„Der Jäger liebt den Gassenhauer“
04.04.2013 | Mal ehrlich, wann haben Sie das letzte Mal einen Gedichtband von Anfang bis Ende gelesen? Diese Frage dürfte selbst Lyriker in Verlegenheit bringen. Charles Bukowski vielleicht? Damals, als der noch zu den Geheimtipps zählte und die zerlesenen Schwarten aus dem Maro Verlag von Hand zu Hand gingen ...
Zwölf zu eins
03.04.2013 | Short Stories haben es in Deutschland schwer. Immer müssen sie an den legendären amerikanischen gemessen werden, abgesehen davon, dass Verlage – außer durch prominente Nichtliteraten per themengebundener Anthologien ökonomisch abgesichert – in der Regel Erzählungsbände meiden. ...
Der Käfig der Schrift. Über Jan Kuhlbrodts Versepos Stötzers Lied
02.04.2013 | Der Fluss der Gedanken, der Flug der Gedanken. Metaphern, denen man sich überlassen kann, im Garten, im Beobachten der Vögel, die über einem kreisen. Öffnet man den Käfig, wenn man nun Stift und Block zur Hand nähme, diese Eindrücke zu fangen? Vom Beobachten ins Sprechen ins Schreiben zu gelangen – und wieder zurück. ...
Die Eltern und Ängste wird man nicht los
01.04.2013 | Es gibt Sätze, die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht guttun. „Es ist nichts“, ist so ein Satz, geantwortet auf die ewige Frage, was denn sei. „Du bist wie dein Vater“ ist auch so ein Satz mit Sprengkraft, ein Satz, den niemand hören will, erst recht nicht, wenn das Verhältnis zum Vater schwierig ist – und ...
Der Schlüssel zur Maschine
31.03.2013 | Wo fängt man am besten an, wenn es um Raymond Roussel geht? Vielleicht ausnahmsweise einmal nicht bei seinem mysteriösen Tod im Juli 1933 in Palermo. Vielleicht doch lieber beim Surrealismus, für den das Werk Roussels in so mancher Hinsicht eine Initialzündung bedeutete. ...
Literatur als Tango
30.03.2013 | Der Tango ist nicht nur ein argentinischer Tanz, sondern zugleich auch eine Lebenseinstellung, ein Lebensgefühl, das sich vor einem kulturellen Hintergrund entwickelt hat; so manche Möglichkeit ist vorgegeben, um sein Leben zu gestalten, damit zurecht, ins Reine, zu kommen. „Das Leben ist ein Weg, den wir immer weitergehen. ...
Sprache und Religion
29.03.2013 | In seinem Gedicht „Dichtung und Religion“ bescheinigt der australische Dichter Les Murray beiden Phänomenen nicht nur die gleiche Wertigkeit, er behauptet darüber hinaus, Religionen seien Gedichte. „Gott ist die Dichtung, die in jeder Religion gefangen wird“ steht da, „gefangen wie in einem Spiegel.“ ...
Das Unmögliche erst ist das Gedicht.
28.03.2013 | Die Gedichte gehen sehr tief, stellenweise scheint man gar ins Bodenlose zu fallen. Ohne dass es sich genau festmachen ließe, steigt immer wieder das unheimliche Gefühl einer Existenzbedrohung auf. Trotz der schweren Thematik ist das Gedicht als Ganzes jedoch nicht vollkommen trostlos. ...
Das Lächerliche des Terrors
27.03.2013 | Oft wird bis heute gefragt, ob man über Hitler lachen dürfe – Gegenfrage: Muß man es nicht? Hugo Bettauer nahm sich dieser Ideologie in Die Stadt ohne Juden in den 20er Jahren an und zeigte sie in all ihrer Lächerlichkeit, führte das nationalsozialistische Denken zuletzt auch in eine Barbarei, ...
Zwischen Grausamkeit und Mitleid
26.03.2013 | „Man kann unsere Lage schon analysieren, die Geschichte ist nicht unbegreiflich,“ sagte der Philosoph Slavoj Žižek in einem Interview. Genau das tut Henning Ritter in seinem neuen Buch „Die Schreie der Verwundeten.“ Er führt ein offenes Gespräch mit der Geschichte, zeigt die ...
