillea, Riedflechten und Ißkrautgräser und Treßpolstertrostkissen bötelten das Mooshorst dörr versengte, Ungespenstern der Sandgrassteppen. Aus Weide fast filpt das vereiste Nistgeäst mit Brutzurufen vom Wiedehopf. Fünf, sechs Dunen knäueln sich aus morschtem Olbholz, vergeblich flocht ich aus Ginster Schilf-Fischzäune und Fallen, die latz’ten Netze und Fell-Reussen Anlitz’en an langen und verspielt verdrehten, so Schritt-verliebten Schnüren.
 

4
Vom Meer sprüht in schrägen Häng-Strähnen Wasser aus den Fog-Schwaden Wolken und über die Hügelbögen der Insel. Das Wasser der Siele übertritt die schilflosen Ufer, und die Marschwege mürbten grundlos, dann legte sich das Wetter. Infolge werde ich (nach Jahr und Tagen) Trassengrasgarben beides, nennen, binden und erinnern, am
kommenden dann (und nächsten) will ich diese Unzahl Stengel ihrer ährendürren Spatelkappen Blüten, wie ihre geschnäbelten Knötchen (pflücken und verdisteln). Ich scheuche Lichtfalter von Sträuchern und klopfte sie zu Sporen, die Weiden Eichten (Rüsterbüschte) Einmauern, Blattpappeln und Planken, und Ast-quast Nessel-tausend Knollen(Schlehen) Wellen und Gehänge, auf Kapselschlitzschiffchen überwebend und Meersalbei (und Wermut) (mit schwimmenden wif’t-Puppen, Urnwannen und Dolden und Trüffelfrüchten) sickerte Gisch’schlick zwischen Solbruch und flak’gt Vertiefungen der Schollen. Das meiste Gestein ist von Fladenroter Farbe, an einzelnen Kieseln fand ich Falbkristalle mit wenigen, sehr feinen Kalk- und Marmoradern; Hornmergelblende und Quarzgeschiebe (rostgrau). Am Brutplatz der Mantelmöven (ihr Gefieder ist blak’tweiß, mit Nacken in blaugrauen Farben) grimmelten Schlangen, eine Unmenge von gelackten Rußfuseln im Schiefer, diese (Würfelnattern zu gekielten Schuppen) unwegsamen Küstenschlucht-klammen Hänge mit abschlüpfrigen Klipptalgtälern inzwischen Schotterklüften grobrot gesprenkelter Salwandfelsen (erinnerten an Istrien) die Steineier der Möven austrinkt und Jagd auf deren Brut macht: ihr Geschrei glich schallendem Gelächter (mit jenen abgesetzten Tönen) der Kinder. Es hieß, daß Schlangen an der Küste ins Wasser gingen und fischfangend untertauchten. Ich habe die Insel in einem Tschaïken-Kahn umschifft und sah keine Wirbel nattern (aber diese Strudel zwischen Sand und Brack). Auch von Wasserfossilien war in dem Kalkschlick keine Spur.


5
Funde, Scherben von Vasen, Schalen etc. habe ich nicht gemacht; was da war, muß gescharrt (und verschafft) sein. Ich fand nur zwischen Felshängen im Geröll die Steinbrech-Draperien ihrer Weißpappelnacht (zu Schluch’z, mit Urnen, ungefüllt aus blanker Minze, Amaranth) mit Schmetterlingen kahler Hangalm und Distelfalter (Kohlweißlinge, ein-zwei Eulchen, geflogene Zünsler); emmern kleine Grasameisen
und flugunfähige Raupen-Fellwänste oder, Junigrün, wie Florgoldfliegen fast Fühlchen- und Rüsselfüßler verkümmerter Löcher in Asseln: eine biß mir (mit ihren Sichel-Kiefern) ihr Gift in den Finger, daß Arm und Handrücken binnen einer Stunde wulstdick aufschwollen blauen und bald nachher diese Drüsen Hautkissen und Haare schmerzten; erst zwei Tage später ließen die Borsten Sporen. Ich baute die Treillage auf, und, sowie ich im Zelt sitzte, schwätzen die Geschwader (und waten). Ich verblüffe, und es singt und surrt in den Drähten der Festzeltplane, dann calmt die Schar und stelzt zu ihren Brutplätzen (und das Zelt interessiert sie nicht). Jetzt frischt Wind auf und rüttelt am Zeltgestell, die Uferläufer krallen sich geduckt auf ihre Nestmulden, die Kolonie verstummt. Es heißt, am 20. Jänner 1888 flockt eine Herde Trappen auf der Insel nieder, auf welche Jagd gemacht wird (mit der Flinte oder, wie Schlangen, mit Schlagstangen): die Trappen waren infolge heftiger Fröste am ganzen Gefieder mit Eisschichten bedeckt, die am Rumpf in förmlichen Zapfen herunterhingen. Sie sollen, heißt es, schreckhaft abgemagert gewesen sein und kaum mehr fähig zu fliegen. Und unter Eis-Steinen hausten sie als Gespinste in Firnhöhlen grauflaumhaariger Schneespinnen; davor Affodilllilien wachsen und wiegten sich zu Sommern, ein dichtes Flechtdach verlaubte, Schatten wie Kopftücher oft auf Kartoffeln, und die Fellmützen auf den Zaunhanghauben inzwischen Schilf und – Lieschgras – immer Wind.
 

