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"Nachhaltigkeit ist in Rumänien ein Fremdwort"

Interview mit dem österreichischen Verlagsleiter und Regisseur Zeno Stanek

 Von Irina Wolf
(16. 04. 2010)

...



Zeno Stanek
info [at] zenostanek.at

Der Regisseur und Verlags-
leiter Zeno Stanek wurde
1971 in Wien geboren. Von
1992 bis 1996 Regiestudium
am Max Reinhardt-Seminar.
1993 gründete er das Theater
BRAUHAUS in Hörmanns/
Waldviertel. Seit 1998 Ge-
schäftsführung des Familien-
unternehmens Kaiser & Co.
GesmbH. Regiearbeiten unter
anderem für Volkstheater
Wien, Landestheater Salzburg,
Theater der Jugend Wien,
Theater Phönix Linz, Theater
Gruppe 80, Deutsches
Staatstheater Temeswar in
Rumänien, Theater Rampe
Stuttgart, Schauspielhaus
Salzburg, NÖ Donaufestival
und Theater BRAUHAUS.
Seit 2007: Gründer und
Intendant des Schrammel.
Klang.Festival. in Litschau
am Herrensee.

Homepage
http://zenostanek.at

 

 

 

Die damalige Intendantin
hat den Autor Felix Mitterer
gefragt, ob er sich vorstellen
könnte, dass der Monolog
Sibirien, der an und für
sich für einen Mann ge-
schrieben ist, auch von
einer Frau gespielt
werden kann.

 

 

 


(c) DSTT

"Sibirien"
(Regie: Zeno Stanek)

 

 

 

Komödie im Dunkeln ist
ein Stück aus den sechziger
Jahren, also ein wirklich
altes Stück. Es hat aber
an seiner Komik nichts
eingebüßt. Man versteht
es überall auf der Welt, weil
die Vorkommnisse überall
die gleichen Reaktionen
auslösen.

 

 

 


 


 


(c) DSTT

"Komödie im Dunkeln"
(Regie: Zeno Stanek)


 

 

Im deutschsprachigen
Raum hat das künstlerische
Team das Problem, sich
nach einer vorgegebenen
Zeiteinteilung zu richten.
Sozusagen: "Kreativität
auf Abruf". Das ist meine
Erfahrung. In Rumänien
richtet sich alles mehr
nach dem Künstler, auf
alle Fälle nach dem
Regisseur.



 

 








(c) Irina Wolf

Das Nationaltheater
Temeswar und die
Temeswarer Nationaloper.
 

 


 

Es hat sich unglaublich
viel getan seit 2001. Das
Ensemble ist viel jünger
geworden, es sind mehr
Schauspieler, habe ich den
Eindruck. Es passiert mehr,
aber nicht nur im Theater,
sondern in der ganzen
Stadt. Temeswar hat sich
innerhalb dieser acht Jahre
unglaublich verändert.

 

 

 

 


(c) University of Iowa

Alina Nelega

 

 


(c) Teatrul Tineretului

Peca Ştefan

 

 


(c) lesefestwoche.at

Vera Ion

 

 


(c) saviana.com

Saviana Stănescu


 

 

Wir arbeiten im Kaiser-
verlag sehr stark daran,
osteuropäische AutorInnen
im deutschen Sprachraum
bekannt zu machen und
zu pflegen. Oft braucht
man aber einen langen
Atem, diese Stücke
bekannt zu machen und
Theater auf die Idee zu
bringen, osteuropäische
Dramatik zu spielen.

 


 

Linktipp

www.theater-brauhaus.at/
produktionen.html


 

 

   Fast in der Mitte zwischen Wien und Bukarest liegt Temeswar, die Hauptstadt des Kreises Temesch im Westen Rumäniens. Unter den Gebäuden im historischen Stadtzentrum ragt das repräsentative Schauspielhaus hervor. Das rumänische Nationaltheater und die Temeswarer Nationaloper sowie das deutsche und ungarische Staatstheater teilen sich jeweils einen Raum dieses Hauses. Mit drei Nationalitäten, drei Ensembles und drei Spielplänen gilt Temeswar als Ausdruck der Multikulturalität Europas.

Deutschsprachiges Theater wurde in Temeswar 1753 erstmals urkundlich erwähnt. Zwei Jahrhunderte später wurde die deutsche Staatsbühne als deutsche Sektion des Temeswarer Staatstheaters gegründet. Im Jahr 1956 erlangte diese unter dem Namen "Deutsches Staatstheater Temeswar" (DSTT) ihre Selbstständigkeit und trug im Laufe der Jahre maßgeblich zur Sprach- und Kulturpflege der rumäniendeutschen Gemeinschaft bei. Das DSTT erhält Zuschüsse durch die Stadt Temeswar sowie Projektförderungen unter anderem durch das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart (IfA) und durch die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg. 2005 wurde eine Partnerschaft zwischen der Badischen Landesbühne Bruchsal und dem DSTT abgeschlossen (siehe dazu www.teatrulgerman.ro).

