Allzu oft bleibt die erhoffte
"schöne Bescherung" aus bzw. wird nur in
ihrer Fratze, in der ironischen Lesart des Wortes sichtbar: Eine schöne
Bescherung!
Ayckbourns Komödie lässt eine Handvoll mehr oder weniger beschädigter
Existenzen (man könnte aber auch von working class people sprechen) große
Gefühle erleben: Liebe, Liebesüberdruss, Verlangen und Ausbruchswillen. Die
eingespielte häusliche Ordnung wird vom jungen Schriftsteller Clive (Till Firit)
durchbrochen, den die ewige Jungfrau Rachel (bezaubernd: Claudia Sabitzer)
ins Haus geholt hat – mit dem Ziel, die Ewigkeit ein wenig zu verkürzen.
Clive funkt allerorts dazwischen und stört die Saturiertheit des in
Hassliebe gefangenen Gastgeberpaares (Susa Meyer, Günter Franzmeier) und den
Televisions-Frieden des bis an die Zähne bewaffneten Opas (Rainer Frieb).
Ein alternder Arzt, dem die Marionetten besser in der Hand liegen als die
Spritzen (Marcello de Nardo), seine alkoholkranke Frau (großartig: Beatrice
Frey) und eine schwangere Mutter (Heike Kretschmer) mit kindlichem Gemüt und
infantilem Ehemann (Raphael von Bargen) komplettieren das skurrile Ensemble
der in der Regie von Patrick Schlösser sehr zahm wirkenden Farce. Diese
wandelt ein wenig in den Fußstapfen von "Arsen und Spitzenhäubchen", ohne
freilich an dessen Komplexität anschließen zu können.
Es ist eine brave, solide Inszenierung (Bühne: Etienne Pluss, Kostüme:
Wiebke Meier), der allerdings der Schwung fehlt. Eine Straffung, vor allem
in der zweiten Hälfte, hätte dem Stück gut getan, hätte es dynamisiert und damit
näher an unsere Gegenwart mit ihrer fragmentierten Videoclip-Ästhetik
herangerückt.
Zuweilen wirkt "Schöne
Bescherungen" ein wenig angegraut und
erinnert insofern an die englische Kult-Comedy "Fawlty Towers". So war
das Lachen des Theaterpublikums über die behauptete Homosexualität des
jungen Schriftstellers gewissermaßen ein historisches: Es besaß keine
tatsächliche Aktualität mehr, da Homosexualität in unseren Breiten (solange
nicht die eigenen Kinder bzw. Jörg Haider betroffen sind) weitgehend
toleriert ist. Das Lachen galt dem Wissen, was "Homosexualität" unter
sozialen Gesichtspunkten einmal bedeutet hat.
Ein Trumpf der Aufführung sind die subtil herausgearbeiteten Figuren, die
bei aller Überspitztheit doch soweit zugänglich sind, dass sich etwa bei den
erfolglosen Annäherungsversuchen der couragierten Jungfrau an ihren
Dichter echte Betroffenheit einstellt.
Während die lieben Kinderchen nach der Bescherung in ihren Betten
schlafen und draußen der Schnee fällt, fällt drinnen ein Schuss. Leider
bricht das Stück dann recht unvermittelt ab. Amüsant? In Maßen. Relevant?
Dem Publikum hat’s gefallen.
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