
Zeno Stanek
info [at] zenostanek.at
Der Regisseur und Verlags-
leiter Zeno Stanek wurde
1971 in Wien geboren. Von
1992 bis 1996 Regiestudium
am Max Reinhardt-Seminar.
1993 gründete er das Theater
BRAUHAUS in Hörmanns/
Waldviertel. Seit 1998 Ge-
schäftsführung des Familien-
unternehmens Kaiser & Co.
GesmbH. Regiearbeiten unter
anderem für Volkstheater
Wien, Landestheater Salzburg,
Theater der Jugend Wien,
Theater Phönix Linz, Theater
Gruppe 80, Deutsches
Staatstheater Temeswar in
Rumänien, Theater Rampe
Stuttgart, Schauspielhaus
Salzburg, NÖ Donaufestival
und Theater BRAUHAUS.
Seit 2007: Gründer und
Intendant des Schrammel.
Klang.Festival. in Litschau
am Herrensee.
Homepage
http://zenostanek.at
Die damalige Intendantin
hat den Autor Felix Mitterer
gefragt, ob er sich vorstellen
könnte, dass
der Monolog
Sibirien, der an und für
sich für einen Mann ge-
schrieben ist, auch von
einer Frau gespielt
werden kann.

(c) DSTT
"Sibirien"
(Regie: Zeno Stanek)
Komödie im Dunkeln ist
ein Stück aus den sechziger
Jahren, also ein wirklich
altes Stück. Es hat aber
an seiner Komik nichts
eingebüßt. Man versteht
es überall auf der Welt, weil
die Vorkommnisse überall
die gleichen Reaktionen
auslösen.



(c) DSTT
"Komödie im Dunkeln"
(Regie: Zeno Stanek)
Im deutschsprachigen
Raum hat das künstlerische
Team das Problem, sich
nach einer vorgegebenen
Zeiteinteilung zu richten.
Sozusagen: "Kreativität
auf Abruf". Das ist meine
Erfahrung. In Rumänien
richtet sich alles mehr
nach dem Künstler, auf
alle Fälle nach dem
Regisseur.



(c) Irina Wolf
Das
Nationaltheater
Temeswar und die
Temeswarer Nationaloper.
Es hat sich unglaublich
viel getan seit 2001. Das
Ensemble ist viel jünger
geworden, es sind mehr
Schauspieler, habe ich den
Eindruck. Es passiert mehr,
aber nicht nur im Theater,
sondern in der ganzen
Stadt. Temeswar hat sich
innerhalb dieser acht Jahre
unglaublich verändert.

(c) University of Iowa
Alina Nelega

(c) Teatrul Tineretului
Peca Ştefan

(c) lesefestwoche.at
Vera Ion

(c) saviana.com
Saviana Stănescu
Wir arbeiten im Kaiser-
verlag sehr stark daran,
osteuropäische AutorInnen
im deutschen Sprachraum
bekannt zu machen und
zu pflegen. Oft braucht
man aber einen langen
Atem, diese Stücke
bekannt zu machen und
Theater auf die Idee zu
bringen, osteuropäische
Dramatik zu spielen.
Linktipp
www.theater-brauhaus.at/
produktionen.html
|
Fast
in der Mitte zwischen Wien und Bukarest liegt Temeswar, die Hauptstadt des
Kreises Temesch im Westen Rumäniens. Unter den Gebäuden im historischen
Stadtzentrum ragt das repräsentative Schauspielhaus hervor. Das rumänische
Nationaltheater und die Temeswarer Nationaloper sowie das deutsche und
ungarische Staatstheater teilen sich jeweils einen Raum dieses Hauses. Mit
drei Nationalitäten, drei Ensembles und drei Spielplänen gilt Temeswar als
Ausdruck der Multikulturalität Europas.
