Das Auffälligste an dieser
Inszenierung ist sicher die Ästhetik, die sie sich verpasst: Spiegelnde
Kälte von allen Seiten, Glanz und eine restringierte, metallene Farbpalette,
die Symmetrie der Macht. Unspezifisch modern sind die Figuren gekleidet:
Julius Cäsar (Peter Simonischek) in dunkelgrauem Anzug wie auch seine
Mannen, Calpurnia (Sabine Haupt) in gleißendem Gold, Brutus’ Frau Portia
(Myriam Schröder) in archetypisch verführerischem Rot (Kostüme: Martin
Kramer).
Die Bühne (Katrin
Hoffmann) ist fast beständig in Bewegung, gigantische Requisiten wie riesige
Treppen, die gleich dem Ehrgeiz und der Verblendung der Figuren in den Himmel
ragen, dominieren die Szene. Der Boden ist verspiegelt, im Hintergrund sind
schematische Säulen zu erkennen, deren Zwischenraum wiederholt durch
Wetterleuchten oder Videoeinspielungen (Bjørn Melhus) erhellt ist.
Zu dieser
effekthascherischen Umgebung passt die grölende Soundkulisse (Malte
Beckenbach), die Unheilvolles durch laute, bedrohliche Beats einleitet und
markiert. Das erinnert an einen schlechten Hollywoodfilm. In der
entscheidenden Szene, in der Cassius Brutus zum Mord an Cäsar aufstachelt,
kreisen im Hintergrund störend und ohne erkennbaren Sinn Bühnenelemente
vorbei – es ist einem unmöglich, sich zu konzentrieren. Anachronistisch
anmutende Details wie die Mordwaffe Cäsars – ein Dolch, im silbernen
Aktenkoffer transportiert – wirken bestenfalls komisch. Die Reden des Brutus
(Roland Koch) und Marc Anton (Michael Maertens) richten sich an die Leute im
Zuschauerraum; aber auch hier bleibt nur der Eindruck von Effekthascherei.
Der Cassius Ignaz
Kirchners überzeugt. Dieser hintergründige Schauspieler kann der Figur
einige Spannung abgewinnen, den charmanten Einflüsterer nimmt man ihm gerne
ab. Auch Roland Koch macht seine Sache recht gut. Der Rest des Ensembles
(Moritz Vierboom, Ronald K. Hein, Roland Koch, Cornelius Obonya, Patrick O.
Beck, Bernd Birkhahn, Sven Dolinski, Branko Samarovski) bleibt blass. Und
das ist letztlich doch auf den vermurksten Regieansatz Falk Richters
zurückzuführen. Denn die Figuren sind, wie "Cäsar"-Übersetzer
Helmut Krausser richtig bemerkt, "eitel, intrigant,
zu jung, zu alt, dumm, stolz, gierig, streitsüchtig, ignorant, hysterisch
oder beleidigt ... Ein grausamer Regisseur könnte diese Figuren auf grausame
Weise als Deppen bloßstellen."
Selten so gelangweilt. Am
Ende stürzen sich alle in ihre Messer. Bedauerlicherweise versteht man nach
dieser Inszenierung wirklich nicht, warum dieses Stück gespielt gehört. |