
(c) S&T
Christian
Rosner
snt@snt-world.com
leitet seit Jänner 2006 als
Chief Executive Officer die
S&T
AG-Unternehmensgruppe.
Davor
fungierte er seit Jänner
2004 als Chief Operating
Officer der S&T.
Der IT- und
Telekommunikationsexperte
startete
seine Karriere 1977
bei Philips Data und hatte
leitende Positionen bei
Nixdorf
Computer, Digital Equipment
und Hewlett Packard inne.
In der
Funktion des CEO
verantwortete er unter anderem
die Führung der Unternehmen
EMTS Technologie AG, der
eTel Austria AG und als
Geschäftsführer für
Österreich
und Zentral- und Osteuropa
der CWS sowie Commodore
Computer.
Homepage
www.snt-world.com
|
AM: Die österreichische
Wirtschaft hat seit 1990 über 8 Mrd. Euro in Rumänien investiert und
nimmt damit im Ranking der Direktinvestitionen den ersten Platz ein;
mehr als 3.500 Firmen mit österreichischer Kapitalbeteiligung sind in
Rumänien registriert. Was macht dieses Land für Österreichs Unternehmen
so interessant?
Rosner: Rumänien ist ein
Land mit sehr großem Potenzial und hohen Wachstumsraten. Die
österreichischen Unternehmen haben dieses Potenzial frühzeitig
erkannt
und genutzt. Der IT-Markt in Rumänien etwa verzeichnet jährlich zweistellige
Wachstumsraten. Mehrere Faktoren treiben die rasante Entwicklung der
rumänischen Wirtschaft an: Zum einen setzt Rumänien
die Privatisierung der staatlichen Betriebe unvermindert fort.
Rund um den EU-Beitritt sind außerdem hohe
Investitionen getätigt worden, und auch weiterhin
wird viel investiert, um die Wirtschaft und die öffentliche Verwaltung
EU-konform und global wettbewerbsfähig zu machen. Darüber
hinaus bietet Rumänien Personal zu niedrigen Kosten und vor allem in
den Universitätsstädten hervorragend ausgebildete Fachkräfte. Nicht zuletzt
sind die kulturellen Unterschiede zwischen Rumänien und westeuropäischen
Ländern gering, was das Verständnis und die Zusammenarbeit erleichtert. Das
ist auch einer der wesentlichen Gründe
–
neben den guten Sprachkenntnissen
–,
warum Nearshoring-Projekte in Rumänien erfolgreich funktionieren.
AM:
Wie konnte S&T zum Marktführer in Rumänien
werden, noch vor Schwergewichten wie IBM oder HP?
Rosner: S&T Rumänien wurde
1994 gegründet, ist also bereits lange Jahre erfolgreich am Markt. 2001
haben wir unsere Aktivitäten in Rumänien durch die Übernahme der Netway
Computer Systems verstärkt und das Geschäft auch in den Folgejahren
konsequent weiter ausgebaut. 2006 erfolgte eine weitere Verstärkung durch
die Eröffnung unseres Nearshoring Software Centers in Bukarest sowie durch
den Start des ersten S&T Competence Centers. Im Mai 2007 wird ein weiteres
Competence Center in Rumänien eröffnet. Das Erfolgskriterium in Rumänien
ist, wie in anderen S&T Ländern auch, die starke lokale Präsenz gekoppelt
mit der internationalen Ausrichtung der Gruppe. Unsere Mitarbeiter und ein
ausgezeichnetes Managementteam vor Ort verfügen über hervorragende Kontakte
zu lokalen Kunden und Behörden und können auf eine Vielzahl von
erfolgreichen Projekten verweisen. Westeuropäische bzw. österreichische
Kunden, die S&T bei ihrer Expansion nach Rumänien unterstützt, werden in
Österreich und Rumänien auf höchstem Niveau betreut.
AM: "Kulturschock
Rumänien" lautet der Titel eines populären Reiseführers von Joscha Remus.
Auf welche Besonderheiten sollte jemand achten, der ein
unternehmerisches Engagement in diesem Land plant. Gibt es eine
spezifisch rumänische Mentalität resp. "Geschäftskultur"?
Rosner: Meines Erachtens
gibt es keine spezifische Mentalität oder Geschäftskultur in Rumänien
verglichen mit anderen Ländern in Osteuropa, aber auch vielen
westeuropäischen Ländern. Das Land entwickelt sich rasend schnell, die
Unterschiede werden nivelliert. Für seriöse Geschäfte gelten in Rumänien
fast dieselben Regeln wie in Österreich. S&T setzt bewusst auf eine starke
lokale Niederlassung mit heimischen Mitarbeitern, die das Geschäft vor Ort
bestens kennen und daher auch am besten entwickeln können.
AM:
S&T beschäftigt weltweit rund 3.000 Mitarbeiter, darunter
200 in Rumänien. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ausbildungsstand der
einheimischen Fachkräfte? Entsprechen Forschung und Lehre an den
rumänischen Hochschulen den westeuropäischen Standards?
Rosner: Wir sind sehr
zufrieden mit den rumänischen Fachkräften. Sie verfügen über eine
ausgezeichnete Ausbildung und was wohl noch wichtiger ist: über sehr hohe
Motivation. Die Aufbruchstimmung, die das Land erfasst hat, zeigt sich am
Engagement der Mitarbeiter, die etwas bewegen und erreichen wollen. Speziell
die Universitätsstädte bieten, im Vergleich zu westlichen Ländern, auch
genügend Fachkräfte, auf die die Unternehmen zugreifen können. Das ist vor
allem für international agierende Unternehmen, die im Westen den
Fachkräftemangel spüren, von großem Vorteil. Von Vorteil sind
selbstverständlich auch die niedrigen Personalkosten, auch wenn sich
Bulgarien oder die Ukraine in diesem Bereich bereits zur Konkurrenz
entwickeln.