6
Die Aussicht kilbt über – vorausgesetzt, das Wetter ist schön (und die Luft durchsichtig). Mein schwarzes ganzes Meer (ist zugefroren) – eine Dickeisdecke, die sich vom Tuffstrand in die See vorschob (und schiebt noch) – verbirgt sich unter dem Schneefilz. Weit hinter Riß-Barren Schollen, in die sich Eisvielflache gliedern (und lösten), liegt ungrund verschimmert offener Grubenkies, und von unfern leuchten die so bauschten quasi, Steinweiß-Bögen überragender – Karpaten? Was dem Gesicht dort wie dort als verschwommene Linie tüchelt, ist Festlandküste, die Auge-an-Auge (»diese drei«) Münder der Ister zeigt, wodurch ihr Strom ins Vormeer brack’t. Ausgedehnte Ösen- und Treibeisfelder tschupp’ten langsaum vor zu Böen nach Erstrecktem (sie sprudelten und rieseln). Und die Rauchlinien, die zerfärbten outremer (morbleu), auf hie und da voranstakende Ruck-Tucker überteilt, und trudelten (von schmauchten Fährbooten) zu, oder es sind cabotage Tiefseeschiffe, die von den Flöß-Häfen holzten, so Segeljollen mit zagen Unseil-Masern ja, aber takelage befrachtet (und mit Früchten). Brrr, eisig fegten Kehrwinde (wie Wirbeltiere tromben) über See und Strand, ließen den Schnee stäuben und werften das Meer zu Bucht (und verpulverten Spülsaumlinien). An den Packeiskanten brandete das Wasser und vermochte doch nicht, dessen Decke aufzubrechen. Nach Weile stöbern blinde (und glimmende) Schwebschneebienen (und versteinerten) in Schwärmen, schmolzen und vertropften zu Schotter (bleiern grauer Schatten). Nur Lößschollen so Blöcke, die verbrockten untertunkt, sie Feldern. Dort hokken ungeheure Mantelmöven mit schiefendem Gefieder und Kopfmasken und lachen (die Kapuz’ten) Kobolde über alle Molen und verkrallten sich massiv zu Fratzen (mit Händchen und Fühlrüsselfüßchen, wie Virgeln). – Ich verrindete in birkweißen Pappeln, stand mit Achilles (und vor allem) Alberbrossen am Ufer des – es heißt so – Ungewässer des Vergessens (und die Erinnerung isterte den Teich).


7
So Unrat-bunt die Conchylie zwischen den Kieseln auch aussieht, den Fersen behagen die Spitz-Kalksplitter nicht. Ich zähle fünfzehn zertretenste Schlangengelege, Eier von Ringel-, Sprenkel- und Würfelnattern, die Schalen lagen verwüstet (umverstreut) im Areal. Von der einen Seite der Insel bis gegen deren Mitte (und zur Bucht hin), Bausch und Bogen zueinander, Mauerreste, Schutthaufen. Aber mein Interesse galt besonders den Bienenfresservögeln und Blauracken
– und den Speiballen der Nestlinge und Biester: sie brüten am Nord-und Südufer in Steilwänden schroffer Lehmtäler, in Erosionskolkinseln (der Ister). Auch erste Streifzüge am kommenden Tag enttäuschten: so schön, wie ich das Elysium in Erinnerung hatte, ist es nicht, es ist – Istrien – auf dem Karstkalk völlig ausgedörrt. Und Trugspiele und Windhimmel klafften mir aus dem Meer entgegen, dessen Leuchtfläche ich Flut-durchquerte (schon seit Tagen stand ich am Bug). Mein Atem (ist die Erinnerung istern, ihr Traum?) bewegte die Seeoberfläche in rieselnden Kräuseln, wodurch der schlanke Wellenkahn zu Schwank und Küste rief, er führt Bleiweiß Wasser, undurchfurcht von Menning-Schwimmbänderfarben, rote Flammenmeerlinien schnürend, mehr und zitternd facettierte Fäden, verharkten sich die Zwirnwerg-Tricotagen Goldflossen (verflüssigt massivster Wasser). Und dort, wo Himmel und Spiegel verklammerten im Litoral, strudeln Fogstriemen, Nebel-blank, so Wolken-gleich vorauf, dem nahbaren Morgen ein Land (mit Sicht in sich) zu schwadronieren. Die kleine, kleine Überfahrt gab dem Toben Fischgründen Boden, worüber lebhaft trollende Seeschwalben scharten, Wat-Tiere schilpten, … und mit kirr’ner, mit Schnabulier-Gier alle Vögel, alle, auf Flutsch-Fische (die flögen jetzt), tropften, und loderten nach Haus (»zutage«) und – zu Talg.

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