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Pomp ohne Power
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Nummer drei des Shakespeare-Zyklus am Burgtheater: "Julius
Cäsar" inszeniert von Falk Richter.

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V
on Kristina Werndl
(04. 04. 2007)

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Kristina Werndl
kristina.werndl [at] gmail.com

ist Redakteurin des
Aurora-Magazins.




(c) Arno Declair

 


(c) Arno Declair

 
Linktipp

www.burgtheater.at
 


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Theaterbesprechungen

   Das Auffälligste an dieser Inszenierung ist sicher die Ästhetik, die sie sich verpasst: Spiegelnde Kälte von allen Seiten, Glanz und eine restringierte, metallene Farbpalette, die Symmetrie der Macht. Unspezifisch modern sind die Figuren gekleidet: Julius Cäsar (Peter Simonischek) in dunkelgrauem Anzug wie auch seine Mannen, Calpurnia (Sabine Haupt) in gleißendem Gold, Brutus’ Frau Portia (Myriam Schröder) in archetypisch verführerischem Rot (Kostüme: Martin Kramer).

Die Bühne (Katrin Hoffmann) ist fast beständig in Bewegung, gigantische Requisiten wie riesige Treppen, die gleich dem Ehrgeiz und der Verblendung der Figuren in den Himmel ragen, dominieren die Szene. Der Boden ist verspiegelt, im Hintergrund sind schematische Säulen zu erkennen, deren Zwischenraum wiederholt durch Wetterleuchten oder Videoeinspielungen (Bjørn Melhus) erhellt ist.

   Zu dieser effekthascherischen Umgebung passt die grölende Soundkulisse (Malte Beckenbach), die Unheilvolles durch laute, bedrohliche Beats einleitet und markiert. Das erinnert an einen schlechten Hollywoodfilm. In der entscheidenden Szene, in der Cassius Brutus zum Mord an Cäsar aufstachelt, kreisen im Hintergrund störend und ohne erkennbaren Sinn Bühnenelemente vorbei – es ist einem unmöglich, sich zu konzentrieren. Anachronistisch anmutende Details wie die Mordwaffe Cäsars – ein Dolch, im silbernen Aktenkoffer transportiert – wirken bestenfalls komisch. Die Reden des Brutus (Roland Koch) und Marc Anton (Michael Maertens) richten sich an die Leute im Zuschauerraum; aber auch hier bleibt nur der Eindruck von Effekthascherei.

Der Cassius Ignaz Kirchners überzeugt. Dieser hintergründige Schauspieler kann der Figur einige Spannung abgewinnen, den charmanten Einflüsterer nimmt man ihm gerne ab. Auch Roland Koch macht seine Sache recht gut. Der Rest des Ensembles (Moritz Vierboom, Ronald K. Hein, Roland Koch, Cornelius Obonya, Patrick O. Beck, Bernd Birkhahn, Sven Dolinski, Branko Samarovski) bleibt blass. Und das ist letztlich doch auf den vermurksten Regieansatz Falk Richters zurückzuführen. Denn die Figuren sind, wie "Cäsar"-Übersetzer Helmut Krausser richtig bemerkt, "eitel, intrigant, zu jung, zu alt, dumm, stolz, gierig, streitsüchtig, ignorant, hysterisch oder beleidigt ... Ein grausamer Regisseur könnte diese Figuren auf grausame Weise als Deppen bloßstellen."

   Selten so gelangweilt. Am Ende stürzen sich alle in ihre Messer. Bedauerlicherweise versteht man nach dieser Inszenierung wirklich nicht, warum dieses Stück gespielt gehört.

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