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Von
Tina Karolina Stauner |
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Die Fähigkeit zum Schreiben wunderschöner Songs hatte die Amerikanerin mexikanischer Herkunft Tish Hinojosa schon immer. Manchmal bis zur Perfektion. Wie diesmal. In ihre Mixtur aus mexikanischem Folk und Singer-Songwriter-Pop hat sie eine ganze Menge gespielte Naivität mit eingebaut. Gleich die beiden ersten Songs der neuen CD "After The Fair" sind ein Inbegriff an Hübschheit und lassen trotzdem auch an Substanziellem nicht missen. In this city
where I am Hinojosa lebte längere Zeit in Hamburg und Berlin und wurde nun "After The Fair" aufgenommen. Moe Jaksch hat produziert und auch als einer der prägenden Musiker mitgewirkt. Die annähernd 60-Jährige scheint musikalisch irritierend jugendlich und unverbraucht und macht Nachfolgegenerationen vor, wie erstklassiges Songwriting geht. Singt Hinojosa spanisch, ist sie immer dem Traditionsverbundenen recht nah. Ihre englischsprachigen Songs hingegen sind nicht selten entdeckenswert reizende Perlen der Popmusik. Joan Baez und Kris Kristofferson, mit denen sie unter anderem auch zusammenarbeitete, sind zwar verwandte Seelen im Country, den Hinojosa durchaus auch verinnerlicht hat. Doch ist Hinojosa dem Pop oft einen guten Touch näher. Und nie gerät sie dabei in zu seichte Gewässer, bietet sie doch souveränes Songwriting vom Allerfeinsten. Zudem widmet sie sich politischen und sozialen Themen und erhielt so schon eine Einladung von namhaften Politikern wie den Clintons. Folksongs wie Wachträume – Luai Da hält sich ein offensichtlich unbekleidetes weibliches (oder androgynes?) Wesen tagträumend mit geschlossenen Augen über Wasser in einer merkwürdigen Siedlung, in der die ganzen Straßen überflutet sind und dürre Rauch-Zweige von Kaminen aus in den Himmel emporstreben. Jedenfalls auf dem gezeichneten Coverdesign von "Boulder Thicket", der aktuellen Veröffentlichung von Luai. Luai ist die Finnin Saara Markkanen, zusammen mit Mitmusikern. Auf "Boulder Thicket" hört man fragile und spröde Folkmusik. Zwar so, wie man sie immer wieder von allen möglichen, mehr oder weniger interessanten Leuten angeboten bekommt. Doch: Luai ist eine Ausnahmeerscheinung. Es gibt Momente, da möchte man fast an Nick Drake denken. Introspektiv versponnen oder auch verhalten swingend klingen die Songs von Luai. Hübsch und manchmal leicht schräg. Und jeden Moment wie kleine Kostbarkeiten. Luais Lieder konnten mich vom ersten Kontakt an in den Bann ziehen. Saara Markkanen lebt derzeit in Berlin und spielt erst seit einigen Jahren akustische Gitarre, was sie sich einfach beim Songschreiben beigebracht hat. Die Lyrics handeln von Befindlichkeiten. So etwas verarbeiten auch andere Musiker zu Stücken, aber nicht immer so schwebend schön wie bei Luai. Markkanen schreibt über nebensächliche Kleinigkeiten oder große Gefühle gleichermaßen. Sie klingt dabei altklug naiv, weiß beispielsweise etwas über Einsamkeit:I knew how to give but not to receive Lonely as alone can be I am full of empty sounds laying around Lonely as alone can be. (Lonely As Alone Can Be) Oder etwas, das mit dem Coverbild korrespondiert: Too
much of everything (Nobody Is An Island) Und sie weiß noch vieles mehr zu berichten. Erzählt wird das zu akustischer Gitarre, Bass, Perkussion, Piano, Cello und Holzblasinstrumenten. Luai ist ganz sicher etwas Besonderes im Meer des Songwriting. Kokettes und oldschool-mäßiges Songwriting – Nataly Dawn N"How I Knew Her" klingt oft ein bisschen nach Aufnahmen von Sam Phillips, was keineswegs nachteilig ist. Vermutlich hat Dawn auch einige Ahnung von der Songwriterszene in Los Angeles. In Kalifornien lebt sie derzeit. In Dawns exzellenter Band fällt prägend der Gitarrensound auf. E-Gitarrist ist Ryan Lerman. Man findet ihn auch an Banjo und Mandoline. Dawn selber spielt auf der CD akustische Gitarre und einmal Piano. Die Gitarrenarbeit von Lerman und Dawn wird immer wieder stark rhythmisch und kantig. Das Backing von Louis Cole und Matt Chamberlain am Schlagzeug ist sparsam, eckig und klar, der Standbass von David Pitch ruhig und warm. Manche Songpassagen betonen Streicher und Bläser.
Die
Instrumentalisten der Band arbeiten außer mit Dawn mit namhaften Musikern
wie z.B. Bill Frisell, Bonnie Raitt oder K.D. Lang zusammen. Dawn und Band
sind sich ihrer musikalischen Präsenz spürbar sicher. Man höre sich nur mal
"Back To The Barracks", "Caroline" oder "Please Don't Scream" an. Nataly
Dawn entstammt dem Duo Pomplamoose, das sie vor ihren Soloveröffentlichungen
mit Jack Conte zusammen formierte. Beide begannen 2008 independent über das
Internet. Conte hat das vielversprechende "How I knew Her" produziert,
das in den Prairie Sun Studios in Cotati in Kalifornien aufgenommen
wurde, wo zuvor einige von Dawn's Lieblingsalben von Tom Waits entstanden
sind. Und sehr eigenwilligen Charakter zeigt entsprechend auch Nataly
Dawn. |