Deutschsprachiges Theater wurde in Temeswar
1753 erstmals urkundlich erwähnt. Zwei Jahrhunderte später wurde die
deutsche Staatsbühne als deutsche Sektion des Temeswarer Staatstheaters
gegründet. Im Jahr 1956 erlangte diese unter dem Namen "Deutsches
Staatstheater Temeswar" (DSTT)
ihre Selbstständigkeit
und trug im Laufe der Jahre maßgeblich zur Sprach- und Kulturpflege der
rumäniendeutschen Gemeinschaft bei. Das DSTT erhält Zuschüsse durch die
Stadt Temeswar sowie Projektförderungen unter anderem durch das Institut für
Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart (IfA) und durch die Donauschwäbische
Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg. 2005 wurde eine Partnerschaft
zwischen der Badischen Landesbühne Bruchsal und dem DSTT abgeschlossen
(siehe dazu
www.teatrulgerman.ro).
Das DSTT beschäftigt heute um die achtzig
festangestellte Mitarbeiter, wobei das Durchschnittsalter der Schauspieler
bei dreißig Jahren liegt. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, Impulse aus
verschiedenen Theaterkulturen kreativ zu verbinden. Rumänienweit anerkannte
Regisseure, aber auch Spielleiter aus Deutschland, Kanada und Österreich
inszenierten am DSTT in den letzten Spielzeiten, so auch der österreichische
Regisseur Zeno Stanek.
Irina Wolf:
Sie haben 2001 beim DSTT zum ersten Mal inszeniert. Wie kam es dazu?
Zeno Stanek:
Durch einen Zufall. Die damalige Intendantin Ildikó Jarcsek-Zamfirescu
hat den Autor Felix Mitterer gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dass
der Monolog
Sibirien, der an und für sich für einen Mann geschrieben ist, auch
von einer Frau gespielt werden kann. Das funktioniert gerade in Rumänien
und im Banat, weil dort im oder nach dem Krieg viele Deutschsprachige,
auch Frauen, nach Sibirien verschleppt worden sind. Natürlich konnte
sich Mitterer so etwas vorstellen. Die zweite Frage war, ob er
irgendeinen Regisseur oder eine Regisseurin kennt, die vielleicht in
Rumänien das Stück inszenieren könnte. Er hat mich gefragt, ob er mich
empfehlen darf. Ich habe es gerne angenommen. So kam der Kontakt
zustande. Ich bin hingefahren, habe Frau Zamfirescu selbst und das
Theater kennengelernt und dann eben Sibirien inszeniert. Das war
kurz nach 9/11.
Irina Wolf:
Warum haben Sie 2009 zum zweiten Mal am gleichen Theater inszeniert?
Zeno Stanek:
Weil der Kontakt zu diesem Theater weiterbestanden hat. Der damalige
Dramaturg und jetzige Intendant, Lucian Vărşăndan, kannte mich. Wir
haben den Kontakt seit 2001 immer gehalten. Er hat mich vor einiger Zeit
gefragt und dieses Jahr hat es terminlich gepasst. Er hat sich eine
Komödie gewünscht, was mir sehr entgegengekommen ist, weil ich Komödien
sehr gerne mache. Wir haben uns dann auf Komödie im Dunkeln
geeinigt, eine Komödie, die ich schon lange machen wollte. Es war eine
sehr, sehr schöne Arbeit.
Irina Wolf:
Das beantwortet dann auch meine nächste Frage, die gewesen wäre, wie Sie
auf Komödie im Dunkeln
gekommen sind.