Das DSTT beschäftigt heute um die achtzig festangestellte Mitarbeiter, wobei das Durchschnittsalter der Schauspieler bei dreißig Jahren liegt. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, Impulse aus verschiedenen Theaterkulturen kreativ zu verbinden. Rumänienweit anerkannte Regisseure, aber auch Spielleiter aus Deutschland, Kanada und Österreich inszenierten am DSTT in den letzten Spielzeiten, so auch der österreichische Regisseur Zeno Stanek.


Irina Wolf: Sie haben 2001 beim DSTT zum ersten Mal inszeniert. Wie kam es dazu?

Zeno Stanek: Durch einen Zufall. Die damalige Intendantin Ildikó Jarcsek-Zamfirescu hat den Autor Felix Mitterer gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dass der Monolog Sibirien, der an und für sich für einen Mann geschrieben ist, auch von einer Frau gespielt werden kann. Das funktioniert gerade in Rumänien und im Banat, weil dort im oder nach dem Krieg viele Deutschsprachige, auch Frauen, nach Sibirien verschleppt worden sind. Natürlich konnte sich Mitterer so etwas vorstellen. Die zweite Frage war, ob er irgendeinen Regisseur oder eine Regisseurin kennt, die vielleicht in Rumänien das Stück inszenieren könnte. Er hat mich gefragt, ob er mich empfehlen darf. Ich habe es gerne angenommen. So kam der Kontakt zustande. Ich bin hingefahren, habe Frau Zamfirescu selbst und das Theater kennengelernt und dann eben Sibirien inszeniert. Das war kurz nach 9/11.

Irina Wolf: Warum haben Sie 2009 zum zweiten Mal am gleichen Theater inszeniert?

Zeno Stanek: Weil der Kontakt zu diesem Theater weiterbestanden hat. Der damalige Dramaturg und jetzige Intendant, Lucian Vărşăndan, kannte mich. Wir haben den Kontakt seit 2001 immer gehalten. Er hat mich vor einiger Zeit gefragt und dieses Jahr hat es terminlich gepasst. Er hat sich eine Komödie gewünscht, was mir sehr entgegengekommen ist, weil ich Komödien sehr gerne mache. Wir haben uns dann auf Komödie im Dunkeln geeinigt, eine Komödie, die ich schon lange machen wollte. Es war eine sehr, sehr schöne Arbeit.

Irina Wolf: Das beantwortet dann auch meine nächste Frage, die gewesen wäre, wie Sie auf Komödie im Dunkeln gekommen sind.

Zeno Stanek: Das ist ein Stück, das mich immer schon fasziniert hat, weil ich die Idee genial finde. Die Idee kann man nur einmal haben. Peter Schaffer hatte sie und auch einen großen Erfolg damit. Das Stück ist aus den sechziger Jahren, also ein wirklich altes Stück. Hat aber an seiner Komik und auch an seinem Mechanismus nichts eingebüßt. Heute würde man wahrscheinlich durch die modernen technischen Mittel nicht auf die Idee kommen, diese Komödie so zu schreiben. Schon alleine das Licht eines Mobiltelefons würde eine absolute Dunkelheit nicht ermöglichen. In den sechziger Jahren bedeutete jedoch ein Stromausfall in der Nacht, ohne Kerzen und Streichhölzer, absolute Dunkelheit. Deshalb muss man es auch dabei belassen und in einer Zeit spielen, die nicht unbedingt heute ist, aber auch nicht unbedingt in den sechziger Jahren. Wir haben es also in einer undefinierten Zeit gehalten. Ein weiterer Grund war mein Gedanke, dass Komödie im Dunkeln ein Stück ist, das man überall auf der Welt versteht, weil die Vorkommnisse überall die gleichen Reaktionen auslösen. Was man nicht gleich im ersten Moment sieht, ist die unglaubliche Herausforderung, die dieses Stück mit sich bringt. Die Dunkelheit, in der die Schauspieler spielen, die es für die Zuschauer nicht gibt, ist eine zusätzliche Ebene. Die Figur kann in der Dunkelheit etwas sagen, aber gleichzeitig mit Körpersprache etwas ganz anderes ausdrücken. Diese zusätzliche schauspielerische Ebene ist sehr spannend und wahnsinnig witzig zu inszenieren, aber beinharte Arbeit.