AM:
Gerhard Glanz, Geschäftsführer des Maschinenbauers Emco, ließ jüngst mit
der Bemerkung aufhorchen, dass Produktionen, die ein hohes Maß an
Handarbeit erfordern, in den osteuropäischen Billiglohnländern gerade
richtig seien; der hochkomplexe Maschinenbau habe dort aber nichts
verloren. Auf Grund von Qualitäts- und Imagemängeln sowie Reklamationen
und kostenintensiven Nacharbeiten könne ein Technologieunternehmen trotz
der geringen Arbeitskosten in den neuen EU-Mitgliedsstaaten langfristig
nicht überleben. Legt man diese Aussagen auf S&T um – der IT-Bereich ist
dem Maschinenbau an Komplexität ja mindestens ebenbürtig – denken Sie
selbst manchmal daran, dem Osten Europas den Rücken zu kehren und wieder
an die alten "Hochleistungsstandorte" in
Österreich oder Deutschland zurückzukehren?
Rosner: Nein, dies trifft
keineswegs im IT-Geschäft zu. Im Gegenteil, wir verstärken unsere
Aktivitäten in Osteuropa mit den Kompetenz- und Entwicklungszentren als auch
verstärktem "lokalen Go-to-Market". Ich denke, erfolgreich ist, wer die
Stärken des Westens mit denen des Ostens ideal kombiniert.
AM:
Was tun Sie selbst, um das Qualitätsniveau in Ihren
osteuropäischen Niederlassungen konstant zu halten bzw. zu verbessern?
Gibt es betriebliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten?
Rosner: Die S&T
Unternehmensgruppe investiert jährlich rund 3% der Gesamtlohnsumme bzw. zwei
Millionen Euro in die betriebliche Aus- und Weiterbildung. Die
Niederlassungen in den Ländern organisieren Weiterbildungsmaßnahmen,
außerdem gibt es zahlreiche länderübergreifende Initiativen. Besonders
wichtig sind uns dabei Technologie-Zertifizierungen, Sprachtrainings, aber
auch Talent-Förderungsprogramme, die lokale Zusammenarbeit mit Universitäten
und länderübergreifender Know-How-Transfer.
AM:
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Korruption in Rumänien gemacht?
Erwarten Sie in nächster Zeit Verbesserungen in dieser Hinsicht? Gibt es
– Stichwort "Antikorruptionsagentur" – bereits
sichtbare Erfolge?
Rosner: Der EU-Beitritt und
die sukzessive Ausrichtung des Landes auf den globalen Wettbewerb fördern
die positive Entwicklung auch in diesem Bereich.
AM:
Was halten Sie von der oft geäußerten Befürchtung, dass der Westen nach
dem Auslaufen der Zugangsbeschränkungen mit billigen Arbeitskräften aus
den neuen EU-Ländern überschwemmt wird? Sind diese Ängste berechtigt?
Rosner: Ich denke, je
schneller sich der Lebensstandard in den östlichen Ländern westlichem Niveau
annähert, desto weniger besteht die Gefahr einer Überschwemmung mit billigen
Arbeitskräften. Menschen, die in ihrer Heimat Arbeit finden, die ihnen das
Leben sichert, haben normalerweise wenig Interesse daran, ins Ausland zu
gehen. Es geht aber auch darum, im Westen einen Schwerpunkt auf die
Qualifikation der Arbeitskräfte zu legen und gezielt in die Aus- und
Weiterbildung zu investieren.
AM:
Umgekehrt gefragt: Kommen Ihnen – Stichwort Arbeitsmigration – in
Rumänien die gut ausgebildeten Fachkräfte abhanden? Es gibt ja Berichte,
wonach vor allem im Westen Rumäniens bereits akuter Arbeitskräftemangel
herrschen soll.
Rosner: Nein, uns kommen
sie nicht abhanden. Wir bieten unseren rumänischen Mitarbeitern ja
herausfordernde Positionen und interessante Entwicklungswege im Land an.
Hier muss man wohl unterscheiden zwischen Fachkräften und geringer
ausgebildetem Personal.
AM:
Könnten Sie abschließend einen kurzen Einblick in die
zentralen Aktivitäten von S&T in Rumänien geben? Welche größeren
Vorhaben wollen Sie in nächster Zeit dort realisieren?
Rosner: S&T Rumänien ist
der führende IT-Dienstleister am Markt und zählt die namhaften rumänischen
Unternehmen, z. B. Petrom, Romgaz, National Bank of Romania, Romtelecom, zu
seinen Kunden. Diese starke Marktposition wollen wir weiter ausbauen.
Gleichzeitig bringt sich Rumänien intensiv in unser internationales Netzwerk
ein. In Rumänien betreiben wir zwei unserer fünf Kompetenzzentren und das
für die gesamte Gruppe arbeitende Nearshoring Center ist in Rumänien
beheimatet. S&T Rumänien gehört also zu unseren erfolgreichsten
Niederlassungen, auf die wir auch in Zukunft setzen.
AM:
Herr Rosner, vielen Dank für das Interview.
|
|