Zeno Stanek:
Das ist ein Stück, das mich immer schon fasziniert hat, weil ich die
Idee genial finde. Die Idee kann man nur einmal haben. Peter Schaffer
hatte sie und auch einen großen Erfolg damit. Das Stück ist aus den
sechziger Jahren, also ein wirklich altes Stück. Hat aber an seiner
Komik und auch an seinem Mechanismus nichts eingebüßt. Heute würde man
wahrscheinlich durch die modernen technischen Mittel nicht auf die Idee
kommen, diese Komödie so zu schreiben. Schon alleine das Licht eines
Mobiltelefons würde eine absolute Dunkelheit nicht ermöglichen. In den
sechziger Jahren bedeutete jedoch ein Stromausfall in der Nacht, ohne
Kerzen und Streichhölzer, absolute Dunkelheit. Deshalb muss man es auch
dabei belassen und in einer Zeit spielen, die nicht unbedingt heute ist,
aber auch nicht unbedingt in den sechziger Jahren. Wir haben es also in
einer undefinierten Zeit gehalten. Ein weiterer Grund war mein Gedanke,
dass
Komödie im Dunkeln ein Stück ist, das man überall auf der Welt
versteht, weil die Vorkommnisse überall die gleichen Reaktionen
auslösen. Was man nicht gleich im ersten Moment sieht, ist die
unglaubliche Herausforderung, die dieses Stück mit sich bringt. Die
Dunkelheit, in der die Schauspieler spielen, die es für die Zuschauer
nicht gibt, ist eine zusätzliche Ebene. Die Figur kann in der Dunkelheit
etwas sagen, aber gleichzeitig mit Körpersprache etwas ganz anderes
ausdrücken. Diese zusätzliche schauspielerische Ebene ist sehr spannend
und wahnsinnig witzig zu inszenieren, aber beinharte Arbeit.
Irina Wolf:
Genau diese Arbeit interessiert mich. Wie war die Zusammenarbeit mit dem
Ensemble des DSTT?
Zeno Stanek:
Großartig. Es waren hauptsächlich junge Schauspieler, die alle wunderbar
gearbeitet haben. Sie haben einen tollen Arbeitswillen, Neugier und eine
besondere Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Methoden gezeigt. Wir haben
jeden Tag, auch Samstag und Sonntag geprobt. Man sieht auch am Ergebnis,
dass sie alle Lust haben, zu spielen.
Irina Wolf:
Wie wurde das Stück vom Temeswarer
Publikum aufgenommen?
Zeno Stanek:
Sehr gut. Alle haben sich sehr gut unterhalten. Es wurde mir berichtet,
dass es bei der letzten Vorstellung vier Mal Zwischenapplaus gab. Es ist
auch ein Stück, denke ich, das vom nicht deutschsprachigen Publikum
durchaus genossen werden kann, denn die Grundsituation ist für alle ganz
klar erkenntlich. Das ist ja das Schöne an Komödien. Wenn sie wirklich
stark gespielt werden, dann ist das Stück international verständlich.
Irina Wolf:
Sie haben an mehreren Theaterhäusern inszeniert. Inwiefern könnte man
die Arbeit an diesen mit der am DSTT vergleichen? Gibt es Unterschiede
oder Schwierigkeiten?
Zeno Stanek:
Das bin ich schon öfters gefragt worden.
Einen Unterschied zwischen den deutschsprachigen Schauspielern in
Rumänien und den deutschen oder österreichischen gibt es eigentlich
nicht. Die Herangehensweise und die Methodik im Theater sind ähnlich.
Unterschiede gibt es sicherlich in der Organisationsstruktur. Bei uns
sind z.B. die Requisiteure am kreativen Prozess mitbeteiligt. Ich habe
festgestellt, dass dies am DSTT nicht so ist. Man hat ein bisschen den
Eindruck, dass für ein und dieselbe Frage mehrere Personen zuständig
sind. Die Hauptansprechperson ist natürlich der Intendant. Da
funktioniert dann immer alles auf jeden Fall und gleich. Man kann jedoch
nicht mit jedem Problem zum Intendanten gehen. Die Situation ist
vielleicht noch von den früheren Verhältnissen in Rumänien geprägt. Was
ich aber festgestellt habe ist, dass alle Mitarbeiter letztendlich
unglaublich viel Zeit im Theater verbringen, vielmehr als in Österreich
oder Deutschland. Im deutschsprachigen Raum hat das künstlerische Team
das Problem, sich nach einer vorgegebenen Zeiteinteilung zu richten.