Irina Wolf: Genau diese Arbeit interessiert mich. Wie war die Zusammenarbeit mit dem Ensemble des DSTT?

Zeno Stanek: Großartig. Es waren hauptsächlich junge Schauspieler, die alle wunderbar gearbeitet haben. Sie haben einen tollen Arbeitswillen, Neugier und eine besondere Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Methoden gezeigt. Wir haben jeden Tag, auch Samstag und Sonntag geprobt. Man sieht auch am Ergebnis, dass sie alle Lust haben, zu spielen.

Irina Wolf: Wie wurde das Stück vom Temeswarer Publikum aufgenommen?

Zeno Stanek: Sehr gut. Alle haben sich sehr gut unterhalten. Es wurde mir berichtet, dass es bei der letzten Vorstellung vier Mal Zwischenapplaus gab. Es ist auch ein Stück, denke ich, das vom nicht deutschsprachigen Publikum durchaus genossen werden kann, denn die Grundsituation ist für alle ganz klar erkenntlich. Das ist ja das Schöne an Komödien. Wenn sie wirklich stark gespielt werden, dann ist das Stück international verständlich.

Irina Wolf: Sie haben an mehreren Theaterhäusern inszeniert. Inwiefern könnte man die Arbeit an diesen mit der am DSTT vergleichen? Gibt es Unterschiede oder Schwierigkeiten?

Zeno Stanek: Das bin ich schon öfters gefragt worden. Einen Unterschied zwischen den deutschsprachigen Schauspielern in Rumänien und den deutschen oder österreichischen gibt es eigentlich nicht. Die Herangehensweise und die Methodik im Theater sind ähnlich. Unterschiede gibt es sicherlich in der Organisationsstruktur. Bei uns sind z.B. die Requisiteure am kreativen Prozess mitbeteiligt. Ich habe festgestellt, dass dies am DSTT nicht so ist. Man hat ein bisschen den Eindruck, dass für ein und dieselbe Frage mehrere Personen zuständig sind. Die Hauptansprechperson ist natürlich der Intendant. Da funktioniert dann immer alles auf jeden Fall und gleich. Man kann jedoch nicht mit jedem Problem zum Intendanten gehen. Die Situation ist vielleicht noch von den früheren Verhältnissen in Rumänien geprägt. Was ich aber festgestellt habe ist, dass alle Mitarbeiter letztendlich unglaublich viel Zeit im Theater verbringen, vielmehr als in Österreich oder Deutschland. Im deutschsprachigen Raum hat das künstlerische Team das Problem, sich nach einer vorgegebenen Zeiteinteilung zu richten. Sozusagen: "Kreativität auf Abruf". Das ist meine Erfahrung. In Rumänien richtet sich alles mehr nach dem Künstler, auf alle Fälle nach dem Regisseur. Gewerkschaftliche Regeln gibt es kaum. Das hat mich fast ein wenig verwundert, wenn auch gefreut. Wie gesagt, ich würde mir wünschen, dass die verschiedensten Abteilungen des Theaters noch mehr am künstlerischen Prozess mitwirken, mit der Inszenierung mitatmen. Ich habe immer wieder gefordert, dass sich alle Beteiligten in die Durchläufe setzen, um das Stück kennenzulernen. Alle sollten wissen, wofür sie arbeiten. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viele Unterschiede zu unseren Strukturen und Abläufen in Österreich und Deutschland. Das Theater in Temeswar ist das einzige rumänische Theater, das ich kenne. Es ist toll hergerichtet, schön renoviert und auch von der Tribünensituation wirklich sehr intelligent gemacht. Man kann den Zuschauerraum und die Bühne in den verschiedensten Formen nützen. Es ist auch einzigartig, dass sich zwei verschiedene Theater, das ungarische und das deutsche Staatstheater, einen Raum teilen. Was ich gar nicht verstehe, ist, dass dieses große Theater (das rumänische Nationaltheater), die Oper, das ungarische und das deutsche Staatstheater nicht zusammenarbeiten. Ich habe das Gefühl, dass es hier ein Konkurrenzverhältnis gibt. Es wäre so schön theaterübergreifend zusammenzuarbeiten, Koproduktionen zu machen, sodass Schauspieler, die im rumänischen Staatstheater spielen, einmal auch im Deutschen Staatstheater arbeiten, dass deutschsprachige Schauspieler, die ja auch Rumänisch sprechen, im rumänischen Nationaltheater mitspielen. Aber das gibt es, glaube ich, nur ganz selten oder gar nicht. Diese Konkurrenz kann ich nicht verstehen, denn es ist einmalig, drei Nationalitäten mit drei Ensembles und drei Spielplänen in Temeswar zu haben. Sie sollten sich zusammentun und ein internationales und sprachübergreifendes Theater machen. Vielleicht hat ja in Zukunft jemand einmal eine Idee. Es wäre auch organisatorisch einfacher und billiger. Es gibt wahnsinnig tolle Regisseure und Theatermacher in Rumänien. Ich hatte Glück, denn gerade als ich in Temeswar zu Gast war, fand das EUROTHALIA(*) Festival statt. Hervorragende rumänische und deutschsprachige Produktionen, auch aus Bukarest und Piatra Neamţ waren zu sehen.

