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Bücher & Themen Artikel online seit 09.05.14 |
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Als sorgfältig recherchierter Bildband hätte diese Publikation des Innsbrucker Tyrolia-Verlages durchaus eine Ergänzung zu Manfred Rauchensteiners »Tod des Doppeladlers« sein können. Doch schon die Sichtung der meist nichtssagenden Bildunterschriften sorgt für Ernüchterung. So steht etwa unter einer Abbildung von Ulanen nur der schlichte Kommentar: »Österreichische Offiziere begrüßen sich«. Das legt allein schon der Augenschein nahe, doch vielleicht hätte man noch sagen können, wann und wo die Aufnahme entstanden ist. Kein Einzelfall. Ob für diese Nachlässigkeiten der Verfasser und politische Journalist Hans Magenschab allein verantwortlich ist, bleibt offen. Leider wirkt auch sein Haupttext wenig präzise, oft sprunghaft und klischeebeladen. So schreibt etwa Magenschab über die Stimmung in der Donaumonarchie vor Kriegsausbruch reichlich nebulös: »Die Spirale drehte sich jedenfalls daher immer schneller und erregte die ordnungsliebenden Österreicher mehr und mehr.« Derartig dürftige Sätze tauchen zu oft in seinem Buch auf. Der sprunghafte und rastlose Deutsche Kaiser wiederum habe nicht nur das eigene Volk und ganz Europa mit seinen Aussprüchen irritiert, sondern sei auch ein »rabiater Antisemit« gewesen, »dessen Hasskaskaden sich von jenen des späteren Adolf H. (sic) kaum unterschieden.« Man mag es Magenschab noch am ehesten nachsehen, dass er die untergehende Doppelmonarchie und ihre Vertreter fast schon sentimental in einem milden Abendlicht präsentiert, während er ihren deutschen Verbündeten gern als »aristokratischen Kriegerstaat« bezeichnet. Gern wirft der Verfasser Fragen auf, die er dann aber selten beantwortet. Stattdessen widmet er sich meist noch im selben Abschnitt einem anderen Thema, ohne allerdings auch das wirklich zu Ende zu führen. Viele Aussagen sind auch einfach falsch, wenn er etwa behauptet, dass die Persönlichkeit und Politik Wilhelms II. mitentscheidend dafür gewesen seien, dass sich die Spannungen in Europa in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg mehr und mehr verschärften. Sorgten dafür aber nicht eher die 2. Marokkokrise von 1911 sowie die staatsrechtliche Annexion Bosnien-Herzegowinas im Jahre 1908? War es tatsächlich das vorrangige Ziel des russischen Generalstabs, von Warschau nach Berlin durchzumarschieren? Magenschab unterschlägt hier, dass sich die russische Heeresleitung während des gesamten Krieges nie wirklich entscheiden konnte, wen von den Mittelmächten sie als Hauptgegner betrachten sollte. Seiner Behauptung, dass allein die Österreicher das deutsche Ostheer und Berlin gerettet und dafür einen aberwitzigen Blutzoll geleistet hätten, mag man auch bei wohlwollenster Betrachtung nicht zustimmen mögen, selbst wenn Magenschab vollmundig von »historisch unwiderlegbaren Tatsachen« spricht. Quellen, die diese und andere mutige Behauptungen belegen könnten, wie etwa die, dass die erfolgreiche Durchbruchsschlacht von Tarnow-Gorlice im Mai 1915 die Idee des k.u.k. Generalstabschefs Conrad v. Hötzendorf gewesen sei, werden jedoch nicht genannt. Dass auch brauchbare Karten im Band fehlen, sei hier nur am Rande erwähnt. Mit jeder Seite schwindet schließlich die Hoffnung des Lesers, aus Magenschabs zusammen geschusterten Meinungen und halbverdauten historiographischen Versatzstücken überhaupt noch etwas Brauchbares destillieren zu können. Nirgendwo findet sich eine halbwegs originale Einsicht oder wenigstens ein gelungenes Porträts eines der Protagonisten.
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Hans
Magenschab |
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