Sozusagen: "Kreativität auf Abruf". Das ist meine Erfahrung. In Rumänien
richtet sich alles mehr nach dem Künstler, auf alle Fälle nach dem
Regisseur. Gewerkschaftliche Regeln gibt es kaum. Das hat mich fast ein
wenig verwundert, wenn auch gefreut. Wie gesagt, ich würde mir wünschen,
dass die verschiedensten Abteilungen des Theaters noch mehr am
künstlerischen Prozess mitwirken, mit der Inszenierung mitatmen. Ich
habe immer wieder gefordert, dass sich alle Beteiligten in die
Durchläufe setzen, um das Stück kennenzulernen. Alle sollten wissen,
wofür sie arbeiten. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viele
Unterschiede zu unseren Strukturen und Abläufen in Österreich und
Deutschland. Das Theater in Temeswar ist das einzige rumänische Theater,
das ich kenne. Es ist toll hergerichtet, schön renoviert und auch von
der Tribünensituation wirklich sehr intelligent gemacht. Man kann den
Zuschauerraum und die Bühne in den verschiedensten Formen nützen. Es ist
auch einzigartig, dass sich zwei verschiedene Theater, das ungarische
und das deutsche Staatstheater, einen Raum teilen. Was ich gar nicht
verstehe, ist, dass dieses große Theater (das rumänische
Nationaltheater), die Oper, das ungarische und das deutsche
Staatstheater nicht zusammenarbeiten. Ich habe das Gefühl, dass es hier
ein Konkurrenzverhältnis gibt. Es wäre so schön theaterübergreifend
zusammenzuarbeiten, Koproduktionen zu machen, sodass Schauspieler, die
im rumänischen Staatstheater spielen, einmal auch im Deutschen
Staatstheater arbeiten, dass deutschsprachige Schauspieler, die ja auch
Rumänisch sprechen, im rumänischen Nationaltheater mitspielen. Aber das
gibt es, glaube ich, nur ganz selten oder gar nicht. Diese Konkurrenz
kann ich nicht verstehen, denn es ist einmalig, drei Nationalitäten mit
drei Ensembles und drei Spielplänen in Temeswar zu haben. Sie sollten
sich zusammentun und ein internationales und sprachübergreifendes
Theater machen. Vielleicht hat ja in Zukunft jemand einmal eine Idee. Es
wäre auch organisatorisch einfacher und billiger. Es gibt wahnsinnig
tolle Regisseure und Theatermacher in Rumänien. Ich hatte Glück, denn
gerade als ich in Temeswar zu Gast war, fand das
EUROTHALIA(*) Festival statt. Hervorragende rumänische und
deutschsprachige Produktionen, auch aus Bukarest und Piatra Neamţ waren
zu sehen.
Irina Wolf:
Um doch noch ein bisschen bei den Unterschieden zu bleiben: Ich
hätte gerne gewusst, ob heute, nach den
acht Jahren, in denen Sie nicht mehr in Rumänien inszeniert haben,
irgendwelche Veränderungen zu bemerken sind?