Irina Wolf: Um doch noch ein bisschen bei den Unterschieden zu bleiben: Ich hätte gerne gewusst, ob heute, nach den acht Jahren, in denen Sie nicht mehr in Rumänien inszeniert haben, irgendwelche Veränderungen zu bemerken sind?

Zeno Stanek: Für mich liegt der große Unterschied darin, dass ich 2001 mit einer einzigen Schauspielerin gearbeitet habe. Jetzt habe ich mit einem Ensemble von acht Leuten gearbeitet, vorwiegend junge Leute. Ich war natürlich ganz anders integriert. Es war für mich viel lebendiger. Es hat sich unglaublich viel getan seit 2001. Das Ensemble ist viel jünger geworden, es sind mehr Schauspieler, habe ich den Eindruck. Es passiert mehr, aber nicht nur im Theater, sondern in der ganzen Stadt. Die Stadt hat sich innerhalb dieser acht Jahre unglaublich verändert. Es ist sauberer, es ist viel mehr los auf den Straßen. Temeswar ist eine Stadt, die aus allen Nähten platzt. Es existiert eine Lokalszene, die es zuvor nicht gegeben hat. Es hat sich alles unglaublich entwickelt. Mehr Internationalität, mehr renovierte Häuser. Es ist natürlich noch irrsinnig viel zu tun. Temeswar ist eine wunderschöne Stadt mit unglaublichem Potenzial im Herzen Europas. Sie könnte sich in den nächsten zwanzig Jahren zu einer Weltstadt auf einer Achse mit Wien und Budapest entwickeln. Gewisse Dinge wie zum Beispiel Korruption müssen sich halt ändern. Das Wort Nachhaltigkeit ist in Rumänien ein Fremdwort. Das verstehe ich natürlich aus der Geschichte. Es wird noch mehrere Generationen dauern, bis sich dieser neue Gedanke in das Bewusstsein der Menschen so weit hineingearbeitet hat, dass sie beginnen, nachhaltig zu denken. Und das ist auch im Theater so. Lucian Vărşăndan, der Intendant des DSTT, versucht mehr und mehr Publikum an das Theater zu binden. Auch rumänischsprachige Zuschauer. Es gibt ja Simultanübersetzung.

Irina Wolf: Zu Komödie im Dunkeln noch eine letzte Frage. Das Stück wird zurzeit auch in Wien in den Kammerspielen im Theater in der Josefstadt gespielt. Sibirien ist 2003 in Wien als Gastspiel aufgeführt worden. Inwiefern ist für Komödie im Dunkeln ein Gastauftritt in Wien vorgesehen?

Zeno Stanek: Sibirien war etwas Besonderes, da der Monolog von einer Frau gespielt wurde. Es ist natürlich einfacher, eine Person nach Wien zu bringen. Sibirien haben wir in der damaligen "Gruppe 80" eine Woche lang vor vollem Haus gespielt. Viele kannten das Stück, weil ja Fritz Muliar Sibirien in Wien gespielt und damit einen Riesenerfolg gehabt hat. Komödie im Dunkeln hat ein Ensemble von acht Schauspielern und Schauspielerinnen. Da bräuchte man auch einen Ort und einen Anlass dafür. Für mich wäre es interessant, diese Produktion einzuladen, um in Verbindung damit das Deutsche Staatstheater Temeswar zu präsentieren. Die wenigsten Leute hier wissen, dass es ein hervorragendes deutschsprachiges Theater in Rumänien gibt. Man könnte das Deutsche Staatstheater hier beim Rumänischen Kulturinstitut Wien mit einer Fotoausstellung vorstellen. Man könnte Temeswar viel bekannter machen, auch auf kultureller Ebene, da diese Stadt ja auch sonst durchaus sehenswert ist. Stefan Mussil, ein befreundeter Fotograf aus Wien, war bei der Premiere und fotografierte eine schöne Reportage von Stück, Theater und Stadt. Das Rumänische Kulturinstitut Wien befindet sich gegenüber vom Theater Akzent. Das wäre ein absolut geeigneter Raum.