Unerhörte Stundengebete. Julian Schutting's »Die Liebe eines Dichters«
25.03.2013 | Die wahre Liebe ist die unerfüllte Liebe. Sie ist fruchtbar, sie ist kreativ, sie hat ein offenes Ende, ihr fehlt das Banale, sie löst aus dem bangen Herzen Ströme von Worten und Bildern. Ein großer Liebender der Literatur ist Petrarca. Wir kennen das Ziel seiner Sehnsucht: Laura. Julian Schuttings Sehnsucht hat keinen Namen. ...
Analyse, Pathos und Fleiß
24.03.2013 | Für den Roman „Freuds Schwester“ hat Goce Smilevski 2010 den Literaturpreis der Europäischen Union erhalten. Darf man einen ausgezeichneten Roman schlecht finden? Darf man über so einen Roman schreiben, dass man ihn konstruiert gefunden hat, dass die Sprache überladen, die Figuren blass und die Dialoge hölzern waren? ...
Schonungslos: Lisa Kränzlers zweiter Roman „Nachhinein“
23.03.2013 | Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2013 Demütigungen, Armut, Missbrauch: Lisa Kränzlers zweiter Roman „Nachhinein“ ist ein schonungsloses Buch, aus dem es kein Entrinnen gibt. Vor kurzem erschien es im Berliner Verbrecherverlag. ...
Dieses Bild gibt’s nicht als Poster
23.03.2013 | Das berühmteste Gemälde des Louvre befindet sich hinter fünffingerdickem Panzerglas, altargleich im letzten Raum des Museums präsentiert. Trotz seiner Berühmtheit werden es die meisten Menschen noch nie gesehen, geschweige denn davon gehört haben. Um Leonardo da Vincis La Gioconda, die meist „Mona Lisa“ genannt ...
Die Logik der Freiheit und die Freiheit der Logik
22.03.2013 | Der Vater von David Foster Wallace war Philosoph und hat in Amherst studiert, also studierte Foster Wallace in Amherst Philosophie. Aber er hat damit das Gegenteil von dem getan, was sein Vater getan hatte. Denn während James D. Wallace sich auf die spekulative ...
Auf dem Dorf
21.03.2013 | Vea Kaiser hat eine ungemein amüsante Dorfgeschichte geschrieben. „Blasmusikpop“ verdient deshalb größtes Lob und viele Leser. Dass Kunst belehren und unterhalten soll, gilt als überholtes Diktat. Kunst soll heute Fragen stellen und Mühe machen, sie ist Verwirrspiel und tiefsinniges Spektakel, ...
„diese musik will nichts, nur begleiten.“
20.03.2013 | Dass Martina Weber weiß wovon sie redet, wenn sie über Lyrik spricht, beweist sie seit über zehn Jahren. Und dass sie die Ratschläge, die sie erteilt, selbst beherzigt, auch. Man solle sich Zeit lassen mit dem ersten Lyrikband, die Gedichte (und sich selbst) reifen lassen, empfiehlt sie in ihrem, inzwischen in der dritten Auflage ...
Von Glücksfäden und Lebenslinien. Luc Bondys nuancenreiche Lyrik
19.03.2013 | Schon seit mehreren Jahren bewegt sich der bekannte Regisseur auf Wegen abseits des Theaters. Nun hat er nach einem Erzählband und einem Roman seinen ersten Lyrikband vorgelegt und es ist erstaunlich, wie er auf Anhieb einen ganz eigenen lyrischen Ton getroffen hat. „Ich lauf deinen Himmelsrillen ...
Von der schwierigen Kunst der einfachen Sätze
18.03.2013 | Für Gottfried Benn war es ein sicheres Erkennungszeichen für die Zweitklassigkeit eines Dichters, wenn dieser vor allem Liebesgedichte produzierte. Bei aller Wertschätzung für aphoristische Zuspitzung: Es ist nur eine von vielen apodiktischen Maßgaben des Meisters, ...
Gerne tot gesehen - Salman Rushdie hat ein Buch über die Fatwa-Jahre geschrieben
17.03.2013 | Salman Rushdie polarisiert. Das war schon bei seinen früheren Büchern so, und daran hat sich nichts geändert. Das gilt auch für sein neues Werk, ein autobiografisches Buch über die Fatwa-Jahre, das im Kern die Zeitspanne von Februar 1989 bis zu den Angriffen auf die Twin Towers im September 2001 umfasst. ...
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