Zeno Stanek:
Für mich liegt der große Unterschied darin, dass ich 2001 mit einer
einzigen Schauspielerin gearbeitet habe. Jetzt habe ich mit einem
Ensemble von acht Leuten gearbeitet, vorwiegend junge Leute. Ich war
natürlich ganz anders integriert. Es war für mich viel lebendiger. Es
hat sich unglaublich viel getan seit 2001. Das Ensemble ist viel jünger
geworden, es sind mehr Schauspieler, habe ich den Eindruck. Es passiert
mehr, aber nicht nur im Theater, sondern in der ganzen Stadt. Die Stadt
hat sich innerhalb dieser acht Jahre unglaublich verändert. Es ist
sauberer, es ist viel mehr los auf den Straßen. Temeswar ist eine Stadt,
die aus allen Nähten platzt. Es existiert eine Lokalszene, die es zuvor
nicht gegeben hat. Es hat sich alles unglaublich entwickelt. Mehr
Internationalität, mehr renovierte Häuser. Es ist natürlich noch
irrsinnig viel zu tun. Temeswar ist eine wunderschöne Stadt mit
unglaublichem Potenzial im Herzen Europas. Sie könnte sich in den
nächsten zwanzig Jahren zu einer Weltstadt auf einer Achse mit Wien und
Budapest entwickeln. Gewisse Dinge wie zum Beispiel Korruption müssen
sich halt ändern. Das Wort Nachhaltigkeit ist in Rumänien ein Fremdwort.
Das verstehe ich natürlich aus der Geschichte. Es wird noch mehrere
Generationen dauern, bis sich dieser neue Gedanke in das Bewusstsein der
Menschen so weit hineingearbeitet hat, dass sie beginnen, nachhaltig zu
denken. Und das ist auch im Theater so. Lucian Vărşăndan, der Intendant
des DSTT, versucht mehr und mehr Publikum an das Theater zu binden. Auch
rumänischsprachige Zuschauer. Es gibt ja Simultanübersetzung.
Irina Wolf:
Zu Komödie im Dunkeln
noch eine letzte Frage. Das Stück wird zurzeit auch in Wien in den
Kammerspielen im Theater in der Josefstadt gespielt. Sibirien
ist 2003 in Wien als Gastspiel aufgeführt worden. Inwiefern ist für
Komödie im Dunkeln
ein Gastauftritt in Wien vorgesehen?
Zeno Stanek:
Sibirien war etwas Besonderes, da der Monolog von einer Frau
gespielt wurde. Es ist natürlich einfacher, eine Person nach Wien zu
bringen. Sibirien
haben wir in der damaligen "Gruppe 80" eine Woche lang vor vollem Haus
gespielt. Viele kannten das Stück, weil ja Fritz Muliar Sibirien
in Wien gespielt und damit einen Riesenerfolg gehabt hat. Komödie im
Dunkeln hat ein Ensemble von acht Schauspielern und
Schauspielerinnen. Da bräuchte man auch einen Ort und einen Anlass
dafür. Für mich wäre es interessant, diese Produktion einzuladen, um in
Verbindung damit das Deutsche Staatstheater Temeswar zu präsentieren.
Die wenigsten Leute hier wissen, dass es ein hervorragendes
deutschsprachiges Theater in Rumänien gibt. Man könnte das Deutsche
Staatstheater hier beim Rumänischen Kulturinstitut Wien mit einer
Fotoausstellung vorstellen. Man könnte Temeswar viel bekannter machen,
auch auf kultureller Ebene, da diese Stadt ja auch sonst durchaus
sehenswert ist. Stefan Mussil, ein befreundeter Fotograf aus Wien, war
bei der Premiere und fotografierte eine schöne Reportage von Stück,
Theater und Stadt. Das Rumänische Kulturinstitut Wien befindet sich
gegenüber vom Theater Akzent. Das wäre ein absolut geeigneter Raum.
Irina Wolf:
Nun zu einem ganz anderen Thema. Sie sind Geschäftsführer des
österreichischen Bühnenverlags Kaiser & Co, also des Kaiserverlags und
der Kaiseragentur. Im Verlagsprogramm gibt es mehrere Stücke von
rumänischen Autoren wie z.B. Alina Nelega, Peca Ştefan, Vera Ion und
neuerlich Saviana Stănescu. Nach welchen Kriterien wurden die Autoren
bzw. die Stücke gewählt?