Irina Wolf: Nun zu einem ganz anderen Thema. Sie sind Geschäftsführer des österreichischen Bühnenverlags Kaiser & Co, also des Kaiserverlags und der Kaiseragentur. Im Verlagsprogramm gibt es mehrere Stücke von rumänischen Autoren wie z.B. Alina Nelega, Peca Ştefan, Vera Ion und neuerlich Saviana Stănescu. Nach welchen Kriterien wurden die Autoren bzw. die Stücke gewählt?

Zeno Stanek: Wir arbeiten sehr stark daran, osteuropäische AutorInnen im deutschen Sprachraum bekannt zu machen und zu pflegen. Es hängt immer auch davon ab, wer diese Stücke übersetzen kann. Wir haben einige Übersetzerinnen und Übersetzer, die aus dem Rumänischen übersetzen können, z.B. Ina Tartler, zu der wir einen langjährigen Kontakt haben. Rumänien war 2007 beim Heidelberger Stückemarkt, wo immer das aktuelle dramatische Schaffen eines nicht deutschsprachigen Landes präsentiert wird. Mit Heidelberg verbindet uns eine langjährige Zusammenarbeit. Wir arbeiten auch gerne mit KulturKontakt Austria zusammen, aber auch mit den einzelnen Kulturinstitutionen der Länder selbst, in diesem Fall also mit dem Rumänischen Kulturinstitut. Natürlich macht es Sinn, Stücke zu übersetzen, wenn beispielsweise der Heidelberger Stückemarkt an uns herantritt. Die Werke bekommen dadurch größere Aufmerksamkeit und haben die Chance im deutschsprachigen Raum, entdeckt und gespielt zu werden. Wir arbeiten seit Anfang dieses Jahrtausends mit internationalen Theatern und Regisseuren zusammen und schauen immerwährend, ob neue Autorinnen und Autoren auftauchen. Es muss eben nachhaltig überprüft werden, ob diese Stücke für den deutschsprachigen Raum interessant sind. Oft braucht man einen langen Atem, diese Stücke bekannt zu machen und Theater auf die Idee zu bringen, osteuropäische Dramatik zu spielen.

Irina Wolf: Inwiefern wären Sie als Regisseur interessiert, ein Stück von einem rumänischen Autor zu inszenieren?

Zeno Stanek: Das hängt stark davon ab, an welchem Haus. Aber natürlich wäre ich daran interessiert. Ich muss immer genau auseinanderhalten, was ich als Verleger und was ich als Regisseur tue. In beiden Fällen lese ich Stücke anders. Als Verleger denke ich für Theater, für Spielpläne und für Regisseure. Als Regisseur denke ich nur für mich alleine.

Irina Wolf: Welche Projekte planen Sie für die Zukunft und natürlich insbesondere mit Rumänien?

Zeno Stanek: Wir sind nach Hermannstadt eingeladen, im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals unseren Verlag zu präsentieren. AutorInnen von unserem Verlagsprogramm sollen auch in die jährlich erscheinende Anthologie aufgenommen werden. Wir werden also Ende Mai/Anfang Juni 2010 für drei Tage hinfahren und viel Theater sehen. Ich freue mich schon darauf! Gerne würde ich Inszenierungen von mir und meinem Theater nach Hermannstadt bringen. Vielleicht nächstes Jahr. Ich kann mir vorstellen, österreichische Kultur nach Rumänien zu bringen, z.B. dass wir mit meinem Schrammel.Klang.Festival, das die österreichische Schrammelmusik in den Vordergrund stellt, Kooperationen finden. Der Intendant aus Hermannstadt, Herr Constantin Chiriac, möchte mit uns über weitere Projekte und zukünftige Arbeit sprechen, was mich sehr freut. Mit Temeswar und dem DSTT wird der Kontakt sicherlich und sowieso weiterhin bestehen.

Irina Wolf: Herr Stanek, vielen Dank für das Interview!

 

(* Das DSTT veranstaltete im November 2009 zum ersten Mal das Eurothalia Theaterfestival als Intensivierung des Künstleraustausches und der Förderung aktueller Theaterformen. Besonderer Schwerpunkt bei der Auswahl der Darbietungen wurde auf Interferenzen und den interkulturellen Dialog gelegt. Neben eigenen Produktionen wurden unter anderem Produktionen des Jüdischen Staatstheaters Bukarest und des Theaters Biel-Solothurn Schweiz geboten (siehe dazu www.teatrulgerman.ro).

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