Zeno Stanek:
Wir arbeiten sehr stark daran, osteuropäische AutorInnen im deutschen
Sprachraum bekannt zu machen und zu pflegen. Es hängt immer auch davon
ab, wer diese Stücke übersetzen kann. Wir haben einige Übersetzerinnen
und Übersetzer, die aus dem Rumänischen übersetzen können, z.B. Ina
Tartler, zu der wir einen langjährigen Kontakt haben. Rumänien war 2007
beim Heidelberger Stückemarkt, wo immer das aktuelle dramatische
Schaffen eines nicht deutschsprachigen Landes präsentiert wird. Mit
Heidelberg verbindet uns eine langjährige Zusammenarbeit. Wir arbeiten
auch gerne mit KulturKontakt Austria zusammen, aber auch mit den
einzelnen Kulturinstitutionen der Länder selbst, in diesem Fall also mit
dem Rumänischen Kulturinstitut. Natürlich macht es Sinn, Stücke zu
übersetzen, wenn beispielsweise der Heidelberger Stückemarkt an uns
herantritt. Die Werke bekommen dadurch größere Aufmerksamkeit und haben
die Chance im deutschsprachigen Raum, entdeckt und gespielt zu werden.
Wir arbeiten seit Anfang dieses Jahrtausends mit internationalen
Theatern und Regisseuren zusammen und schauen immerwährend, ob neue
Autorinnen und Autoren auftauchen. Es muss eben nachhaltig überprüft
werden, ob diese Stücke für den deutschsprachigen Raum interessant sind.
Oft braucht man einen langen Atem, diese Stücke bekannt zu machen und
Theater auf die Idee zu bringen, osteuropäische Dramatik zu spielen.
Irina Wolf:
Inwiefern wären Sie als Regisseur
interessiert, ein Stück von einem rumänischen Autor zu inszenieren?
Zeno Stanek:
Das hängt stark davon ab, an welchem Haus. Aber natürlich wäre ich daran
interessiert. Ich muss immer genau auseinanderhalten, was ich als
Verleger und was ich als Regisseur tue. In beiden Fällen lese ich Stücke
anders. Als Verleger denke ich für Theater, für Spielpläne und für
Regisseure. Als Regisseur denke ich nur für mich alleine.
Irina Wolf:
Welche Projekte planen Sie für die Zukunft und natürlich insbesondere
mit Rumänien?
Zeno Stanek:
Wir sind nach Hermannstadt eingeladen, im Rahmen des Internationalen
Theaterfestivals unseren Verlag zu präsentieren. AutorInnen von unserem
Verlagsprogramm sollen auch in die jährlich erscheinende Anthologie
aufgenommen werden. Wir werden also Ende Mai/Anfang Juni 2010 für drei
Tage hinfahren und viel Theater sehen. Ich freue mich schon darauf!
Gerne würde ich Inszenierungen von mir und meinem Theater nach
Hermannstadt bringen. Vielleicht nächstes Jahr. Ich kann mir vorstellen,
österreichische Kultur nach Rumänien zu bringen, z.B. dass wir mit
meinem Schrammel.Klang.Festival, das die österreichische Schrammelmusik
in den Vordergrund stellt, Kooperationen finden. Der Intendant aus
Hermannstadt, Herr Constantin Chiriac, möchte mit uns über weitere
Projekte und zukünftige Arbeit sprechen, was mich sehr freut. Mit
Temeswar und dem DSTT wird der Kontakt sicherlich und sowieso weiterhin
bestehen.
Irina Wolf:
Herr Stanek, vielen Dank für das
Interview!
(* Das DSTT
veranstaltete im November 2009 zum ersten Mal das Eurothalia
Theaterfestival als Intensivierung des Künstleraustausches und der
Förderung aktueller Theaterformen. Besonderer Schwerpunkt bei der
Auswahl der Darbietungen wurde auf Interferenzen und den
interkulturellen Dialog gelegt. Neben eigenen Produktionen wurden unter
anderem Produktionen des Jüdischen Staatstheaters Bukarest und des
Theaters Biel-Solothurn Schweiz geboten (siehe dazu
www.teatrulgerman.ro).
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